75 Jahre Lev Gutman

von André Schulz
26.09.2020 – Heute feiert Lev Gutman seinen 75sten Geburtstag. Der gebürtige Lette kam in den 1980er Jahren nach Deutschland und machte sich als Spieler, Trainer, Eröffnungstheoretiker und Autor einen Namen. Wir gratulieren ganz herzlich! | Fotos: Georgios Souleidis

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Lev Gutman wurde am 26. September 1945 in Riga geboren. Von 1970 bis 1979 war er Trainer im Zentralschachklub von Lettland. 1972 gewann Lev Gutman die Meisterschaft der Lettischen Sowjetrepublik. 1980 emigrierte er aus der UdSSR und lebte dann in Israel. 1982 und 1984 spielte der in der israelischen Nationalmannschaft bei den Schacholympiaden in Luzern und Thessaloniki am 3. Brett.

Er nahm an zahlreichen Turnieren, darunter besonders Open, teil und erreichte beim Berliner Sommer 1983 bei 270 Spielern den geteilten zweiten Platz hinter Vlastimil Hort. 1986 teilte Lev Gutman den ersten Platz beim Open in Lugano mit Viktor Kortschnoj, Nigel Short und James Plaskett. 1987 gewann Gutmann das Biel Open. Bei den Open von Bad Wörishofen belegte er 1994, 1998 und 2000 den zweiten Platz. 

1986, nach dem Open von Lugano, wurde Lev Gutman zum Großmeister ernannt. 

Zwischen 1990 und 1993 gewann Lev Gutman viermal hintereinander den Titel des Deutschen Schnellschachgroßmeisters.

 

Als Autor gab er mehrere Bücher heraus und war der letzte Redakteur des Schach-Archivs, eines Loseblatt-Periodikums, das im Rattmann-Verlag erschien. Für ChessBase hat Lev Gutman fleißig Partien analysiert. Die Mega Database enthält 266 von Lev Gutman kommentierte Partien.

Lev Gutman spielte für den SC Melle (Niedersachsen) und den SV Lingen. Mit Lingen stieg er in die erste Bundesliga auf. Der Verein zog die Mannschaft jedoch nach gutem Start noch während der Saison zurück. 

Anlässlich des Jubiläums gab es Gelegenheit zu einem kurzen Gespräch:

Herzlichen Glückwunsch zum 75. Geburtstag! Erzählen Sie ein bisschen über ihre Kindheit und Jugend in der Sowjetunion.

Was soll ich erzählen -es ist alles lange her. Mit 16 Jahren war ich in Riga der beste Kandidat Meister im Schach. Aber ich musste arbeiten und fing an zu studieren. Als ich dann beim Militär war, schaffte ich den Sprung zum Meister.

War das Leben als Bürger jüdischen Glaubens in der Sowjetunion schwierig?

Ich hatte damit in meiner Zeit in Lettland keinerlei Probleme.

Wann und wie haben Sie Schach gelernt?

Schach habe ich gelernt, als ich elf Jahre alt war. Mein Vater hat es mir beigebracht.

Warum haben Sie sich für Schach entschieden?

Der große lettische Schachtrainer Alexander Koblenz hatte großen Einfluss auf die Entscheidung.

Hatten Sie Vorbilder?

Mein  großes Vorbild war Mikhail Tal, der wie ich aus Riga stammte.

1980 sind Sie aus der Sowjetunion emigriert. Wie haben Sie das erreicht und was war der Grund für den Entschluss? 

Als starker Spieler durfte ich bei Turnieren im Ausland und dann wollte ich die Welt sehen.

Eine Zeitlang haben Sie in Israel gelebt und für Israel gespielt. Weshalb haben Sie sich für Deutschland als neues Heimatland entschieden?

Es gab bestimmte Probleme mit dem israelischen Verband. 

Wenn Sie vergleichen: Was sind die Unterschiede im Schachleben in der Sowjetunion, in Israel und in Deutschland?

Wenn ich es mit den anderen Ländern vergleiche: In Deutschland wird das Schach weniger respektiert und auch unterschätzt.

Kann man in Deutschland als Schachprofi und Trainer gut leben? Wie macht man das?

Es ist schwierig. Ich hatte einen Sponsor und viel Glück.

Sie haben für den starken Bundesliga-Aufsteiger Lingen gespielt, doch die Mannschaft wurde dann plötzlich zurückgezogen. Was lief schief?

Die Stadt Lingen hat den Verein und die Bundesliga-Mannschaft leider nicht genügend unterstützt.

Ich kenne Sie normalerweise als sehr freundlichen Menschen. Manche berichten aber, dass Sie Niederlagen nur schwer ertragen können. Stimmt das?

Leider ja.

Gibt es eine Partie aus ihrer Karriere, an die Sie sich besonders gerne erinnern, welche?

Meine Partie mit Schwarz gegen Belavsky, RUS ch Ashabad 1978

 

Was sind ihre schachlichen Pläne für die Zukunft?

Angesichts der Corona-Krise kann man nur hoffen...

Vielen Dank und alles Gute. Bleiben Sie gesund!

Die Fragen stellte André Schulz.

 


André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.

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