Wie viel Talent Morozevich hat, registrierte die Schachwelt 1994, als Morozevich
das traditionelle Lloyds-Bank Turnier als 17-jähriger mit 9,5 Punkten aus
10 Partien gewann. Im gleichen Jahr holte er den Großmeistertitel und
zählte fortan zum erweiterten Kreis junger Weltmeisterschaftskandidaten.
Das junge Talent
Doch dann folgte eine lange Durststrecke, bis es 1998 wieder aufwärts ging.
In diesem Jahr wurde Morozevich Russischer Meister und erzielte bei der Schacholympiade
in Eriwan 8 Punkte aus 10 Partien, womit er einen wesentlichen Beitrag zum Sieg
der russischen Mannschaft beisteuerte. Bei der Wahl zum Schach-Oscar belegte
er 1998 wegen seiner guten Ergebnisse den zweiten Platz, hinter Anand, aber
noch vor Kasparov. Und mit einer Elo-Zahl von 2723 katapultierte er sich auf
den 5. Platz in der Weltrangliste.
Seitdem waren seine Ergebnisse jedoch oft schwankend und Kritiker monierten,
dass er schwächere Großmeister zwar regelmässig schlägt,
aber sein zweischneidiges Spiel gegen die besten Spieler der Welt zu riskant
sei. Dessen ungeachtet erzielte Morozevich in den letzten Jahren zahlreiche
Erfolge, z.B. holte er bei der Schacholympiade 2000 7,5 aus 10 und bei der Schacholympiade
2002 7 aus 11. 2003 gewann er das Großmeisterturnier in Biel mit dem phänomenalen
Ergebnis von 8 aus 10, ein Jahr später mit 7,5 aus 10. Und bei der Weltmeisterschaft
in San Luis 2005 belegte er den 5. Platz.
Außerdem ist Morozevich einer der besten, wenn nicht der beste, Blindspieler
der Welt. Beim jährlich ausgetragenen Schnell- und Blindschachturnier in
Monaco gewann er 2002, 2004 und 2006 das Blindschachturnier, 2003 wurde er Zweiter
hinter Kramnik. 2006 erzielte er beim Blindschachturnier sogar 9,5 Punkte aus
11 Partien, ganze drei Punkte mehr als der zweitplatzierte Vishy Anand.
Die letzte Runde des Blindschachturniers in Monaco 2006
Vor ein paar Jahren schockierte Morozevich seine Anhänger mit der Meldung,
dass er mit dem Schach aufhören wolle, da der Zustand der Schachwelt verhindere,
dass Großmeister wie er weiterkommen und Weltmeister werden können.
Zum Glück hat der russische Großmeister, der kürzlich in einem
Fragebogen der Zeitschrift
New in Chess
(3/2006, S. 98) als seine besten Charakterzüge "Einfachheit und Großzügigkeit"
angab, diesen Entschluss rückgängig gemacht. Obwohl, wer weiß.
Auf die Frage von
New in Chess, was
er durch das Schach über das Leben im Allgemeinen gelernt hatte, gab Morozevich
zur Antwort: "Durch das Go-Studium habe ich gelernt, ehrlicher zu sein."