Auf zum Re-Match
Das "Doppelausscheidungs"-Format der diesjährigen Champions Chess Tour gibt den Spielern die Möglichkeit, sich zu rehabilitieren, falls sie an einem bestimmten Tag einmal unter ihrem üblichen Niveau spielen und ein Match verlieren. Oder wie es Hikaru Nakamura nach seinem Sieg gegen Wesley So im Finale der Verliererrunde ausdrückte:
Die doppelte Eliminierung begünstigt definitiv die stärkeren Spieler, weil sie zwei schlechte Tage haben müssen und nicht nur einen schlechten Tag.
Nakamura hatte ein knappes Match gegen Magnus Carlsen verloren, das laut Carlsen, "nicht repräsentativ für das Niveau der Spieler war". Der US-Großmeister wird am Freitag im "Großen Finale" nun erneut auf Carlsen treffen. Dieses endgültige Finale wird nach einem noch anderen Modus gespielt. Falls Carlsen nämlich das Match gegen den "Wiedergänger" aus der Verlierergruppe verliert, darf er als Sieger der "Siegergruppe" noch ein Revanche Match über zwei Partien spielen.
Nakamuras Gegner im Finale der Verlierer war Wesley So, der Arjun Erigaisi im Halbfinale mit 1½-½ besiegt hatte. Nachdem er die erste Partie mit Weiß gewonnen hatte, zeigte So in einem komplexen Kampf seine großartigen Berechnungsfähigkeiten und fand forcierte Variante, die die waghalsigen Versuche seines Rivalen, in einer Must-Win-Situation zu punkten, neutralisierten.
Arjun versuchte hier 28.Sh5+, was in der Tat verloren ist. So hatte diese Variante schon vorher berechnet und antwortete schnell mit 28...Dxh5 29.Txd1 g3 - das war die Widerlegung. Schwarz hatte objektiv eine Gewinnstellung, aber So erzwang ein Remis durch Dauerschach, als er die Chance dazu bekam, denn das reichte ihm, um das Match zu gewinnen.
Die Leistung von So in dieser Partie veranlasste den Kommentator Jan Gustafsson, das taktische Geschick des Elite-Großmeisters zu loben, aber auch darauf hinzuweisen, dass er nicht bereit ist, sich regelmäßig in solche Stellungen zu begeben:
Beeindruckend! Wenn er gezwungen ist, scharfes Schach zu spielen, macht er nur selten einen Fehler - aber er kann sich einfach nicht dazu zwingen, so zu spielen.
So 1½ - ½ Arjun
Im Finale der Verliererrunde spielte Nakamura zweimal Remis und gewann die Armageddon-Entscheidung mit Schwarz - allerdings nur deshalb, weil So mit Weiß gewinnen musste und seine Stellung überreizte.
Anders als im Match gegen Carlsen hatte Nakamura das Gebot gegen So "gewonnen", indem er noch tiefer ging als im Finale der oberen Gruppe. Das Gebot von So war allerdings nicht viel höher.
- Hikaru Nakamura - 8m 5s
- Wesley So - 8m 29s
Wenn man bedenkt, wie ausgeglichen die beiden US-Vertreter während des gesamten Turniers waren, hätte diese Partie bereits in der ersten Partie entschieden werden können, als So eine zwingende Chance verpasste, in einem Damenendspiel einen vollen Punkt zu erzielen.
Weiß gewinnt hier mit 53.Df3 und erzwingt den Damentausch, da alle Bauernendspiele dank der Mehrheit am Königsflügel für ihn günstig sind. In einer klassischen Partie hätte So sicher gespielt, aber mit wenig Zeit auf der Uhr (im K.o.-System wird eine Zeitkontrolle von 15+3 verwendet) entschied er sich, die Sache nicht zu forcieren, ohne alle relevanten Fortsetzungen berechnet zu haben. Nach 53.Qe6+ Kg7 wurde ein Remis vereinbart.
Nakamura* 1½ - 1½ So
Schwarz entscheidet das Armageddon für sich
Alle Partien - Division I
Division II
Ähnlich wie in der Division I erhält der Spieler, der das Finale in der Gewinnerrunde verloren hat, eine Revanche im großen Finale der Division II. Yu Yangyi verlor im Finale der oberen Gruppe mit 2½-½ gegen Fabiano Caruana, besiegte dann aber Nodirbek Yakubboev im Finale der unteren Gruppe, so dass es zu einem Rückspiel gegen den ehemaligen WM-Herausforderer kam.
Um das Finale der unteren Gruppe zu erreichen, besiegte Jakubbojew Vladimir Kramnik im Armageddon. Kramniks Gebot in der Sudden-Death-Partie war sogar noch niedriger als alle anderen Gebote in der Division I - die russische Legende spielte mit 7 Minuten und 30 Sekunden auf der Uhr!
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Alle Partien - Division II
Division III
Samuel Sevian gewann die Division III, nachdem er Praggnanandhaa Rameshbabu im Großen Finale mit 2½-1½ besiegte - anders als in den vorherigen Runden fiel die Entscheidung in einem 4-Spieler-Match. Sevians Preisgeld beläuft sich auf 5.000 $ und er erhält 20 Tour-Punkte.
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