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Mehrfach sprang bei der kürzlich beendeten Weltmeisterschaft im ersten Zug der weiße Springer nach f3. Der spannende Kampf zwischen dem neuen Weltmeister Gukesh Dommaraju und dem entthronten Champion Ding Liren zeigte, wie schnell Schwarz in der Reti-Eröffnung ins Grübeln und in Nachteil geraten kann.
Wer auf der Suche nach einem vielseitigen und strategischen Eröffnungsrepertoire mit bemerkenswerten taktischen Finessen ist, macht mit Felix Blohbergers Fritz Trainer alles richtig: Bei seinen kreativen Varianten kommt es nicht auf das Auswendiglernen endloser Varianten an.
Mit solchen frühen Überraschungen – wie sie Felix Blohberger hier schon in der Einführung andeutet – rechnet man im Reti nicht unbedingt.
Vielmehr öffnet er seine wertvolle und praxiserprobte Eröffnungsschatulle und zeigt ein komplettes Großmeister-Eröffnungsrepertoire für Weiß, das sich um den flexiblen Zug 1.Sf3 und die Vermeidung endloser Theorievarianten dreht, wie Blohberger erklärt: „Mir geht es um die Vermittlung von Strukturen, Plänen und Ideen statt um das Lernen langer Enginevarianten.“
Im Interview mit Arne Kähler geht er ausführlich auf sein Konzept ein.
Der Kurs ist zweigeteilt und behandelt Systeme mit 1.Sf3 und zumeist mit g3. Teil eins behandelt die schwarzen Fianchettosystem mit …b7 und …g7, sprich Indische Aufbauten bzw. die Moderne Verteidigung und einige weitere Ideen. Teil 2 widmet sich ausführlich den klassischen Systemen, die auf einer schnellen Besetzung des Zentrums durch die schwarzen Bauern basieren.
In diesem Kurs bespricht der österreichische Nationalspieler die schwarzen Fianchettosysteme Königsindisch, Grünfeld-Indisch, Damenindisch, den Igel-Aufbau, die Moderne Verteidigung und das doppelte Fianchetto sowie die Maroczy-Verteidigung, die Holländische Verteidigung und die häufigsten Nebenvarianten.
Viele Varianten darunter sind Eröffnungen, die bis auf Topniveau häufig aufs Brett kommen und dementsprechend erforscht sind. Doch Blohberger schlägt schnell Seitenpfade, die der Einfachheit halber oft auf dem Zug Te1 statt auf dem populäreren c4 basieren, um die umfangreich vorhandene Theorie zu umgehen.
In Kapitel 2.1 nimmt sich Blohberger die königsindischen (und altindischen) Aufbauten von Schwarz vor. Hier ist es erstaunlich und sehr lehrreich, wann Weiß jeweils den d-Bauern auf e5 oder c5 abtauschen sollte, um in eine vielversprechende Stellung zu kommen und jeglichem schwarzem Gegenspiel frühzeitig die Kraft zu nehmen.
„Ich war selbst erstaunt, wie gut Weiß hier schon steht“, erklärt der österreichische Nationalspieler und zeigt, wie Schwarz vor große Probleme gestellt werden kann.
Da der grünfeldindische Aufbau von Schwarz gegen die Reti-Eröffnung ebenfalls sehr populär und etwas komplexer ist, widmet sich der umfangreichste Abschnitt diesen Varianten und Kapitel 3 ist daher mit rund 70 Minuten Videospielzeit das längste des ersten Teils des Videokurses: Zunächst entkräftet der Autor die Nebenvarianten oder führt diese per Zugumstellung in seine Hauptvariante über.
Videobeispiel: Grünfeld – Nebenvarianten
Die Hauptvariante beschäftigt sich mit der schwierigen Aufgabe, Vorteile gegen den grünfeldindischen Aufbau mit …g6, …Lg7 und …d5 zu erreichen. „Ich bin sehr froh mit dem System, das ich hier vorstelle. Es läuft immer noch unter dem Radar vieler Schwarzspieler“, sagt Felix Blohberger zu seinem weißen System, das vielen schwarzen Remisabwicklungen ausweicht.
Der Weg zum Vorteil liegt laut Blohberger im nicht so bekannten 7.a4!? verborgen.
Dem fast halbstündigen Kapitel zur Hauptvariante folgen dann noch zwei Videos zur schwarzen Erwiderung 6…dxc4.
Nach diesem langen Grünfeldbereich zeigt das nächste Kapitel kurz und bündig, wie Weiß mit dem frühen Bauernvorstoß 2…b5 umgehen sollte. Darauf folgen dann wieder zwei ausführlichere Ausführungen zu allen Stellungen, die Schwarz durch das Anstreben von damenindischen oder Igelstrukturen erreichen kann, bzw. die durch das beidseitige Fianchettieren erreicht werden. Hier taucht dann auch die Idee mit Lh6 aus der Einführung wieder auf. Blohberger erklärt zudem viele einfache Wege in ein für Weiß bequemeres Mittelspiel mit der Perspektive auf ein Endspiel mit gefährlicher Bauernmehrheit auf dem Damenflügel.
