Anand gewinnt im Schnellschach, Navarra das Open

von ChessBase
20.08.2007 – Auch im Finale der Grenke-Leasing Schnellschach-WM saßen sich in Mainz schließlich Anand und Aronian gegenüber. Diesmal konnte der Inder seinen Titel zum wiederholten Male verteidigen. Dieses Finale stand bereits deutlich unter dem Eindruck der bald beginnenden Weltmeisterschaft in Mexiko: Keiner der beiden wollte zuviel über sein Ideen für die WM verraten. Das Oridx-Open wurde vom jungen tschechischen Spitzenspieler David Navara gewonnen. Er verwies Viktor Bologan und Krishnan Sasikiran auf die Plätze. Eine Vielzahl von nationalen und internationalen Spitzenspielern hatten sich erneut in Mainz beteiligt und die Chess Classic wieder einmal zur Elohochburg Deutschlands gemacht. Carsten Straub hat das Ereignis für alle Schachfans und nachkommende Generationen ins Bild gesetzt.Turnierseite...Berichte, Partien, lange Bildstrecke...

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Anand bleibt König von Mainz
Anand gewinnt Grenke Leasing Rapid Chess World Championship mit knappem Vorsprung
Von Harry Schaack
Fotos: Carsten Straub

 

Partien Grenke Leasing Rapid World Championship...

Partien Ordix Open...

 


Mainz: Stadtpanorama,...


... Vater Rhein,..


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...viele Besucher...


Vier Tiger


...und spielstärkster Bürgermeister Deutschlands: Jens Beutel


Schmitt und Beutel


Leichte Kost zum Auftakt?

Sonntag, direkt nach dem Ende des Ordix Open, das mit 762 Teilnehmern größte Schnellturnier der Welt, endeten die Chess Classic Mainz mit einem weiteren Höhepunkt: Der Grenke Leasing Rapid Chess World Championship, in dem Anand und Aronian im Finale gegeneinander antraten.


Vishy Anand: bester Schnellspieler bei normaler Startstellung

Drei Tage zuvor hatten sie sich bereits im Finale der FiNet Chess960 World Championship gegenüber gesessen.


Hans-Walter Schmitt und Levon Aronian, Sieger im Schach960

Ein spannendes und aufregendes Match, aber jetzt stand sogar noch mehr auf dem Spiel: Anand wollte Revanche für seine Niederlage und zeigen, dass er immer noch der beste Schnellschachspieler der Welt ist. Außerdem gab es da noch die kommende FIDE-Weltmeisterschaft in Mexiko:

Aronian und Anand zählen dort beide zu den Favoriten und wer in Mainz gewinnen würde, hätte sich einen psychologischen Vorteil gegenüber einem gefährlichen Rivalen verschafft. Gleichzeitig mussten beide darauf achten, nicht zu viel von ihrer Vorbereitung auf Mexiko zu verraten. Vielleicht war dies der Grund, warum beide äußerst vorsichtig zu Werke gingen. In der ersten Partie wiederholten sie den Spanier, der auch in ihrer Partie aus der Vorrunde auf dem Brett stand, aber während Anand in dieser Partie besser gestanden hatte, holte er diesmal nichts aus der Eröffnung und willigte bald ins Remis ein.

Anders als Anand und Aronian, konnten es Bacrot und Kasimdzhanov in ihrem Kampf um den dritten Platz locker angehen lassen. Samstagabend saßen sie nach der Runde sogar noch zusammen beim Essen, tranken Wein und scherzten miteinander. Wahrscheinlich beschlossen sie hier, in ihrem Wettkampf nicht so sehr auf das Ergebnis zu achten, sondern unterhaltsames Schach zu spielen. Genau das taten sie auch. Gleich in der ersten Partie spielte Kasimdzhanov energisch auf Königsangriff, aber im entscheidenden Moment fehlte ihm der Mut zu einem Opfer auf g6, das Shirov in einem der Analyseräume für gewonnen hielt. Nachdem Kasimdzhanovs Zeitvorrat bis auf wenige Sekunden geschrumpft war, verlor er in den entstehenden Verwicklungen die Orientierung und übersah in einer Stellung mit einem Turm weniger den rettenden Weg zum Dauerschach, wodurch Bacrot 1-0 in Führung ging.

