08.11.2014 – Die erste Partie des WM-Kampfes zwischen Vishy Anand und Magnus Carlsen endete remis, aber war spannend und umkämpft. In der Eröffnung konnte Anand seinen Gegner überraschen und eine zweischneidige Stellung mit Chancen für beide Seiten herbeiführen. Doch dann glitt ihm die Initiative aus den Händen und Carlsen kämpfte um Vorteil. Bericht und Partie...
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Schach-Weltmeisterschaft 8. bis 27. November 2014, Sotchi
Elo
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
Stand
Magnus Carlsen
2863
½
½
Anand Viswanthan
2792
½
½
Partie 1
Am 8. November 2014, 15 Uhr Ortszeit in Sotschi, 13 Uhr deutscher Zeit, war es endlich soweit: Vishy Anand und Magnus saßen sich zur ersten Partie ihres zweiten Weltmeisterschaftskampfes gegenüber, fast auf den Tag genau ein Jahr nach ihrer ersten Partie ihres ersten Wettkampfs im indischen Chennai - damals begann der Wettkampf am 9. November.
Anand hatte in der ersten Partie Weiß und begann mit einer kleinen Überraschung: Der Inder, der in seiner langen Karriere meist 1.e4 gespielt hat, entschied sich in dieser wichtigen Partie für 1.d4. Allerdings hatte 1.e4 Anand im ersten Wettkampf nicht viel Glück und nur selten Vorteil aus der Eröffnung gebracht.
Vishy Anand überraschte Magnus Carlsen in der Eröffnung
Titelverteidiger Carlsen verzichtete auf Eröffnungen mit solidem Ruf wie Damengambit oder Slawisch und griff stattdessen zur aktiven Grünfeld-Verteidigung. Nach 1.d4 Sf6 2.c4 g6 3.Sc3 d5 4.cxd5 Sxd5 ging Anand einer theoretischen Diskussion in den Hauptvarianten aus dem Weg und wählte mit 5.Ld2 eine ungebräuchliche Fortsetzung, die Carlsen allerdings schon in zwei Partien als Schwarzer auf dem Brett gehabt hatte. Und Anand hatte mit dieser Variante beim Norway Chess Tournament 2013 in Stavanger gegen den Norweger Jon-Ludvig Hammer gewonnen, immerhin einer von Carlsens Sekundaten in Sotschi.
Nach den von beiden Seiten schnell ausgeführten Zügen 5...Lg7 6.e4 Sxc3 (in seinen beiden Vorgängerpartien hatte Carlsen hier 6...Sb6 gespielt) 7.Lxc3 0-0 8.Dd2 Sc6 9.Sf3 dachte Carlsen zum ersten Mal lange nach. Ein erstes Zeichen, dass die Eröffnung gut für Anand verlaufen würde. Dieser Eindruck bestätigte sich in den folgenden Zügen. Nach 13 Zügen hatte Anand nur vier Minuten verbraucht, Carlsen hingegen schon über eine halbe Stunde nachgedacht, wobei die entstandene Stellung zweischneidig war und Weiß gute Chancen bot. Und auch das konnte man als Erfolg für Anand verbuchen, denn angesichts von Carlsens legendären Fähigkeiten, seine Gegner aus aus ruhigen, scheinbar ausgeglichenen Stellungen unter Druck zu setzen, waren viele Experten der Meinung, Anand sollte zweischneidige, komplizierte Stellungen anstreben.
Der Weltmeister hatte gleich in der ersten Partie Probleme zu lösen.
Tatsächlich war die Stellung scharf und inhaltsreich - Weiß nahm eine zersplitterte Bauernstruktur in Kauf, hatte dafür aber aktive Figuren. Diese Entwicklung war eine angenehme Überraschung für alle Fans und Experten, die befürchtet hatten, die beiden Kontrahenten würden sich in der ersten Partie vorsichtig abtasten. Doch die Probleme der Stellung forderten auch von Anand ihren Tribut: nachdem er die ersten 13 Züge im Eiltempo absolviert hatte, dachte er vor seinem 14. Zug das erste Mal in diesem Match länger nach.
Doch im weiteren Verlauf der Partie zeigte Carlsen einmal mehr seine Verteidigungsqualitäten. Vorsichtig ging er allen weißen Drohungen aus dem Weg und neutralisierte das aktive weiße Figurenspiel Schritt für Schritt und brachte seine Figuren auf gute Felder. Anand sah keine Möglichkeit, Vorteil aus seiner aktiven Stellung zu ziehen, und nach dem Abtausch der letzten weißen Leichtfigur war die Initiative an Carlsen übergegangen, der jetzt nach Möglichkeiten suchte, im Schwerfigurenendspiel mit Dame und Turm gegen Dame und Turm in Vorteil zu kommen.
Was ihm erfolgreich gelang.
Dieser Partieverlauf spiegelte sich auch im Zeitverbrauch wider. Carlsen hatte von Beginn der Partie an mehr Zeit verbraucht als Anand, doch um den 25. Zug herum hatte sich der Zeitverbrauch der beiden allmählich angeglichen.
Und diese Möglichkeiten fand er auch. Im ersten Wettkampf hatte Carlsen Anand wiederholt aus ausgeglichen wirkenden Stellungen unter Druck gesetzt, und das gelang ihm auch jetzt. Der einzige greifbare Nachteil der weißen Stellung schienen die vereinzelt stehenden h- und f-Bauern am Königsflügel zu sein, doch die nutzte Carlsen, um seine Dame zu zentralisieren. Plötzlich stand Anand stark unter Druck. Er hatte kein Gegenspiel mehr, musste aber jede Menge wirkliche und scheinbare Drohungen abwehren. Doch jetzt zeigte sich Anand als zäher und umsichtiger Verteidiger und so endete die Partie nach 48 Zügen mit Remis.
