60 Jahre Dirk Poldauf

von André Schulz
16.09.2025 – Mit seinem vielen umfassenden Turnierberichten für die Zeitschrift Schach ist Dirk Poldauf seit über 30 Jahren eine der tragenden publizistischen Säulen im deutschen Schach. Heute feiert er seinen 60sten Geburtstag. | Foto: ChessBase India

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Am 16. September 1965 wurde Dirk Poldauf geboren. Sein Geburtsort ist Wolgast, aber eher durch einen Zufall, weil seine Mutter dort gerade ihre Schwester besuchte. Tatsächlich wohnte die Familie in Stralsund und dort wuchs Dirk Poldauf auf, mit seinen Eltern und seiner jüngeren Schwester Susanna, die sich in späteren Jahren als Musikwissenschaftlerin einen Namen machte, in der Emanuel-Lasker-Gesellschaft mitarbeitete und eine Biographie zu Philidor veröffentlichte.

Das Schachspiel lernte Dirk Poldauf einigermaßen spät, war dann aber bald in und mit der Schachabteilung von BSG Motor Stralsund sehr erfolgreich. Zweimal wurde er Jugendmeister der DDR. In den 1980er Jahren nahm Dirk Poldauf mit guten Ergebnissen an einigen Einladungsturnieren in der DDR teil, in Rostock, Ost-Berlin und in Erfurt, und spielte gegen Ende der 1980er Jahre auch bei einigen Offenen Turnieren in befreundeten sozialistischen Ländern mit, 1988 beim Kecskemet Open (Ungarn) und in Plovdiv (Bulgarien), 1989 beim Budapest Frühlings Open und beim Prag Open. 1989 wurde Dirk Poldauf zu einem Rundenturnier nach Lodz (Polen) und 1990 sogar nach Leningrad eingeladen.

1990 war das Jahr, in dem sich für die Menschen in der DDR, aber auch für die Menschen in anderen Ländern der Staaten des ehemaligen Warschauer Paktes die Lebensumstände dramatisch änderten. Im Februar 1990 war Dirk Poldauf noch einer der Teilnehmer der letzten DDR-Schachmeisterschaften, die von Raj Tischbierek und Thomas Pähtz gewonnen wurden. 

Das Schach in Deutschland wurde nach der "Wende" im wiedervereinigten Deutschland neu organisiert. Die beiden Schachverbände waren sogar mit die ersten Sportverbände in Deutschland, die die Einigung vollzogen, ziemlich geräuschlos und einvernehmlich.

Die größte Errungenschaft nach dem Fall der Mauer war für Schachturnierspieler die Möglichkeit, nun auch ins westliche Ausland zu reisen, um dort an Schachturnieren teilzunehmen. Eine große Anzahl von Spielern aus der DDR und aus Osteuropa reisten wie Dirk Poldauf noch 1990 zu einem großen Open nach Groningen. Im folgenden Jahr spielte Dirk Poldauf aber auch bei einem Runden in Podolsk, südlich von Moskau, mit, das von dem kürzlich verstorbenen Jacob Murey gewonnen wurde. Der einstige eiserne Vorhang war in alle Richtungen durchlässig geworden.

Dirk Poldauf spielte Anfang der 1990er Jahre nun in der Schach-Bundesliga für Empor Berlin. 1995 und 1996 wurde das Team mit seinen Stars Vladimir Kramnik und Alexei Shirov sogar Deutscher Mannschaftsmeister. Nachdem der Geldgeber ausgestiegen war, stieg Empor Berlin 1998 ab. Dirk Poldauf fand  bei den SF Neukölln, später in Schachfreunde Berlin umbenannt, eine neue schachliche Heimat in der Bundesliga. Eine Zeitlang war er zudem in der Österreichischen Bundesliga aktiv.

In den 1990er Jahren nahm Dirk Poldauf auch neben der Bundesliga an vielen Turnieren teil, beim Berliner Sommer, in Groningen, Genf, Hastings oder Budapest. 1997 spielte er sogar ein Open in der ägyptischen Hauptstadt Kairo mit. Einige Male war Dirk Poldauf Teilnehmer bei Turnieren der Dortmunder Schachtage. 1993 hatte die FIDE Dirk Poldauf den Titel Internationaler Meister verliehen.

Es sind aber gar nicht so sehr die schachlichen Erfolge, die Dirk Poldauf zu einer herausragenden Persönlichkeit des deutschen Schachlebens machen, sondern es ist sein publizistisches Wirken. Das DDR-Schach brachte unter anderem die Schachzeitrift "Schach" mit in die Wiedervereinigung ein. Das Heft war 1947 noch unter dem Namen Schach-Express von einem russischen Offizier gegründet worden, erschien anfangs zweimal im Monat, dann monatlich. Anfang der 1950er Jahre erhielt es seinen neuen Namen "Schach". 

Seit 1961 war der Fernschach-Weltmeister Horst Rittner der Herausgeber. Nach der Wende 1991 löste Raj Tischbierek Rittner ab und veröffentlichte das Heft, das lange im DDR-Sportverlag erschienen war, ab 1999 in seinem eigenen Exzelsior-Verlag. Dirk Poldauf war nach der Neuorganisation neben Sybille Heyme Mitarbeiter der ersten Stunde und kümmerte sich als Reporter und Redakteur um eine sehr umfassende und tiefgründige Berichterstattung von den großen Schachturnieren in der Welt.

Mit Harry Schaack und John Nunn in Wijk aan Zee (Fotos: André Schulz)

Dazu reiste Dirk Poldauf zu den Turnieren und sprach vor Ort mit den Beteiligten, Organisatoren und vor allem den Spielern und erfuhr so viele Details aus dem Hintergrund, die den Schachfreunden sonst verborgen geblieben wären. Hilfreich waren für Dirk Poldauf dabei seine Sprachkenntnisse. Neben Englisch spricht Poldauf auch Russisch und Spanisch. 

Durch seine ständige Präsenz bei allen großen Turnieren schloss Drik Poldauf Freundschaft mit vielen Topspielern, die ihm in Analysen und Interviews bereitwillige Rede und Antwort standen. 

Gespräch mit Boris Spasski (Foto: Gerhard Hund)

Dirk Poldauf machte seine Arbeit mit Herzblut und das merkte man seinen Reportagen stets an. Die umfassenden Turnierberichte machten die Zeitschrift Schach zu einem der renommiertesten Schachzeitschriften in Europa und in der Welt. 

Inzwischen hat Raj Tischbierk den Excelsior-Verlag mit der Zeitschrift Schach an die Chesstigers-Gruppe verkauft. Jonathan Carlstedt ist der neue Chefredakteur und Herausgeber. An der hohen Qualität des Heftes hat sich seitdem nichts geändert. Dafür sorgt auch Dirk Poldauf.

In einem Interview in Michael Busses Podcast "Schachgeflüster" plauderte Dirk Poldauf aus dem Nähkästchen.

Dirk Poldaufs kontinuierlich gute Arbeit hat sich auch bis Indien herumgesprochen. ChessBase India sprach ebenfalls mit dem bekannten Schachreporter.

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André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.