60 Jahre Rainer Knaak!
Rainer Knaak wurde am 16. März 1953 in Pasewalk geboren. Der Familienname ist
niederländischer Herkunft. Später zog die Familie in den Süden, aber nur knapp
300 Kilometer weit, nach Forst. Schach lernte Rainer Knaak von seinem Vater Hans
im Alter von fünf Jahren. Auch sein älterer Bruder Johannes spielte Schach, wenn
auch nicht ganz so erfolgreich. Bald zeigte sich Rainer Knaaks großes Talent und
er gewann als Jugendlicher mehrfach die DDR-Jugendmeisterschaft. Da er in Forst
keine idealen Trainingsbedingungen fand, zog er 1969 nach Leipzig um, wo er 1971
das Abitur machte. Von 1971 bis 1978 studierte er Mathematik und schloss mit
Diplom ab. Im gleichen Jahr erzielte er seine erste IM-Norm und spielte 1972 für
die DDR-Mannschaft bei der Schacholympiade in Skopje mit. Erst 1988 und 1990
folgten weitere Teilnahmen an der Schacholympiade. 1973 wurde Rainer Knaak
Internationaler Meister, 1975 Internationaler Großmeister. Fünfmal gewann er die Landesmeisterschaft der DDR: 1974, 1978, 1982, 1983 und 1984.
Der junge Rainer Knaak (Foto: Wikipedia)
Anfang der 1970er Jahre wurde in
der DDR beschlossen, nur die olympischen Kernsportarten besonders zu fördern.
Andere Sportarten, dazu gehörte auch Schach, wurden nicht mehr gefördert und die
betreffenden Sportler erhielten auch keine Erlaubnis, an Auslandsturnieren
teilzunehmen. Auch an Schacholympiaden nahm die DDR nicht mehr teil. Die
Schachspieler erfuhren davon praktisch erst, als die Schacholympiade in Nizza
ohne eine DDR-Mannschaft gespielt wurde. Für einen jungen aufstrebenden
Schachspieler, der Rainer Knaak Anfang der 1970er Jahre war, bedeutete dies
natürlich ein gewaltiges Hindernis für die persönliche Entwicklung. Dennoch
erzielte Knaak 1979 eine Elozahl von 2565, was in der damaligen Weltrangliste
Platz 25 bedeutete, also mit der heutigen Elo-Zahl von 2725 vergleichbar ist.
Rainer Knaak war einer der ersten Schachspieler aus dem Osten, der sich für das
neu entwickelte ChessBase-Programm interessierte. Er war dann auch der erste
ChessBase-Kunde in der DDR. Die Lieferung von Programm-oder Partiendisketten
erfolgte auf abenteuerlichen Wegen (Internet noch nicht erfunden!).
Blick über Oliver Reehs Schulter
Nach der Wende spielte Rainer Knaak zunächst für Porz, dann für Stadthagen und
schließlich für Werder Bremen in der Schachbundesliga. Besonders mit Werder
Bremen verband ihn lange ein fast familiäres Verhältnis. 2007 spielte er seine
letzte Bundesligapartie für Werder und half dann gelegentlich noch in der
Zweiten Bundesliga aus.
Schon bald nach der Wende begann Rainer Knaak für ChessBase zu arbeiten.
Er fertigte so genannte "Eröffnungs-Disketten" an, war an der Partiensammlung
beteiligt, die dann zur "Mega Database" führte und wurde schließlich
Chefredakteur vom ChessBase Magazin. Daneben ist er an vielen anderen
DVD-Veröffentlichungen beteiligt.
Mit Karsten Müller im ChessBase-Studio
Nicht immer war die Arbeit an ChessBase-Datenprodukten von Vorteil. So spielte
Knaak 1993 für Porz im Pokalhalbfinale gegen Markus Stangl. Stangl wählte die
Noteboom-Variante und Knaak hatte gerade eine Eröffnungsdiskette zu diesem Thema
bei ChessBase veröffentlicht. "Aha", dachte er. "Er kennt meine Diskette und hat
ein Loch in meinen Analysen gefunden." Knaak spielte gehemmt und verlor die
Partie. Wie sich später herausstellte, wusste Stangl natürlich nichts von der
Diskette und noch nicht einmal, dass Knaak irgend etwas mit ChessBase zu tun
hatte.
Als interessierter Beobachter einer Partie seiner Kollegen Schulz und Giehring
Wie sehr Rainer Knaak Schachspieler ist, mag auch folgende Episode verdeutlichen
(Ich hoffe es, es ist nicht zu indiskret, wenn ich sie hier weitererzähle.):
1978 nahm Rainer Knaak an der DDR-Meisterschaft in Eggesin teil und gewann. Am
gleichen Tag wurde ihm ein Telegramm (Für die jüngeren Leser: das ist eine SMS,
die man auf Papier bekommt) von zuhause überreicht. "Komisch", dachte Rainer
Knaak, "woher wissen die denn schon, dass ich gewonnen habe?" Tatsächlich wurde
ihm aber die Geburt seines zweiten Kindes gemeldet. Bei seiner Abreise zur
DDR-Meisterschaft war seine Frau schon hochschwanger gewesen.
Auf der Seite des Schachbundes hat Uwe Bönsch eine nette Laudatio
veröffentlicht.
André Schulz
Laudatio von Uwe Bönsch
beim Schachbund...