Loek van Wely spielt von New York aus
Neuer Modus beim Kuppenheimer Sparkassen-Cup
Von Hartmut Metz
Mindestens drei hochkarätige Schach-Großmeister werden beim Kuppenheimer
Zwölf-Stunden-Blitzturnier am Start sein: Neben Titelverteidiger Loek van Wely
meldeten der Russe Wladimir Epischin und der Franzose Christian Bauer für den
17. Sparkassen-Cup, der traditionell am Freitag um 20 Uhr (Anmeldeschluss 19.30
Uhr) in der Wörtelhalle beginnt. Weitere Großmeister wie der Lette Normunds
Miezis und der Kuppenheimer Rekordsieger Klaus Bischoff erwägen ebenso einen
Start. Das deutet darauf hin, dass mehr Großmeister denn je in Kuppenheim
antreten.
Der Niederländer van Wely zählte nicht nur
bereits zu den Top Ten. Der aktuelle Weltranglisten-22. (2687 Elo) besticht
durch seinen unternehmungslustigen Stil und gehört im Blitz zu den Allerbesten
im Internet. „King Loek“, wie sich der Tilburger im weltweiten Web
selbstironisch nennt, garantiert aber neben sportlicher Klasse auch beste
Unterhaltung. Loek van Wely ist für seine coolen Sprüche bekannt. „Quick Loek“
wäre zwar mit seinen schnellen Autos, die er zum Verdruss seiner Ehefrau liebt,
aber auch schon manches davon zerlegt hat, rasch in Kuppenheim – doch weil er
nach einem Turnier noch in den USA weilt, tritt der 32-Jährige online an. Die
rund 55 Duelle, die er zwischen 20 und 8 Uhr von einem Internet-Cafe in New York
aus zu spielen gedenkt, sind live auf dem Fritz-Server von ChessBase zu
verfolgen. Zufrieden stellt „König Loek“ fest, dass er damit die Nacht in
Kuppenheim zum Tag für sich in New York macht – und deswegen weniger
Ermüdungserscheinungen haben dürfte.
Zu seinen Hauptrivalen werden der Weltranglisten-57. Bauer (2640 Elo) und
Epischin zählen. Der Weimarer liegt zwar derzeit mit 2605 Elo knapp außerhalb
der Top 100, der ehemalige Weltranglistenzehnte ist im Blitz jedoch stets zu
beachten. Das bewies Epischin auch schon mit zwei Siegen beim Sparkassen-Cup. Im
Vorjahr wurde er Dritter. Zu den herausragenden Teilnehmern in Kuppenheim zählt
überdies Nationalspieler Klaus Bischoff. Der Rekordsieger und Vorjahreszweite
heimste bereits sechs Mal die Siegprämie in Höhe von 1.000 Euro (beinhaltet ein
ChessBase-Softwarepaket im Wert von 359 Euro) ein. Außerdem hat sich der sehr
starke Internationale Meister Manik Mikulas (2495 Elo) angemeldet. Der
Gesamtpreisfonds dürfte wie gewohnt bei rund 4.000 Euro liegen. Für
Vereinsmannschaften mit mindestens vier Spielern gibt es eine Sonderwertung.
Dank dem dritten Sponsor neben der Sparkasse und ChessBase, dem Schweizer Verlag
Edition Olms, warten auch viele Buchpreise auf die Amateure.
Bisher sah van Wely seinen Sieg beim Zwölf-Stunden-Blitz nur durch seine hübsche
Gattin Marion gefährdet: „Wenn sie mich ablenkt, haben die anderen eine Chance“,
scherzte der niederländische Schachstar und fürchtete, dass sein Preisgeld vom
weiblichen Haushaltsvorstand sofort in „Kleider“ umgesetzt wird – oder es nach
seinem Abstecher am Wochenanfang nach Las Vegas selbst dringend benötigt ... Um
den Kampf um Platz eins noch etwas spannender zu machen, plädierte der Porzer
Bundesligaspieler schon im Vorjahr für einen neuen Modus. „Der Online-Spieler
sitzt bequem daheim und ist im Vorteil“, räumte van Wely 2004 nach seinem Erfolg
ein.
Auch in den zwei Jahren zuvor hatte mit dem Briten Luke McShane der
Online-Teilnehmer die Nase vorn. Daher wird es jetzt gegen 7.30 Uhr ein
Halbfinale der vier Besten geben. Der Erstplatzierte trifft auf die Nummer vier
nach etwa 50 Runden, der Zweite bekommt es mit dem Dritten in zwei Partien zu
tun. Sollte es danach 1:1 stehen, entscheidet die nächste Gewinnpartie. Im
Finale gilt derselbe Modus. Somit können die Asse vor Ort selbst ihr Schicksal
in die Hand nehmen und den Vorteil für van Wely minimieren. Die Play-off-Spiele
beim Sparkassen-Cup bescheren überdies den Zuschauern im Internet auf dem
Fritz-Server zusätzliche Spannung.
Die zweite Neuerung betrifft das Frühstücksbüffet. In den Vorjahren wollten
immer mehr Teilnehmer nicht darauf warten, sondern sich nach zwölf harten
Stunden lieber auf den Heimweg begeben. Dem trägt die Rochade Kuppenheim
Rechnung: Das Frühstücksbüffet entfällt nun erstmals bei der 17. Auflage. Dafür
sinkt das Startgeld um fünf auf 20 Euro.
Infos: www.RochadeKuppenheim.de