In den abschließenden vier Abschnitten stellt Blohberger dann aussichtsreiche Spielweisen gegen die Moderne und die Unorthodoxen Verteidigungen sowie gegen den Maroczy- und den holländischen Aufbau vor.
Im zweiten Teil bespricht der österreichische Spitzenspieler die weißen Möglichkeiten, auf die klassischen Systeme, bei denen die Bauern mit 1...c5, 1...d5 im Zentrum platziert werden, zu reagieren. Neben der klassischen Variante mit …d5, …Sf6, …e6, …Le7 und …0-0 sind dies die Tarrasch-Verteidigung (klassisch und Dubov-Tarrasch) und das Triangel-System.
Hier ergeben sich weit mehr Abfolgen, als bei den Fianchetto-Systemen des ersten Teils. Weshalb hier neben einem Videobeispiel in der Einführung nur auf einige wenige weitere Beispiele eingegangen werden soll.
Das siebte Kapitel behandelt das brandaktuelle Dubov-Tarrasch-System. Was diese Variante vom klassischen Tarrasch unterscheidet, ist, dass der Läufer f8 nicht nach e7, sondern auf das aktivere Feld c5 entwickelt wird. Um auch hier schnell von ausgetretenen Pfaden abzuweichen schlägt Blohberger beispielsweise einen eher selten gespielten Abtausch der Springer auf c6 vor:
Die Antwort auf 8…Lc5 sollte laut Blohberger 9.Sxc6!? lauten und Schwarz mit diesem nicht üblichen Abtausch in unbekannte Gefilde führen, in denen es nicht auf Variantenlernen ankommt.
Gegen das Triangel-System mit dem schwarzen Bauerndreieck mit …d5, e6… und …c6 schlägt Blohberger Folgendes vor: „Wir fianchettieren beide Läufer und haben dank unserer flexiblen Zugfolge später die Möglichkeit, das Zentrum mit d3 gefolgt von e4 zu dominieren.“ Dies ermöglicht dem Weißspieler einige Varianten, die im Katalanischen mit d4 nicht zur Verfügung stehen. Vor allem aber verhindert er das typisch katalanische Gegenspiel mittels …b6 und …c5 gegen den weißen Zentrumsbauern auf d4.
Zum Abschluss und passend zum letzten Thema noch eine hübsche Partie von Fabiano Caruana:
Felix Blohberger gibt als aktiver Spieler erstaunlich tiefe und fundierte Einblick in sein Repertoire. Er zeigt dabei viele neue Ideen aus eröffnungstheoretischer Sicht. Anstatt auswendig gelernte forcierte Varianten zu rezitieren, legt er den Schwerpunkt auf ein fundiertes positionelles Verständnis und flexible Strukturen. Oft erreicht er durch geschickte Zugfolgen Übergänge zu bekannten, vorteilhaften Systemen zum Beispiel der Réti-Eröffnung oder der Englischen Eröffnung, oft begibt er sich aber auch auf von ihm erprobtes oder ganz neues Territorium. Egal wo man landet, er skizziert stets die Stellungsstruktur und die jeweils nötigen strategischen Pläne.
Das Blohberger-Repertoire für 1.Sf3 ist damit perfekt für Spieler, die strategisches Spiel und Flexibilität bevorzugen, anstatt sich lange, komplizierte Varianten zu merken. Zudem bietet es mit seinen über sieben Stunden Videolaufzeit und gut verständlichen Erklärungen alles, um dem Theoriewissen der Gegner effektiv auszuweichen und sich in bekannten Gefilden mit spürbaren Vorteilen zu bewegen.
Nicht zuletzt durch das umfangreiche Partienmaterial, durch die direkt in den Kapiteln integrierten Praxiseinheiten, die man gegen Fritz online absolvieren kann, und durch die Übungsaufgaben erlernt man Schritt für Schritt, eröffnungstypische Bauernstrukturen zu verstehen und die richtigen Figuren abzutauschen oder auf dem Brett zu behalten.
Ein perfekter Kurs für alle, die ihr Repertoire bereichern und sich lieber auf vertrautem Gebiet als in den Varianten des Gegners bewegen wollen.
Videolaufzeit: Teil 1: 3 Stunden 5 Minuten, Teil 2: 4 Stunden
Felix Blohberger ist nicht nur Großmeister – er ist auch mehrfacher österreichischer Staatsmeister und eine feste Größe in der österreichischen Nationalmannschaft. Mit nur 19 Jahren erlangte er den Titel des Großmeisters. Er bringt viel Erfahrung sowohl als Wettkampfspieler als auch als Sekundant von Spitzenspielern mit.
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