Am Wochenende beginnt das Tata Steel- Turnier

von André Schulz
09.01.2014 – Am Samstag beginnt das Tata Steel Schachturnier. Trotz Einsparungen ist auch die 76. Auflage sehr attraktiv besetzt. Die Elofavoriten sind Levon Aronian und Hikaru Nakamura. Zwei Runden werden diesmal außerhalb von Wijk aan Zee gespielt. Auf dem Fritzserver werden alle Runden live kommentiert (Für Premiummitglieder kostenlos.) Mehr...

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Nach vielen Jahren, in denen beim Schachfestival in Wijk aan Zee drei Einladungsturniere zu je 14 Spielern, dazu zahlreiche Nachwuchs- und Amateurturniere ausgetragen wurden, gibt es in diesem Jahr eine Reihe von Änderungen. So wird das A-Turnier diesmal nur mit 12 Spielern durchgeführt. Diese Anzahl von Spielern war ursprünglich wohl auch für die B-Gruppe vorgesehen, aber nun werden doch noch wie gewohnt 14 Spieler an den Start gehen. Eine C-Gruppe wird es in diesem Jahr allerdings nicht mehr geben.

Der Grund für die Budgetkürzungen des Turniers ist die Reduzierung der Zuwendungen, die der Hauptsponsor Tata Steel dem Turnier zukommen lässt. Angesichts der Teilnehmerfelder früherer Jahre kann man sich in etwa ausrechnen, wie hoch der Etat einmal gewesen sein muss, der den Organisatoren zeitweilig zur Verfügung gestanden hat.

Ursprünglich war der niederländische Stahlproduzent "Koninklijke Nederlandse Hoogovens" der Hauptsponsor des Turniers. Die Stahlfabrik steht in Sichtweite von Wijk aan Zee und Beverwijk am Rande von Ijmuiden an der Mündung des Nordzee Kanals, der die Südspitze des Ijsselmeer mit der Nordsee verbindet, und die Betreiber der Fabrik betrachteten das Sponsoring des Schachturniers als Verpflichtung gegenüber der Bevölkerung.

1999 fusionierte Hoogovens mit British Steel zu Corus, hielt aber an der Tradition des Turniers weiter fest. 2007 wurde Corus vom indischen Multikonzern Tata aufgekauft, dessen Tochterfirma Tata Steel mit 80.000 Mitarbeiteren der sechstgrößte Stahlfabrikant der Welt ist. Mit dem Kauf von Corus wurde Tata Steel zum zweitgrößten Stahlproduzenten Europas. Die Stahlproduktion in Europa steckt allerdings seit einiger Zeit in einer tiefen Krise, verursacht durch Überproduktion, steigende Rohstoffpreise und harten Wettbewerb. Während es in Asien noch Wachstum gibt, gehen die Produktionszahlen in Europa ständig zurück.

Auch mit reduziertem Etat konnten die Organisatoren des Turniers attraktive Felder in der A- und der B-Gruppe aufstellen. Es fehlen zwar mit Magnus Carlsen und Viswanathan Anand der amtierende Weltmeister und sein Vorgänger, aber mit Levon Aronian, Hikaru Nakamura, Fabiano Caruana und Sergey Karjakin sind vier Spieler aus den Top Ten vertreten. Die deutschen Schachfreunde können sich zudem über die Teilnahme von Arkadij Naiditsch freuen, der im letzten Jahr das B-Turnier gewann und damit in die A-Gruppe aufgestiegen ist.

In der B-Gruppe spielen mit Radoslaw Wojtaszek und Baadur Jobava zwei Spieler mit, die mit ihren Elozahlen von mehr als 2700 auch gut in die A-Gruppe gepasst hätten. Das übrige Feld bietet eine Mischung aus Schachlegenden, Nachwuchsspielern und Topspielerinnen.

Den Verlust der C-Gruppe muss man bedauern. In den zurückliegenden Jahren sorgten bisweilen die Spieler der C-Gruppe für die größte Unterhaltung. Felder mit recht unterschiedlicher Spielstärke und junge unbekümmerte Spieler bestritten viele Runden, in denen am Ende kein einziges Remis verzeichnet wurde.

Eine weitere Änderung betrifft den Austragungsort. Die A-Gruppe wird zwei Runden außerhalb von Wijk aan Zee bestreiten. Die 4. Runde am Mittwoch, den 15. Januar, wird im Rijksmuseum in Amsterdam gespielt. Damit folgen die Organisatoren dem Trend, Schachturniere als Kunstform in Museen ausstellen. Die WM Anand gegen Gelfand 2012 fand bereite in einem Museum statt und das Aljechin Memorial im letzten Jahr in Paris wurde zumindest in unmittelbarer Nähe des Louvre gespielt.

