A complete black Repertoire against 1.d4 von IM Robert Ris -eine Rezension

von ChessBase
14.09.2022 – Der niederländische IM und Trainer Robert Ris hat einen zweibändigen Fritztrainer aufgenommen, in dem er ein vollständiges Schwarz-Repertoire gegen die Eröffnungszüge 1.d4,c4 und 1.Sf3 präsentiert. Sein Repertoire basiert nach 1.d4 d5 2.c4 auf dem Angenommenen Damengambit. Freies Figurenspiel ist die Idee. Philipp Hillebrand hat sich den Kurs angesehen.

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Von Philipp Hillebrand

Rezension über Das angenommene Damengambit, A complete black Repertoire against 1.d4 von IM Robert Ris

Vor gut einem Jahr schrieb ich eine Rezension zu dem Produkt von IM Steve Berger zu der gleichen Eröffnung. Nun gibt es erneut einen Fritztrainer zum Angenommenen Damengambit. Nun stellt sich die Frage, hat der niederländische Autor, welcher bei ChessBase auch die Reihe "Fast and furious" betreut, etwas Neues zu bieten? Diese Frage kann ich an dieser Stelle bereits mit einem klaren „ja“ beantworten! Es ist sogar in der Tat so, dass diese Ausgabe nicht nur die Handschrift des niederländischen IM trägt, sprich schnell und furios, sondern auch an der Stelle ansetzt, wo IM Berger aufgehört hat. Während der aus Hamburg stammende IM sich den eher „ruhigen“ Varianten nach 1.d4 d5 2.c4 dxc4 3.Sf3 Sf6 4.e3 und nun 4…e6 gewidmet hat aus Sicht des Nachziehenden, so pocht Robert Ris mit 4…Lg4 auf schnelle Figurenentwicklung und setzt dies konsequent in seiner gesamten Repertoireempfehlung um. Mitunter geschieht dies in Form von Bauernopfern, aber die Kompensation ist stets vorhanden und der Autor legt sehr gut und klar strukturiert dar, worin diese begründet ist.

A Complete Black Repertoire against 1.d4

Neben der Abdeckung aller kritischen Linien nach 1.d4 & 2.c4 werden auch beliebte Systeme wie das Trompovsky, London/Jobava-System, Torre-Angriff, Colle-System und Veresov ebenfalls behandelt.

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Die Struktur des Fritztrainers mit dem Zusatz „A complete Black Repertoire against 1.d4“ hat drei große Kapitel:

1) 1.d4 d5 2.c4 dxc4 3.e4 e5

2) 1.d4 d5 2.c4 dxc4 mit den Abweichungen im dritten Zug aus Sicht des Anziehenden und

3) Damenbauern Eröffnungen, mit dem Colle Aufbau, 1.d4 d5 2.Sf3 Sf6 3.e3, dem Londoner System, 1.d4 d5 2./3.Lf4, dem Torre Angriff 1.d4 d5 2.Sf3 Sf6 3.Lg5 und dem zuletzt immer beliebteren System, welches nach Badur Jobava benannt ist und durch 1.d4 d5 2.Sc3 Sf6 3.Lf4 gekennzeichnet ist.

Der erste Teil zeigt dem Leser gleich, was die grundsätzlichen Ideen bzw. Strategien im Repertoirevorschlag des niederländischen Autors sind. Schnelle Figurenentwicklung und offene Linien sind die Kernthemen, was insbesondere für die Läufer der Fall ist, denn die beiden Bauernzüge …d5 und …e5 tragen dazu bei, dass diese beiden Leichtfiguren schnell auftrumpfen können. Dieser aktive Ansatz zieht sich durch das gesamte Repertoire, auch im Folgeband, wo die Strategien nach 1.Sf3 und 1.c4 besprochen werden, dazu folgt eine gesonderte Rezension! Festhalten kann ich schon einmal, dass die weißen Felder eine große Rolle spielen und manchmal sogar positionelle Qualitätsopfer auftauchen, gerade damit man auf einem Felderkomplex die Oberhand gewinnt bzw. aufrecht erhalten kann.

