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Nach der erfolgreichen Durchführung des Köln Cups im Jahr 1988, einem Wettkampf zwischen Vlastimil Hort und dem jungen Schachweltmeister Garry Kasparov (2,5:0,5 für Kasparov), ging der damalige Hauptsponsor und Organisator, die SPAR-Himmelreich-Handelsgesellschaf im folgenden Jahr einen Schritt weiter und organisierte in Köln einen noch größeren Event, ein Schnellschach-K.o.-Turnier unter dem Namen "Deutschland-Cup".
Als Austragungsort für dieses Schachturnier wurden die renommierten Kölner Sartory-Säle in der Nähe des Friesenplatzes in der Kölner Innenstadt ausgewählt. Das Haus besteht aus sieben Sälen mit einem Gesamtfassungsvermögen von 3500 Zuschauern. Der größte Saal kann 1400 Personen aufnehmen. Im Laufe der Jahres in den Sartory-Sälen eine Reihe von bekannten Rockbands aufgetreten, darunter Queen (1974), Status Quo (1975), Scorpions (1979) oder AC/DC (1978). Ganz besonders gerne ging der Kölner Musikfreund auch zu Konzerten der Bläck Föss oder von BAP. Auch Sportveranstaltungen wurden in den Sartory-Sälen durchgeführt, z.B. ein Boxkämpfe mit Vitaly Klitschko (1997 und 1998). Die beliebtesten Veranstaltungen waren und sind aber natürlich die alljährlich im Februar wiederkehrenden Karnevals-Sitzungen.
Angesichts dieser Top-Acts schien die Wahl der großen Säle etwas optimistisch, erwies sich dann aber in Bezug auf das tatsächliche Zuschauerinteresse als vollkommen angemessen.
Das Turnier wurde von den Organisatoren der SPAR-Gruppe zusammen mit dem Deutschen Schachbund durchgeführt. Die Turnierleitung hatten Helmut Nöttger und Horst Metzing übernommen.
Die Auswahl des Teilnehmerfeldes erwies sich als ganz besonders geglückt - wenn man ein Freund von unvorhergesehenen Überraschungen ist. Internationale Topstars trafen mit deutschen Spitzenspielern, aber auch mit Nachwuchsspielern zusammen. Zu den Teilnehmern gehörten die Kölner Spitzengroßmeister Robert Hübner und Vlastimil Hort, der Frankfurter Großmeister Eric Lobron, internationale Stars wie die beiden Ex-Weltmeister Michael Tal und Boris Spassky, der zweimalige Vizeweltmeister Viktor Kortschnoj, John Nunn und Larry Christansen. Hinzu kamen starke deutsche Nachwuchsspieler wie Christopher Lutz, Oliver Reeh, Matthias Wahls und Ralf Appel und einige mehr. Für die meiste Aufmerksamkeit sorgte aber die Teilnahme der drei Polgar-Schwestern, die nicht nur in Schachkreisen schon große Bekanntheit errungen hatten. Die jüngste, Judit Polgar, hatte bereits damit begonnen, auf Turnieren reihenweise gestandene Großmeister auf dem Brett zu verprügeln und befand sich mit 2555 Elo schon auf dem Niveau von beispielsweise Boris Spassky. Im Vergleich zu den heutigen Elozahlen muss man ca. 120 Elopunkte dazu rechnen, um die Leistung bewerten zu können. In der Weltrangliste war die 12-jährige Judit Polgar mit ihrer Wertungszahl auf Platz 66 (Juli 1989) schon unter den Top 100 angekommen. Es war vor allem den drei Polgar-Schwestern zu verdanken, dass an jedem der fünf Spieltage etwas 1000 Besucher das Geschehen live vor Ort verfolgten.
Im Teilnehmerfeld befanden sich acht Großmeister, die alle für das Achtelfinale gesetzt waren. Die übrigen 16 Spieler und Spielerinnen, auch die Polgar-Schwestern, musste eine Vorrunde bestreiten.
Hier gab es dann andere Ergebnisse als es sich die Veranstalter vielleicht gewünscht hätten. Für den größten publizistischen Niederschlag sorgte gleich der junge Hamburger IM Oliver Reeh, damals 25 Jahre alt. Er spielte gegen das Schachwundermädchen Judit Polgar und stand schon in der regulären Einstundenpartie auf Gewinn.
Und in der folgenden 15-Minutenpartie gingen Judit Polgars Angriff erneut ins Leere und diesmal ließ sich der deutsche IM die Butter nicht mehr vom Brot nehmen.
Der aus Pirmasens stammende Ralf Appel, damals 18 Jahre alt, schlug in die gleiche Kerbe und warf Zsofie Polgar aus dem Turnier.
Am zweiten Tag setzten die jungen Deutschen ihr "zerstörerisches" Werk beim Vergleich mit den gesetzten Großmeistern fort. Oliver Reeh kickte nun die Schachlegende Michail Tal aus dem Wettbewerb.
Der als überaus freundlich bekannte "Magier" aus Riga quittierte die etwas bittere Niederlage gegen Oliver Reeh mit den Worten: "Grüßen Sie Ihren Vater!"
Michail Tal
Michail Tal war nämlich drei Jahr zuvor Gast bei der Jubiläumsveranstaltung der Bremer SG gewesen und hatte dort ein Simultan gegeben. Oliver Reehs Vater Axel Reeh hatte die Veranstaltung organisiert. Legendär waren die folgenden Blitzabende mit Michael Tal. Der Ex-Weltmeister blitzte immer simultan gegen zwei Gegner und gewann alle Partien. Während der Partien rauchte er auch noch und trank Whisky.
Ralf Appel ließ sich in dieser Runde auch nicht lumpen und besiegte Boris Spassky.
Christopher Lutz, der in der Vorrunde den Vergleich gegen Matthias Wahls gewonnen hatte, knockte indes den WM-Kandidaten Vlastimil Hort aus.
Zsuzsa Polgar hatte den ersten Turniertag gegen Wolfram Schön durch Gewinn der Tierbreak-Partie noch überlebt. Am zweiten Tag war für die älteste der Polgar-Schwestern aber gegen Eric Lobron Schluss.
Am dritten Turniertag, im Viertelfinale, trafen mit Christopher Lutz und Oliver Reeh zwei der Favoritenkiller aufeinander und eliminierten sich gegenseitig. Christopher Lutz ging aus dem Vergleich als Sieger hervor. Der dritte Party-Crasher Ralf Appel konnte sein Werk hingegen fortsetzten und besiegte nun Großmeister Eric Lobron.
Immerhin war es mit Robert Hübner Viktor Kortschnoj zwei der Top-Großmeister gelungen, dem Favoritensterben zu entgehen. Im Halbfinale saßen sie nun den beiden jungen Wilden, Ralf Appel und Christopher Lutz gegenüber und bereiteten dem respektlosen Treiben der jungen Leute ein Ende.
Robert Hübner hatte allerdings gegen Ralf Appel nach der Eröffnung eine ziemlich schlechte Stellung zu verwalten. Nach ungenauem Spiel seines Gegners kam der frühere WM-Kandidat aber zu gutem Gegenspiel.
So kam es doch noch zu einem angemessenen Finale, aus dem am Ende Robert Hübner als Sieger hervor ging. Er gewann gegen Kortschnoj die fünfte Stichkampfpartie, nachdem die ersten vier Partien ohne Siege endeten.
Robert Hübner
Ralf Appel gewann das Match um Platz drei.
1. Tag: Vorrunde
2. Tag: Achtelfinale
3. Tag: Viertelfinale
4. Tag: Halbfinale
5: Tag: Finale
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