Zum Gedenken an Alexander Roschal
(26.08.1936-21.05.2007)
Geboren 1936 gründete Alexander Roschal 1968 als junger Schachtrainer zusammen
mit Tigran Petrosian das wöchentlich erscheinende Schachmagazin "64". Bald gab
er alle Ambitionen als Spieler und Trainer auf, um sich ganz dem
Schachjournalismus zu widmen. "64" wurde eines der populärsten Schachmagazin
in der UdSSR. Und da Schach in der UdSSR eine ausgesprochen wichtige Rolle
innehatte, war "64" ein ausgesprochen wichtiges Magazin.
Roschal mit Igor Botvinnik
Um so mehr wurde Alexander Roschal 1972 gerügt, als er dort Kurzgeschichten
des in der UdSSR verfemten Dissidenten Vladimir Nabakov veröffentlichte.
Dennoch war Alexander Roschal gegenüber dem Kommunismus und der UdSSR nicht
wirklich kritisch eingestellt - dies, obwohl Roschals Vater 1937 verhaftet -
Alexander wurde an diesem Tag gerade ein Jahr alt - und später hingerichtet
worden war und Roschals Mutter insgesamt 18 Jahre in einem Lager und im Exil
verbracht hatte. Dem jungen Alexander war es nur vergönnt, zwischen seinem
neunten und sechzehnten Lebensjahr zusammen mit seiner Mutter zu leben. Eines
der Vergehen von Roschals Vater hatte darin bestanden, eine der ersten
schriftlichen Verfassungen eines möglichen Staates Israel schriftlich zu
formulieren.
Alexander wuchs zunächst bei seiner Großmutter auf, ohne vom Schicksal seiner
Eltern zu wissen. Da sie befürchteten, Alexander würde als Feind der
Sowjetunion das gleiche Schicksal erleiden wie seine Eltern, sprachen die
Familie nur in Yiddisch und hinter vorgehaltener Hand über die Vorgänge im
Zusammenhang mit Alexander Roschals Eltern. Erst später fand Roschal kritische
Schriften seines Vaters und erfuhr von dessen Schicksal.
Jussupow und Roschal
Als Alexander schließlich neun Jahre alt war, fuhr sein Onkel mit ihm nach
Kasachstan. Dort wartete seine Muter am Bahnhof. Sie stiegen aus und sein
Onkel sagt zu ihm: "Geh - das ist deine Mutter!"
Allein der Name "Stalin" habe ihn erschauern lassen, sagte Roschal später im
Interview. Doch die Dinge änderten sich in der Ära von Leonid Breschnew.
Roschal arbeitete nun als Schachkorrespondent für mehrere Magazine, Zeitungen,
Radio und die Agentur Tass. Seine beste Zeit hatte er, als Anatoly Karpov sich
1975 anschickte, den Schachthron zu erobern. Er begleitete den kommenden
Weltmeister das erste Mal 1975 bei einer Promotion-Tour durch Italien und war
auch 1978 und 1981 bei den WM-Kämpfen an dessen Seite, um für die russische
Schachöffentlichkeit von den Ereignisse zu berichten.
Im Interview, dass er Nezavisimaya Gazeta gab und das später bei Chess Café
erschien, betonte der Roschal, der in einem Ghetto aufwuchs, die Liebe
zu seinem Heimatland Russland: "Ich bin russischer Jude. Ich wurde russisch
erzogen." Anders als viele andere russische Juden, die der Einladung nach
Israel folgten, blieb Roschal in Russland.
Roschal im Gespräch mit Kramnik
Nach dem Auseinanderfallen der UdSSR wurde
"64" eingestellt, doch Alexander Roschal reanimierte das Magazin,
privatisierte es und gab es nun selber heraus. In den folgenden Jahren
besuchte er als "Grandseigneur" des russischen Schachs mit besten Kontakten in
der russischen Schachszene viele Turniere. Außerdem vergab er einen jährlichen
Schachoscar für den herausragenden Spieler des Jahres, gewählt von den
Schachjournalisten der Welt.
Alexander Roschal starb am 21. Mai 2007 an Bauchspeicheldrüsenkrebs.
André Schulz
Chesscafe: Monologues of a chess guru...
Alexander Roschal: "Maybe one of the best anekdotes in chess. In bitch
(gemeint: beach)..." (real)...