Und nun: Anand vs. Kasparov...?
Die medialen Nachbeben der Schachweltmeisterschaft in Bonn sind noch nicht
ganz vorüber. Eine Reihe von Interviews, Kommentaren und Nachbetrachtungen
wurden nach dem Ende der Weltmeisterschaft noch veröffentlicht. Wer aufmerksam
liest, auch zwischen den Zeilen, erfährt manches interessantes Detail. So hat
Gary Kasparov den Wettkampf offenbar intensiv verfolgt und sich die gerade
laufende Partie sogar bei seinem Gastauftritt auf Korsika über ein
"Reisetelefon" (© Robert Hübner) live zur Gemüte geführt. In einem Kommentar,
den sein New Yorker Intimus Mig Greengard aufgezeichnet hat, zollt der 13.
Weltmeister seinem übernächsten Nachfolger viel Beifall, nicht ohne seinem
Bezwinger Kramnik noch ein paar Grüße mitzuschicken.
Anand hat sch in einigen Interviews, die in deutschen und indischen Zeitungen
erschienen, zu einigen Hintergründen des Wettkampfes gegen Kramnik geäußert.
Sehr aufschlussreich waren auch die Ausführungen von Aruna (DNA). Anands Gattin
berichtet, wie sehr es sie gewurmt hat, dass Anand bei den
Wiedervereinigungsgesprächen 2002 übergangen wurde. Ohne dass Anands Frau sich
in den Vordergrund spielt, wird auch deutlich, welchen großen Anteil sie am
Erfolg ihres Mannes hatte, indem sie ihn von allen ungünstigen Einflüssen
hermetisch abschirmte.
Beide loben die Arbeit des Teams. Hans-Walter Schmitt und Frederic Friedel
halfen Aruna. Anands Sekundanten Kasimdzhanov, Ganguly, Wojtaszek und Nielsen
erwiesen sich als das bessere "Paket" gegenüber Kramniks Sekundanten haben
großen schachlichen Anteil am Sieg. Die Idee, Anand mit 1.d4 eröffnen zu lassen,
war ein geglückter Überrschungs-Coup. So hatte Kramnik keine Chance, sich mit
Schwarz gezielt vorzubereiten - selbst wenn er es geahnt hätte -, mangels
fehlender Anschauungspartien.
Dass auch im Hause Anand die klassische Eltern-Sohn-Rolle genauso so praktiziert
wird wie überall sonst auch auf der Welt, sieht man im Video, das Chennai-online
mit den Eltern von Anand drehte: "Junge, was war denn nur los mit Dir in der
zehnten Partie", wollte der Vater als Erstes wissen.
So freundlich der Wettkampf zwischen den beiden fairen Sportlern Anand und
Kramnik geführt wurde, so freundlich klang er aus: In einer netten Geste
gratulierte Kramnik dem Sieger nach der letzten Partie sehr herzlich mit beiden
Händen, wie man auf einem Video von Reuters sehen kann.
Im Vorfeld wurde diskutiert, ob Anand nur Turniere gewinnen könnte und
vielleicht nicht "hart" genug, sei, um auch Wettkämpfe zu entscheiden.
Schließlich hatte er ja 1995 gegen Kasparov verloren. Mit seinem Sieg gegen
Kramnik hat der Inder nun alle Kritiker zum Schweigen gebracht. Tatsächlich ist
Anand jetzt "Weltmeister aller Klassen". Er hat 2000 in Neu Dehli die
K.o-Weltmeisterschaft gewonnen, er hat im vergangenen Jahr in Mexiko die
Turnierweltmeisterschaft gewonnen und nun auch noch die
"Matchweltmeisterschaft". Die inoffizielle jährliche Schnellschachmeisterschaft
in Mainz ist sowieso Anands eigene Domäne. Damit hat Anand eigentlich alle
geschlagen - mit einer Ausnahme.
Ein Gegner fehlt noch zum ganz großen Glück: Im Interview mit der indischen DNA
hat Anand sich dazu direkt geäußert. "Ja, schade, dass Kasparov sich zurück
gezogen hat. Hoffentlich überlegt er sich es noch einmal und kommt zurück. Es
wäre großartig, noch einmal gegen ihn anzutreten." Wenn das keine eindeutigen
Signale sind...
Anands Freund Hans-Walter Schmitt, Organisator der Chess Classic Mainz, und seit
seinen Frankfurter Siemens-Turnieren auch mit viel Kasparov-Erfahrung
ausgestattet, bekam bei der Idee eines solchen Wettkampfes sofort leuchtende
Augen: "Ein großes Match zwischen Anand und Kasparov, das würde mich als
Organisator wirklich noch einmal reizen!"
André Schulz
Links:

Video mit
Vishys Eltern 1...

