5. Europameisterschaft der Senioren in Bad Homburg

von ChessBase
18.07.2005 – Vom 25. Juni bis zum 3. Juli fand in Bad Homburg die Europameisterschaft der Senioren statt. Damen und Herren spielten in einem Turnier, wurden jedoch getrennt gewertet. Die Schirmherrschaft des Turniers übernahm Innenminister Otto Schily, der von "einem Vertrauensbeweis für den Schachstandort Deutschland" sprach, da gerade erst im Februar in Dresden die besten Seniorenmannschaften Europas ermittelt wurden. Otto Reimer verrät, wer in Bad Homburg erfolgreich war.TurnierseiteZum Bericht...

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5. Europäische Senioren-Einzelmeisterschaft Bad Homburg

Mit 220 Teilnehmern erreichte die Senioren-Europameisterschaft einen Teilnehmerrekord. Die Besetzung war hochkarätig. In der Spitze braucht sich das Turnier nicht hinter der Senioren-WM 2004 in Halle zu verstecken. Mit GM Mark Tseitlin gewann dann auch einer der Favoriten. Mit GM Nona Gaprindashvili war auch einer der großen Namen des Weltschachs am Start. Mit dem 14. Platz von Hanna Erenska-Barlo und dem 16. von Nona Gaprindashvili zeigten die Damen eine starke Vorstellung. Es gab spannnendes Schach zu sehen und viele entschiedene Partien.


Blick in den Turniersaal

Ein großer Pluspunkt war der lichtdurchflutete und klimatisierte Turniersaal im Kurhaus, der trotz hoher Außentemperaturen angenehme Spielbedingungen schuf. Die Stadt Bad Homburg stellte über die Kur- und Kongreß GmbH die Räumlichkeiten zur Verfügung und half effizient in kritischen Situationen. Der Chef vom 4-Sterne Parkhotel Bad Homburg, Joachim Petry, der selbst mitspielte, sponserte 10 elegante Zimmer mit Frühstück für die Spitzenspieler und unterstützte diese Europameisterschaft vorbildlich. Vorbildliches Sponsoring leisteten auch die TaunusSparkasse und die Bitburger Brauerei. Ohne diese großzügige Unterstützung so Otto Reimer, 1. Vorsitzender des SK Bad Homburg, wäre die Durchführung einer Meisterschaft in dieser Dimension nicht möglich.

Im Rahmenprogramm wurden Ausflüge angeboten u.a. zur Saalburg (ein Römerkastell des Limes), nach Frankfurt und Rüdesheim im Rheingau sowie Führungen in der Spielbank, das besonders bei den Begleitern großen Anklang fand.
Gut ein Dutzend Helfer vom ausrichtenden Verein SK Bad Homburg 1927 e. V. sorgten für einen reibungslosen Ablauf des Turniers. Große Unterstützung kam aus dem benachbarten Oberursel ; der Vize-Seniorenwart des DSB Helmut Escher und seine Frau Ursula engagierten sich sehr und trugen wesentlich zum Erfolg der abendlichen Simultanturniere bei. Neben dem Simultanturnier mit Jessica Nill, das im Rahmen der Werbung für die Schacholympiade in Dresden im Jahr 2008 stattfand, organisierte der Schachklub Bad Homburg das Turnier "Jugend gegen Senioren", genauer "Jugend gegen Weltmeister". Hier spielten mehr als 50 Jugendliche gegen die Weltmeister Nona Gaprindashvili, Janis Klovans und Oleg Chernikov.


Gruppenbild Jugend und Senioren

Zum Turniergeschehen

Start: Runden 1 - 3
Wie bei offenen Turnieren mit Schweizer System typisch, stellt sich anfangs die Frage, ob sich die Favoriten durchsetzen oder die Außenseiter erfolgreich ein Bein stellen können. Einen Favoritensturz gab es nicht zu vermelden, lediglich einige Remisen. 13 Spieler haben noch eine weiße Weste, darunter die ersten 6 der Setzliste und auch Nona Gaprindashvili.


