3. Mädchen- und Frauenkongress

von Melanie Ohme
26.09.2014 – Mädchen und Frauen sind beim Schach, besonders in Deutschland, klar unterrepräsentiert. Beim 3. Mädchen- und Frauenkongress, der Anfang September in Kassel stattfand, wurde über die Ursachen gesprochen und darüber nachgedacht, wie man den Anteil weiblicher Spieler erhöhen kann. Melanie Ohme, Mädchenreferentin der DSJ, berichtet. Mehr...

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Schach ist (auch) ein Sport für Mädchen!

3. Mädchen- und Frauenschachkongress vom 05.-07. September in Kassel

 

„Mädchen wollen denken!“ Das ist die erste Antwort, die auf die Einstiegsfrage beim Mädchen- und Frauenschachkongress „Warum ist Schach auch ein Sport für Mädchen?“ gegeben wird. Zustimmendes Gemurmel. Außerdem haben sie die Chance, Rollenbilder zu durchbrechen, sich in einer Männerdomäne durchzusetzen und ihr Selbstbewusstsein mit Schach zu stärken. Weitere Wortmeldungen beziehen sich auf die gute Stimmung im Verein, den Zusammenhalt im Team und die vielen neuen Freundschaften, die entstehen können. Und natürlich ist Schach an sich einfach faszinierend, facettenreich und unglaublich spannend. Nach der Diskussion am Freitag sind sich alle einig: Schach ist nicht nur ein toller Sport für Jungs, sondern eben auch für Mädchen.

 

Gender und Mathematik

Aber warum spielen dann trotzdem verhältnismäßig wenig Mädchen Schach? Und wie kann man den Anteil weiblicher Schachspieler erhöhen? Mit diesen und weiteren Fragen setzten sich die 34 Teilnehmer und Teilnehmerinnen des diesjährigen Mädchen- und Frauenschachkongress an den beiden folgenden Tagen auseinander. Samstagvormittag konnten sich die Teilnehmer/innen zwischen den Modulen „Gender und Psychologie“ und „Gender und Mathematik“ entscheiden. In dem Psychologie-Baustein erarbeite die Gruppe um Ekaterina Jussupow Vorurteile und Rollenbilder im Schach sowie deren Auswirkungen auf Schachspielerinnen. Zeitgleich referierte Karsten Bertram über Geschlechterunterschiede in den Bereichen Mathematik und Physik. Der Erkenntnistransfer auf die Situation im Schach lieferte wertvolle Hinweise zur Verbesserung des Schachunterrichts mit Mädchen.
 

Gender und Psychologie

Anschließend wurde in einer Podiumsdiskussion mit DSJ-Vorstandsmitglied Sonja Klotz und der offiziellen Ansprechpartnerin Ekaterina Jussupow die Prävention und Bekämpfung sexualisierter Gewalt thematisiert. Es wurde der beste Umgang mit Verdachtsfällen sowie die Vor- und Nachteile des erweiterten Führungszeugnisses diskutiert.

Podiumsdiskussion zum Thema „Sexualisierte Gewalt“

Nach dem Mittagessen wurden parallel die Module „Cross Media Marketing“, „Mädchenförderung in gemischten Trainingsgruppen“ und „Motivation von Mädchen“ angeboten. Andrea Schmidbauer bereicherte den Kongress nicht nur durch ihre Expertise in den Bereichen Marketing und Öffentlichkeitsarbeit, sie konnte als Frauen- und Mädchenbeauftragte des Österreichischen Schachbundes und Genderbeauftragte im Sport der österreichischen Regierung auch viele Anregungen zum Thema Mädchenschach aus dem Nachbarland liefern. Burkhard Starke berichtete von seinen zahlreichen Erfahrungen mit gemischten Trainingsgruppen in den Bereichen Schulschach, Vereinstraining und Leistungssport, und ich widmete mich in meinem Beitrag den theoretischen und praktischen Aspekten der Motivation von Mädchen.

Gruppenarbeit zur Motivation von Mädchen

Abends kamen dann alle Teilnehmer/innen zum „Markt der Möglichkeiten“ zusammen, wo verschiedene Vereine ihre Mädchenschachprojekte mittels einer kleinen Präsentation vorstellen konnten. Allen voran der Neumarkter SK, der bereits seit vielen Jahren vorbildhafte Mädchenarbeit betreibt. Tolle Beiträge lieferten auch der SK Lehrte über die Durchführung von GirlsCamps sowie Stefan Kewe über das Speller Mädchenturnier. Ein besonderes Highlight stellte die Präsentation von Patrice Berger dar, der extra aus Frankreich angereist war und über die dortige Mädchen- und Frauenarbeit berichtete.

Markt der Möglichkeiten: Patrice Berger aus Frankreich (links) und der SK Neumarkt (rechts)

Am Sonntag wurden die Teilnehmer/innen von Andrea Schmidbauer über die Situation und Projekte in Österreich informiert. Dort wurde erst vor kurzem eine Damenliga eingeführt – mit Andrea als Gründerin und Leiterin. Zeitgleich fand ein Treffen der Landesreferenten für Mädchenschach statt. Obwohl dieses Jahr leider nur wenige Länder vertreten waren, soll ein solches Treffen auch im Rahmen des nächsten Kongresses stattfinden, um eine landesübergreifende Vernetzung anzuregen und auszubauen.

Zum Abschluss des Kongresses wurden noch die aktuellen Mädchenschachprojekte der DSJ vorgestellt. Neben dem Mädchen- und Frauenschachkongress sind das vor allem die Mädchenbetreuerinnenausbildung, das Mädchenschachpatent und die Mädchenaktionswochen, die nächstes Jahr erstmalig stattfinden sollen.


In einer abschließenden Feedbackrunde wurden fast ausschließlich positive Rückmeldungen gegeben… mal schauen, was die Auswertung der schriftlichen Feedbackbögen ergibt ;-) . Mir hat der Kongress auf jeden Fall unglaublich viel Spaß gemacht und ich freue mich schon sehr auf nächstes Jahr!

 

Melanie Ohme
Mädchenreferentin der DSJ

 

Interview mit Melanie Ohme zum Thema Mädchenschach in der Zeit...

Melanie Ohmes Webseite mit aktuellen Berichten...

 

 


Melanie Ohme, 1990 in Leipzig geboren, lernte mit vier Jahren Schach, ist seit 2009 Internationale Meisterin der Frauen (WIM) und seit 2012 Internationale Großmeisterin der Frauen (WGM). Sie gewann mehrfach die deutsche Jugendmeisterschaften der Mädchen und hat als Nationalspielerin die Farben des Deutschen Schachbundes bei vielen Mannschaftsturnieren vertreten, darunter 2008, 2010, 2012 und 2014 bei vier Schacholympiaden.

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