Die OSG Baden-Baden ist dank der Unterstützung durch die Baden-Badener Grenke AG seit zwei Jahrzehnten der Platzhirsch in der Deutschen Bundesliga. Die Meldeliste am Anfang einer Saison war häufig eine auszugsweise Kopie der oberen Plätze der Weltrangliste. Mit 16 Titeln seit der Saison 2005/06 ist die OSG der Rekordmeister. In den letzten beiden Jahren konnten der SC Viernheim und der SK Düsseldorf die Serie unterbrechen. Zuvor war das nur einmal 2015/16 der SG Solingen gelungen.
Auch für die Saison 2025/26 ist die Aufstellung wieder Weltklasse. Das ist für den Kampf um den Titel auch notwendig, denn mit dem SC Viernheim gibt es einen ernsthaften Konkurrenten, während der SK Düsseldorf sich nach dem Rückzug des Sponsors nach dem Titelgewinn aus dem Kreis der Favoriten verabschiedet hat.
Im Unterschied zu vielen anderen Sportarten sind die Spieler in der Schachbundesliga nicht etwa feste Angestellte des Vereins, sondern können beliebig auch in anderen Ligen anderer Verbände spielen. Oder bei Turnieren. Da die Preisgelder für die Topstars in den letzten Jahren zudem explodiert sind, können die Bundesliga-Clubs mitunter nicht mehr mithalten und müssen bei Terminkollisionen zurückstecken.
Im Spielbetrieb des deutschen Vereinsschachs werden die Meisterschaften in der Regel mit acht Spielern bestritten. Am vergangenen Wochenende trat die OSG Baden-Baden jedoch beim Auswärtskampf in Heimbach-Weis-Neuwied an beiden Spieltagen nur mit sieben Spielern an.
Für alle Beteiligten ist dies ein sehr unangenehmer Vorgang. Der Verein, der ein Brett freilässt, erhält an diesem Brett natürlich einen kampflosen Minuspunkt und wird zudem mit einer Geldstrafe belegt. Die vorgesehenen Gegner erhalten am betreffenden Brett einen kampflosen Punkt, kommen aber nicht zum Zug. Unter Umständen sind sie von weit her umsonst angereist.
Am Samstag ließ Baden-Baden das erste Brett frei und meldete dort formal Fabiano Caruana. Deggendorfs Brett eins, der Inder Sunilduth Lyna Narayanan, hatte somit nichts zu tun. Am zweiten Tag wurde das zweite Brett, formal mit Nikita Vitiugov besetzt, freigelassen. Alan Pichot von Bayern München hatte ebenfalls keinen Gegner, hatte dafür aber viel Zeit, sich die übrigen Partien von Anfang an anzuschauen.
Der Mannschaftsführung der OSG Baden-Baden war der Vorfall natürlich peinlich. „Das sollte so natürlich nicht passieren“, sagte Patrick Bittner. In den vergangenen Jahren kam der Rekordmeister schon einige Male wegen des engen Turnierkalenders in Schwierigkeiten, konnte aber aus dem Kader heraus stets noch genügend Spieler an die Bretter bringen – doch diesmal nicht.
Bei der OSG wusste man bei der Vorbereitung auf den Spieltag von einigen Terminkollisionen, wurde aber von der endgültigen Terminierung des Freestyle Grand Slam Finales in Südafrika überrascht. Mit Fabiano Caruana, Levon Aronian, Vincent Keymer und Javokhir Sindarov sind dort gleich vier Topspieler aus dem OSG-Kader involviert.
Alireza Firouzja war bei den Chess Classic in London aktiv, ebenso wie Nikita Vitiugov. Und Maxime Vachier-Lagrave, Nummer sechs in der Meldeliste, spielte in Monte Carlo einen „Wettkampf der Generationen“ gegen Yagiz Kaan Erdogmus. Alexei Shirov befindet sich zurzeit in Argentinien. Vishy Anand und Anish Giri standen aus anderen Gründen nicht zur Verfügung. In Usbekistan hatte gerade der President's Cup begonnen, bei dem Nihal Sarin mitspielte.
So blieben am Ende sieben einsatzfähige Spieler übrig, darunter die Youngsters Bennet Hagner und Timur Kocharin. Bis zum Schluss hatte die Baden-Badener Mannschaftsleitung noch daran gearbeitet, alle Bretter zu besetzen. Nachdem klar war, dass dies nicht gelingen würde, war eine Verschiebung der Wettkämpfe in Heimbach-Weis-Neuwied keine Option mehr. Der SK Düsseldorf hatte im letzten Jahr in ähnlicher Situation die übrigen Teams eines Doppelspieltages in Kirchweyhe zu einer Verschiebung überreden können. Diesmal waren die Vorbereitungen des Wettkampfes beim Gastgeber allerdings schon zu weit fortgeschritten.
Das Baden-Badener Sieben-Mann-Team schaffte am Samstag noch einen knappen Sieg mit 4,5:3,5 gegen Deggendorf. Am Sonntag gab das OSG-Team beim 4:4 gegen Bayern München einen wichtigen Punkt im Kampf um den Titel ab.
„Wir haben daraus gelernt“, sagt Patrick Bittner. „Im nächsten Jahr werden wir bei der Meldung der Spieler die Mannschaft etwas nachjustieren müssen. Wir wollen jetzt mehr auf den Nachwuchs setzen und junge Spieler fördern.“
Für die OSG ist das Bundesliga-Team mit seinen Stars ein wichtiges Aushängeschild. Die Bundesligamannschaft ist allerdings nur eine von 13 Mannschaften im Spielbetrieb der verschiedenen Ligen. Der Verein wächst und hat inzwischen 420 Mitglieder, darunter über 100 Schüler, die Schach lernen wollen. „Schach ist in“, freut sich Patrick Bittner trotz des unglücklichen Bundesliga-Wochenendes.
Aufstellung der OSG Baden-Baden 2025/26
3. Runde
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