Yuri Lvovich Averbakh wurde am 8. Februar 1922 in Kaluga geboren.
Sein Vater war jüdisch-deutscher Abstammung; der ursprüngliche Familienname der
väterlichen Vorfahren war Auerbach. Seine Mutter war Russin.
Yuri lernt Schach mit sieben Jahren. Seine wachsenden Begeisterung für das
Schach wurde durch das große internationale Moskauer Schachturnier gefördert, an
deren Rand Spieler wie Botvinnik, Lasker und andere Simultanveranstaltungen
gaben. Der 13-Jährige Yuri besuchte die Veranstaltungen mit seinen Freunden
Vassily Smyslov und Isaac Lindnder. Alle drei machten sich in der Schachszene
einen Namen und blieben dem Schach bis heute verbunden.
Im
Jahr 1938 wurde er Schülermeister der UdSSR. Den Titel "Meister der UdSSR"
bekamm er 1944 verliehen. Dreimal, 1949, 1950, 1962, gewann er die Meisterschaft
von Moskau. 1949 siegte er vor Spielern wie Andor Lilienthal, Yakov Estrin und
Vladimir Simagin. 1952 wurde er zum Internationaler Großmeister ernannt. Zwei
Jahre später gewann die Landesmeisterschaft der UdSSR mit 14,5 aus 19 und ließ
dabei Spieler wie Mark Taimanov, Viktor Kortschnoj (geteilter zweiter Platz mit
13 P.), Tigran Petrosian, Efim Geller und Salo Flohr hinter sich. Zwei Jahre
darauf, 1956, teilte er den ersten Platz mit Tajmanov und Boris Spassky und
belegte im folgenden Stichkampf Platz zwei.
Averbakh Tocher Jane heirate später Mark Tajmanov.
Zu Averbakhs weiteren Erfolgen zählen
Turniersieg in Dresden 1956, Djakarta 1956, Adelaide 1960, Wien 1961, Moskau
1962 (geteilter Erster), Bukarest 1971, Polanica Zdroj (geteilter Erster) und
Manila 1979 (geteilter Erster)
Außerdem hatte er sich für das legendäre
Kandidatenturnier Zürich 1953 qualifiziert, wo er den am Ende zehnten Platz
unter 15 Teilnehmern belegte.
Seine Stil beschreibt er selber als sehr solide, der insbesondere für Spieler
mit sehr taktischer Ausprägung sehr unangenehm war. So biss beispielsweise der
geniale Taktiker Nezhmetdinov, der alle Spieler, selbst Talan einem guten Tag
taktisch bezwingen konnte, bei Averbakh auf Granit. In neun Partien erreichte
Nezhmetdinov nur ein einziges Remis, alle übrigen Partien verlor er."
Auch
gegen einige andere starke Spieler kann Averbakh auf eine positive zumindest
ausgeglichene Bilanz verweisen. Laut Mega 2007 holte er gegen Petrosian (+1 aus
19), Polugaevsky (+2 aus 10) positive Ergebnisse und hatte gegen Smyslov Keres
und Geller eine ausgeglichene Bilanz. Laut den Statistiken von chessmetrics.com
war Averbakhs bestes Jahr 1957 mit einer historischen Elozahl von 2715 und Platz
8 in der Weltrangliste.
Im Jahr 1956 wurde Averbakh Internationaler Juror für Schachkompositionen und
1969 Internationaler Schiedsrichter. Das berüchtigte Kandidatenturnier von
Curacao 1962 hat Averbakh als Mitglied der russischen Delegation miterlebt.
Außer als Spieler und Schiedsrichter war
Averbakh auch als Schachjournalist sehr erfolgreich. Er arbeitete u.a für die
Zeitschriften Shakhmaty v SSSR und Shakhmaty Bulletin. Zwischen 1956 und 1962
schrieb er die Endspielbücher, die ihn als einen der bekanntesten
Endspielexperten auswiesen. Zunächst in russischer Sprache unter dem Titel
Shakhmatnye okonchaniya erschienen und zwischen 1980 und 1984 in einer
überarbeiteten Fassung neu aufgelegt, wurden die Bücher später in viele Sprachen
übersetzt und waren die Grundlage für das Endspielwissen zahlreicher
Schachschüler (engl.: Comprehensive Chess Endings, 5 Bände, dt.: Lehrbuch der
Endspiele, Sportverlag, Berlin 1958).
Yuri Averbakh an dem Schachtisch, an dem 1910 in Wien der
WM-Kampf Lasker gegen Schlechter gespielt wurde
Auch als Eröffnungstheoretiker hat sich Averbakh einen Namen
gemacht. Die Variante der Königsindischen Verteidigung 1.d4 Sf6 2.c4 g6 3.Sc3
Lg7 4.e4 d6 5.Le2 0-0 6.Lg5 ist nach ihm benannt.
Nachdem sich Averbakh Ende der 60er Jahr mehr und mehr vom Turnierschach
zurückzog, war er von 1973 bis 1978 Präsident des Schachverbandes der UdSSR. Im
russischen Fernsehen moderierte er zudem ein sehr populäre Schachsendung, die
regelmäßig mehrere Millionen Zuschauer fand.
Averbakh, Linder, Kortschnoj
Auch jetzt noch ist Yuri Averbakh im Schach sehr aktiv. So gehört er mit seinem
Freund Issak Lindner unter anderem der Lasker-Gesellschaft und den Chess
Collectors an und beteiligt sich regelmäßig an deren Treffen.
André Schulz