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Alexander Aljechin, 1. November 1892 –
25. März 1946
Zunächst eine Bemerkung zum Namen. Das russische
Алехин wird Aljechin (ch wie in ach) ausgesprochen, wobei die Abweichung
Aljochin , die Aljechin selbst nicht gefiel, ebenfalls verbreitet ist. Im
Englischen wird der Name meist Alekhine geschrieben und Allekein
ausgesprochen.
Alexander Alexandrovich Aljechin wurde am 1. November (manche Quellen geben den
31. Oktober an) 1892 in eine reiche Moskauer Familie in Russland geboren. Sein
erster bemerkenswerter Erfolg im Schach war der Gewinn der Allrussischen
Amateurmeisterschaft in St. Petersburg 1909 im Alter von 17 mit einem Ergebnis
von 12 Siegen, zwei Niederlagen und zwei Remis. 1914, nachdem er hinter Lasker
und Capablanca den dritten Platz beim Turnier in St. Petersburg belegte, wurde
Aljechin von Zar Nikolaus II als einer der fünf ersten "Großmeister" ernannt.
1921 verließ er Sowjetrussland und ging nach Frankreich, wo er 1925
französischer Staatsbürger wurde. Er studierte Jura an der Sorbonne, wo er den
Doktortitel erwarb.
Ein Bild von Aljechin aus dem Jahre 1913 in Moskau mit Capablanca
Aljechins Schachkarriere ist zu lang und spektakulär, um sie hier
zusammenzufassen. 1927 gewann er den Weltmeistertitel durch einen Sieg gegen
Capablanca, gegen den erneut anzutreten er in etwas umstrittener Form vermied,
um stattdessen seinen Landsmann Efim Bogoljubow zwei Mal zu besiegen und danach
seinen Titel an den holländischen Mathematiker Max Euwe 1935 abzugeben. Zwei
Jahre später gewann Aljechin seinen Titel mit großem Vorsprung zurück und
behielt ihn bis zu seinem Tod 1946.
Aljechins Tod
In den Jahren vor seinem Tod lebte Aljechin in Spanien und Portugal und spielte
Turniere im nationalsozialistischen Deutschland oder in den von den Deutschen
besetzten Gebieten. Er wird auch als Autor einer Reihe von Artikeln genannt, die
sich gegen jüdische Schachspieler richteten und in der Nazipresse erschienen.
Nach dem Krieg stritt er ab, der Autor dieser Artikel zu sein.
In dieser Zeit, Anfang der vierziger Jahre, litt Aljechin an Leberzirrhose,
Zwölffingerdarmentzündung und Arteriensklerose. Er hatte kein regelmäßiges
Einkommen und lebte von einem Hungerlohn, den er durch Schach verdiente. Zudem
litt er an schweren Depressionen. Im Juli 1944 schrieb Aljechin dem Journalisten
und Schachspieler Juan Fernandez Rua: "Der beste Teil meines Leben verging
zwischen zwei Weltkriegen, die Europa verwüstet haben. Beide Kriege haben mich
ruiniert, doch mit folgendem Unterschied: Am Ende des ersten Krieges war ich 26
Jahre alt, mit grenzenlosem Enthusiasmus, über den ich jetzt nicht mehr verfüge.
Wenn ich einmal meine Memoiren schreibe – was sehr gut möglich ist – dann werden
die Leute erkennen, dass Schach einen kleinen Teil meines Lebens ausgemacht hat.
Es gab mir die Möglichkeit, nach etwas zu streben und zugleich überzeugte es
mich von der Sinnlosigkeit dieses Strebens. Heute spiele ich weiterhin Schach,
da es meinen Geist beschäftigt hält und mich davon abhält zu grübeln und in
Erinnerungen zu verfallen."
