Aloyzas Kveinys (9.7.1962-26.7.2018)
Letzte Woche Donnerstag starb überraschend der litauische Großmeister Aloyzas Kveinys an den Folgen eines Herzanfalls.
Im Laufe seiner Karriere war Kveinys fünfmaliger litauischer Landesmeister: 1982 zusammen mit Eduardis Rozentalis, 1986, 2011 zusammen mit Sarunas Silskis, 2008 und 2012. 1981 bekam er bereits, noch in der UdSSR, den Titel "Meister des Sports" verliehen. Neben dem Schach besaß er einen Diplom-Abschluss des Instituts für Körperkultur in Moskau.
Nach dem Auseinanderfall der Sowjetunion spezialisierte sich Kveinys auf die Teilnahme an Offenen Turnieren. 1990 erhielt er den Titel eine Internationalen Meisters. 1992 wurde ihm der Titel eines Internationalen Großmeisters verliehen. Kveinys nahm zwischen 1992 und 2008 achtmal für sein Heimatland Litauen an Schacholympiaden teil. Außerdem spielte er für Litauen bei fünf Mannschafts-Europameisterschaften mit. Bei verschiedenen Turnieren gelang Aloyzas Kveinys auch Siege über einige starke Spieler, darunter Alexey Shirov (im Blitzen), Gata Kamsky, Emil Sutovsky und Loek van Wely.
Eine Spezialität des litauischen Großmeisters war eine sizilianische Variante mit frühem Damenausfall nach b6: 1.e4 c5 2.Sf3 e6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Db6. Diese Variante wird heute zumeist nach dem litauischen Großmeister "Kveinys-Variante" genannt.
Aloyzas Kveinys war unter seinen Schachkollegen, besonders natürlich in Litauen, wegen seiner freundlichen Art und seinem Sinn für Humor außerordentlich beliebt. Er spielte zusammen mit seinem lettischen Kollegen Edvin Kengis bald nach der Öffnung des "Eisernen Vorhangs" viele Jahre in der Zweiten Bundesliga West und in Ersten Bundesliga für den Godesberger SK, von 1992 bis 2007.
Aloyzas Kveinys nahm zu dieser Zeit an einigen vom Godeberger SK und seinem damaligen Vorsitzenden Anton Braun organisierten Großmeisterturnieren teil und stand dabie auch Experimenten aufgeschlossen gegenüber. 1995 durfte das damals noch auf Diskette ausgelieferte Schachprogramm Fritz 3 bei einem dieser Turniere mitspielen und erreichte dort einen Platz im hinteren Mittelfeld. Kveinys nahm die damals noch recht neue und ungewohnte Herausforderung durch den Computer ohne Ressentiments an und gestaltete die Partie remis - mit etwas Glück.
In den letzten Jahren trat er als Spieler etwas kürzer und übernahm Aufgaben als Schachtrainer. Seit 2009 lebte er im Iran und arbeitete dort als Trainer für die iranische Frauennationalmannschaft.
Aloyzas Kveinys wurde 56 Jahre alt. Er hinterlässt seine Frau Vineta und drei Kinder.
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— EuropeanChessUnion(@ECUonline) 27. Juli 2018