In der zweiten Runde machten Bacrot und Kazimdzhanov genau da weiter, wo sie aufgehört hatten.

Gleich nach der Eröffnung fand Bacrot eine interessante Möglichkeit, mit seinem Läuferpaar gegen die gegnerischen Springer zu kämpfen: Kurz entschlossen opferte Bacrot beide Läufer, um zu versuchen, den gegnerischen König Matt zu setzen, aber geriet in eine schlechtere Stellung, als Kasimdzhanov einen Turm zurück gab, um Schlimmeres zu verhindern.

Doch im weiteren Verlauf der Partie konnte Bacrot, der jetzt mit Turm gegen zwei Springer spielte, weiter Druck auf die schwarze Stellung ausüben und so kam es zu einem Endspiel, in dem er alle Springergabeln vermeiden, die meisten der noch verbliebenen Bauern tauschen und das Remis retten konnte.

Auch Aronians Läuferpaar hatte es mit zwei Springern zu tun. Allerdings war der Armenier weniger großzügig als Bacrot und gab Anand lediglich einen Bauern, wobei er auch noch seine Läufer behielt, die sein materielles Defizit kompensierten.

Doch als es Anand gelungen war, einen Großteil des weißen Drucks abzuwehren und Aronian nur noch 30 Sekunden auf der Uhr hatte – Anand hingegen sieben Minuten – sah manch einer Anand schon gewinnen. Aber diese Hoffnung – oder Sorge – wich der Verblüffung, als sich die Spieler plötzlich auf Remis einigten. Ein genauerer Blick auf die Stellung verriet jedoch, dass Anand den Verlust seines Extrabauern nicht vermeiden konnte, wonach das entstehende Endspiel hoffnungslos Remis war.


Wiedersehen in Mexiko

Die dritte Partie zeigte einmal mehr, wie viel Respekt Anand und Aronian voreinander hatten und wie sorgfältig sie darauf bedacht waren, das Risiko einer Niederlage zu vermeiden oder irgendwelche Geheimnisse zu enthüllen. Erneut stand der Spanier, den sie bereits in der Vorrunde und in der ersten Wettkampfpartie gespielt hatten, auf dem Brett. Aber erneut gelang es Anand nicht, irgendetwas aus der Eröffnung zu holen – Fritz sah sogar Schwarz leicht im Vorteil – und die Partie wurde ohne größere Aufregung Remis.

Also mussten Kasimdzhanov und Bacrot für ein bisschen Unterhaltung sorgen. Dementsprechend entschied sich Bacrot für das Marshall-Gambit, das ihm in der Vorrunde einen Sieg beschert hatte. Aber Kasimdzhanov hatte seine Hausaufgaben gemacht und verbesserte sein Spiel aus dieser Partie. Er konsolidierte seine Stellung allmählich, gab den Extrabauern zurück und erhielt eine Stellung, in der sein Freibauer auf der c-Linie ihm (sehr) gute Gewinnchancen gab. Als der c-Bauern allmählich näher zur Grundreihe vorrückte, schien tatsächlich alles nach Plan zu laufen – bis Schwarz plötzlich mit einem taktischen Trick aufwartete, der ihm ein Remis zu sichern schien. Doch schließlich siegte die Gerechtigkeit, denn am Ende der von Schwarz forcierten taktischen Variante hatte Schwarz kein Remis, sondern verlor eine Figur und die Partie. Damit glich Kasimdzhanov den Wettkampf aus und konnte hoffen, die vierte Partie und das Match zu gewinnen.

Aber es sollte nicht sein – obwohl beide Spieler sich Mühe gaben, konnte keiner gewinnen. Einmal mehr trat das Läuferpaar gegen die Springer an, aber weder die eine noch die andere Seite kam in Vorteil und nachdem die meisten Figuren abgetauscht waren, einigten sich die Spieler auf Remis. Da die Organisatoren beschlossen hatten, auf den Tie-Break zu verzichten, teilten sich Kasimdzhanov und Bacrot Platz drei.

