Anand gegen... Kasparov?

von ChessBase
04.11.2008 – So ganz weg ist Garry Kasparov nicht aus der Schachszene. Die Partien der WM in Bonn hat der 13. Weltmeister aufmerksam verfolgt, sogar per Reisetelefon von Korsika aus. In einer Analyse lobt er seinen übernächsten Nachfolger (in der Reihe der "Zweikampfweltmeister") über den grünen Klee und in einem Interview mit der indischen DNA nimmt Anand den Ball auf und spielt ihn zurück. "Schade, dass er sich zurück gezogen hat. Ein Match gegen Kasparov wäre natürlich sehr reizvoll." Ein bisschen pickst der Stachel von 1995 noch, auch wenn Anand sich nun als "Weltmeister aller Klassen" feiern lassen kann: Er wurde Weltmeister beim K.-o.-Turnier, im WM-Rundenturnier und im WM-Match. Hans-Walter Schmitt bekam bei der Idee eines solchen Wettkampfes sofort glänzende Augen: "Ein großes Match zwischen Anand und Kasparov, das würde mich als Organisator wirklich noch einmal reizen!" Presseschau, Kasparov-Kommentar, 100 Bilder...

ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024 ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024

ChessBase ist die persönliche Schach-Datenbank, die weltweit zum Standard geworden ist. Und zwar für alle, die Spaß am Schach haben und auch in Zukunft erfolgreich mitspielen wollen. Das gilt für den Weltmeister ebenso wie für den Vereinsspieler oder den Schachfreund von nebenan

Mehr...

Und nun: Anand  vs. Kasparov...?

Die medialen Nachbeben der Schachweltmeisterschaft in Bonn sind noch nicht ganz vorüber. Eine Reihe von Interviews, Kommentaren und Nachbetrachtungen wurden nach dem Ende der Weltmeisterschaft noch veröffentlicht. Wer aufmerksam liest, auch zwischen den Zeilen, erfährt manches interessantes Detail. So hat Gary Kasparov den Wettkampf offenbar intensiv verfolgt und sich die gerade laufende Partie sogar bei seinem Gastauftritt auf Korsika über ein "Reisetelefon" (© Robert Hübner) live zur Gemüte geführt. In einem Kommentar, den sein New Yorker Intimus Mig Greengard aufgezeichnet hat, zollt der 13. Weltmeister seinem übernächsten Nachfolger viel Beifall, nicht ohne seinem Bezwinger Kramnik noch ein paar Grüße mitzuschicken.

Anand hat sch in einigen Interviews, die in deutschen und indischen Zeitungen erschienen, zu einigen Hintergründen des Wettkampfes gegen Kramnik geäußert. Sehr aufschlussreich waren auch die Ausführungen von Aruna (DNA). Anands Gattin berichtet, wie sehr es sie gewurmt hat, dass Anand bei den Wiedervereinigungsgesprächen 2002 übergangen wurde. Ohne dass Anands Frau sich in den Vordergrund spielt, wird auch deutlich, welchen großen Anteil sie am Erfolg ihres Mannes hatte, indem sie ihn von allen ungünstigen Einflüssen hermetisch abschirmte.

Beide loben die Arbeit des Teams. Hans-Walter Schmitt und Frederic Friedel halfen Aruna. Anands Sekundanten Kasimdzhanov, Ganguly, Wojtaszek und Nielsen erwiesen sich als das bessere "Paket" gegenüber Kramniks Sekundanten haben großen schachlichen Anteil am Sieg. Die Idee, Anand mit 1.d4 eröffnen zu lassen, war ein geglückter Überrschungs-Coup. So hatte Kramnik keine Chance, sich mit Schwarz gezielt vorzubereiten - selbst wenn er es geahnt hätte -, mangels fehlender Anschauungspartien.

Dass auch im Hause Anand die klassische Eltern-Sohn-Rolle genauso so praktiziert wird wie überall sonst auch auf der Welt, sieht man im Video, das Chennai-online mit den Eltern von Anand drehte: "Junge, was war denn nur los mit Dir in der zehnten Partie", wollte der Vater als Erstes wissen.

So freundlich der Wettkampf zwischen den beiden fairen Sportlern Anand und Kramnik geführt wurde, so freundlich klang er aus: In einer netten Geste gratulierte Kramnik dem Sieger nach der letzten Partie sehr herzlich mit beiden Händen, wie man auf einem Video von Reuters sehen kann.

Im Vorfeld wurde diskutiert, ob Anand nur Turniere gewinnen könnte und vielleicht nicht "hart" genug, sei, um auch Wettkämpfe zu entscheiden. Schließlich hatte er ja 1995 gegen Kasparov verloren. Mit seinem Sieg gegen Kramnik hat der Inder nun alle Kritiker zum Schweigen gebracht. Tatsächlich ist Anand jetzt "Weltmeister aller Klassen". Er hat 2000 in Neu Dehli die K.o-Weltmeisterschaft gewonnen, er hat im vergangenen Jahr in Mexiko die Turnierweltmeisterschaft gewonnen und nun auch noch die "Matchweltmeisterschaft". Die inoffizielle jährliche Schnellschachmeisterschaft in Mainz ist sowieso Anands eigene Domäne. Damit hat Anand eigentlich alle geschlagen - mit einer Ausnahme.

