ACO Senioren (50+) WM 2024 auf Kreta: Die Sonne lachte

von ChessBase
25.10.2024 – Die Amateur Chess Organization (ACO) verbindet mit ihren Schachturnieren an ansprechenden Orten Urlaubsgefühle und sportlichen Wettkampf. Auf Kreta organisierte sie kürzlich ihre ACO Amateur-Senioren (50+) Schachweltmeisterschaften 2024. Fast 150 Schachfreunde aus 18 Ländern nahmen teil. | Fotos: ACO

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Von Uwe Ritter (Teilnehmer)

ACO Senioren (50+) WM 2024: Schach und Sonnenschein auf Kreta

Bereits zum siebten Mal trafen sich die Schachspieler im 5-Sterne-Hotel Fodele Beach Anfang Oktober auf Kreta, unweit jenes Ortes, wo einst die Wiege vom Maler und Bildhauer EL Greco gestanden haben soll, einer der bekanntesten historischen Persönlichkeiten Kretas, neben der Künstlerin Nana Mouskouri und dem Schriftsteller Nikos Kazantzakis. Bei Temperaturen um die 25 Grad und bestem Badewetter spielten 146 Teilnehmer aus 18 Nationen in 6 Wertungskategorien um den Turniersieg und zeigten, dass man auch bei warmem Wetter viel Spaß am Brett haben kann. Durchgängige Temperaturen um die 25 Grad und Sonnenschein ließen das Turnier Anfang Oktober zum Sommerurlaub werden.

Hotelanlage mit Pool

Der erste von zwei Turniersälen

Zweiter Turniersaal
 

Die ältesten Teilnehmer, mit mehr als 90 Jahren, waren Boris Blaushtain aus Israel (*1933) und Heinrich Roß aus Deutschland (*1932). Die längste Anreise konnten die Argentinier Daniel Varela und Daniel Chan mit jeweils mehr als 12 000 Flugkilometern für eine Flugstrecke vorweisen. Zudem bemerkenswert: Die vier indischstämmigen Teilnehmer, angeführt von FM Gurpreet Pal Singh, leben und arbeiten zurzeit in aller Welt verstreut, hatten sich seit mehr als 20 Jahren nicht mehr gesehen und trafen sich hier auf Kreta anlässlich des Turnieres wieder.

Heinrich Roß (93 Jahre!) erzielte 4/9 Punkte in der E-Gruppe.

Die Indische Delegation mit den Organisatoren IM Tobias Hirneise und GM Falko Bindrich

Gespielt wurde einmal mehr mit dem bereits bewährten Modus: 90 Minuten für 40 Züge, plus 15 Minuten nach der Zeitkontrolle, plus 30 Sekunden Zuschlag pro Zug. An den ersten 4 Tagen wurde jeweils abwechselnd eine Einzelrunde und eine Doppelrunde gespielt, wobei an den beiden Doppelrunden jeweils ein Bye pro Spieler möglich war. Die Runden 7 bis 9 waren dann wieder Einzelrunden. Zusätzlich wurde an den Tagen mit Einzelrunde nachmittags stets Wissenswertes von den drei „Sekundanten“ Daniel King, Spyridon Skembris und Mr. Entertainment Zigurds Lanka zu den Themen Eröffnung, Mittelspiel und Endspiel vermittelt.

Partieanalyse neben dem Pool mit GM Daniel King aus England, der fließend Deutsch spricht.

Seminar mit GM Daniel King

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Wer wollte und somit noch nicht genug vom Tag hatte, konnte sich anschließend, am Abend beim Einzel- oder Teamblitz beweisen, bei dem die Titelträger zum Teil auch mitspielten.

Zur Abwechslung, im Vergleich zum Vorjahr bereits am 4. Tag, die stets begehrte Simultan-Veranstaltung, bei der wie immer manch ein Spieler darauf hofft, „seinem“ Großmeister ein Bein stellen zu können, dies zum Leidwesen der mitreisenden Ehefrauen, die zur besten Dinner-Zeit zum Teil ungewohnt lange auf ihre Ehemänner warten mussten. Die Ergebnisse im Einzelnen: GM Falko Bindrich +13 =2 -0, GM Zigurds Lanka +7 =5 -2 sowie GM Daniel King +11 =2 -0. Gentleman Zigurds Lanka hatte den Schachkünsten von Jana Hirn und Heidi Oswald-Meister nichts entgegenzusetzen und verlor als einziger zwei Partien.

GM Zigurds Lanka beim Simultan

GM Daniel King beim Simultan

GM Falko Bindrich beim Simultan

Zeitgleich brillierte GM Daniel King gegen seinen englischen Landsmann Edgar Wilson mit einem fantastischen Turmopfer. Ebenso lobenswert, dass Edgar Wilson nicht sofort resignierte und sich stattdessen die Gewinnführung bis einen Zug vor dem Matt zeigen ließ.