Unterdessen begann die vierte und entscheidende Partie zwischen Anand und Aronian verhalten, endete aber dramatisch. Anand spielte mit Schwarz und konnte nach der Eröffnung problemlos ausgleichen. Es kam zu einer Stellung, die weder der einen noch der anderen Seite viele Möglichkeiten bot. Aber ob er nun nervös oder müde war, in jedem Fall geriet Aronian allmählich ins Hintertreffen. Seine Stellung wurde immer schlechter und er verbrauchte deutlich mehr Bedenkzeit als Anand. Plötzlich war auch seine einzige wirkliche Schwäche, der Bauer auf a3, in ernsthafter Gefahr und als er fiel, schien Anand auf dem besten Wege zu sein, seinen Schnellschachweltmeistertitel zu verteidigen. Und obwohl Aronian in etlichen der vorherigen Partien im Turnier bemerkenswerte Fähigkeiten bewiesen hatte, schlechte Stellungen zu retten, gab es diesmal kein Entkommen. Anand verwandelte seinen Vorteil souverän in einen ganzen Punkt und gewann das zehnte Mal in Mainz.

Aber es war Aronian, der bei der Siegerehrung die richtigen Worte zum Abschluss des größten Schnellschachturniers der Welt fand: “Es war ein großartiges Turnier und ein Vergnügen hier zu sein. Auf Wiedersehen im nächsten Jahr.”


"Chef" als Kommentator (immer) und am Brett (naja, oft) : Klaus Bischoff

Navara im Ordix nicht zu stoppen
Tschechischer Großmeister gewinnt best besetztes Open der Welt

Der zweite Tag des Ordix Open zeichnete sich vor allem dadurch aus, dass viele Favoriten strauchelten. Die Spieler aus der zweiten Reihe spielten sich in den Vordergrund. Stars wie Ivanchuk, Mamedyarov, Grischuk, Kamsky oder Shirov ließen im harten Feld zu viele Punkte liegen. Ab Runde 6 setzte sich der Tscheche David Navara an die Spitze des Turniers und vergrößerte seinen Vorsprung von Runde zu Runde. Einzig der Sieger des FiNet Opens Viktor Bologan konnte dem Tschechen ein Remis abknöpfen. Eine Runde vor Schluss stand der 22-Jährige bereits als Sieger fest.

David Navara ist kein unbeschriebenes Blatt in der Schachszene. Zu Beginn dieses Jahres debütierte er sogar in Wijk aan Zee bei einem der besten Turniere der Welt. Anfang des Jahres war der zweimalige tschechische Meister unter den Top 20 zu finden. In letzter Zeit konzentrierte sich der sehr zurückhaltende Tscheche jedoch mehr auf sein Studium. Das mag der Grund dafür gewesen sein, dass er in der letzten Auswertung in der Weltrangliste weit zurückgefallen ist. Insbesondere sein schlechtes Abschneiden in der deutschen Bundesliga, wo er für den Aktionär Bindlach spielt, hat dazu beigetragen. Dass er das Schachspiel allerdings nicht verlernt hat, stellte er nun bei den Mainzer Chess Classic eindrucksvoll unter Beweis.

Von Beginn an setzte Navara die Akzente in einem qualitativ und quantitativ alle Rekorde schlagenden Ordix Open. Mit letztlich 762 Teilnehmern meldeten sich bei der vierzehnten Auflage des größten Schnellschachturniers der Welt so viele Spieler wie nie an. Während all seine Konkurrenten nach und nach Punkte verloren, hatte Navara nur gegen den Sieger des diesjährigen FiNet Open Viktor Bologan ein Remis abgeben müssen. Einzig in Runde 9 hatte er Glück, als er zunächst seine aussichtsreiche Stellung gegen Harikrishna verdarb, dann aber der Inder völlig überraschend die Zeit überschritt.


Navara gegen Indien: Harikrishna...


... und Sasikiran

Von diesem Ausrutscher abgesehen, befand sich Harikrishna in guter Form. Noch in der letzten Woche konnte er das György Marx Memorial für sich entscheiden. Die Chess Classic hat er in guter Erinnerung. Im letzten Jahr spielte der ehemals jüngste indische Großmeister bei den Chess Classic ein kurioses Match um die Chess960 Junioren-Weltmeisterschaft gegen Arkadi Naiditsch. Nach dem er am ersten Tag bereits fast aussichtslos mit 0,5-3,5 zurücklag, bezwang er den Deutschen noch durch den Gewinn aller vier Partie am darauf folgenden Tag. Beim Ordix belegte Harikrishna Platz 6.