Eine grundlegende Stellung des Repertoires ist dem folgenden Diagramm zu entnehmen, welche mit 3.e4 auch eine der trendigsten und kritischsten Ansätze zugleich sind aus Sicht des Anziehenden:

 

Diese Stellung entsteht nach den Zügen 1.d4 d5 2.c4 dxc4 3.e4 e5 4.Sf3 exd4 5.Lxc4 Sc6 6.0-0 7.Lxe6 fxe6 8.Db3 Dd7 9.Dxb7 Tb8 10.Da6 und nun 10…Ne7. Der letzte Springerzug ist dann auch gleich die „Abweichung“ zum Repertoire von IM Steve Berger, der an dieser Stelle den Springerzug 10…Sf6 untersuchte. Im Vergleich zu IM Berger untersucht der niederländische IM diese Stellung ausführlicher und im Kern auch konkreter, da dies seinem Ansatz und Motto „fast and furious“ entspricht. Eine wichtige Idee ist es den schwarzen Königsspringer nach f4 dirigieren zu können, wodurch die Punkte g2 und d3 anvisiert werden, denn nicht selten steht auf d3 ein weißer Springer sehr gut, wegen der strategischen Blockade des schwarzen d-Freibauern, welcher ein wesentlicher Pluspunkt der schwarzen Stellung ist. Wichtig ist, dass man sich als Nachziehender nicht von der leicht zerklüfteten Struktur des Nachziehenden abschrecken lassen darf. Die aktiven Figuren und der Freibauer kompensieren diesen Nachteil ausreichend.

Diesen konkreten Ansatz erkennt man auch darin, dass auf dem vorliegenden Fritztrainer dem Abspiel nach 3.e4 e5 sieben Clips gewidmet sind, wo es bei IM Berger lediglich zwei waren. Mithin hat man allein dadurch schon einen echten Mehrwert bzw. eine umfassende Ergänzung zum Ansatz von IM Berger.

Ebenfalls von „theoretischer Relevanz“ sind die Abspiele, wo der Anziehende nicht auf e6 tauscht, sondern mittels Lc4-b5 den schwarzen Sc6 fesselt und versucht anderweitig aus der geschwächten Struktur des Nachziehenden Kapital zu schlagen:

 

Diese Diagrammstellung entsteht nach den Zügen 1.d4 d5 2.c4 dxc4 3.e4 e5 4.Sf3 exd4 5.Lxc4 Sc6 6.0-0 7.Lb5 Lc5 8.b4. Nunmehr ist es der Anziehende, der auf eine schnelle Figurenentwicklung setzt. Der Autor legt sehr gut dar, dass der Nachziehende besser nicht den Bauern b4 verspeist. Nach den weiteren Zügen 8…Lb6 9.a4 a6 10.Lxc6+ bxc6 11.a5 La7 12.Lb2 Sf6 13.Lxd4 schaut es wie folgt aus:

 

Freunde von intakten Bauernstrukturen mag diese Stellung nicht gefallen, allerdings ist ein gewichtiger Faktor der schwarze Le6. Wie schon oben einmal angedeutet, sind es die weißen Felder, auf denen sich der Nachziehende verlassen muss, damit seine Strategie gerechtfertigt werden kann. Der schwarze Bauer auf a6 kann deshalb auch im Bedarfsfall geschützt werden. Dank der b-Linie und dem Hebel c6-c5 kann der Nachziehende auf Gegenspiel setzen.

Neben diesen sehr konkreten Abspielen werden im 3.e4 e5 Komplex aber auch alle plausiblen Alternativen seitens des Anziehenden erörtert, sodass man dieses Abspiel mit Zuversicht wählen kann. Desweiteren darf man nicht vergessen, dass ein so starker GM wie Sergei Rublevsky mit den schwarzen Steinen sehr oft zum angenommenen Damengambit gegriffen hat und sich von einer gegnerischen Vorbereitung nicht abschrecken ließ. Dies unterstreicht das Vertrauen in die Aktien des Nachziehenden. Darüber hinaus hat auch Vishy Anand die Seite des Nachziehenden mehr als einmal vertreten wenn es um das Abspiel mit 3…e5 geht. Für einen Ligawettkampf hatte ich ein Mal GM Stevic als Spielpartner zu erwarten und bereitete mich auf ihn vor. Er ist ebenfalls ein treuer Anhänger dieses Aufbaus und seinen Partien sollte deshalb besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Meines Erachtens kann man aus seinen Partien im angenommenen Damengambit sehr viel lernen!