Am 6. Tag, der lang ersehnte freie Tag, welcher von den meisten Teilnehmern zu Ausflügen auf der Insel genutzt wurde. Auf Wunsch vieler Teilnehmer wurden dieses Mal bei der gemeinsamen Busfahrt die Ziele Kloster Arkardi sowie die Stadt Rethymno als Reisezeile ausgewählt. Das Kloster Akardi gehört zu den bedeutendsten Denkmälern der griechischen Geschichte im Kampf gegen das Osmanische Reich. Rethymno begeistert durch die historische Altstadt im Einklang mit dem venezianischen Hafen samt Leuchtturm. Wer wollte, lieh sich einen Wagen und erkundete die Insel in Eigenregie.

Eine A-Gruppe kam nicht zustande, so dass FM Gurpreet Pal Singh aus Indien und der Argentinier Daniel Varela in der B-Gruppe mitspielten. Es gewann der indische FM Gurpreet Pal Singh mit 7 Punkten aus 9 Partien vor Andreas Günther (D) mit 6,5 Punkten und dem Dänen Jakob Bjerre Jensen mit 6 Punkten. Die Nummer 2 der Setzliste, der Argentinier Daniel Varela, wurde am Ende nur Sechster und blieb weit hinter den Erwartungen zurück.

Wer zum ersten Mal an dieser Veranstaltung teilnehmen möchte, sollte wissen, was ihn erwartet. Jeder kann Jeden schlagen, einen Hinweis, denn alle Neu-Teilnehmer bereits bei der Anmeldung vom Veranstalter erhalten. Die Partien sind zum Teil sehr hart umkämpft und so manch eine Partie wird am Ende zur Seeschlange. Dies bestätigte einmal mehr die C-Gruppe, die insgesamt 39 Teilnehmer aufwies. Die Plätze 2 bis 6 wiesen alle am Ende des Turnieres 6 Punkte auf und lagen damit nur einen halben Zähler hinter dem Sieger Dr. Wolfgang Hartmann aus Deutschland mit 6,5 Punkten aus 9 Partien. Die Feinwertung entschied zu Gunsten Manfred Gradwohl (D), der Zweiter wurde, vor dem in den USA lebenden Inder Jasvinder Kakar.

Deutscher Doppelsieg für Wolfgang Hartmann und Manfred Gradwohl vor Jasvinder Kakar (v.r.n.l.)

Anders hingegen verlief die Gruppe D, die mit 45 Teilnehmern die größte Anzahl an Spielern vorweisen konnte. Um zu gewinnen, benötigte man hier 7 Punkte aus 9 Partien, ein Kunststück, welches dem Argentinier Daniel Chan gelang. Ihm folgten auf den Plätzen zwei und drei Denis Page aus Kanada vor Georg Klaiber aus Deutschland. Beide Spieler erzielten 6,5 Punkte aus 9 Partien. Platz 4 und 5 belegten dann zwei Spieler mit jeweils 6 Punkten. In der Gruppe E trafen die drei podiumsplatzierten Spieler erst in den Runden 7 und 9 im direkten Duell aufeinander. Da der Kanadier Pierre Maheux im direkten Vergleich dem Schweizer Christian Hindermann unterlag, musste der bis dahin führende Kanadier die Führung an den Eidgenossen abgeben. In Runde 8 gewannen alle Kontrahenten ihre Partien, in Runde 9 spielten alle gleichlautend remis, so dass Christian Hindermann mit 7 Punkten aus 9 Partien gewann, vor Pierre Maheux, Kanada, und dem drittplatzierten Wolfgang Rasch, Deutschland, beide mit jeweils 6,5 Punkten aus 9 Partien. Die Feinwertung entschied zu Gunsten des Kanadiers.

Die ACO Senioren-Weltmeister 2024: v.l.n.r.: IM Tobias Hirneise (Organisator), GM Falko Bindrich (Organisator), Christian Hindermann (SUI), Gurpreet Pal Singh (IND), Andreas Günther (GER), Daniel Chan (ARG), Wolfgang Hartmann (GER), Jacques Bolduc (CAN), Bojan Kverh (SLO)

Die Gruppe F bestand nur aus 8 Teilnehmern. Zunächst hieß es 7 Runden „Jeder gegen Jeden“, danach wurden die Paarungen für die letzten beiden Runden nach dem Schweizer System ermittelt. Durch eine Niederlage in Runde 7 ließ der Kanadier Jaques Bolduc sich nicht entmutigen und gewann am Ende noch zweimal, was nötig war, um seine ärgsten Verfolger in Schach zu halten. Es siegte Jaques Bolduc, Kanada, mit 6,5 Punkten aus 9 Partien, vor Frank Andermann, 6 Punkte aus 9 Partien, und Gerald Kruzinski, 5,5 Punkten aus 9 Partien, beide aus Deutschland. Sieger der G-Gruppe mit überragenden 9 Punkten aus 9 Partien wurde Bojan Kverh, Slowenien, vor Geoff Stewart, England, 6,5 Punkte aus 9 Partien, und Frank Höfer, Deutschland, 6 Punkte aus 9 Partien.

