5. Europäische Senioren-Einzelmeisterschaft Bad Homburg
Mit 220 Teilnehmern erreichte die Senioren-Europameisterschaft einen Teilnehmerrekord.
Die Besetzung war hochkarätig. In der Spitze braucht sich das Turnier nicht
hinter der Senioren-WM 2004 in Halle zu verstecken. Mit GM Mark Tseitlin gewann
dann auch einer der Favoriten. Mit GM Nona Gaprindashvili war auch einer der
großen Namen des Weltschachs am Start. Mit dem 14. Platz von Hanna Erenska-Barlo
und dem 16. von Nona Gaprindashvili zeigten die Damen eine starke Vorstellung.
Es gab spannnendes Schach zu sehen und viele entschiedene Partien.
Blick in den Turniersaal
Ein großer Pluspunkt war der lichtdurchflutete und klimatisierte Turniersaal
im Kurhaus, der trotz hoher Außentemperaturen angenehme Spielbedingungen schuf.
Die Stadt Bad Homburg stellte über die Kur- und Kongreß GmbH die Räumlichkeiten
zur Verfügung und half effizient in kritischen Situationen. Der Chef vom 4-Sterne
Parkhotel Bad Homburg, Joachim Petry, der selbst mitspielte, sponserte 10 elegante
Zimmer mit Frühstück für die Spitzenspieler und unterstützte diese Europameisterschaft
vorbildlich. Vorbildliches Sponsoring leisteten auch die TaunusSparkasse und
die Bitburger Brauerei. Ohne diese großzügige Unterstützung so Otto Reimer,
1. Vorsitzender des SK Bad Homburg, wäre die Durchführung einer Meisterschaft
in dieser Dimension nicht möglich.
Im Rahmenprogramm wurden Ausflüge angeboten u.a. zur Saalburg (ein Römerkastell
des Limes), nach Frankfurt und Rüdesheim im Rheingau sowie Führungen in der
Spielbank, das besonders bei den Begleitern großen Anklang fand.
Gut ein Dutzend Helfer vom ausrichtenden Verein SK Bad Homburg 1927 e. V. sorgten
für einen reibungslosen Ablauf des Turniers. Große Unterstützung kam aus dem
benachbarten Oberursel ; der Vize-Seniorenwart des DSB Helmut Escher und seine
Frau Ursula engagierten sich sehr und trugen wesentlich zum Erfolg der abendlichen
Simultanturniere bei. Neben dem Simultanturnier mit Jessica Nill, das im Rahmen
der Werbung für die Schacholympiade in Dresden im Jahr 2008 stattfand, organisierte
der Schachklub Bad Homburg das Turnier "Jugend gegen Senioren", genauer
"Jugend gegen Weltmeister". Hier spielten mehr als 50 Jugendliche
gegen die Weltmeister Nona Gaprindashvili, Janis Klovans und Oleg Chernikov.
Gruppenbild Jugend und Senioren
Zum Turniergeschehen
Start: Runden 1 - 3
Wie bei offenen Turnieren mit Schweizer System typisch, stellt sich anfangs
die Frage, ob sich die Favoriten durchsetzen oder die Außenseiter erfolgreich
ein Bein stellen können. Einen Favoritensturz gab es nicht zu vermelden, lediglich
einige Remisen. 13 Spieler haben noch eine weiße Weste, darunter die ersten
6 der Setzliste und auch Nona Gaprindashvili.
Nona Gaprindashvili (rechts) bei ihrer Partie gegen Popovida.
Während des Turniers wurde ein attraktives Rahmenprogramm geboten. Am Montag
abend ging es in die Spielbank, die Mutter von Monte Carlo. Die Gebrüder Blanc
hatten sie Mitte des 19. Jahrhunderts gegründet. Als Bad Homburg 1866 an Preußen
fiel, wurde Glücksspiel verboten - und die Blancs gingen nach Monte Carlo und
so entstand die heute berühmteste Spielbank der Welt. Nach einem 4-Gänge-Menü
gab es eine Einführung in das Roulette und wer wollte, konnte anschließend selbst
sein Glück versuchen.
Runde 4
Die ersten Kurzremisen treten auf. Damit hat das Turnier wohl seinen Mittelteil
erreicht. Tseitlin, Murey und Donchenko führen nun verlustpunktfrei. Dabei besiegt
Tseitlin Gaprindashvili.
Nach den Partien gab es einen Busausflug zum Römerkastell Saalburg. 80 Teilnehmer
fanden sich gestern vor dem Kurhaus ein, um den Spuren der Römer zu folgen.
Durch weite Teile Süddeutschlands und auch durch Bad Homburg zieht sich der
römische Limes, die befestigte Grenze gegen die Einfälle germanischer Horden.
Erst wurde die Grenze durch Wachtürme in Sichtweite gesichert. Später kamen
Wall und Gräben hinzu. In größerem Abstand standen Kastelle. Ab 1897 wurde mit
Unterstützung des Kaisers Wilhelm II. eines dieser Kastelle rekonstruiert -
die Saalburg. Sie ist heute das einzige dieser Art.