Ein berühmtes Bild von Aljechin mit seiner Katze
1946 wurde Aljechin zu einem Turnier in London eingeladen, aber auf Druck
amerikanischer Spieler (Reuben Fine, Arnold Denker und anderen) wurde die
Einladung aufgrund seines Verhaltens während des Krieges zurückgezogen. Er nahm
Verhandlungen mit der FIDE über einen Wettkampf gegen Botvinnik, der unter der
Schirmherrschaft des Britischen Schachverbands stattfinden sollte, wieder auf.
In einem Telegramm, dass Aljechin am 23. März 1946 überreicht wurde, bestätigte
der BCF, dass eine Vereinbarung und Absprachen getroffen worden waren.
Aljechin hielt sich zu dieser Zeit in einem Hotel in Estoril in Portugal auf. Am
Morgen des 25. März wurde er tot in seinem Hotelzimmer aufgefunden. Als
Todesdatum wird meist der 24. März angegeben, was daher rühren könnte, dass man
annimmt, er wäre am Abend zuvor gestorben. Das auf seinem Grabstein (siehe
unten) angegebene Datum ist der 25. März. Als Todesursache wird entweder Tod
durch Ersticken an einem Stück Fleisch oder Herzinfarkt angegeben, obwohl die
genauen Umstände seines Todes bis heute diskutiert werden.
Das obige Bild zeigt den toten Aljechin, wie er in seinem Hotelzimmer
gefunden wurde. Das uns gegebene Originalfoto ist größer und kann durch Klicken
des obigen Bildes betrachtet werden.
AP berichtete damals, dass Aljechins Körper von einem Kellner gefunden wurde,
der das Frühstück brachte. Der Kellner sagte, dass Aljechin zusammengesunken am
Tisch saß, und dass das Abendessen vom vorherigen Tag unberührt geblieben war,
obwohl die Serviette bereits umgebunden war. Das Bild zeigt etwas anderes, was
zu den Verschwörungstheorien geführt hat, die seitdem blühen. Die verbreitetsten
glauben, dass Aljechin entweder Selbstmord begangen hat oder umgebracht wurde.
In seinem Buch von 1975 Alexander Aljechin schildert der sowjetische Großmeister
Alexander Kotov die Umstände von Aljechins Tod wie folgt: "Hoffnungslos krank,
von allen verlassen und von Leuten verstoßen, mit denen er einen weiten Weg
zurückgelegt hatte, und die ihn jetzt nicht einmal sehen und ihn persönlich
befragen wollten, starb Aljechin langsam in Estoril, in einem kleinen Zimmer im
Hotel Park, das im Winter bereits halbgeschlossen war. Er hatte keine
Aussichten, keine Mittel und keine Freunde, die ihn unterstützen konnten. Er
verbrachte die Zeit entweder im Bett oder ging im Zimmer auf und ab wie ein Löwe
im Käfig. 'Eines Tages rief er mich an,' schreibt ein Freund. 'Ich habe absolut
kein Geld,' sagte die schwächer werdende Stimme des Weltmeisters unter
Schwierigkeiten. 'Ich brauche nur ein paar Escudos, um eine Zigarette zu kaufen.
Diese Einsamkeit bringt mich um. Ich muss leben, ich muss Leben um mich herum
spüren. Ich habe bereits die Dielenbretter in meinem Zimmer durchlaufen. Bring
mich irgendwo hin.'"
Ein belgischer Geiger namens Neuman, der in dem gleichen Hotel wie Aljechin
gelebt hatte, war an diesem Morgen zu Aljechins Zimmer geeilt, als ihm ein
Kellner gesagt hatte, dass Aljechin tot war: "Sie können dort nicht hinein,
sagte ein Polizist und versperrte mir den Weg. Wir warten auf einen
Forensik-Experten. Wir müssen sicherstellen, dass der Tod durch natürliche
Ursachen erfolgte. Wie? Ja, Sie dürfen hineinschauen. Ich öffnete die Tür, die
Vorhänge waren immer noch zugezogen und das Licht war an, obwohl draußen die
Sonne schien. Auf dem Tisch standen Teller, während auf der Seite, auf einem
Gestell für Koffer ein Schachspiel mit aufgebauten Figuren stand. Mein Freund
saß in einem Sessel...als würde er immer noch aufmerksam meiner Geige zuhören."
