Airthings Masters: Halbfinale ohne Carlsen

von Klaus Besenthal
30.12.2020 – Am zweiten Viertelfinaltag des 15+10-Onlineturniers "Airthings Masters" hat Magnus Carlsen gegen Daniil Dubov gleich zwei Partien auf ähnliche Art verloren, als er jeweils in unübersichtlicher, taktischer Gemengelage und mit wenig Bedenkzeit einen schlechten Damenzug ausführte. Für den Weltmeister ist das Turnier damit überraschend vorzeitig beendet. Mit Wesley So, Hikaru Nakamura und Ian Nepomniachtchi sind zudem drei weitere Spieler ausgeschieden, von denen man das nicht unbedingt vermutet hätte. Die Halbfinals werden an Silvester und am Neujahrstag (jeweils 15 Uhr) mit diesen Paarungen gespielt: Dubov gegen Radjabov und Aronian gegen Vachier-Lagrave.

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"Airthings Masters"

Partie 1: die Anti-Remisrunde

"Anti-Remisrunde": Das ist, wenn gar keine Partie unentschieden endet...

Radjabov und Nepomniachtchi hatten am ersten Viertelfinaltag ausschließlich Remis gespielt. Heute nun beendete "Nepo" diese Serie mit einem eigenen groben Fehler. Er hatte danach nur einen Bauern weniger, konnte aber das Problem seines im Brettzentrum lahmgelegten Springers nicht lösen. Das gab den Ausschlag in dieser Partie:

 

Ein schwerer Fehler unterlief auch Carlsen gegen Dubov, allerdings passierte dies dem Weltmeister in einer wilden Stellung, die schon leichten Gemetzelcharakter hatte. Die Sache war einfach extrem schwer zu durchschauen und angesichts der knappen Bedenkzeit ebenso schwer zu berechnen.

 

Wesley So gewann gegen Maxime Vachier-Lagrave in einem langwierigen Endspiel und konnte sich damit nach seiner Niederlage im gestrigen ersten Minimatch erfolgreich zurückmelden.

Schwer werden sollte es dagegen für Hikaru Nakamura. Bereits gestern hatte er 1,5:2,5 gegen Levon Aronian verloren, und heute begann der Tag für ihn mit einer weiteren Niederlage, nachdem er in der noch recht frühen Partiephase eine Qualität gegeben hatte, um einen in seine Stellung eingedrungenen Springer wieder loszuwerden.

Partie 2: das Aus für Nakamura

In der zweiten Partie lief es dann wieder besser in Sachen "Remis": Drei Unentschieden stand nur eine entschiedene Partie gegenüber. Hikaru Nakamura verlor erneut, und wiederum mit einer Minusqualität, gegen Levon Aronian. Der US-Amerikaner konnte sein Viertelfinale danach bereits auch rein rechnerisch nicht mehr gewinnen und war aus dem Turnier ausgeschieden. Aronian hingegen hatte es als erster Spieler ins Halbfinale geschafft.

Partie 3: das Aus für Carlsen

In Partie 3 entschied "MVL" dann schnell, dass er seine Chance, das zweite Minimatch noch auszugleichen, doch lieber mit den weißen Steinen suchen würde:

 

Ein Remis gab es auch bei Radjabov und Nepomniachtchi, so dass Nepomniachtchi in der letzten Partie unbedingt einen Sieg würde holen müssen, um es doch noch in den Tiebreak zu schaffen.

Bleiben also noch Dubov und Carlsen. Mit sehr wenig Zeit auf der Uhr machte der Weltmeister in klarer Gewinnstellung einen Fehler, mit dem er die Partie nicht nur zum Remis, sondern gar zum Verlust verdarb. Durch diesen erneuten Partieverlust gegen seinen früheren Sekundanten geriet Carlsen mit -2 in Rückstand. Das konnte er angesichts nur noch einer ausstehenden Partie nicht mehr aufholen.

 

Partie 4: zweimal Blitz, zweimal Armageddon

Wenn eine Entscheidung vorzeitig definitiv ist, dann wird bei diesem Turnier nicht mehr weitergespielt. Vierte Partien gab es somit nur noch bei Vachier-Lagrave und So bzw. Nepomniachtchi und Radjabov. Weil Nepomniachtchi gewann und Vachier-Lagrave nicht, mussten beiden Paarungen in die Tiebreaks verlängert werden, wo zunächst zwei 5+3-Blitzpartien zu spielen waren.

In beiden Duellen gewann jeder der Spieler eine Partie, so dass jeweils eine finale Armageddonpartie benötigt wurde. Radjabov war beim Blitzen zunächst in Rückstand geraten. In der zweiten Partie versuchte er es dann als Schwarzer mit einem "Hippo" - mit überraschendem Erfolg:

 

Mit einem Schwarzremis in der Armageddonpartie schaffte Radjabov es schließlich ins Halbfinale.

Den Schlusspunkt setzte Maxime Vachier-Lagrave unter diesen Tag: Auch der Franzose gelangte nach einem Schwarzremis in der Armageddonpartie ins Halbfinale.

Ausgeschieden sind: Carlsen, So, Nakamura und Nepomniachtchi. 

Ergebnisübersicht Viertelfinale Tag 2 / Stand nach Minimatches

Carlsen - Dubov 0:1 - ½:½ - 0:1 - Endstand: ½:2½ / Dubov mit 1,5:0,5 im Halbfinale

Vachier-Lagrave - So 0:1 - ½:½ - ½:½ - ½:½ - Endstand: 1½:2½ / Vachier-Lagrave nach 1:1 und Blitz-/Armageddon-Tiebreak im Halbfinale

Nakamura - Aronian 0:1 - 0:1 - Endstand: 0:2 / Aronian mit 2:0 im Halbfinale

Nepomniachtchi - Radjabov 0:1 - ½:½ - ½:½ - 1:0 - Endstand: 2:2 / Radjabov nach 1:1 und Blitz-/Armageddon-Tiebreak im Halbfinale

Ergebnisübersicht Viertelfinale Tag 1

Carlsen - Dubov 1:0 - ½:½ - 0:1 - ½:½ - Endstand: 2:2

Vachier-Lagrave - So ½:½ - 1:0 - ½:½ - 1:0 - Endstand: 3:1

Nakamura - Aronian ½:½ - 0:1 - ½:½ - ½:½ - Endstand: 1½:2½

Nepomniachtchi - Radjabov ½:½ - ½:½ - ½:½ - ½:½ - Endstand: 2:2

Partien

 

Turnierseite


Klaus Besenthal ist ausgebildeter Informatiker und ein begeisterter Hamburger Schachspieler. Die Schachszene verfolgt er schon seit 1972 und nimmt fast ebenso lange regelmäßig selber an Schachturnieren teil.

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