"A nice little funky move"

von ChessBase
21.05.2016 – Schach ist so vielseitig, dass man sich nicht nur in verschiedenste Aspekte vertiefen kann. Es ist auch für unterschiedlichste Temperamente offen. GM Maurice Ashley ist ein Meister des Entertainments: wortgewandt lebt er seine Begeisterung für das Spiel vor. "Wenn jemand nicht versteht, wieso Schach uns fesselt, dann sollte man ihm diese DVD vorspielen", schreibt Dr. Thorsten Heedt. Mehr...

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Maurice Ashley: What Grandmasters do not see - Vol. 1

Rezension von Dr. med. Thorsten Heedt (Köln)

Jeder Fehler erscheint unglaublich dumm, wenn andre ihn begehen
(Georg Christoph Lichtenberg)

Der 1966 geborene Großmeister Maurice Ashley, derzeitige ELO 2440, gebürtig aus Jamaika, aber seit langen Jahren in den USA lebend, war mir kaum bekannt, bis ich ihn erstmals live beim Sinquefield-Cup als Kommentator erleben durfte. Sein von Sprachwitz nur so sprühender Kommentarstil gefiel mir so gut, dass ich mir einmal seine bei ChessBase veröffentlichten DVDs näher ansehen wollte.

Er hat eine Trilogie „What Grandmasters do not see“ für Chessbase geschrieben, die sich mit allerlei typischen Fehlern im Schach beschäftigt.

Diese Rezension befaßt sich mit der ersten DVD, die vor allem diejenigen Fälle beleuchtet, in denen der Clou der Kombination darin besteht, dass ein scheinbar verbotenes Feld betreten wird, welches von einem Bauern kontrolliert wird. Erstaunlich, wie oft dieser Fall vorkommt.

Die Videospielzeit beträgt 4 h 18 min, die DVD ist in englischer Sprache. Am Schluß gibt es 14 Testpositionen zu lösen, die im Verlauf an Komplexität zunehmen.

Die DVD ist in jeder Hinsicht vergnüglich und instruktiv anzusehen. Er macht uns mit den verschiedensten „blind spots“ bekannt. Ashley ist ein fantastischer Lehrer – er präsentiert einfache, kurze Häppchen, schön dargestellt, im besten Entertainerstil. Er ist auch ein begnadeter Schauspieler, man könnte sich ihn auch genauso gut in einer Comedyshow oder -soap als Hauptdarsteller vorstellen. Meist verwendet er eine blumige, assoziative Sprache.

Beispielvideo ansehen


Wenn er sich daran freut, wie der Unterlegene in einer präsentierten Partie leidet, läuft er zu Hochform auf („and again you are in a world of hurt“; „all kinds of attacking pain“), bedauert das Auseinanderfallen der Stellung („giving away the pride and joy of the position“), genießt lustvoll das Zerschlagen von Königsstellungen („BAM! h5 shows up“) und das Anwachsen der Initiative („that's my passed pawn – that's my baby – perhaps I can milk it“) und strahlt glücklichbei
gelungenen Zügen („a nice little funky move“). Er schwelgt trefflich darin, wenn der Gegner definitiv am Nasenring vorgeführt wurde („This is bust! This is just over“)

Manchmal baut er Spannung auf wie in einem Hitchcockfilm (Tate – Yudasin), zeigt uns die wohl verrückteste Partie, die ich je gesehen habe (Hungarski – Schroer), und präsentiert die absonderlichsten Züge, wie man sie noch nie sah, der Gipfel davon zu sehen in einer Partie von Olafsson gegen Levitt. Txe6! darin ist ein irrer Zug.

Stellung vor Txe6!


Ingesamt überzeugt er immer wieder durch verschiedenste vergnügliche Formulierungen, mit ermunterndem Wohlwollen dem Betrachter zugetragen, die das Interesse nie erlahmen lassen.

Die Bedeutung manches Slang-Ausdrucks kann man allerdings nur erahnen: „This move is just a smackeroonie“ („Dieser Zug ist echt ein Knaller“ könnte es vielleicht bedeuten ?!)

Viele der kleinen Videos sind wie schmackhafte Fleischhäppchen, die süchtig machen – kaum hat man das Video gesehen, muss man direkt nachsetzen (sind ja nur 4 min., denkt man sich - ein Video „geht noch rein“!)

Insgesamt zeigt uns Maurice Ashley die ganze Schönheit des Schachs. Wenn jemand nicht versteht,wieso Schach uns fesselt, dann sollte man ihm diese DVD vorspielen.

Das Spektrum der gezeigten Aufgaben ist vielfältig, bunt gemischt zeigt er Aktuelles und Vergangenes, von Michail Tal bis zur Neuzeit. Für Spieler von Tal's Rang hat er Charakterisierungen wie „a great player – a beast, I can tell you“ auf Lager.

Die gezeigten wunderschönen Kombinationen sind sämtlich erstaunlich und die Lösungen verblüffend.

Die Beispiele sind hoch instruktiv, so wie auch die Aufgaben am Schluss.

Durch alles hindurch spürt man die Begeisterung des sympathischen Autors für das Schach.

Im Vergleich ist jeder andere GM-Kommentator eine lahme Ente. Ashley verwandelt Schach in einen riesigen Superman-Comic.

Wer die DVD noch nicht hat, sollte sie sich rasch kaufen.

Lassen Sie mich mit einem Originalzitat Ashley's enden: „I'm really excited – let me cool down.“

Maurice Ashley: What Grandmasters do not see - Vol. 1 

 

• Videospielzeit: 4 Std. 18 min (Englisch)

 

€ 29,90

Lieferbar per Download oder auf DVD-ROM (Post). Kostenlose Lieferung innerhalb Deutschlands.

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