ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024
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Schachweltmeisterschaft Anand vs. Kramnik
Die 11.Partie
Text: André Schulz
Fotos: Wolfgang Rzychon
Anand reicht mit Weiß ein Remis, Kramnik muss gewinnen. Das waren heute die
Voraussetzungen für die 11. Wettkampfpartie der Schachweltmeisterschaft in Bonn.
Anand, der sonst fast immer mit dem Königsbauern eröffnet, hatte sich für diesen
Wettkampf 1.d4 als Hauptwaffe zurecht gelegt und war damit anfangs sehr
gut gefahren. Mit seinem Weißsieg in der sechsten Partie hatte der
Titelverteidiger auf 3:0 nach Siegen erhöht und ging mit diesem Vorsprung in die
zweite Halbzeit. Hier verpuffte aber allmählich die Überraschungswirkung von
Anands neuer Eröffnung und Kramnik machte Boden gut. In der 9. Partie war der
Herausforderer schon dem Sieg sehr nahe.
Neben dem Überraschungseffekt lag für Anand ein weitere Grund für seinen
Eröffnungswechsel im Schwarzrepertoire Kramniks nach 1.e4. Dessen beide
Hauptwaffen sind die Russische Verteidigung und die Berliner Variante in der
Spanischen Partie - zwei sehr spröde Festungen, die kaum zu knacken sind. Für
Anand ging es also in der Vorbereitung auch darum, mit Weiß Eröffnungen zu
finden, in denen man gegen Kramnik auf Gewinn spielen kann. Beim Wettkampstand
vor der 11. Partie - zwei Punkte Vorsprung für Anand - haben sich die
Bedingungen aber gänzlich geändert. Jedes Remis ist dem Titelverteidiger recht,
denn es bringt den Wettkampfsieg.
Anand eröffnete heute mit seinem Hauptzug, 1.e4 und hätte eine defensive Verteidigung sicher gerne gesehen. Für Kramnik machte es natürlich keinen Sinn mit seinen Standardverteidigungen zu antworten - er muss ja gewinnen. Also wählte er die Sizilianische Verteidigung und dort eine der schärfsten Abspiele, die Najdorf-Variante.
Diese hat der Russe zuvor in Turnierpartien nur äußerst selten gespielt. Um
allen Vorbereitungen aus dem Weg zu gehen, entschied sich Anand mit 6.Lg5 für
die alte Hauptvariante und nicht für den sonst so beliebten und sehr scharfen
Englischen Angriff. 6.Lg5 hatte Anand wiederum zuvor nur einziges Mal in einer
Turnierpartie gespielt - gegen Loek Van Wely im letzten Jahr in Wijk.
Zu einem Duell in der Najdorf-Variante ist es zwischen Anand und Kramnik
allerdings früher schon einmal gekommen. Beim Turnier in Dortmund 2004 wählte
Kramnik diese Verteidigung gegen Anand, der damals allerdings mit dem 6.Le3
antwortete - und gewann.
Nach 7...Dc7 8.Lxf6 gxf6 spielte Anand mit 9.f5 einen Zug, der kürzlich beim
Grand-Prix-Turnier in Sotschi zwischen Radjabov und Grischuk auf dem Brett
stand. Vermutlich hatte der Weltmeister diese Partie verfolgt. Kramnik zog aber
nun nicht wie in dieser Partie 9...Sc6, sondern zentralisierte zunächst mit
9...Dc5 die Dame, ein Zug, der an dieser Stelle schon mehrmals vorher gespielt
wurde, u.a. vom Anand-Sekundanten Rustam Kasimdschanov.
Mit 12.exf5 spielte Kramnik den ersten neuen Zug in dieser Variante. In den drei
bekannten Vorgängerpartien wurde stets 12...Ld7 gezogen, allerdings gingen alle
drei Partien für Schwarz verloren. Mit seiner Antwort 13.De3, einem
vorübergehenden Bauernopfer, verursachte der Weltmeister bei Kramnik nun
seinerseits einiges Nachdenken.
Im weiteren Verlauf der Partie gab Anand die Kontrolle nicht aus der Hand,
halbierte das schwarze Läuferpaar und besaßdie bessere Bauernstruktur, während
der schwarze König unsicher stand. Anand selbst forcierte dann durch Damentausch
den Übergang ins Endspiel, wo die schwarzen strukturellen Probleme weiter
Bestand hatten. In einem etwas schlechteren Endspiel, in dem Schwarz kaum auf
mehr als Remis hoffen durfte, stelle Kramnik schließlich im 24.Zug seine
Bemühungen ein und bot Remis an. Anand akzeptierte natürlich, gewinnt somit den
Weltmeisterschaftskampf 2008 in Bonn und bleibt Weltmeister.
Prominente Zuschauer
Prof. Robert von Weizsäcker (2.v.l.), Jeroen van den Berg
Pia, Madelaine, Tanja von Kelly Faces
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