Schach im Zeichen griechischer Mythologie
Von Natalia Kiselova
Parthenon
Während in Deutschland sich der
Sommer so langsam dem Ende nähert und alle aufatmen, dass die Hitzewelle endlich
vorbei ist, findet im nach wie vor sonnigen Athen im fantastischen President
Hotel zum 18. Mal ein großer Schachevent „Acropolis 2003“ statt. Allerdings in
der diesjährigen Form zum ersten Mal.
Da wäre zunächst das sehr stark besetzte GM Rundenturnier (ELO-Schnitt 2526 bei
10 Teilnehmern) zu nennen, an dem neben der beinahe kompletten griechischen
Olympiamannschaft noch einige internationale GM mit großer Schacherfahrung
teilnehmen. Das Frauen-Open bietet vielen jungen und talentierten
Schachspielerinnen die Möglichkeit, sich mit immerhin 13 Titelträgerinnen (7 WGM,
6 WIM) zu messen. Im parallel stattfindenden Open finden sich unter den 75
Teilnehmern (alle mit ELO-Zahl) ebenfalls einige eingeladene Großmeister, um
neben dem Turniersieg hier in Athen auch noch Punkte für den Grand Prix zu
sammeln, wobei „Acropolis 2003“ das letzte der 3 gewerteten Turniere darstellt.
Suat Atalik gegen Mircea Parligras
Da alle Partien in einem großen
Turniersaal ausgetragen werden, kann ich ab und zu auch mal einen Blick auf die
Partien der anderen Turniere werfen. Zum guten Service für alle Schachfans, die
nicht in Athen dabei sein können, werden täglich zahlreiche Partien live ins
Internet übertragen. Insgesamt können die Zuschauer wirklich sehr heiße Kämpfe
beobachten, was nicht nur daran liegt, dass es genau zu dieser Zeit in Athen
besonders warm ist. Vielmehr trägt auch die offizielle Fide Zeitkontrolle (90
Minuten für die gesamte Partie plus 30 Sekunden Zuschlag pro Zug) mit dazu bei,
dass die Partien emotionaler geworden sind und meistens in Zeitnot entschieden
werden! Dabei sei noch erwähnt, dass sich das nette Organisatorenteam stets
bemüht, es uns Spielern und Spielerinnen besonders gemütlich und komfortabel zu
machen. Trotz allem fällt es vielen schwer, sich an die griechische Hitze zu
gewöhnen.
Organisationsteam
Aus einer der zahlreichen
Zeitnotentscheidungen möchte ich eine Begebenheit erzählen, die sich in der
Partie Leif Erlend Johannessen gegen Dimitrios Mastrovasilis ereignete, wobei
ich nicht zu beurteilen vermag, ob sie auf die hochgradige Zeitnot beider
Spieler oder doch auf das sehr heiße Wetter zurückzuführen ist.
Nachdem die beiden Kontrahenten unter den Augen zahlreicher Beobachter sehr
schnell einige Züge gespielt hatten, rief der Grieche einen Schiedsrichter und
reklamierte die Berührt-Geführt-Regel, da er der Meinung war, dass sein Gegner
zunächst eine andere Figur berührt hatte. Jener gab aber dem Norweger Recht, der
dies bestritt. Eigentlich eine Situation, wie sie in jedem Turnier mehrfach
vorkommt. Das komische daran ist vielmehr, dass Mastrovasilis in der strittigen
Position seinen Gegner einzügig Matt setzen konnte und die Partie am Ende auch
so gewann! Nach der Partie haben sich beide aber schnell wieder beruhigt und die
gespielten Züge in freundlicher Atmosphäre analysiert.
Leif Erlend Johannessen
Als Teilnehmerin des
Frauenturniers stellte ich, wie vermutlich viele andere Schachfans auch,
zunächst fest, wie „hübsch und jung“ das Frauenschach geworden ist. Beim
Betreten des Spielsaals kam ich mir vor wie bei einem Schönheitswettbewerb.
Nicht dass Sie mich falsch verstehen, dies soll natürlich keineswegs die
schachlichen Leistungen in den Hintergrund rücken lassen.
Alexandra Stiri
Vera Papadopoulou
Margarita Voiska gegen Anastasia Karlovich
Andromahi Alexiou
Eleni Alexandrova
Georgia Grapsa
Ioulia Makka
Elia Karahaliou
Luiza Khusnutdinova
Pelagia Kaza
Jana Krivec
Da die Partien grundsätzlich
erst nachmittags um 16 Uhr Ortszeit beginnen, haben wir genug Zeit, um uns nach
gutem Frühstück auf die Gegner vorzubereiten und eine kleine Abkühlung im Pool
zu suchen. Menschen mit Höhenangst müssen dazu allerdings eine gehörige Portion
Mut aufbringen, da sich der Pool in der 21. Etage des Hotels befindet! Trotzdem
ist es leider nicht möglich, von hier aus die traumhaft schöne Akropolis zu
sehen. Daher haben die Organisatoren am Samstag Vormittag einen Ausflug
organisiert, der wirklich allen ausgezeichnet gefallen hat. Es ist schon
unglaublich an einem Ort spazieren zu gehen und die Gebäude bewundern zu können,
die im Jahre 421 bis 407 v. Chr. gebaut wurden. Ganz besonders hat mir der
Tempel Erechtheion gefallen. Hier sollen Poseidon und Athene um die Stadt Athen
gekämpft haben. Dabei schlug Poseidon zunächst mit seinem Dreizack auf den Berg
und spendete so als Zeichen seiner Macht über die Meere eine Seewasserquelle.
Athene dagegen schenkte der Stadt als Zeichen für Fruchtbarkeit und Wachstum
einen Ölbaum. Weil ihr Geschenk für die Einwohner der Stadt wertvoller erschien,
erhielt die Stadt ihren Namen und sie wurde zur Stadtgöttin ernannt. Vermutlich
hat die Akropolis mich so sehr ergriffen, dass ich in der anschließenden Partie
sehr unglücklich den Sieg verschenkte.
Teilnehmer des Ausflugs zur Akropolis
Erechtheion
Anna Sharevich, Luiza Khusnutdinova, Yelena Dembo und Natalia Kiseleva
Nach den Partien bleibt immer
noch genug Zeit, um den griechischem Kuchen zu genießen oder in einem
gemütlichen Restaurant zu speisen. Die jüngeren Spieler und Spielerinnen zieht
es dagegen meist in die Disco. So hat Athen für jeden etwas zu bieten!
Fortsetzung mit allen
Ergebnissen folgt nach Abschluss des Turniers.
Natalia Kiseleva