Die Siegerehrung lag in den bewährten Händen von Daniel King, der als Master of Ceremonies stets charmant und witzig kommentierte, so als hätte er noch nie etwas anderes gemacht. Dabei vermittelte er den Teilnehmern das Gefühl, Teilnehmer bei einer bedeutenden Veranstaltung zu sein. Einmal mehr gab es diverse Ehrungen für 5 und 10 Teilnahmen, insgesamt 15 an der Zahl, sowie ein Geschenk für alle teilnehmenden Damen.

GM Daniel King moderierte die Siegerehrung

Die Sonderpreise für herausragende Leitungen am Schachbrett gingen an FM Gurpreet Pal Singh, Indien, Cato Bekkesletten, Norwegen, und Miroslav Tkac, Slowakei. Wie der Laudator Daniel King einmal mehr hervorhob, geht es hier in erster Linie darum, besondere Momente in einer Partie zu würdigen. Diese Partien werden wie immer zu einem späteren Zeitpunkt von Daniel King auf seinem YouTube-Kanal vorgestellt.

Unser aller Dank an die Organisatoren Falko Bindrich und Tobias Hirneise für eine herausragende Leistung als Veranstalter. Ebenfalls unser aller Dank an die Großmeister Spyridon Skembris, Daniel King und Zigurds Lanka, die jeder Partie stets Positives abgewinnen. Schiedsrichter Alexander Hande, ohnehin einer der Besten seiner Zunft, agierte stets souverän. Die Doppelbelastung als Arbiter und Familienvater merkte man ihm nicht an. Nicht zu vergessen die Damen im Hintergrund, die stets fleißigen Helferinnen Oana Florea und Thu Thao Nguyen, ohne die vieles einfach nicht möglich wäre.

Das ACO-Team: Assistentin Oana Florea, Schiedsrichter Alexander Hande, die beiden Organisatoren GM Falko Bindrich und IM Tobias Hirneise sowie die Trainer GM Zigurds Lanka, GM Daniel King und GM Spyridon Skembris

Beim anschließenden Abschlussbankett draußen auf der Terrasse, bei Klängen klassischer Musik bei angenehmen sommerlichen Temperaturen, erfährt man manchmal auch Dinge, die man sonst so nicht mitbekommt. Unter anderem bedankte sich der Schweizer Teilnehmer Rudolf Gautschi bei Großmeister Zigurds Lanka für die Gelegenheit, mit ihm zusammen Team-Blitz spielen zu dürfen – eine Erinnerung von bleibendem Wert, wie mir Zigurds Lanka kurz darauf erklärte, denn sie gewannen nicht nur das 7-rundige Blitzturnier gemeinsam, zusätzlich feierte der Schweizer Schachfreund an diesem Tag auch seinen Geburtstag.

Geburtstagskind Rudolf Gautschi (r.) gewann mit GM Zigurds Lanka das Teamblitzturnier

Darüber hinaus waren sich viele Teilnehmer einig: Das Schönste an diesem Turnier ist immer der Schluss, nicht weil es recht schnell wieder nach Hause geht, sondern weil Eigentümer und Hotel-Geschäftsführung sich gerne zu uns gesellen und das Gespräch suchen. Dabei lassen Sie sich die eine oder andere Überraschung einfallen, eine Annehmlichkeit, die viele Teilnehmer nach mehreren Jahrzehnten im Schachzirkus als einzigartig empfinden.

Schachtorte für die Abschlussfeier

Schachfreunde aus der ganzen Welt


Bis tief in die Abendstunden wurde gefeiert

Nun, sofern Sie im nächsten Frühjahr nichts anderes vorhaben, das passende Alter haben und bei der Ü65 mitspielen wollen oder sich mit der Jugend im mittleren Alter messen möchten, offen für ein paar Tipps von namhaften Großmeistern sind, der Sonne und dem Meer Positives abgewinnen können, eine herausragende Küche bevorzugen, dann möchte ich Ihnen mit Ihrer Erlaubnis einen Rat geben. Vielleicht probieren Sie es einfach mal aus. Glauben Sie mir, es lohnt sich!

ACO Amateur-Weltmeisterschaften...


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