Video mit
Vishys Eltern 2...

Video bei Reuters...
Anand: Interview bei der Süddeutschen...
Anand: Interview
in der DNA...
Sammlung von
Interviews und Videos bei ChessBase.com...
Anmerkung von Garry Kasparov nach der letzten Partie

Zur 11. Partie: Eine schwierige Position für Kramnik, in der er sich nach
1.e4 befand. Schlusspartien haben ihre eigene Logik, deshalb kann es nicht mit
seinem Versuch vergleichen, als er 2004 Sizilianisch spielte. 12...f5 gefällt
mir nicht. Ich hätte das nicht in Betracht gezogen. Aber so etwas passiert, wenn
es nicht deine Eröffnung ist. Man möchte instinktiv spielen, aber man ist
nicht an diese Positionen gewöhnt und das führt zu ungünstigen Entscheidungen.
Nach der Berliner und der Russischen Verteidigung ist Rauser ein Schock für das
eigene Spielverständnis. Er sah nicht gut aus, aber natürlich war die
Wettkampfsituation extrem ungünstig. Die Schlussposition war sehr ungemütlich
und Kramnik hat das verstanden.
Zum Wettkampf insgesamt: Es war ein ausgezeichneter Wettkampf von Vishy.
Außer dem Verlust an Konzentration in der 10. Partie spielte er sehr konsequent
und schaffte es, seinen Stil durchzusetzen. Seine Wahl, mit 1.d4 zu eröffnen,
war großartig. Er erreichte spielbare und lebendige Stellungen und brachte
Kramnik dazu am Brett arbeiten zu müssen. Anand hat Kramnik in der Vorbereitung
geschlagen. Das erinnert mich an meinen Wettkampf gegen Kramnik 2000 in London.
So wie ich damals, hat sich auch Kramnik hier sicher sehr gut vorbereitet, aber
wir haben seine Vorbereitung nicht gesehen. Ich hatte die Berliner Verteidigung
nicht erwartet und landete in Kramniks bevorzugtem Terrain.
Kramnik erwartete nicht, mit Weiß solche scharfen Varianten spielen zu
müssen. Das war der Schlüssel für Anand. Er trat Kramnik etwas Sand ins Gesicht
und bohrte in Kramnik Schwäche: sein konservatives Spielverständnis. Plötzlich
musste Kramnik in diesen scharfen Abspielen kämpfen und war dazu nicht in der
Lage. Das Ergebnis beendet auch die Illusion von Kramnik als großen
Wettkampfspieler. Der Wettkampf in London war eine Ausnahme und ich bleibe
zusammen mit Leonid Yudashin der einzige Spieler, der jemals von Kramnik im
Wettkampf besiegt wurde! Kramnik hat nun einige Arbeit vor sich. Seine
überdefensives Spiel scheint die Spielstärke im Allgemeinen zu verringern.
Ein großartiges Ergebnis für Anand, der den Sieg in jeder Hinsicht verdient hat.
Ich freue mich mit ihm. Es wird nicht leicht werden für die jüngere Generation,
ihn zu verdrängen.
Aufgezeichnet von Mig Greengard für
Chess Ninja
Die 100 Bilder der Weltmeisterschaft:
Fotos: Wolfgang Rzychon, Frederic Friedel, André Schulz,
Jeroen van den Belt, Dagobert Kohlmeyer
Zeichnungen: Pia Sprong,
José Diaz
Bonn

Die Bonner Rheinaue
Im Alten Rathaus

Das Alte Bonner Rathaus

Vladimir Kramnik, OB Bärbel Dieckmann, Viswanathan Anand

Eintrag ins Goldene Buch der Stadt

Hans-Walter Schmitt, Vladimir Kramnik, Wolfgang Rzychon, Bärbel Dieckmann, Vishy
Anand
In der Bundeskunsthalle