Daniel King zeigt das Endspiel der 1.Runde
Die erste Partie zum Nachspielen
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Spielplan, Kommentatorplan
Deutsch
Englisch
Französisch
Spanisch
08.11.2014
Runde 1
Thomas Luther
Daniel King
Parimarjan Negi
Yannick Pelletier
Ana Matnadze
Marc Narciso
09.11.2014
Runde 2
Oliver Reeh
Karsten Müller
Simon Williams
Nicholas Pert
Christian Bauer
Sergio Estremera
10.11.2014
Ruhetag
Ruhetag
11.11.2014
Runde 3
Markus Ragger
Harald Schneider-Zinner
Daniel King
Loek van Wely
Fabien Libiszewski
Sergio Estremera
12.11.2014
Runde 4
Klaus Bischoff
Daniel King
Rustam Kasimdzhanov
Romain Edouard
Sergio Estremera
13.11.2014
Ruhetag
Ruhetag
14.11.2014
Runde 5
Klaus Bischoff
Simon Williams
Irina Krush
Sebastien Mazé
Sergio Estremera
15.11.2014
Runde 6
Klaus Bischoff
Daniel King
Yannick Pelletier
Fabien Libiszewski
Sergio Estremera
16.11.2014
Ruhetag
Ruhetag
17.11.2014
Runde 7
Klaus Bischoff
Simon Williams
Loek van Wely
Sebastien Mazé
Sergio Estremera
18.11.2014
Runde 8
Klaus Bischoff
Daniel King
Loek van Wely
Romain Edouard
Sergio Estremera
19.11.2014
Ruhetag
Ruhetag
20.11.2014
Runde 9
Oliver Reeh
Merijn van Delft
Simon Williams
Irina Krush
Christian Bauer
Sergio Estremera
21.11.2014
Runde 10
Oliver Reeh
Merijn van Delft
Daniel King
Simon Williams
Yannick Pelletier
Ana Matnadze
Marc Narciso
22.11.2014 Ruhetag
Ruhetag
23.11.2014
Runde 11
Yannick Pelletier
Chris Ward
Parimarjan Negi
Fabien Libiszewski
Sergio Estremera
24.11.2014
Ruhetag
Ruhetag
25.11.2014
Runde 12
Oliver Reeh
Karsten Müller
Simon Williams
Rustam Kasimdzhanov
Sebastien Mazé
Sergio Estremera
26.11.2014
Ruhetag
27.11.2014
Stichkampf
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Klaus Bischoff
Deutscher Meister und "Anchorman" der deutschen Schachkommentierung
Oliver Reeh
Genannt "Taktik-Reeh". Allen deutschen Schachfreunden nicht nur durch seine wöchentliche TV-ChessBase-Sendung bestens bekannt.
Dr. Karsten Müller
Promovierter Mathematiker und Schachgroßmeister. Mit seinen Arbeiten zum Endspiel hat er das Endspieltraining revolutioniert
Thomas Luther
Der mehrfache deutsche Meister ist in der Behinderten-Kommission der FIDE aktiv
Merijn van Delft
Aus der Apeldoorner Schachlehrer-Dynastie der van Delfts. Lebt wechselweise in den Niederlanden und in Hamburg
Yannick Pelletier
Mehrfacher Schweizer Meister. Das sprachliche Multitalent kommentiert in jeder gewünschten Sprache
Markus Ragger
Großmeister und bester Spieler Österreichs
Harald Schneider-Zinner
Schachtrainer und Moderator von ChessBase TV Austria
Oder mögen Sie lieber englische Kommentare? Dann haben Sie die Möglichkeit auf dem "Zweiten TV-ChessBase Programm" den Ausführungen von zahlreichen englischsprachigen Experten zu folgen.
Englisch
Irina Krush
Einzige Frau im Kommentatorenteam, mehrfache US-Meisterin
Daniel King
Der englische GM ist als TV-Schachmoderator in England so bekannt, dass Audi ihn einst sogar für einen Werbespot verpflichtet hat
Simon Williams
Englischer Großmeister, hat mit seinen beiden tollen Königs-Gambit-DVDs bei ChessBase eine Lücke gefüllt
Chris Ward
Drachenexperte und Schachkommentator
Niclas Pert
Großmeister, englischer Jugendtrainer und Autor einiger ausgezeichneter Fritztrainer-DVDs
Loek van Wely
Niederländischer Rekordmeister und schlagfertiger Schachkommentator
Parimarjan Negi
Der indische Großmeister war einst der jüngste Großmeister der Welt und hat sich gerade als Buch- und DVD- Autor hervor getan
Rustam Kasimdzhanov
Der FIDE-Weltmeister von 2004 war mehrfach Anands Sekundant bei dessen WM-Kämpfen
Wer mag, kann die Live-Kommentare auch in der Sprache Voltaires genießen
Französisch
Christian Bauer
GM, mehrfacher französischer Landesmeister und Nationalspieler
Fabien Libiszewski
IM und französischer Nationalspieler
Romain Edouard
GM, Jugendeuropameister und Jugendvizeweltmeister, französischer Nationalspieler
Sebastien Mazé
GM seit 2007 und französischer Nationaltrainer
Johannes FischerJohannes Fischer, Jahrgang 1963, ist FIDE-Meister und hat in Frankfurt am Main Literaturwissenschaft studiert. Er lebt und arbeitet in Nürnberg als Übersetzer, Redakteur und Autor. Er schreibt regelmäßig für KARL und veröffentlicht auf seinem eigenen Blog Schöner Schein "Notizen über Film, Literatur und Schach".
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