Im zweiten Teil dieses Fritztrainers stehen dann die sog. Abweichungenan, also das, was vor nicht allzu langer Zeit noch als Hauptabspiel angesehen werden konnte, insbesondere, wenn es der Anziehende ist, welcher mit 3.Sf3 mehr „Kontrolle“ sucht. Wie Robert Ris an einer Stelle sagt, erscheint ihm das Abspiel, bzw., die Ideen um 1.d4 d5 2.c4 dxc4 3.Sf3 Sf6 4.e3 e6 5.Lxc4 und nun 5…c5 oder 5..a6 als praktisch unglücklich, da der Anziehende über viele verschiedene Aufbauten verfügt und dabei insbesondere das Abspiel um den Damentausch mit dxc5 unerwünscht ist, wenn man gewillt ist als Nachziehender das Risiko höher zu schrauben, damit man um den vollen Punkt kämpfen kann. In einer symmetrischen Struktur inklusive Damentausch ist dies nun mal eben eher unwahrscheinlich gegen gleichstarke oder sogar stärkerer Spieler.

Folglich setzt der niederländische Autor seine Linie fort, indem er mittels 4…Lg4 und …Sc6 schnell Druck auf die dunklen zentralen Felder machen möchte. Sofern der Anziehende dann mit dem Damenausfall Dd1-b3-xb7 gierig werden möchte, erhält man als Nachziehender genau das, was man haben öächte, und zwar aktives Spiel mit drei möglichen Resultaten:

 

Diese Stellung entsteht nach den Zügen 1.d4 d5 2.c4 dxc4 3.Sf3 Sf6 4.e3 Lg4 5.Lxc4 e6 6.Db3 Lxf3 7.gxf3 c5 8.Dxb7 Sbd7 9.dxc5 Lxc5 10.0-0 Tb8 11.Da6 0-0 12.Sc3 Tb6 13.Da5 e5 und die Bewertung lautet bereits -+!!

In sehr anschaulichen und instruktiven taktisch geprägten Abspielen erklärt der Autor, wie es „so schnell“ passieren kann, dass der Nachziehende so überlegen steht und auch sehr starke Spieler den geschwächten Komplex um die Felder g2/f3 unterschätzen, denn das Feld h2 ist so praktisch kaum wirkungsvoll zu schützen.

Deshalb ist es aus Sicht des Anziehenden geschickter, dieses riskante Abspiel durch 6.Sc3 zu vermeiden. Nun schlägt IM Ris den Zug 6..:Sc6 vor. Neben einer aktiven Entwicklung beinhaltet dieser Zug einen Tropfen Gift, denn wenn der Anziehende unvorbereitet zu dem „schönen“ e3-e4 greift, erwischt ihn die kalte Dusche …Lxf3 nebst …Sxd4 kalt, denn mit einem schwarzen Ld6, welcher die Gabel e3-e4-e5 provoziert, kostet dies den Anziehenden einen wichtigen zentralen Bauern, denn der schwarze Sd4 ist dann tabu, wenn der Ld6 nach b4 oder h2 mit Schachgebot abziehen kann und so im Gegenzug die weiße Dame gewinnen kann. Auf dieses Motiv sind auch schon einige starke Spieler hereingefallen. Es handelt sich aber mitnichten um eine „Schummelvariante“, denn der Nachziehende spielt gesunde Eröffnungszüge, mit einer klaren strategischen Idee, wenn er zu …Sc6 und …Ld6 greift, denn er möchte selbst mit …e6-e5 im Zentrum aktiv werden.

Sehr lebhaft wird es in den Stellungen nach 1.d4 d5 2.c4 dxc4 3.Sf3 Sf6 4.Sc3 und nun 4…a6. Der Nachziehende ist gewillt mittels …b5 an der Beute festzuhalten. Im Vergleich zu Abspielen der Slawischen Eröffnung steht der schwarze c-Bauer des Nachziehenden noch nicht auf c6, wodurch einerseits der Schlag …c7-c5 nicht nur einen Zug schneller erfolgte, sondern auch andererseits die Diagonale h1-a8 nachhaltig mit dem Zug …Lc8-b7 besetzt werden kann, aber erst wenn man als Nachziehender mit …e7-e6 das Hemmungsopfer e5-e6! Unterbunden hat:

 