Anand kommt

Kramnik kommt

Die Bundeskunsthalle

Peer Steinbrück im Interview für den WDR

Im Foyer

Presseansturm auf Pressechef Rolf Behovits
Auf der Bühne

Die Schachbühne

Schiedsrichter und Offizielle

Die Hymnen werden gespielt - Pressemeute

Wie gemalt: von Pia Sprong

Der erste Zug: mit Peer Steinbrück

Der allererste Zug mit Wolfgang Müller

Im Zuschauerraum

Die Zuschauer

Die Musikerin und Schauspielerin Vaile und die Physikerin Vera Spillner

Vlastimil Hort und WDR-Redakteur Dr. Claus Spahn

Anatoly Karpov mit UEP-Chef Josef Resch

Josef Resch und Peer Steinbrück
Im Analyseraum

Analysen in der Ostgalerie: Klaus Bischoff und Helmut Pfleger

Stefan Meyer-Kahlen und Artur Jussupov

Sebastian Siebrecht

Großmeister Artur Jussupow

Großmeister Dr. Helmut Pfleger

Bücher, Bücher, Bücher am Stand von Schach Niggemann

Der Stand des Deutschen Schachbundes mit seinem Präsidenten Prof. Robert von
Weizsäcker
Schachkultur in der Ostgalerie

Prof. Christian Hesse und Kabarettist und Fritz-Stimme Matthias Deutschmann

Der Kunsthistoriker Prof. Ernst Strouhal und der Mathematiker Prof. Christan
Hesse

Die Musikerin, Schauspielerin und Schachpromotorin Vaile

Prof. Ernst Strouhal und Volker Huber

Jürgen Becker und Martin Stankowski

Der Chef des Kunsthalle-Forums Stephan Andreae mit Gattin

Godesberger Schachprominenz: Heinz-Josef Ullrich und Hans Lotzien vom GSK

Bonns OB Bärbel Dickmann mit ihrem Sohn, dem Beach-Volleyballer Christoph
Dieckmann
Im Kommentatorraum

Yasser Seirawan

Adrian Mikhalchishin
Im Pressezentrum

Elmira Miruoeva und Yuri Vasiliev

Wolfram Runkel (li.)

Olaf Heinzel (UEP)

Daniel King (re.)

Erich van Reem und Dirk Jan ten Geuzendam (New in Chess)

Evgeny Bareev, Eugeny Atarov

Tea Lanchava

Martin Breutigam

Die indische Presse

André Schulz, Dagobert Kohlmeyer

Kiebitze um Anatoly Vaissers Notebook

Dirk Poldauf

Carsten Hensel und Peter Leko

Gilyana Lidzhieva und Kema Goryaeva (UEP)

Ian und Cathy Rogers von Schachmagazin 64

Rob Huntington (AP) weiß sich zu helfen. Die Idee funktioniert aber erst ab vier
Kaffee
Im Foyer

FIDE-Ehrenpräsident Florencio Campomanes steht im Schach

FIDE Vize-Präsident Georgios Makropoulos

Hans-Walter Schmitt und Aruna: Abwarten und Tee trinken

"Tourteufel" Didi Senft mit einem Schachfahrrad:
Video bei Focus.
Die Entscheidung


Kramnik gibt auf
Die Siegerehrung

DSB-Präsident Robert von Weizsäcker

Campomanes übergib die Trophäen

Anand ist "Winner Germany 2008"
Auf der Pressekonferenz

Das Fernsehen

Gridgirls bei der Pressekonferenz in wechselnden Besetzungen

Madeleine (m) und Tanja (re.)

Elmira Mirzoeva, Gilyana Lidzhieva und Kema Goryaeva

Klaus Bischoff leitet die Pressekonferenz

Fröhliche Pressekonferenzen: Klaus Bischoff und Anand


Anand


Kramnik


Die Zuschauer bei der Pressekonferenz

John Norwood, früher GM, jetzt Investmentbanker

...und die Fotografen: Hans-Walter Schmitt, Frederic Friedel, Ian Rogers
Die Sieger

Stephan Andreae: And the winner is...

Aruna

Anand und Aruna

Der Präsident des Chilenischen Schachverbandes mit Tochter: Eigens aus Chile
angereist

Peter Heine Nielsen

Rustam Kasimdzhanov ist müde

Radoslav Wojtaszek

Surya Sekhar Ganguly

Anand Squad

Aruna muss noch schnell nach Hause telefonieren
Die Siegesfeier

Siegesfeier beim Inder in Bonn



Prost!

Cartoon: José Diaz ©
Videos

Videos der ersten vier Wettkampftage