Ein Gegner fehlt noch zum ganz großen Glück: Im Interview mit der indischen DNA hat Anand sich dazu direkt geäußert. "Ja, schade, dass Kasparov sich zurück gezogen hat. Hoffentlich überlegt er sich es noch einmal und kommt zurück. Es wäre großartig, noch einmal gegen ihn anzutreten." Wenn das keine eindeutigen Signale sind...

Anands Freund Hans-Walter Schmitt, Organisator der Chess Classic Mainz, und seit seinen Frankfurter Siemens-Turnieren auch mit viel Kasparov-Erfahrung ausgestattet, bekam bei der Idee eines solchen Wettkampfes sofort leuchtende Augen: "Ein großes Match zwischen Anand und Kasparov, das würde mich als Organisator wirklich noch einmal reizen!"

André Schulz


Links:

Video mit Vishys Eltern 1...

Video mit Vishys Eltern 2...

Video bei Reuters...

Anand: Interview bei der Süddeutschen...

Anand: Interview in der DNA...

Sammlung von Interviews und Videos bei ChessBase.com...


Anmerkung von Garry Kasparov nach der letzten Partie

Zur 11. Partie: Eine schwierige Position für Kramnik, in der er sich nach 1.e4 befand. Schlusspartien haben ihre eigene Logik, deshalb kann es nicht mit seinem Versuch vergleichen, als er 2004 Sizilianisch spielte. 12...f5 gefällt mir nicht. Ich hätte das nicht in Betracht gezogen. Aber so etwas passiert, wenn es nicht deine Eröffnung ist. Man möchte instinktiv spielen, aber man ist nicht an diese Positionen gewöhnt und das führt zu ungünstigen Entscheidungen. Nach der Berliner und der Russischen Verteidigung ist Rauser ein Schock für das eigene Spielverständnis. Er sah nicht gut aus, aber natürlich war die Wettkampfsituation extrem ungünstig. Die Schlussposition war sehr ungemütlich und Kramnik hat das verstanden.

Zum Wettkampf insgesamt: Es war ein ausgezeichneter Wettkampf von Vishy. Außer dem Verlust an Konzentration in der 10. Partie spielte er sehr konsequent und schaffte es, seinen Stil durchzusetzen. Seine Wahl, mit 1.d4 zu eröffnen, war großartig. Er erreichte spielbare und lebendige Stellungen und brachte Kramnik dazu am Brett arbeiten zu müssen. Anand hat Kramnik in der Vorbereitung geschlagen. Das erinnert mich an meinen Wettkampf gegen Kramnik 2000 in London. So wie ich damals, hat sich auch Kramnik hier sicher sehr gut vorbereitet, aber wir haben seine Vorbereitung nicht gesehen. Ich hatte die Berliner Verteidigung nicht erwartet und landete in Kramniks bevorzugtem Terrain.

Kramnik erwartete nicht, mit Weiß solche scharfen Varianten spielen zu müssen. Das war der Schlüssel für Anand. Er trat Kramnik etwas Sand ins Gesicht und bohrte in Kramnik Schwäche: sein konservatives Spielverständnis. Plötzlich musste Kramnik in diesen scharfen Abspielen kämpfen und war dazu nicht in der Lage. Das Ergebnis beendet auch die Illusion von Kramnik als großen Wettkampfspieler. Der Wettkampf in London war eine Ausnahme und ich bleibe zusammen mit Leonid Yudashin der einzige Spieler, der jemals von Kramnik im Wettkampf besiegt wurde! Kramnik hat nun einige Arbeit vor sich. Seine überdefensives Spiel scheint die Spielstärke im Allgemeinen zu verringern.

Ein großartiges Ergebnis für Anand, der den Sieg in jeder Hinsicht verdient hat. Ich freue mich mit ihm. Es wird nicht leicht werden für die jüngere Generation, ihn zu verdrängen.

Aufgezeichnet von Mig Greengard für Chess Ninja

 


Die 100 Bilder der Weltmeisterschaft:

Fotos: Wolfgang Rzychon, Frederic Friedel, André Schulz, Jeroen van den Belt, Dagobert Kohlmeyer
Zeichnungen: Pia Sprong,
José Diaz

 

Bonn


Die Bonner Rheinaue

Im Alten Rathaus


Das Alte Bonner Rathaus


Vladimir Kramnik, OB Bärbel Dieckmann, Viswanathan Anand


Eintrag ins Goldene Buch der Stadt


Hans-Walter Schmitt, Vladimir Kramnik, Wolfgang Rzychon, Bärbel Dieckmann, Vishy Anand