Nach 1.d4 d5 2.c4 dxc4 3.Sf3 Sf6 4.Sc3 a6 5.e4 b5 6.e5 Sd5 7.a4 e6 (!) 8.axb5 entsteht obige Diagrammstellung und nach dem relativ neueren 8…Lb4 anstatt des traditionellen 8…Sb6 entbrennt ein scharfer Kampf. Diese Abspiele gilt es gezielter zu studieren und auch auswendig zu lernen, denn man darf als Nachziehender keine Sorgen haben, dass es notwendig ist, sich mit dem Monarchen auf Wanderschaft zu begeben. Auf dem Damenflügel steht er jedoch erstaunlich sicher und unterstützt dabei sogar insbesondere in Endspielen den schwarzen Haupttrumpf in Form des Bauern c4:

 

Diese Stellung stammt aus einer Partie zwischen GM Krasenkow und Praggnanandhaa. Der Nachziehende hat gute Perspektiven, aber auch starken Spielern unterlaufen Ungenauigkeiten. Der Autor bietet für dieses Abspiel allerdings gute und überzeugende Analysen an.

Die Abspiele um 1.d4 d5 2.c4 dxc4 3.e3 e5 werden ebenfalls gewissenhaft untersucht, so wie die Ideen um den Zug Da4+ mit der Absicht den geopferten Bauern auf c4 unmittelbar zurückzuholen:

 

Diese Stellung entsteht nach den Zügen 1.d4 d5 2.c4 dxc4 3.Da4+ c6 4.Dxc4 Sd7 5.Sf3 e5. Mittels …e5 wird in einigen Fällen ein Bauer ins Geschäft gesteckt, aber die aktiven Figuren des Nachziehenden machen dieses kleine Investment mehr als wett. Hier lohnt sich insbesondere die Partie zwischen GM  Rapport und GM Dominguez, St. Louis. Der gebürtige Kubaner ist ebenfalls seit langer Zeit ein treuer Anhänger des angenommenen Damengambits und wie bei den GMs Stevic und Rublevsky kann man bei seinen Partien sicher sein, dass die Ideen fundiert und chancenreich sind!

Der dritte und letzte Abschnitt dieses Fritztainers beschäftigt sich mit den sog. Damenbauernspielen.

Erneut setzt der junge niederländische Autor auf aktives Figurenspiel, welches oft mit taktischen Finessen gespickt ist um sich positionelle Trümpfe zu verschaffen:

 

Die einleitenden Züge lauten 1.d4 d5 2.Lg5 f6!?

Frühere Generationen von Schachspielern käme ein solcher Frevel wohl sehr suspekt vor. Heute kann man im Netz gar einen „Mouseslip“ vermuten anstatt des vielleicht geplanten 2…Sf6. Aber es hilft nichts, es gilt zu akzeptieren, dass dies ein absolut vollwerter Zug ist. Mehr noch, mit 3.Lh4?! kann der weiße Läufer schnell auf Abwege geraten  und wer nicht glauben möchte, dass dieser Zug bereits einen Bauern einstellt, der bekommt bei Robert Ris eine fachmännische Erklärung dafür, dass dies der Fall ist.

Ebenfalls sehr inspirierend finde ich den Ansatz gegen das Colle System, wo der Nachziehende gezielt einen Fianchetto Aufbau wählt, um die ausgetretenen Pfade zu verlassen:

 

Diese Stellung entsteht mach 1.d4 d5 2.Sf3 Sf6 3.e3 c5 4.b3 cxd4 5.exd4 g6 6.Lb2 Lg7 7.Sbd2 0-0 8.Ld3 Sc6. Diese Struktur des Nachziehenden ist sehr gesund und mittels …Sh5-f4 können aktive Ideen eingeleitet werden. Später taucht in einer Partie zwischen Mamedyarov und Aronian, Leuven 2018 auch ein sehr seltenes taktisches Motiv auf, welches beide Spieler während der Partie übersahen!

Zuletzt wurde das nach GM Jobava getaufte System um 1.d4 d5 2.Sc3 Sf6 3.Lf4 immer beliebter und es gibt sowohl neue Bücher (GM Moskalenko) als auch Kurse im Netzt (u.a. Hand Niemann), welche die Attraktivität des weißen Aufbaus hervorheben.

Nicht selten wird dabei der schwarze Damenläufer auf f5 zur bevorzugten Zielscheibe. Der niederländische Autor umgeht das Problem wie folgt: 1.d4 d5 2.Sc3 Sf6 3.Lf4 c5 4.e3 cxd4 5.exd4 Lg4 (!) 6.f3 Ld7. Nach …e6 erscheint der Läufer auf d7 passiv, aber in der Folge kann dieser auch via b5 aktiviert werden und Robert Ris legt gut dar, warum ein auf c3 stehender Springer zwar „aktiv“ erscheint, aber auch den Nachteil hat, dass der eigene c-Bauer blockier ist.

