Vor jeder Olympiade stellt sich die Frage, wer denn eigentlich Favorit ist. Und
wie bei jeder Olympiade lautet die Antwort auch dieses Mal: Russland. In Istanbul
startet Russland mit Vladimir Kramnik (2799), Sergey Karjakin (2779), Alexander
Grischuk (2763), Evgeny Tomashevsky (2730) und Dmitry Jakovenko (2736) mit fünf
Weltklassespielern, doch das allein garantiert noch keinen Sieg. Von 1992 bis
2002 hat Russland nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion sechs Mal in Folge die
Goldmedaille gewonnen, aber in den letzten vier Olympiaden waren die Ergebnisse
für das Schachland Nummer eins enttäuschend. Ein zweiter Platz 2004,
sechster Platz 2006, fünfter Platz 2008 und wieder nur Zweiter 2010, für
Russland ist das zu wenig und deshalb wird die russische Mannschaft in Istanbul
alles daran setzen, dieses Mal Gold zu gewinnen.
Auf Platz der Setzliste rangiert Titelverteidiger Ukraine, der mit Vasily Ivanchuk
(2764), Ruslan Ponomariov (2726), Alexander Moiseenko (2711), Andrey Volokitin
(2704) und Pavel Eljanov (2693) startet. Natürlich hat auch die Ukraine gute
Chancen auf die Goldmedaille, vor allem, wenn Vasily Ivanchuk eine Sternstunde
erwischt.
Ein weiterer Favorit ist Armenien, Goldmedaillengewinner in Turin 2006 und Dresden
2008. Armenien spielt mit Levon Aronian (2825), Sergei Movsesian (2695), Vladimir
Akopian (2697), Gabriel Sargissian (2679) und Tigran Petrosian (2657). Aronian,
die Nummer zwei der Weltrangliste, ist übrigens der Spieler mit der höchsten
Elo-Zahl in Istanbul, da Magnus Carlsen genau wie Vishy Anand in Istanbul nicht
dabei ist.
Die deutsche Mannschaft liegt mit Arkadij Naiditsch (2712), Igor Khenkin (2656),
Daniel Fridman (2653), Georg Meier (2648) und Jan Gustafsson (2610) auf Platz
14 der Setzliste, streben jedoch mindestens Platz 6 an.
Die deutsche Delegation. Vorne von links nach rechts: Daniel Fridman, Elena Levushkina,
Tatyana Melamed, Arkadij Naiditsch, Melanie Ohme, Marta Michna und Raj Tischbierek.
Hinten von links nach rechts: Uwe Bönsch, Igor Khenkin, Georg Meier, Peter
Heine Nielsen und Jan Gustafsson. Peter Heine Nielsen ist natürlich kein
Deutscher, sondern Däne, er begleitet die Mannschaft als Eröffnungstrainer.
Weitere Mitglieder der deutschen Delegation sind Elisabeth Pähtz, die deutsche
Nummer eins bei den Damen und Mikhail Prusikin, der die Damenmannschaft als Eröffnungstrainer
betreut.
Die deutschen Damen streben ebenfalls einen Platz unter den ersten sechs an, gesetzt
sind sie auf Rang neun. Was die Goldmedaille betrifft, so erwarten bei den Damen
alle einen Wettkampf zwischen Russland und China. China geht mit Hou Yifan (2599),
Zhao Xue (2549), Ju Wenjun (2528), Huang Quien (2449) und Ding Yixin (2424) an
den Start und kommen mit 2531 auf den höchsten Elo-Schnitt bei den Damen.
Und sie würden ihrer Favoritenrolle gerne gerecht werden, denn China gewann
bei den Damen von 1998 bis 2004 zwar vier Olympiaden in Folge, aber blieb seitdem
ohne Goldmedaille. 2006 holte die Ukraine Gold, 2008 Georgien und 2010 Russland.
Die russische Mannschaft mit Tatiana Kosintseva (2530), Valentina Gunina (2507),
Nadezhda Kosintseva (2524), Alexandra Kosteniuk (2489) und Natalia Pogonina (2448)
kommt auf einen Elo-Schnitt von 2513. Nominell liegen sie damit hinter der chinesischen
Mannschaft, aber dafür verfügen die russischen Spielerinnen über
mehr Erfahrung als das junge chinesische Team.
Bilder von der Eröffnungsveranstaltung
Fotos: Turnierseite
FIDE-Präsident Kirsan Ilyumzhinov bei seiner Eröffnungsansprache
Farbenfrohes Tanzspektakel bei der Eröffnungsfeier
Strenge Blicke gab es allerdings auch.
Aber es geht auch anders.