A.XAT Montemor-o-Novo ist Portugiesischer Mannschaftsmeister

von Stefan Löffler
03.08.2021 – Auf der Halbinsel Peniche, einem Zentrum der Fischverarbeitung und des Surfens, wurde der Portugiesische Mannschaftsmeister ermittelt. Zwei spanische Großmeister legten sich fürs Meisterteam A.XAT Montemor-o-Novo besonders ins Zeug, berichtet Stefan Löffler. | Fotos: Portugiesischer Schachverband

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Pepe und José holen das Ding

Dieses Jahr wollte Jorge Antão unbedingt Portugiesischer Meister werden. Mit den Routiniers Pavel Elianov, Yuri Kuzubov, Lubo Ftacnik und Oleg Korneev sowie dem 15-jährigen Raunak Sadwhani bot der Betreiber der Berufsschule Profigaia die mit Abstand stärkste Truppe auf. Antão hätte noch mehr geklotzt, wenn die Liga nicht mit dem Weltcup kollidiert wäre. Dafür sponserte er neben dem AX Gaia mit dem EP Gaia eine weitere Mannschaft. Weil das nicht offiziell war, wurden Antãos Teams normal ausgelost, statt in der ersten Runde gegeneinander gesetzt zu werden. Als sie in der dritten Runde aufeinandertrafen, wurde Korneev von Junior Hugo Carneiro vorgeführt, und das Match endete 2:2. Der eingebüßte Mannschaftspunkt schlug auf die Stimmung, zumal sich ein anderes Team keine Blöße gab.

Vorige Saison war A.XAT Montemor-o-Novo noch knapp am Titel vorbeigeschrammt. Damit es dieses Mal klappen konnte, warf der Klub aus dem Alentejo sein Konzept über den Haufen. Die starken Junioren Bruno Martins und Francisco Veiga bekamen keine Einsatzgarantie. Weil sie aber nur Titelnormen erzielen konnten, wenn sie alle neun Runden absolvierten, ließen sie die Liga sausen und versuchten ihr Glück bei einem Open in Spanien. Dafür vertraten die von dort angereisten José Santos Latasa, Manuel Perez Candelario, Pepe Cuenca Jimenez und Neuris Delgado Ramirez den Klub. Die fleißigsten Punktesammler Santos und Cuenca, der alle seine acht Einsätze gewann, holten auch im entscheidenden Match gegen AX Gaia volle Punkte.

Für Vorjahresmeister Dias Ferreira aus Matozinhos begann das Turnier mit einem schwarzen Tag. Alexander Fier verspätete sich und musste seine Partie kampflos abgeben, so dass es nur zu einem 2:2 reichte. Schlimmer noch: Karen Grigoryan wurde nach der Partie positiv auf Covid-19 getestet. Der starke Armenier und sein Gegner traten nicht mehr an. Ohne Grigoryan spielte Dias Ferreira nicht mehr um den Titel mit und wurde Vierter. Am Spitzenbrett saß Portugals Nummer eins Jorge Ferreira. Er promoviert gerade in Philosophie an der New York University und konnte wegen der Pandemie voriges Jahr nicht anreisen. Dieses Jahr verband er einen Heimataufenthalt mit der Liga und einem soliden 5 aus 9-Ergebnis.

Blick in den Turniersaal im Hotel MH Atlantic

Bei den ersten acht der zehn Mannschaften bestritten Einheimische gerade mal ein Viertel der Einsätze. Nur der Neunt- und Zehntplatzierte setzten durchgängig Portugiesen ein und landeten einzelne Achtungserfolge wie Junior Miguel Simões, der den 550 Elopunkte stärkeren GM

Arjun Erigaisi vom Drittplatzierten EP Gaia gegen Neuris Delgado Ramirez vom Meisterteam A.XAT.

Im Spitzenkampf hielt Neuris Delgado Ramirez (A.XAT) eine schwierige Stellung gegen Pavel Eljanov (AX Gaia).

„Die Liga war so stark wie noch nie“, sagt Lubo Ftacnik, der auch über die Organisation durch den Portugiesischen Schachverband nur Gutes sagen will. Die Spielbedingungen und Sicherheitsvorkehrungen seien einwandfrei gewesen. Nur das Wetter habe überhaupt nicht mitgespielt, und er habe kaum die Sonne gesehen.

Einige Spieler sind von Peniche gleich zum Open nach Famalicão weitergereist. Alexander Fier schien auf der Siegerstraße, aber wurde in der letzten Runde geschlagen und überholt von dem jungen Lissaboner José Guilherme Santos, der mit Peng Li Min, einem Ukrainer chinesischer Herkunft, den ersten Platz teilte.

Damit hat die Portugal Chess Tour 2021 begonnen, und sie geht bald munter weiter. Die 150 Plätze in Bragança (18.-24. August) sind ausgebucht. Für einige wird nach der letzten Runde am gleichen Abend bereits das nächste Open in Guimarães beginnen, wo die 300 Plätze wahrscheinlich ebenfalls alle weggehen. Anschließend folgt das Festival in Maia, wo Anatoli Karpow als Simultangeber erwartet wird. Im September stehen diverse Einzelmeisterschaften an. Im Oktober geht es weiter mit Opens in Pombal und Figueira da Foz. Sogar das Open de Portugal könnte diese Jahr noch über die Bühne gehen, als eines von wenigen internationalen Sportereignissen während Lissabon Europäische Hauptstadt des Sports ist. Geplant ist der 7. bis 12. Dezember.

In der Mitte die (vermutlich strahlenden) Sieger von A.XAT Montemor-o-Novo . Beim zweitplatzierten AX Gaia fehlen schon einige Spieler.

Endstand:

g. Snr Team Anz   +    =    -   Wtg1   Wtg2   Wtg3   Wtg4   Wtg5 
1 2 A.XAT - MONTEMOR O NOVO A 9 9 0 0 27 0 25,5 429,8 2272
2 1 AX GAIA A 9 7 1 1 24 0 27,5 423,3 2469
3 4 EPGAIA - CLUBE DE XADREZ A 9 5 3 1 22 0 23,5 377,8 2133
4 3 GD DIAS FERREIRA A 9 4 2 3 19 0 19,5 300,8 1767
5 6 CX MONTEMOR-O-VELHO/CTGA A 9 3 3 3 18 0 18,5 275,8 1666
6 7 ESTRELAS S. JOÃO DE BRITO A 9 3 2 4 17 2 18,0 291,8 1616
7 5 ASSEMBLEIA FIGUEIRENSE A 9 3 2 4 17 0 19,5 284,3 1758
8 9 O AMANHÃ DA CRIANÇA A 9 2 1 6 14 0 12,0 182,3 1109
9 8 CX A2D A 9 2 0 7 13 0 9,0 136,8 801
10 10 CCD CORVOS DO LIS A 9 0 0 9 9 0 7,0 118,3 609

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Stefan Löffler schreibt die freitägliche Schachkolumne in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und ist in Nachfolge von Arno Nickel Herausgeber des Schachkalender. Für ChessBase berichtet der Internationale Meister aus seiner Wahlheimat Portugal.

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