Von Uwe Ritter
ACO zum 6. Mal im Fodele Beach Hotel
Bereits zum sechsten Mal trafen sich die Schachspieler im 5-Sterne Hotel Fodele Beach auf Kreta. Bei Temperaturen von mehr als 25 Grad und bestem Badewetter kämpften 161 Teilnehmer aus 24 Nationen, in 7 Wertungskategorien, um den Turniersieg und schenkten dabei dem Gegner nichts.
Wer bereits mehrfach vor Ort war, durfte sich dieses Jahr einer zum Teil majestätisch geprägten Terrasse erfreuen, die nun neben einem komplett umgebauten Pool auch Palmen kennt.
Frühzeitig angereiste Schachspieler blieben auch ohne Brett nicht lange unentdeckt, wurden wir doch bereits an der Rezeption, später dann im Restaurant oder an der Terrassen-Bar von den langjährigen Bediensteten wieder erkannt und mit einem lauten „Hallo“ begrüßt.
Wer zum ersten Mal dabei war, wie z. B. der Kanadier Milan Soskic (Gruppe E), der sortierte erst mal seine rein persönlichen Eindrücke rund um das Turniergeschehen. Bereits am Flughafen Heraklion traf er auf einen Taxifahrer, der in Montreal geboren wurde und seit seinem 20. Lebensjahr auf Kreta lebt. Später im Hotel war er beeindruckt vom Comfort der Spielsäle und des Hotels sowie vom hohen Grad der Organisation, einen Standard, welcher, nach seiner auf persönlicher Erfahrung beruhenden Aussage, bei FIDE-Turnieren nicht anzutreffen ist.
Der deutsche Teilnehmer Manfred Kunze feierte einmal mehr seinen Geburtstag (92) bei dieser Veranstaltung. Damit ist er noch lange nicht der älteste Teilnehmer aller Zeiten, der bisherige Rekord liegt bei 94 Jahren, aufgestellt im Jahr 2013.
Gespielt wurde einmal mehr mit dem bereits bewährten Modus. An den ersten 4 Tagen wurde jeweils abwechselnd eine Einzelrunde und eine Doppelrunde gespielt, wobei an den beiden Doppelrunden jeweils ein Bye pro Spieler möglich war. Die Runden 7 bis 9 waren dann wieder Einzelrunden.
Ebenfalls mit dabei die drei Großmeister Daniel King, Spiridon Skembris und Mr. Entertainment Zigurds Lanka, die, wenn man wollte, auch bei der Analyse aushalfen.
Training mit Lanka
Analyse mit Daniel King
In den Spieltagen mit Einzelrunden waren die Großmeister-Seminare am Nachmittag stets gut besucht. Wer wollte konnte sich anschließend noch beim Einzel oder Teamblitz beweisen, wo die Großmeister zum Teil auch mitspielten. Am 6. Tag intensiven Schachs dann einen freien Tag, wobei die Organisatoren eine Busfahrt zu den Sehenswürdigkeiten in Knossos und Heraklion anboten. Alternativ bestand die Möglichkeit zu diversen Einzeltätigkeiten in Eigenregie.
Am siebten der Veranstaltung am Abend die stets begehrte Simultan-Veranstaltung, bei der wie jedes Mal manch ein Spieler darauf hofft, seinem „Großmeister“ ein Bein stellen zu können, dies gelang unter anderem Klaus Link (D), der Daniel King nach nur 21 Zügen zur Aufgabe zwang.
Simultan mit Daniel King
Die Ergebnisse im Einzelnen:
GM Falko Bindrich +19 =1 -0
GM Zigurds Lanka +14 =2 -2
GM Daniel King +8 =1 -1.
Bereits am achten Tag standen 2 Turniersieger fest. IM Fred Behrend aus Luxemburg (A-Gruppe) und Jean-Marie Oster aus Frankreich (F-Gruppe) durften bereits vorzeitig Glückwünsche entgegennehmen.
Dabei profitierte der Luxemburger IM von einer Glanzleistung des zweitplatzierten Suad Osmanbegovic, der in folgender Stellung im Endspiel souverän den Spieler mit den weißen Steinen erfolgreich ausspielte.
Weiß b5, Lc6, f2, Sg3 und Kg1
Schwarz Db2 und Kg4
hier ist Schwarz am Zug!
Zu diesem Zeitpunkt gab es In der B- und C-Gruppe jeweils zwei Spieler, die mit 6 Punkten allerbeste Chancen auf den Turniersieg hatten, somit konnte man hier noch einiges an Spannung am letzten Spieltag erwarten. Während in der Gruppe B ein Fernduell anstand, stand in der Gruppe C ein Showdown mit den beiden führenden Spielern statt.
