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Die erste Initiative zur Gründung eines Weltschachbundes gab es schon beim berühmten Turnier von St. Petersburg im April 1914. Die Idee wurde wenige Monate später, während des Turnier in Mannheim im Juli 1914, wieder aufgegriffen, doch dann beendete der Ausbruch des Ersten Weltkrieges dieses Turnier und auch die Gespräche.
Gelegenheit den Faden weiterzuspinnen, gab es dann erst wieder nach dem Ende des Krieges beim Turnier in Göteborg 1920. Der Wunsch nach Gründung eines internationalen Verbandes war unter anderem in dem Umstand begründet, das die Durchführung der Weltmeisterschaften ungeregelt war und vom Weltmeister und seinem Herausforderer in oftmals schwierigen Verhandlungen immer wieder neu ausgehandelt werden mussten.
Auf dem Turnier von London 1922 einigten sich die dort präsenten führenden Schachspieler der Welt, darunter Capablana und Aljechin, auf die Formulierung der so genannten "Londoner Regeln". Allerdings wurde nur der nächste Weltmeisterschaftskampf zwischen Capablana und Aljechin tatsächlich unter diesen Regeln ausgetragen. Ebenfalls auf diesem Turnier verkündete der nach Frankreich emigrierte russische Meister Eugene Snosko-Borowski, dass der Französische Schachverband zwei Jahre später, parallel zu den Olympischen Sommerspielen (13. bis 24. Juli 1924) ein großes Schachturnier durchführen werde.
Während dieses Turniers, das im Hotel Majestic stattfand und aus einem Einzel- und einem Mannschaftswettbewerb bestand, gab Pierre Vincent die Gründung eines Weltschachbundes, der Fédération internationale des échecs (FIDE), bekannt. Zu den Gründungsmitgliedern gehörten die Vertreter von 15 Nationen: Argentinien, Belgien, Großbritannien, Finnland, Frankreich, Italien, Jugoslawien, Kanada, Niederlande, Polen, Rumänien, Schweiz, Spanien, Tschechoslowakei und Ungarn. Zum ersten Präsidenten wurde auf dem Gründungskongress der Niederländer Alexander Rueb gewählt, der das Amt bis zum ersten Kongress nach dem Zweiten Weltkrieg inne hatte.
Auf dem 2. FIDE Kongresse, 1926 in Budapest, beschlossen die Delegierten die Einführung eines "Tournament of Nations". Das Turnier wurde später unter dem Namen Schacholympiade bekannt und im folgenden Jahr erstmal durchgeführt. Beim Versuch, die Kontrolle über die Weltmeisterschaften zu übernehmen, scheiterte die FIDE zunächst. Zwar erhielt sie gewissen Einfluss, indem sie Vorschläge für die Durchführung und die Ermittlung des Kandidaten machte, doch letztlich blieb die Entscheidungsgewalt beim Weltmeister, der seit 1927 mit nur zwei Jahren Unterbrechung Alexander Aljechin war.
Nach dem Tode von Aljechin im Jahr 1946 ergab sich für die FIDE endlich die Möglichkeit, auch die Durchführung der Weltmeisterschaft in die Hand zu nehmen. Auf dem ersten Nachkriegskongress in Winterthur (25. bis 27. Juli 1946) wurden die Beschlüsse zur Durchführung gemacht. Wegen der geringen Anzahl der vertretenen Nationen, es waren nur neun Delegierte erschienen, mussten diese auf dem nächsten Kongress in den Haag (30. Juli bis 2. August 1947) allerdings noch bestätigt werden. Inzwischen war die Sowjetunion mit 600.000 Schachspielern der FIDE beigetreten und verlieh ihr zusätzliches Gewicht. 1948 fand in Den Haag und Moskau dann die erste von der FIDE durchgeführte Weltmeisterschaft statt, hier noch als Turnier, danach im Wettkampfsystem.
1949 übernahm der Schwede Folke Rogards als Nachfolger von Rueb das Amt des FIDE-Präsidenten. Im folgenden Jahr vergab die FIDE den Titel eines Schach-Großmeisters an 23 Spieler und ehrte diese damit für ihre Verdienste. Zudem wurden 92 Internationale Meister ernannt. 1957 wurde die Vergabe der Titel formalisiert und feste Kriterien eingeführt. Zudem wurde unter Rogard die Schacholympiade für Frauen ins Leben gerufen.
Schon 1947 hatte die niederländische Press die sowjetischen Spieler beschuldigt, ihre Partien abzusprechen. Nach dem Kandidatenturnier von 1962 in Curacao erneuerte Bobby Fischer diese Vorwürfe und die FIDE änderte die Regeln und führte die Ausscheidungskämpfe nun im Wettkampf durch.