In der Bundeskunsthalle


Anand kommt


Kramnik kommt


Die Bundeskunsthalle


Peer Steinbrück im Interview für den WDR
 

Im Foyer


Presseansturm auf Pressechef Rolf Behovits

Auf der Bühne


Die Schachbühne


Schiedsrichter und Offizielle


Die Hymnen werden gespielt - Pressemeute


Wie gemalt: von Pia Sprong


Der erste Zug: mit Peer Steinbrück


Der allererste Zug mit Wolfgang Müller

Im Zuschauerraum


Die Zuschauer


Die Musikerin und Schauspielerin Vaile und die Physikerin Vera Spillner


Vlastimil Hort und WDR-Redakteur Dr. Claus Spahn


Anatoly Karpov mit UEP-Chef Josef Resch


Josef Resch und Peer Steinbrück

Im Analyseraum


Analysen in der Ostgalerie: Klaus Bischoff und Helmut Pfleger


Stefan Meyer-Kahlen und Artur Jussupov


Sebastian Siebrecht


Großmeister Artur Jussupow


Großmeister Dr. Helmut Pfleger


Bücher, Bücher, Bücher am Stand von Schach Niggemann


Der Stand des Deutschen Schachbundes mit seinem Präsidenten Prof. Robert von Weizsäcker

Schachkultur in der Ostgalerie


Prof. Christian Hesse und Kabarettist und Fritz-Stimme Matthias Deutschmann


Der Kunsthistoriker Prof. Ernst Strouhal und der Mathematiker Prof. Christan Hesse


Die Musikerin, Schauspielerin und Schachpromotorin Vaile


Prof. Ernst Strouhal und Volker Huber


Jürgen Becker und Martin Stankowski


Der Chef des Kunsthalle-Forums Stephan Andreae mit Gattin


Godesberger Schachprominenz: Heinz-Josef Ullrich und Hans Lotzien vom GSK


Bonns OB Bärbel Dickmann mit ihrem Sohn, dem Beach-Volleyballer Christoph Dieckmann
 

Im Kommentatorraum


Yasser Seirawan


Adrian Mikhalchishin

Im Pressezentrum


Elmira Miruoeva und Yuri Vasiliev


Wolfram Runkel (li.)


Olaf Heinzel (UEP)


Daniel King (re.)


Erich van Reem und Dirk Jan ten Geuzendam (New in Chess)


Evgeny Bareev, Eugeny Atarov


Tea Lanchava


Martin Breutigam


Die indische Presse


André Schulz, Dagobert Kohlmeyer


Kiebitze um Anatoly Vaissers Notebook


Dirk Poldauf


Carsten Hensel und Peter Leko


Gilyana Lidzhieva und Kema Goryaeva (UEP)


Ian und Cathy Rogers von Schachmagazin 64



Rob Huntington (AP) weiß sich zu helfen. Die Idee funktioniert aber erst ab vier Kaffee

Im Foyer



FIDE-Ehrenpräsident Florencio Campomanes steht im Schach


FIDE Vize-Präsident Georgios Makropoulos


Hans-Walter Schmitt und Aruna: Abwarten und Tee trinken


"Tourteufel" Didi Senft mit einem Schachfahrrad: Video bei Focus.

Die Entscheidung


Kramnik gibt auf

Die Siegerehrung


DSB-Präsident Robert von Weizsäcker


Campomanes übergib die Trophäen


Anand ist "Winner Germany 2008"

Auf der Pressekonferenz


Das Fernsehen


Gridgirls bei der Pressekonferenz in wechselnden Besetzungen


Madeleine (m) und Tanja (re.)


Elmira Mirzoeva, Gilyana Lidzhieva und Kema Goryaeva


Klaus Bischoff leitet die Pressekonferenz


Fröhliche Pressekonferenzen: Klaus Bischoff und Anand



Anand




Kramnik


Die Zuschauer bei der Pressekonferenz


John Norwood, früher GM, jetzt Investmentbanker


...und die Fotografen: Hans-Walter Schmitt, Frederic Friedel, Ian Rogers

Die Sieger


Stephan Andreae: And the winner is...


Aruna


Anand und Aruna


Der Präsident des Chilenischen Schachverbandes mit Tochter: Eigens aus Chile angereist


Peter Heine Nielsen


Rustam Kasimdzhanov ist müde


Radoslav Wojtaszek


Surya Sekhar Ganguly



Anand Squad


Aruna muss noch schnell nach Hause telefonieren

Die Siegesfeier


Siegesfeier beim Inder in Bonn






Prost!


Cartoon: José Diaz ©


Videos




Videos der ersten vier Wettkampftage

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Die ChessBase GmbH, mit Sitz in Hamburg, wurde 1987 gegründet und produziert Schachdatenbanken sowie Lehr- und Trainingskurse für Schachspieler. Seit 1997 veröffentlich ChessBase auf seiner Webseite aktuelle Nachrichten aus der Schachwelt. ChessBase News erscheint inzwischen in vier Sprachen und gilt weltweit als wichtigste Schachnachrichtenseite.

Diskutieren

Regeln für Leserkommentare

 
 

Noch kein Benutzer? Registrieren