In der Schlussrunde spielten dann die beiden führenden in der B-Gruppe. Karl-Heinz Kanneberg (D) und Dr. Reinhold Schnelzer (D), jeweils Remis, so dass am Ende die Feinwertung über den Turniersieg entscheiden musste, die zu Gunsten Dr. Reinhold Schnelzer entschied. In der C-Gruppe spielte Uwe Ritter (D) zunächst gegen Edgar Wilson (ENG) ganz groß auf, sah lange Zeit wie der sichere Sieger aus, musste jedoch nach einer Ungenauigkeit im Endspiel das Remis akzeptieren. Die spannende Frage war nun nach 50 gespielten Zügen, wer hat hier das Turnier gewonnen? Nach über eine Stunde Wartezeit für beide Kontrahenten stand fest, die Feinwertung entschied zu Gunsten Uwe Ritter.
Die D-Gruppe gewann nach einem schnellen Remis in der Schlussrunde der Österreicher Mario Kristofic. Er bedankte sich bei der Siegerehrung bei den Organisatoren nicht nur für ein perfekt organisiertes Turnier, sondern verwies auch darauf, dass egal welche Sorgen einem im Leben begleiten, die ACO-Veranstaltungen auch ein Fix-Punkt im Leben sein könne, auf welchem man hinarbeitet, um dann dort die alltäglichen Sorgen vorübergehend vergessen. Die Teilnehmer bestätigten diese Aussage mit donnerndem Applaus. In der E-Gruppe gewann Stephen C. Pride aus England und in der G-Gruppe Peter Albek aus Dänemark.
Die Sieger
Die Siegerehrung lag einmal in den Händen von Daniel King, der als Master of Ceremonies schlichtweg eine Klasse für sich ist. Neben den mittlerweile üblichen Ehrungen für 5 und 10 Teilnahmen, gab es nun auch erstmalig drei Teilnehmer die jeweils 15-mal dabei waren. Nicht zu vergessen ist die Würdigung der herausragenden kulinarischen Leistungen der Küche, hier durfte sich Küchenchef Manolis seinen wohlverdienten Applaus der Teilnehmer auf der Bühne abholen.
Der Preisfonds fiel dieses Mal sehr üppig aus. Neben den drei Geldpreisen (400 €, 200 €, 100 €) gab es jeweils einen Gutschein (150 €, 100 €; 50 €) der Firma Chessbase. Zudem erhielten die drei Erstplatzierten jeder Gruppe einen Computer „Chess Genius Pro“ im Wert von 150 € von der Firma Millennium.
Die Sonderpreise für herausragende Leitungen am Schachbrett gingen an Spyridon Ilandzis (GR) und Nicholas Schoonmaker (USA), beide aus der B-Gruppe, sowie Kevin Winter (ENG) aus der D-Gruppe. Wie der Laudator Daniel King hervorhob, geht es hier in erster Linie darum, besondere Momente in einer Partie zu würdigen.
Die beiden ältesten Teilnehmer Manfred Kunze (92) und Jean-Francois Levier (F) erhielten jeweils eine Flasche hochwertigen Wein vom Hotelchef persönlich überreicht.
Die ältesten Teilnehmer
Danach gab es das begehrte Abschlussbankett mit zahlreichen kulinarischen Köstlichkeiten, draußen auf der großen Terrasse, welches mit einem Feuerwerk seinen krönenden Abschluss fand.
Unser aller Dank an die Organisatoren Falko Bindrich und Tobias Hirneise für eine herausragende Leistung als Veranstalter, die stets für Jedermann ein Ohr hatten. Ebenfalls unser aller Dank an die Großmeister Spyridon Skembris, Daniel King und Zigurds Lanka. Schiedsrichter Alexander Hande überzeugte einmal mehr, auch in strittigen Momenten, durch souveränes Auftreten. Nicht zu vergessen die Damen im Hintergrund, die stets fleißigen Helferinnen Oana Florea und Thu Thao.
Das Orga-Team
Natürlich waren wir Schachspieler nicht allein vor Ort. Am Abend nach der 1.Runde hielt ein Urlauber im Beisein seiner Frau fest: „Stell Dir vor, hier sind auch Schachspieler“.
Nun sofern Sie ebenfalls den ganzen Tag nichts anderes vorhaben und wir Ihnen einen Rat geben dürfen, vielleicht probieren Sie es einfach mal aus. Glauben Sie uns, es lohnt sich!
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