Auf dem Kongress in Siegen 1970 wählte man Max Euwe als Nachfolger von Rogard. Zudem beschloss man die Einführung der nach Arpad Elo ermittelten Elo-Zahlen. Schon unter Euwe wurde die FIDE um mehr als 25 Verbände erweitert. Seine Nachfolger Fridrik Olafsson und Florencio Campomanes setzten die Expansionspolitik fort. Die Vergrößerung der FIDE mit vielen kleinen Landesverbänden, ohne allerdings die anzupassen, führte schließlich zu heutigen Situation, in der die Vertreter kleiner Verbände, die nur wenige Schachfreunde repräsentieren, unangemessen großen Einfluss auf die Entscheidungen in der FIDE haben.
Euwe sorgte in seiner Amtszeit zudem dafür, dass Bobby Fischer trotz zahlreicher Eskapaden und Regelverstöße um die Weltmeisterschaft spielen konnte und setzte dies gegen den Widerstand des Sowjetverbandes durch. Ohne die schützende Hand Euwes wäre auch der WM-Kampf 1972 zwischen Fischer und Spasski in Reykjavik nicht zustande gekommen. Auch die Vergabe der Schacholympiade nach Israel 1976 wurde von Euwe gegen die Sowjetunion ausgefochten. Allerdings blieb die Sowjetunion und der ganze Ostblock mit 34 Verbänden fern und spielte in Tripolis eine Gegenolympiade. Euwe unterstützte Mitte der 1970er Jahre einige Sowjetschachspieler, bei dem Versuch ihr Land zu verlassen, darunter Genna Sosonko und Viktor Kortschnoj. Besonders die Flucht von Kortschnoj schlug hohe Wellen und sorgte für ein Politikum, da dieser 1978 und erneut 1981 gegen den sowjetischen Weltmeister Karpov um den Titel spielte.
Der sowjetische Schachverband bemühte sich um eine Abwahl Euwes, was 1978 mit der Wahl des isländischen Großmeisters Friderik Olafsson zum FIDE-Präsidenten gelang. Euwe hatte auf eine Kandidatur verzichtet.
Olafssons Amtszeit dauerte jedoch nur vier Jahre, dann übernahm mit dem Philippinen Florencio Campomanes erstmals eine Nicht-Europäer das Amt des FIDE-Präsidenten. Campomanes hatte für sein Land mehrfach auf Schacholympiaden gespielt, wollte 1975 den nicht zustande gekommenen Wettkampf Karpov gegen Fischer durchführen und hat 1978 in Baguio City den legendären Wettkampf zwischen Karpov und Kortschnoj organisert. Kortschnoj hatte ihm offen Parteilichkeit vorgeworfen und später wurde Campomanes als KGB-Agent (Gulko et al. Der KGB setzt matt) beschuldigt.
Campomanes gewann die Wahl gegen Olafsson auf dem FIDE-Kongress in Luzern mit 65:43 Stimmen. In seine Amtszeit, die von 1982 bis 1995 dauerte, fällt der Abbruch des Wettkampfes zwischen Karpov und Kasparov 1984/1984 und die Spaltung der Schachwelt in zwei Lager, nachdem Kasparov ab 1993 die Weltmeisterschaft ohne die FIDE durchführte. Nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft sah Kasparov Campomanes als Gegenspieler an und versuchte ihn zu entmachten. Sein von ihm unterstützter Gegenkandidat Lucena scheiterte jedoch. 1994 trat Thessaloniki kurzfristig als Veranstalter der Schacholympiade zurück und diese wurde mit Hilfe von Kasparov kurzfristig in Moskau durchgeführt. Auf dem Kongress in Paris 1995 wurden Campomanes finanzielle Unregelmäßigkeiten vorgeworfen. Er hatte sich von der FIDE 120.000 Franken für "besondere Verdienste" auszahlen lassen. Gelder in Höhe von 400.000 US-Dollar, die er von seiner Regierung für die Durchführung der Schacholympiade 1992 erhalten hatte, waren dort nie angekommen. Unter dem wachsenden druck trat Campomanes zurück und der Präsident der autonomen russischen Republik Kalmückien Kirsan Ilyumzhinov wurde zu seinem Nachfolger gewählt.
Campomanes hinterließ einen finanziell maroden Verband, den der russisch-kalmückische Millionär Illyumzhinov zum großen Teil auch mit eigenen Mitteln wieder aufrichtete. Nach eigenen Aussagen investierte der neue FIDE-Präsident viele Millionen Dollar in die FIDE. Iluyumzhonov versuchte die Durchführung der FIDE-Weltmeisterschaften zu beleben, indem er ein K.o.-Format einführte. Das neue Format sollte wohl auch den Neben-Weltmeister Kasparov entwerten, stieß aber auf großen Widerstand bei vielen Spitzenspielern. Nach einigen Versuchen wurde es 2004 wieder als WM-Turnier eingestellt. Als besondere Leistung gelang Ilyumzhinov 2006 die Wiedervereinigung der Schachweltmeisterschaft mit einem Wettkampf von Kasparovs Nachfolger Vladimir Kramnik und dem FIDE-Weltmeister Veselin Topalov. Auch im Bemühen Schach als Sport zu etablieren, war Ilyumzhinov erfolgreich. Schach wird vom IOC als Sport anerkannt.