Die Verschwörung
1999 äußerte der kanadische GM Kevin Spraggett die Ansicht, an der offiziellen
Version des Todes durch einen Herzinfarkt oder durch Ersticken sei etwas
verdächtig.
"Was stimmt mit der offiziellen Geschichte nicht? (Ich meine, abgesehen von dem
Umstand, dass ein 'normaler' Mensch, wenn er sich hinsetzt und erstickt,
aufstehen und ziemlich wild werden würde, und vielleicht dabei sogar das Brett
und die Figuren umwerfen könnte...!?). Der Arzt, der den offiziellen Totenschein
ausgestellt hat (Dr. Antonio Ferreira, durch reinen Zufall selbst ein eifriger
Schachspieler) erzählte Freunden später, dass Aljechins Körper auf der Straße
gefunden worden war, vor seinem Hotelzimmer! Er war erschossen worden! Er sagte,
Druck von Seiten der Regierung hätte ihn gezwungen, den Totenschein so
auszustellen, wie er jetzt existiert (Portugal war während des Zweiten
Weltkriegs neutral und wollte möglicherweise jede Kontroverse vermeiden).
Laut gut informierten Quellen (darunter Spassky, der mit einer Französin
verheiratet ist, die für den Diplomatischen Dienst gearbeitet hat) schuf die
französische Résistance nach dem Zweiten Weltkrieg eine höchst geheime
'Todesschwadron', um sich angemessen mit Leuten auf einer schwarzen Liste zu
"befassen", die allzu eifrig mit den deutschen Nazis kollaboriert hatten,
nachdem Frankreich von Deutschland besetzt worden war. Offenbar enthielt die
Liste nicht weniger als 200.000 Namen! Briefe von Aljechin, die er kurz vor
seinem zu frühen Ableben verfasste, erwähnen, dass er das Gefühl hatte, verfolgt
zu werden! Alexander Aljechins Initialen waren AA, und damit würde er an der
Spitze jeder Liste stehen!
Aljechin starb einen oder zwei Tage nachdem der Britische Schachverband
entschieden hatte, den Wettkampf Botvinnik-Aljechin auszutragen... also, wenn es
einen Mörder gab, dann musste er schnell handeln, da Aljechin kurz davor stand,
nach England zu fahren!"
Autopsiebericht
Wir haben keine unabhängige Bestätigung von Dr.Ferreiras angeblicher Zurücknahme
seines ursprünglichen Autopsieberichts finden können, aber wir haben eine Kopie
des ursprünglichen Autopsiedokuments ausfindig gemacht, das in keinem sehr guten
Zustand ist. Ein Bild davon wurde uns von Lawrence Totaro aus Las Vegas, Nevada,
geschickt, in dessen Besitz sich das Dokument befand und der es an den Sammler
von Aljechin-Memorabilien, Guy Gignac aus Kanada, verkauft hat.
Die folgenden Textfragmente sind in den obigen Bildern des Berichts erkennbar:
Hotel Hafnia ... Copenhagen V
Sept. 8, 1967
I was present at Alexander Alekhine's
... which took place in the Department
... of the Medical School of
... University of Lisbon. Alekhine had been
(fo)und dead in his room in Estoril hotel
(u)nder conditions that were regarded as
(sus)picious and indicated the need of an
(au)topsy to ascertain the cause of death.
The autopsy revealed that Alekhine's cause
...(de)ath of asphyxia due to a piece of meat
... part of meal, which lodged
... in the larynx. There was no evidence
(whats)oever that foul play had taken place,
... suicide nor homicide. There were
... other diseases to which his sudden
(an)d unexpected death could be attributed.