Das Rijksmuseum in Amsterdam

Die 9. Runde (Donnerstag, 23. Januar) findet auf dem High Tech Campus in Eindhoven statt.

High Tech Campus

Alle Runden werden live auf dem Fritzserver in zwei Sprachen in bewährter Weise von unseren Kommentatoren  analysiert und kommentiert. Die deutsche Kommentierung besorgt größtenteils Klaus Bischoff, einmal übernimmt Oliver Reeh. Die englischen Kommentatoren sind im Wechsel Daniel King, Lawrence Trent, Yasser Seirawan, Simon Williams und Chris Ward.

Klaus Bischoff

Oliver Reeh

 

Deutsche Kommentatorenliste:

 

 

Englische Kommentatorenliste:

Rundenbeginn ist jeweils 14 Uhr, mit Ausnahme der letzten Runde, die um 12.30 Uhr beginnt.

Die Live-Kommentare sind alle Primium-Mitgliedern des Fritz-Servers kostenlos zugänglich.

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Spieler:

A-Gruppe

GM Aronian, Levon ARM 2812 2
GM Nakamura, Hikaru USA 2789 3
GM Caruana, Fabiano ITA 2782 6
GM Gelfand, Boris ISR 2777 8
GM Karjakin, Sergey RUS 2759 10
GM Dominguez, Leinier CUB 2754 14
GM Giri, Anish NED 2734 19
GM So, Wesley PHL 2719 28
GM Naiditsch, Arkadij GER 2718 29
GM Harikrishna, Pentala IND 2706 42
GM Rapport, Richard HUN 2691 56
GM Van Wely, Loek NED 2672 77

 

GM Wojtaszek, Radek POL 2711
GM Jobava, Baadur GEO 2710
GM Yu, Yangyi CHN 2677
GM Saric, Ivan CRO 2637
GM Timman, Jan NED 2607
GM Brunello, Sabino ITA 2602
GM Reinderman, Dimitri NED 2593
GM Zhao, Xue CHN 2567
GM Muzychuk, Anna SLO 2566
IM Bok, Benjamin NED 2560
GM Duda, Jan-Krzysztof POL 2553
IM Troff, Kayden USA 2457
IM Goudriaan, Etienne NED 2431
IM Van Delft, Merijn NED 2430

 

Die Schachtradition der Turniere im Dörfchen Wijk aan Zee nahm ihren Anfang im nahe gelegenen Städtchen Beverwijk. Das erste Turnier wurde dort 1938 gespielt. In den ersten Jahren trugen hier vier niederländische Meister ein Rundenturnier aus. Die Organisatoren schafften es sogar, die Turniere während des Zweiten Weltkrieges zu organisieren, mit Ausnahme des Jahres 1945.

1940 gewann Max Euwe mit 3 aus 3. Im folgenden Jahr kam Euwe aber nur noch auf 50% und verlor u.a. seine Partie gegen Nicolaas Cortlever, der das Turnier 1939 gewonnen hatte. 1942 spielte man schon mit sechs Meistern und diesmal war Euwe mit 4,5 aus 5 wieder der überlegene Sieger. 1943 war das Feld auf acht Spieler gewachsen. 1946 spielte man zu zehnt, mit Gösta Stoltz und Alberic O'Kelly de Galway nahmen erstmals Spieler aus dem Ausland teil. 1953 wurde außerdem ein internationales Frauenturnier ausgetragen. Das letzte Turnier in Beverwijk fand 1967 statt, nun mit 16 Spielern. Der Sieger hieß Boris Spassky.

1969 wurde erstmals im Stranddorf Wijk aan Zee gespielt, wieder mit 16 Spielern. Der Sieger war Viktor Kortschnoj. Nun war das Turnier endgültig ein großer internationaler Wettbewerb, in dem die Weltelite sich zum Stelldichein traf, wie die Liste der nachfolgenden Platzierungen zeigt: 2. Portisch, 3. Tal, 4. Hort. Hans Ree wurde als bester der vier Niederländer 1968 Achter. 1969 trug sich hier noch einmal der "alte" Botvinnik als Sieger ein.

So gut wie alle Namen der Topspieler der Nachkriegsschachgeschichte tauchten im Lauf der Zeit hier auf. Wer allerdings nie den Weg nach Wijk aan Zee gefunden hat, war Robert Fischer. Und Karpow kaum auch erst, als er nicht mehr Weltmeister war. Rekordsieger ist übrigens Anand, der das Turnier fünfmal gewinnen konnte.

Die schöne Statistik auf der Turnierseite des Tata Steel Turniers gibt nur Auskunft über die Spieler und Ergebnisse des A-Turniers. Doch schon ab 1956 wurde auch ein B- und ein C-Turnier angeboten.

Geschichte und Statistik...

Turnierseite...

 

 

 


André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.

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