Ab in den Süden...

von ChessBase
19.12.2010 – Angesichts der Temperaturen in Deutschland in diesem Winter war eine Schachreise nach Südspanien, nach Benidorm, eine gute Alternative. Andreas Albers und die Hamburger Bundesligaspielerin Jade Schmidt ergriffen diese Möglichkeit, um dem Frost zu entfliehen und fanden sich tatsächlich nach einigen Stunden bei 18 Grad (plus!) wieder. Beim Schachfestival in Benidorm gab es zwar ein Fraueneinladungsturnier und eine Jugendmeisterschaft, ansonsten steht das Turnier aber im Zeichen der Amateure. Wer mitspielen will, darf nicht mehr als 2300 (A-Turnier) bzw. 2000 (B-Turnier) auf seinem Elokonto haben. Tatsächlich ist das Preisgeld im B-Turnier sogar höher als im A-Turnier. Parallel fand im Hotel Bali übrigens noch eine Dart-Meisterschaft statt. Beim Jubeln der Sieger sollte man außer Reichweite stehen. Bericht und Bilder...

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Spanische Sonne im Winter
Von Andreas Albers

Bei – 8 Grad °C und Schneefall kann es einem auch mal reichen in der schönsten Stadt der Welt und so ergriffen Jade Schmidt und Andreas Albers die Flucht:


„Brhhh...

Wenige Stunden später sieht die Sache schon wieder ganz anders aus:


22 Uhr, 18 Grad, so kann es weitergehen

Auch wenn das Palma de Mallorca Open in diesem Jahr ausfiel bietet Spanien immer noch genügend Anreize für eingefrorene Schachspieler, um sich zu erholen. In diesem Dezember stand das 9. „Festival Internacional de Ajedrez“ in Benidorm auf dem Programm. Genau zwischen Alicante und Valencia an der Costa Blanca gelegen hat diese Stadt sich schon in den 60er Jahren einen Ruf als Touristenhochburg gemacht und auch heute ist das ursprüngliche kleine Fischerdorf vor allem von großen Hotelkomplexen übersäht. Laut Wikipedia sogar die größte Hochhausdichte (im Verhältnis zur Einwohnerzahl) weltweit!


„Spanische Skyline“

Das das Stadtbild nicht gerade dem einer romantischen Altstadt entspricht versteht sich damit von selbst, aber sogar hier lassen sich einige hübsche Ecken entdecken.

Gespielt wurde im beeindruckenden „Hotel Bali, dass mit seinem Turm und 44 Stockwerken so etwas wie das moderne Wahrzeichen der Stadt geworden ist.


Das beeindruckende Hotel Bali

Es gibt in diesem Turnier keine Titelträger, diese sind schlicht und einfach ausgeschlossen, das A-Turnier mit unter Elo 2300, das B-Turnier unter Elo 2000 begrenzt, ein reines Amateurturnier also, auch wenn dieses nirgendwo auf den Plakaten steht.


„Damit man auch weiß was hier eigentlich gespielt wird“

Man kann über diese „Ausgrenzung der Spitze“ natürlich diskutieren, ein Hamburger Schachfreund zog einmal den Vergleich: „Stell Dir vor es gibt einen Hochsprung-Wettbewerb für alle die noch nie 2 Meter hoch gesprungen sind!“, aber für die „normal sterblichen“ Schachspieler hat es natürlich den Reiz wirklich mal bei einem großen Turnier an der Spitze stehen zu können. Das der Preis für das B-Turnier allerdings um 1000€ höher war als im A-Turnier scheint mir auch nach dem Ganzen immer noch sehr suspekt.

Neben den beiden großen Open wurde die spanische Mannschaftsmeisterschaft U16 (hier spielte dann auch der stärkste Spieler aller Turniere mit: David Anton Guijarro (Elo 2421)) und ein Frauen-GM Turnier sorgte für eine wundervolle Atmosphäre, ein wahres spanisches Schachfestival eben.


„Ach ja, die spanischen Mannschaftsmeisterschaften im Dart wurden auch noch ausgetragen, hier die Jubelfeier der „Türkisen“)

Das A-Turnier wurde eine sichere Beute des Letten Edvins Griecne, der mit einer mickrigen Elozahl von 2012 an den Start ging und unglaubliche 8,5 Punkte aus 10 Partien erzielte, wobei zumindest 2 der Remisen auch noch sehr sehr kurz ausfielen. Laut der FIDE Datenbank war Edvins in den letzten Jahren nicht sonderlich aktiv, was das Ergebnis noch erstaunlicher macht. Neben 2500€ gehen auch noch knapp 100 Elopunkte auf das Konto des Mannes aus dem Baltikum.


Edvins Greicne aus Lettland mit sehr starker Vorstellung

Auf Platz 2 landete der FM Jorge Renteria aus Kolumbien, der aber in Madrid lebt und spielt.


Best of he Rest, Jorge Renteria

Die heimliche Heldin Turniers war allerdings eine Deutsche. Jade Schmidt, schon in der vergangenen Frauenbundesliga-Saison einen super Lauf hatte, verlor zwar in der ersten Runde sehr unglücklich, legte dann aber eine Wahnsinnsserie mit 6/8, sowie einem kampflosen Remis in der Mitte hin. Einzig ein Gegner hatte knapp unter 2150 Elo, ansonsten wurden gegen 3 FMs saubere 2 Punkte geholt und die waren schon eher mit Pech. Am Ende stand ein hervorragender 25. Platz, (als Setzlistennummer 146) und eine Leistung von Elo 2327. Eine WIM-Norm scheiterte nur am fehlenden fünften Titelträger.