(signed) Antonio J. Ferreira, M(D)
Der vollständige Bericht wird in Pablo Morans Buch Agony of a Chess Genius
rekonstruiert:
Ich war bei der Autopsie von Alexander Aljechin zugegen, die im Fachbereich für
Rechtsmedizin der Lehranstalt für Medizin der Universität von Lissabon
vorgenommen wurde. Aljechin war in seinem Zimmer in einem Hotel in Estoril unter
Umständen tot aufgefunden worden, die als verdächtig angesehen wurden und die
Notwendigkeit einer Autopsie angezeigt erschienen lassen, um die Todesursache
festzustellen. Die Autopsie ergab als Aljechins Todesursache Erstickung durch
ein Stück Fleisch, offensichtlich Teil einer Mahlzeit, das im Kehlkopf steckte.
Es gab keinerlei Hinweise, dass etwas nicht mit rechten Dingen zugegangen war,
weder Selbstmord noch Totschlag. Es gab keine anderen Krankheiten, auf die sein
plötzlicher und unerwarteter Tod zurückgeführt werden können. Antonio J.
Ferreira, M.D.
Beerdigung und Grab
Nach seinem Tod blieb Aljechins Leichnam für die Dauer von drei Wochen in
Estoril und wurde nicht begraben. Dann ließ ihn der Portugiesische Schachverband
in einer ärmlichen Grabstätte auf dem Friedhof von Estoril beerdigen. Nur ein
paar Schachfreunde waren anwesend. Seine Überreste blieben vergessen, bis die
FIDE zusammen mit dem russischen und dem französischen Schachverband 1956 sie
zum Cimetière du Montparnasse in Paris überführte. Am Kopfende seines Grabs
errichtete man einen roten Gedenkstein aus Granit mit Aljechins Bild in
Carraramarmor.
Aljechins Grab wie es von 1956 bis 1999 aussah
Die Inschrift auf dem Grab lautet: "Dieser Gedenkstein wurde am 25. März 1956
von der FIDE, dem Weltschachverband, errichtet – Folke Rogard, Präsident,
Schweden, Viatcheslav Ragosin, Vizepräsident, Russland, Marcel Berman,
Vizepräsident, Frankreich, Mikhail Botvinnik, Weltmeister, UdSSR, Gian Carlo Dal
Verme (Italien) Pierre Dierman (Belgien)"
Der Text auf dem Grabstein gibt den 25. März 1946 als Todestag an, nicht den 24.
März. Zusammen mit Aljechin begraben ist seine vierte Frau, die er 1934
geheiratet hatte. Grace Wishart, eine englische Witwe, die er kennen lernte,
nachdem sie ein kleineres Schachturnier gewonnen hatte. Sie erhielt eines seiner
Bücher als Preis und bat ihn, das Buch zu signieren. Grace Wishart war 16 Jahre
älter als ihr Ehemann und überlebte ihn um 20 Jahre.
Am 26. Dezember 1999 gab es einen Hurrikan in Paris, der beträchtlichen Schaden
in der Stadt anrichtete. Auch Aljechins Grab auf dem Friedhof in Montparnasse,
wo übrigens auch Lev Polugaevsky begraben liegt, war betroffen. Der Gedenkstein
wurde umgeweht, zersprang und fiel auf den Hauptgrabstein.
Mittlerweile wurde das Grab repariert und wieder in seinen ursprünglichen
Zustand versetzt.
Der Grabstein hat ein neues Bild aus Carraramarmor
Das Schachbrett wurde restauriert oder ersetzt, leider mit dem üblichen Fehler
der 90° Drehung
Frederic Friedel
Links
• Bilder von Aljechins Grab von Darren Radford,
Chess@Portsmouth.
• Siehe auch
Find a Grave für Alexander Aljechin.
•
Audio interview mit Alekhine von 1938 bei BBC