Nona Gaprindashvili (rechts) bei ihrer Partie gegen Popovida.

Während des Turniers wurde ein attraktives Rahmenprogramm geboten. Am Montag abend ging es in die Spielbank, die Mutter von Monte Carlo. Die Gebrüder Blanc hatten sie Mitte des 19. Jahrhunderts gegründet. Als Bad Homburg 1866 an Preußen fiel, wurde Glücksspiel verboten - und die  Blancs gingen nach Monte Carlo und so entstand die heute berühmteste Spielbank der Welt. Nach einem 4-Gänge-Menü gab es eine Einführung in das Roulette und wer wollte, konnte anschließend selbst sein Glück versuchen.

Runde 4
Die ersten Kurzremisen treten auf. Damit hat das Turnier wohl seinen Mittelteil erreicht. Tseitlin, Murey und Donchenko führen nun verlustpunktfrei. Dabei besiegt Tseitlin Gaprindashvili.
Nach den Partien gab es einen Busausflug zum Römerkastell Saalburg. 80 Teilnehmer fanden sich gestern vor dem Kurhaus ein, um den Spuren der Römer zu folgen. Durch weite Teile Süddeutschlands und auch durch Bad Homburg zieht sich der römische Limes, die befestigte Grenze gegen die Einfälle germanischer Horden. Erst wurde die Grenze durch Wachtürme in Sichtweite gesichert. Später kamen Wall und Gräben hinzu. In größerem Abstand standen Kastelle. Ab 1897 wurde mit Unterstützung des Kaisers Wilhelm II. eines dieser Kastelle rekonstruiert - die Saalburg. Sie ist heute das einzige dieser Art.

Runde 5
Erstmalig sieht das Turnier einen alleinigen Spitzenreiter. Im Duell zweier Favoriten setzt sich Tseitlin durch gegen Donchenko. Eine moderne russische  Verteidigung mit 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Sxe5 d6 4.Sc4 wird pointiert geführt. Es kommt zum Damentausch und einem Endspiel mit Spiel auf verschiedenen Flügeln, in dem Weiß die Oberhand behält. Mit 5 aus 5 hat Tseitlin den Grundstein für einen möglichen Sieg gelegt, zumal die Verfolgerduelle Blechzin - Murey und Klovans - Spassov reimis enden.
Die Simultantournee im Vorfeld der Schacholympiade Dresden ist zu Gast in der Kurstadt. Trotz des Fußball-Confederation-Cups kamen viele Schachentusiasten. Jessica Nill, gerade zurück von der Dameneuropameisterschaft, wo sie als zweitbeste Deutsche erfolgreich abschnitt, spielte an 20 Brettern. Die deutsche Meisterin von 2001 zeigte sich in guter Form. Nur Wolfram Schneider aus Bad Homburg konnte gewinnen. Resultat: +12=7-1.


Jessica Nill: Konzentriert beim Simultan

Runde 6
Langsam gelangt das Turnier in seine entscheidende Phase, erkennbar daran dass die 4 ersten Bretter allesamt Kurzremisen schoben. Dies gibt dem Verfolgerfeld Gelegenheit aufzuschließen. Hinter Tseitlin mit 5,5/6 liegen jetzt 7 Spieler mit 5 Punkten auf der Lauer.
Am Abend hatte die Jugend Gelegenheit gegen Stars des Turniers ihr Können auf die Probe zu stellen. Nona Gaprindashvili, Janis Klovans und Oleg Chernikov spielten gegen annähernd 60 Jugendliche. Auch die für die Betreuer waren noch einige Plätze da. Für Remisen und natürlich Siege gab es Preise, die von Chessbase dankenswerter Weise gestiftet wurden. Dem 11-jährigen Schüler Jakob Adam der Schachabteilung des  Frankfurter TV 1860 gelang es sogar Nona Gaprindashvili niederzuringen und ihr den vollen Punkt abzunehmen. Fünf weitere Mal und zwar gegen Lars Meier aus Ronneburg, Nino Beleguri aus Frankfurt, Hagen Poetsch aus Schöneck, Gerhard Jung aus Eltville und Daniel Nöller aus Bochum mussten die Großmeister anerkennen, dass sie die Partie nicht gewinnen würden und ins Remis einwilligen.

