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Beim inoffiziellen Länderkampf Deutschland gegen Iran in Moskau waren die Deutschen favorisiert: ausschließlich Großmeister an den Brettern, deutlich höherer Elo-Schnitt. Blübaum, Buhmann, Svane, Bindrich, Donchenko bildeten eine Riege junger Großmeister im besten Schachalter, die es mit einer persischen Jugendauswahl zu tun bekam. Und eine 2.5:5.5-Niederlage einsteckte.
Natürlich gab es in Moskau keinen echten Länderkampf Deutschland-Iran, sondern das Aeroflot-Turnier, an dem so viele deutsche und iranische Schachmeister teilnahmen, dass in beinahe jeder Runde zumindest eine deutsch-iranische Partie angesetzt war. Ihren deutlichen Sieg verdanken die Iraner vor allem ihrem Benjamin: Alireza Firouzja, 13 Jahre alt, besiegte Matthias Blübaum, Falko Bindrich und Alexander Donchenko.
Sechs Punkte aus neun Partien holte Firouzja in Moskau, Elo-Leistung 2746 inklusive seiner ersten GM-Norm. Nie hat ein jüngerer Spieler ein Turnier mit einer 2700+-Leistung absolviert. Allerdings war Firouzja schon vor seinem Aeroflot-Erfolg in Schachkreisen kein Unbekannter.
Alireza Firouzja
Rg. | Name | Elo | Pkt. | Wtg1 | |
1 | GM | Fedoseev Vladimir | 2658 | 7,0 | 5 |
2 | GM | Najer Evgeniy | 2659 | 6,5 | 4 |
3 | GM | Kovalev Vladislav | 2598 | 6,5 | 4 |
4 | GM | Vitiugov Nikita | 2724 | 6,5 | 4 |
5 | GM | Jobava Baadur | 2701 | 6,0 | 5 |
6 | GM | Kamsky Gata | 2669 | 6,0 | 5 |
7 | GM | Korobov Anton | 2691 | 6,0 | 5 |
8 | GM | Inarkiev Ernesto | 2723 | 6,0 | 4 |
9 | IM | Firouzja Alireza | 2465 | 6,0 | 4 |
10 | GM | Yu Yangyi | 2738 | 6,0 | 4 |
11 | GM | Artemiev Vladislav | 2655 | 6,0 | 4 |
...
Im Iran hatte sich sein Name spätestens herumgesprochen, als er 2016 die Landesmeisterschaft gewann, ein Titel, den er in diesen Tagen bei der iranischen Meisterschaft 2017 in Teheran verteidigt (Live-Übertragung der Partien bei playchess). Der weltweiten Zuschauerschaft sind Firouzja und die anderen iranischen Youngster seit der Schacholympiade in Baku ein Begriff. Mit einem der jüngsten Teams waren die Iraner nach Baku gereist, spielten im Kollektiv deutlich über der nominellen Erwartung und belegten am Ende Rang 16 vor manch etablierter Schachnation.
Die Schlagzeilen, die das iranische Schach macht, sind so ambivalent wie die Berichte von Menschen, die das Land besuchen: Ein in weiten Teilen liberal gesinntes Volk lebt in der selbsterklärten islamischen Republik unter der Fuchtel von Religionswächtern, deren Gebote und Verbote die Freiheit der Menschen in vielerlei Hinsicht beschneiden. Erstaunlicherweise blüht das Schach in diesem Staat, der es als Verstoß gegen nationale Interessen betrachtet, wenn in Gibraltar eine Iranerin ohne Kopftuch spielt und ihr Bruder gegen einen Israeli.
Eine Blüte, die gefördert wird, auch finanziell. Ob eine Frauen-WM im Iran ein gutes Signal ist oder ein schlechtes, darüber ist zuletzt viel gestritten worden. Aber letztlich war der iranische Schachverband der einzige, der angeboten hatte, diese Veranstaltung auszurichten. Als vor einem Jahrzehnt Nigel Short im Iran als Schachtrainer anheuerte, war das noch das exotische Engagement eines abenteuerlustigen Schach-Globetrotters. Seitdem hat eine Riege renommierter Großmeister im Iran als Trainer gearbeitet, zuletzt der Niederländer Ivan Sokolov, der schon in Baku das iranische Team betreute und nun den iranischen Frauen bei der Weltmeisterschaft half.
Vor diesem Hintergrund ist das sensationelle (?) Abschneiden von Alireza Firouzja in Moskau nur ein Ausschlag nach oben in einem Aufwärtstrend, der seit langem anhält. Seien wir gespannt, wie sich die Iraner bei den kommenden Jugendweltmeisterschaften schlagen. Vorher schauen wir uns an,