Jade Schmidt aus Hamburg schaut schon zuversichtlich


Und muss nach ihrem letzten Sieg Interviews über die Lage des Frauenschachs in Deutschland geben

Während an der Spitze des A-Turnieres nie wirklich Spannung aufkam ging es bei den „echten Amateuren“ drunter und drüber: Die Setzlistenvorderen hatten sich früh verabschiedet und nach 5 Runden lagen der Italo-Jugoslawe Dragan Dimitrijevic und der Hamburger Andreas Albers mit 100%iger Ausbeute allein an der Spitze des Feldes. Das Remis zwischen den beiden war nicht so „geschoben“, wie die Zügeanzahl vermuten lässt, aber dennoch zogen sich die beiden offensichtlich den Zorn Caissas zu. 0/6 kassierten beide Spieler in den kommenden 3 Runden und verstanden die Welt nicht mehr. „It is some kind of Karma!“ erklärte mir Dragan nach der Siegerehrung.


Bei der Siegerehrung konnten beide schon wieder lächeln, wenn auch noch ein wenig gequält

Durch einen Sieg in der letzten Runde hatte er wenigstens noch einen Minimalanteil vom fetten Preiskuchen verdient. Für den Hamburger Trainer und Autor dieses Berichtes blieb nichts anderes als seiner Lebensgefährtin zu ihrem hervorragenden Turnier zu gratulieren.

Turniersieger wurde völlig verdient der erste 17 jährige Sergi Mingarro Carceller punktgleich mit dem nächsten jungen Mann, David Gomez Peco.


Der glückliche Turniersieger


Das direkte Duell hatte David zwar gewonnen, aber am Ende blieb doch nur Platz 2

Die Bronzemedaille ging an den sympathischen und sehr kreativen Benjamin Mote Kobolo vor dem vielleicht größten Talent des Landes, dem chinesisch-stämmigen Shen Yue (13 Jahre alt).


Überraschte den Autor mit 1. e4 e6 2.Lb5!?!?, Bejamin Mote Kobolo


Da wächst etwas heran in Spanien: Shen Yue.

Das Frauenturnier wurde von der Georgierin Sopiko Guramishvili gewonnen, vor WGM Demante Daulyte aus Litauen.


Freute sich sichtlich über ihr gelungenes Turnier, Sopiko Guramishvili

Die wahre Heldin des Turnieres war allerdings die Lokalmatadorin: Irene Nicolas Zapata ist erst 13 Jahre alt und hat doch unter dem großen Applaus des Publikums eine WIM-Norm in diesem bärenstarken Turnier erzielte. Die junge Dame sorgte dann auch bei der großen Siegerehrung für die meisten „Olá!“ Rufe und Ovationen.


Irene in der Mitte ihre Freundinnen, die im B-Turnier Preise gewannen


Die versammelte Meisterinnen-Riege: L’Ami, Daulyte, Meshcheriakova, Guramishvili und die spanische Georgierin Ana Matnadze


Auch wenn sie am Ende leer ausgingen, ein gutes Glas spanischen Rotwein hat man sich auf jeden Fall verdient: Franz Josef Becking und Armin Frey


Zwei nächtliche Blitzturniere sind natürlich Pflichtprogramm für hartgesottene Schachurlauber


Ein letzter Blick auf den Spielsaal)

Zum Abschluss noch ein paar Eindrücke aus dem touristischen Teil unserer Reise:


Mit 5/5 wähnte ich mich auf großen Spuren und dachte ich versuch mich mal als Double. Fazit: Grandios gescheitert!


Während Frau Schmidt schon mal die Strandtemperatur misst


„Allmorgendlich treffen sich die Senioren des Ortes zum Frühsport…“


 „Einer wird noch vermisst, der Kerl mit dem Pferd!“)


Eine Bootsfahrt zur Isla Benidorm…


Die mich irgendwie an alte James Bond Filme erinnert...


Mit dem „Aquascope-Boat“ ging es dann einmal rund um die Insel und die Unterwasser-Welt konnte beobachtet werden.
Nemo ist leider immer noch nicht gefunden worden)


Die Insel selber ist sehr naturbelassen und auch Mitte Dezember blüht und grünt es hier

 
Wanderwege schlängeln sich bis zum Gipfel…


...und wenn man seinen Proviant vergessen hat….


Aber offensichtlich sind schon andere Touristen hier auf dumme Ideen gekommen!


Was habe ich neulich gelesen: Die weißen Tauben sind Möwen


Den Gipfel erfolgreich erklommen!


Ein ungewöhnlicher Blick aufs Meer


Der örtliche Schachklub….


Und Abends wird es dann richtig romantisch!

 

 


Die ChessBase GmbH, mit Sitz in Hamburg, wurde 1987 gegründet und produziert Schachdatenbanken sowie Lehr- und Trainingskurse für Schachspieler. Seit 1997 veröffentlich ChessBase auf seiner Webseite aktuelle Nachrichten aus der Schachwelt. ChessBase News erscheint inzwischen in vier Sprachen und gilt weltweit als wichtigste Schachnachrichtenseite.

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