Runde 7
Der führende Spieler Mark Tseitlin konnte mit einem Sieg seine Führung festigen. Von den Verfolgern konnte nur Jacob Murey gewinnen, während die anderen remisierten. Damit führt Tseitlin alleine mit 6,5 Punkten vor Murey mit 6 Punkten und weiteren Spielern mit 5,5 Punkten.
Die russischsprachigen Teilnehmer waren bei der Bad Homburger deutsch-russischen Brücke zu einem unterhaltsamen Abend eingeladen. Dieser Verein fördert den Dialog zwischen Deutschen und Russen. U.a. bietet er Russischkurse an und organisiert in der Partnerstadt Peterhof Deutschkurse und eine Armenküche.

Runde 8
Von den ersten drei Brettern machten als erste Donchenko -  Murey remis, später auch Bukal - Arkhangelski. Damit war Tseitlin in der angenehmen Situation zu entscheiden, ob er auf Sieg spielen oder die Führung absichern will. Eine halbe Stunde bot Klovans remis, das Tseitlin akzeptierte.
Chancen haben jetzt noch Tseitlin (7 Punkte), Murey (6,5) und Spassov (6,5), nachdem in der Finalrunde Tseitlin - Spassov spielen. Obwohl Tseitlin das Turnier dominierte, hat Murey die bessere Buchholz. Spassov hat die Chance im direkten Duell, Tseitlin zu überflügeln. Wenn Tseitlin remisiert, besteht die Gefahr dass er noch von Murey abgefangen wird.

Schlußrunde
Bei den Männern wich die Spannung bald, als Murey mit Uhlmann remisierte.


Murey (mit Weiß) gegen Uhlmann

Was Wunder, dass binnen 5 Minuten Tseitlin gegen Spassov folgte. Ein verdienter Sieg für Tseitlin, der das ganze Turnier führte und seinen Titel überzeugend verteidigte.


Mark Tseitlin: Senioreneuropameister 2004 und 2005

Klovans mußte kämpfen. Die Partie war lange in der Schwebe, bis er die Figur zurückgewann. Damit gelang ihm noch der zweite Platz.
Spannung bei den Damen, wo Nona Gaprindashvili mit 0,5 Punkten vor Hanna Erenska-Barlo führte, die gegen den Elofavoriten Igor Blechzin spielen mußte.


Konkurrentinnen um den Titel der Senioren-Europameisterin: Hanna Erenska-Barlo und Nona Gaprindashvili

Davon war sie wenig beeindruckt und siegte! Gaprindashvili hatte ein couragiertes Turnier gespielt - und jetzt mußte sie durch die Niederlage gegen Vladimir Bukal mit dem für sie ungeliebten zweiten Platz vorliebnehmen. Mit den Plätzen 12 und 14 der Gesamtwertung spielten die Damen ein sehr starkes Turnier.


Siegerehrung der Männer...


...und Siegerehrung der Frauen.


Die ChessBase GmbH, mit Sitz in Hamburg, wurde 1987 gegründet und produziert Schachdatenbanken sowie Lehr- und Trainingskurse für Schachspieler. Seit 1997 veröffentlich ChessBase auf seiner Webseite aktuelle Nachrichten aus der Schachwelt. ChessBase News erscheint inzwischen in vier Sprachen und gilt weltweit als wichtigste Schachnachrichtenseite.

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