Adhiban in Indien genullt - wegen Tragens einer Armbanduhr

von André Schulz
10.02.2020 – Bei den Offenen Indischen Mannschaftsmeisterschaften gab es einen ganz besonderen Fall der Disqualifikation. Adhibans Partie wurde nach einer Reklamation seines Gegners kampflos für verloren erklärt. Sein Vergehen: Er trug eine Uhr. | Foto: Gopakumar Sudhakaran

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Adhiban spielt bei den Offenen Indischen Mannschaftsmeisterschaften für das Team PSPB (Petroleum Sports Promotion Board). In der 3. Runde des Wettbewerbs traf seine Mannschaft auf RSPB-B (Railway Sports Promotion Board). Adhiban spielte gegen IM C R G Krishna.
 

Adhiban

Nach neun Zügen fiel Krishna auf, dass Adhiban eine (analoge) Armbanduhr trug. Dies ist nach den Regeln des AICF (All Indian Chess Federation) tatsächlich nicht erlaubt. 
 

Adhibans Uhr | Foto: Adhiban

Gemäß den FIDE-Regeln sind bei allen offiziellen Turnieren elektronische Hilfsmittel untersagt. Mobiltelefone müssen abgegeben werden. Aber inzwischen gibt es auch so genannte Smartwatches. Auch diese sind wie alle anderen "elektronischen Geräte" verboten. Die Regel lautet im Wortlaut:
 

11.3.2.1 During a game, a player is forbidden to have any electronic device not specifically approved by the arbiter in the playing venue.

However, the regulations of an event may allow such devices to be stored in a player‟s bag, provided the device is completely switched off. This bag must be placed as agreed with the arbiter. Both players are forbidden to use this bag without permission of the arbiter.

11.3.2.2 If it is evident that a player has such a device on their person in the playing venue, the player shall lose the game. The opponent shall win. The regulations of an event may specify a different, less severe, penalty. 

 
Was aber ist ein elektronisches Gerät? Offenbar alles, was Strom benötigt, also auch so genannte Digitaluhren, selbst dann, wenn sie keine andere Funktion besitzen, als die Zeit anzuzeigen. Da es vor Ort mitunter schwierig war, Smartwatches von Digitaluhren zu unterscheiden, erklärte man in Indien kurzerhand alle Uhren für verboten. Mit dem hier geschilderten Ergebnis. Bei oberflächlicher Betrachtung entsteht allerdings der Eindruck, der indische Verband könnte mit seiner Regelauslegung über das Ziel hinaus geschossen sein. 
 
Allerdings hätte Krishna die Freiheit besessen, nicht zu reklamieren. 

In jüngerer Zeit sind schon mehrere Spieler dieser Regel zum Opfer gefallen. Adhiban ist der erste Großmeister, dem das passiert. 

Adhiban war vom Turnier in Gibraltar nach Indien gekommen, litt nach eigener Aussage noch unter Jetlag und hatte die besondere Uhrenregel im indischen Schach vergessen, da diese anderswo auch unüblich ist.

Laut den Meldungen aus Indien soll sich dieser kampflose Partieverlust sogar auf die Elowertung auswirken und Adhiban habe dadurch 7,7 Elopunkte verloren. Trotz seines Partieverlusts kam aber seine Mannschaft zu einem Sieg und liegt nach fünf Runden auch in der Tabelle vorn.

Stand nach fünf Runden

 
1 1 Petroleum SPB 5 5 0 0 10 16,0 0 55,0 194,3
2 6 Railways SPB B 5 4 0 1 8 15,5 0 49,5 163,0
3 2 Railways SPB A 5 4 0 1 8 15,5 0 49,5 160,0
4 3 Airports Authority of India 5 4 0 1 8 14,0 2 54,0 162,0
5 5 Air India SPB 5 4 0 1 8 14,0 0 54,5 174,8
6 4 Telangana 5 4 0 1 8 13,5 0 51,5 149,3
7 11 Tamil Nadu A 5 3 1 1 7 12,5 0 44,0 111,3
8 7 Odisha A 5 3 0 2 6 13,0 0 50,5 149,5
9 8 Delhi B 5 3 0 2 6 12,5 0 51,5 133,5
10 9 Gujarat A 5 3 0 2 6 12,0 0 46,0 124,8
 
Partien
 
 
 
 


André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.

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