Runde 5
Erstmalig sieht das Turnier einen alleinigen Spitzenreiter. Im Duell zweier
Favoriten setzt sich Tseitlin durch gegen Donchenko. Eine moderne russische
Verteidigung mit 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Sxe5 d6 4.Sc4 wird pointiert geführt. Es
kommt zum Damentausch und einem Endspiel mit Spiel auf verschiedenen Flügeln,
in dem Weiß die Oberhand behält. Mit 5 aus 5 hat Tseitlin den Grundstein für
einen möglichen Sieg gelegt, zumal die Verfolgerduelle Blechzin - Murey und
Klovans - Spassov reimis enden.
Die Simultantournee im Vorfeld der Schacholympiade Dresden ist zu Gast in der
Kurstadt. Trotz des Fußball-Confederation-Cups kamen viele Schachentusiasten.
Jessica Nill, gerade zurück von der Dameneuropameisterschaft, wo sie als zweitbeste
Deutsche erfolgreich abschnitt, spielte an 20 Brettern. Die deutsche Meisterin
von 2001 zeigte sich in guter Form. Nur Wolfram Schneider aus Bad Homburg konnte
gewinnen. Resultat: +12=7-1.
Jessica Nill: Konzentriert beim Simultan
Runde 6
Langsam gelangt das Turnier in seine entscheidende Phase, erkennbar daran dass
die 4 ersten Bretter allesamt Kurzremisen schoben. Dies gibt dem Verfolgerfeld
Gelegenheit aufzuschließen. Hinter Tseitlin mit 5,5/6 liegen jetzt 7 Spieler
mit 5 Punkten auf der Lauer.
Am Abend hatte die Jugend Gelegenheit gegen Stars des Turniers ihr Können auf
die Probe zu stellen. Nona Gaprindashvili, Janis Klovans und Oleg Chernikov
spielten gegen annähernd 60 Jugendliche. Auch die für die Betreuer waren noch
einige Plätze da. Für Remisen und natürlich Siege gab es Preise, die von Chessbase
dankenswerter Weise gestiftet wurden. Dem 11-jährigen Schüler Jakob Adam der
Schachabteilung des Frankfurter TV 1860 gelang es sogar Nona Gaprindashvili
niederzuringen und ihr den vollen Punkt abzunehmen. Fünf weitere Mal und zwar
gegen Lars Meier aus Ronneburg, Nino Beleguri aus Frankfurt, Hagen Poetsch aus
Schöneck, Gerhard Jung aus Eltville und Daniel Nöller aus Bochum mussten die
Großmeister anerkennen, dass sie die Partie nicht gewinnen würden und ins Remis
einwilligen.
Runde 7
Der führende Spieler Mark Tseitlin konnte mit einem Sieg seine Führung festigen.
Von den Verfolgern konnte nur Jacob Murey gewinnen, während die anderen remisierten.
Damit führt Tseitlin alleine mit 6,5 Punkten vor Murey mit 6 Punkten und weiteren
Spielern mit 5,5 Punkten.
Die russischsprachigen Teilnehmer waren bei der Bad Homburger deutsch-russischen
Brücke zu einem unterhaltsamen Abend eingeladen. Dieser Verein fördert den Dialog
zwischen Deutschen und Russen. U.a. bietet er Russischkurse an und organisiert
in der Partnerstadt Peterhof Deutschkurse und eine Armenküche.
Runde 8
Von den ersten drei Brettern machten als erste Donchenko - Murey remis, später
auch Bukal - Arkhangelski. Damit war Tseitlin in der angenehmen Situation zu
entscheiden, ob er auf Sieg spielen oder die Führung absichern will. Eine halbe
Stunde bot Klovans remis, das Tseitlin akzeptierte.
Chancen haben jetzt noch Tseitlin (7 Punkte), Murey (6,5) und Spassov (6,5),
nachdem in der Finalrunde Tseitlin - Spassov spielen. Obwohl Tseitlin das Turnier
dominierte, hat Murey die bessere Buchholz. Spassov hat die Chance im direkten
Duell, Tseitlin zu überflügeln. Wenn Tseitlin remisiert, besteht die Gefahr
dass er noch von Murey abgefangen wird.
Schlußrunde
Bei den Männern wich die Spannung bald, als Murey mit Uhlmann remisierte.
Murey (mit Weiß) gegen Uhlmann
Was Wunder, dass binnen 5 Minuten Tseitlin gegen Spassov folgte. Ein verdienter
Sieg für Tseitlin, der das ganze Turnier führte und seinen Titel überzeugend
verteidigte.
Mark Tseitlin: Senioreneuropameister 2004 und 2005
Klovans mußte kämpfen. Die Partie war lange in der Schwebe, bis er die Figur
zurückgewann. Damit gelang ihm noch der zweite Platz.
Spannung bei den Damen, wo Nona Gaprindashvili mit 0,5 Punkten vor Hanna Erenska-Barlo
führte, die gegen den Elofavoriten Igor Blechzin spielen mußte.
Konkurrentinnen um den Titel der Senioren-Europameisterin: Hanna Erenska-Barlo
und Nona Gaprindashvili
Davon war sie wenig beeindruckt und siegte! Gaprindashvili hatte ein couragiertes
Turnier gespielt - und jetzt mußte sie durch die Niederlage gegen Vladimir Bukal
mit dem für sie ungeliebten zweiten Platz vorliebnehmen. Mit den Plätzen 12
und 14 der Gesamtwertung spielten die Damen ein sehr starkes Turnier.
Siegerehrung der Männer...
...und Siegerehrung der Frauen.