Allerdings gab es auch viel Kritik an der oft nicht nach demokratischen Gesichtspunkten orientierten Führung der FIDE. Vor de FIDE-Wahl 2010 wurde die FIDE von mehreren Verbänden verklagte und gezwungen ihre Statuten zu verändern, die zum Beispiel bei Präsidiumswahlen den Amtsinhaber in Vorteil setzten. Auch das Unvermögen der FIDE-Führung, Sponsoren aus der Wirtschaft für das Schach zu interessieren, wurde kritisiert. Mehrfach traten Gegenkandidaten an, so 2006 in Turin der Telekommunikations-Manager Bessel Kok, 2010 der von Kasparov unterstützte Karpov und 2014 Kasparov selbst, der sich bei der kommenden Schacholympiade in Tromsö zur Wahl stellt.
Hauptberuflich war Rueb (geb. 27. Dezember 1882 in Den Haag, gest. 2. Februar 1959 ebenda), von 1923 bis 1928 auch Präsident des Niederländischen Schachverbandes, Anwalt und Diplomat. Als Schachliebhaber galt sein besonderes Interesse der Schachkomposition. Als Sammler besaß er zudem eine riesige Schachbibliothek, die aber 1945 im Zuge der Kampfhandlungen des Zweiten Weltkrieges durch eine Bombe zerstört wurde. Nach dem Krieg konnte er sie zum teil neu aufbauen. Nach seinem Tod wurde die Sammlung der Bibliothek von Amsterdam übergeben.
Bror Axel Folke Per Rogard (geb. 6. Juli 1899 in Stockholm, gest. 11. Juni 1973 ebenda, sein ursprünglicher Name war Axel Rosengren) war zunächt Vizepräsident der FIDE und wie sein Vorgänger von Beruf Rechtsanwalt. Von 1947 bis 1964 leitete er den Schwedischen Schachverband als dessen Präsident. Zudem war Rogard von 1947 bis 1948 und von 1957 bis 1959 Präsident des Nordischen Schachverbandes. Von 1944 bis 1948 war er mit der schwedischen Hollywood-Schauspielerin Viveca Lindfors verheiratet. Ab 1951 betätigte Rogard sich als Internationaler Schiedsrichter.
Machgielis ("Max") Euwe (geb. 20. Mai 1901 in Amsterdam, gest. 26. November 1981 ebenda) war hauptberuflich Mathematiklehrer und blieb trotz seiner großen Erfolge im Schach bis zum Ende Amateur. 1935 gewann er gegen Alexander Aljechin den Weltmeisterschaftskampf und wurde 5. Schachweltmeister. den Revanchekampf 1937 verlor Euwe. 1948 nahm Euwe am Weltmeisterschaftturnier der FIDE teil wurde aber bei fünf Teilnehmern Letzter. Euwe machte sich auch als Theoretiker und Autor einen Namen und veröffentliche zahlreiche Lehr - und Theoriebücher.
Fridrik Olafson ( geb. 26. Januar 1935 in Reykjavík) wurde 1958 WM-Kandidat und erhielt im gleichen Jahr den Großmeistertitel. Von Beruf war er Jurist und spielte Schach nur als Halbprofi. In seiner Amtszeit als FIDE-Präsident (1978-1980) glang es ihm auf dem Turnier in Buenos Aires 1980 den amtierenden Weltmeister, Karpow, zu besiegen. Zeitweilig war Olafsson später Generalsekretär des isländischen Parlaments Althing. Olafsson ist bei verschiedenen Turnieren immer noch als Schachspieler aktiv.
Campomanes (geb. 22. Februar 1927 in Manila; gest. 3. Mai 2010 in Baguio City) studierte Politikwissenschaft und war dann als Schachspieler, später als Organisator aktiv. Er organisierte den WM-Kampf zwischen Karpov und Kortschnoj in Baguio City und die Schacholympiade in Manila 1992. In seine Amtszeit fällt der Abbruch des WM-Kampfes 1984/85 und die Spaltung der Weltmeisterschaften 1993. Wegen des Vorwurfs finanzieller Unregelmäßigkeiten musste Campomanes 1995 zurücktreten.
Ilyumzhinov (geb.5. April 1962 in Elista) war von 1993 bis 2010 Präsident der autonomen russischen Republik Kalmückien. Nach einer Zeit als Fabrikarbeiter knüpfte er im Studium der Außenpolitik an der Universität Moskau gute Kontakte zur russisch-sowjetischen Nomenklatur. Als Manager für eine sowjetisch-japanische Handelsgesellschaft im Automobilsektor erwarb er ein beträchtliches Vermögen. Ilyumzhinov hat auch zur neuen russische Führung gute Kontakte und wurde mehrfach als Emissär mit besonderen Aufgaben eingesetzt.
Artikel bei 02elf Düsseldorfer Abendblatt...
Links:
Edward Winter: The history of FIDE...