Ebenfalls überzeugend wird das beliebte Londoner System um 2. Oder 3.Lf4 behandelt und hierbei wählt der Autor die Idee, welche auch bei GM Danny King auf dessen DVD zum Tragen kommt und zwar soll mit dem gut getimten Manöver …cxd4 und …Sh5 die Jagd auf den Lf4 erfolgen. Es gibt andere viele gesunde Abspiele gegen das Londoner System und auch bei GM Yannik Pelletier finden sich exzellente Anregungen, aber es ist nun einmal davon Abhängig, ob man ein Anhänger der Grünfeld- oder Königsindischen Verteidigung ist, oder sich eher mit Nimzo- und Damenindisch aufbauen möchte oder eben mit dem Damengambit. Die jeweiligen Zugreihenfolgen gestatten gewisse Abspiele und andere eben nicht. Hinzukommen die Vorlieben eines Spielers, aber die Wahl von Robert Ris um cxd4 nebst ..:Sh5 passen voll auf in das gesamte Konzept seines Fritztrainers, aktives Figurenspiel von Anfang an!

Sehr angetan bin ich persönlich von seiner Interpretation gegen das Katalanische System:

 

Diese Stellung entsteht nach den Zügen 1.d4 d5 2.Sf3 Sf6 3.g3 Lf5!? 4.c4 e6 5.Lg2 c6. Die schwarze Stellung ist sehr solide und weil der Anziehende bereits d4 und c4 gespielt hat, steht ihm das flexible Reti System nicht mehr zur Verfügung. Dennoch kann der Anziehende an dem Durchbruch e2-e4 arbeiten und versuchen einen Entwicklungs- oder Raumvorteil nutzen zu wollen, allerdings neutralisiert der Autor diese Ideen nachhaltig und überzeugend.

Fazit:

Gerade der Trend zu immer kürzeren Bedenkzeiten macht diese Repertoireempfehlung so attraktiv, denn in vielen Abspielen ist es der Nachziehende, welcher die Initiative besitzt, denn die Zeit, um den Bauern c4 wieder einzusammeln soll genutzt werden für die Mobilisierung der schwarzen Truppen, welche die Stellung des Anziehenden unter Druck setzen sollen. Gerade das Abspiel um 1.d4 d5 2.c4 dxc4 3.Sf3 Sf6 4.Sc4 a6 unterstreicht dies. Insgesamt bietet dieser Fritztrainer viele frische Ideen und Stellungen an, was durch den Zug 10…Se7 gekennzeichnet ist, anstatt 10…Sf6 (vergleiche hier IM Steve Berger mit seinem Repertoirevorschlag).

Das Produkt wird schön abgerundet durch das Bonuskapitel um die Musterpartien und den interaktiven Tests. Wie seit kurzer Zeit möglich kann dieser Fritztrainer auch als Stream über ein mobiles Endgerät bequem von unterwegs genutzt werden.

Für das Repertoire gilt es festzuhalten, dass es nach der Art „fast and furious“ konzipiert ist und man an einigen Stellen nicht vor Materialopfern oder einer geschwächten Struktur zurückstecken sollte, wenn man dafür im Gegenzug aktives Figurenspiel bekommt. Die Inhalte sind lediglich in englischer Sprache zugänglich, aber Robert Ris spricht klar, strukturiert und in einem guten Tempo, damit man ihn auch als nicht Englischmuttersprachler gut folgen kann. Mit am stärksten finde ich bei diesem Fritztrainer die Tatsache, dass der dritte Teil, also die sog. Damenbauernspiele um Torre, Londoner u.a. auch von Spielern genutzt werden können, welche beispielsweise ein Repertoire um 1.d4 Sf6 2.c4 e6 spielen!

Ich kann dieses Produkt jedem empfehlen, der mit den schwarzen Steinen gerne aktives Figurenspiel sucht, und dank des Autors bekommt man dies auch! Eine definitive Kaufempfehlung.

A Complete Black Repertoire against 1.d4

Neben der Abdeckung aller kritischen Linien nach 1.d4 & 2.c4 werden auch beliebte Systeme wie das Trompovsky, London/Jobava-System, Torre-Angriff, Colle-System und Veresov ebenfalls behandelt.

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