In der letzten Runde konnte sein Landsmann Sasikiran gegen den schon als Sieger feststehenden Navara einen relativ leichten Sieg einfahren und punktemäßig zu ihm aufschließen. Der Tscheche konnte offenbar nicht mehr die Spannung halten, nachdem er in den zurückliegenden Runden nur ein einziges Remis abgegeben hatte. Außerdem – und das war wohl die größte Überraschung – teilte der Georgier Mikhail Mchedlishvili ohne eine Niederlage mit ebenfalls 9,5 Punkten als dritter Spieler den ersten Platz.


Bologan, Navara, Sasikiran

Der Sieger des FiNet Open, Viktor Bologan demonstrierte erneute seine Klasse in offenen Turnieren. Lange Zeit hatte er Kontakt zur Spitze, blieb ebenfalls ohne Niederlage und landete nach nur vier Remisen auf dem geteilten vierten Platz. In der Gesamtwertung brachte der Moldawier, der in Katar lebt, zusammen mit Navara die beste Performance.


Nach dem Turnier konnten Eric van Reem und Harry Schaack mit dem Sieger des Ordix Open ein kurzes Interview führen:

Zunächst einmal Gratulation zu Ihrem Erfolg. Was passierte in der Schlüsselpartie um den Turniersieg gegen Harikrishna?

Es war ein schwieriges Turnier für mich und ich war sehr glücklich über den Sieg gegen GM Pentala Harikrishna. Ich spielte sehr gut und erhielt eine vielversprechende Stellung, doch dann unterlief mir ein grober Fehler und ich stand auf Verlust. Ich wollte schon aufgeben, fand aber noch einen Zug und mein Gegner überschritt plötzlich die Zeit.

Was war Ihre beste Partie?

Das ist schwer zu sagen. Ich habe keine Partie, die ich favorisiere. In den ersten Runden tat ich mich etwas schwer, weil ich gegen Amateure in der Regel schlecht spiele. Gegen gute Spieler bin ich motivierter. Meine Partie gegen Mamedyarov gefiel mir, aber er hätte an einer Stelle Remis machen können. Aber auch ich spielte in keiner Partie fehlerfrei. Nach schlechtem Spiel werde ich oft nervös und es fällt mir nicht leicht, mich zu konzentrieren.

Bereiten Sie sich auf solche großen Turniere vor?

Das ist unterscheidlich. Manchmal wenn ich gut vorbereitet bin, spiele ich sehr schlecht und ein anderes Mal, wenn ich keine Vorbereitung habe, spiele ich ganz gut. Aber natürlich bin ich sehr froh, dass ich dieses Turnier gewonnen habe.

Heute machten Sie Ihrem Spitznamen „Navara Express“ alle Ehre. Woher kommt er eigentlich?

Als ich im Januar in Wijk aan Zee ein gutes Turnier spielte, titelte eine tschechische Zeitung damit. Ich verlor zwar ein paar Elo-Punkte, habe aber gezeigt, dass ich mit den Besten mithalten konnte. Aber ich kümmere mich nicht sonderlich um Spitznamen.

Was werden Sie in den nächsten Wochen machen?

Ende des Monats werde ich mit Nigel Short ein Match über zehn Partien in Prag spielen. Der Modus erinnert etwas an Mainz, denn wir spielen vier Partien im Chess960 und sechs Partien im klassischen Schach. Danach spiele ich ein starkes Einladungsturnier in Karlsbad, die dem unter anderem Shirov, Kortschnoi und Timman mitspielen.

Danke für das Gespräch.

 

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Weitere Bilder aus Mainz:

Schachspieler:


Krishnan Sasikiran


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Sieger im Ordix-Open


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Computerschach: Stefan Meyer-Kahlen (Shredder) und Vasik Rajlich (Rybka)


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... und sein Reich

 

 


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