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Den größten Erfolg in der Vereinsgeschichte des Berliner Schachklubs Nord-Ost Berlin erzielten vor kurzem die jüngsten Mitglieder des Vereins. Die U10-Jugendmannschaft gewann bei der Deutschen Mannschaftsmeisterschaft Ende 2016 in ihrer Altersklasse den Titel. Dieser Erfolg kommt nicht von ungefähr, sondern ist der Ergebnis einer langjährigen und konsequenten Nachwuchsarbeit im Verein.
Der Schachklub "Schachfreunde Nord-Ost Berlin " geht auf eine Schachgruppe zurück, die sich 1948 in Zepernick, einem Ortsteil von Panketal, gegründet hatte. Panketal hat derzeit etwa 20.000 Einwohnern, liegt am nordöstlichen Stadtrand von Berlin, grenzt an den Berliner Stadtteil Pankow und gehört zum Bundesland Brandenburg. 1954 zog ein Teil der Schachgruppe aus Panketal in den angrenzenden Pankower Ortsteil Berlin-Buch um und nahm als Schachgruppe "Medizin-Buch" an Schach-Wettkämpfen und Meisterschaften teil. 1963 wurden verschiedene kleinerer Schachgruppen in der BSG Lok Berlin Oberspree zusammengeschlossen, auch die SG Medizin Buch. Nachdem die Deutsche Bahn 1994 wegen eines zu geringen Anteils von Bahnmitarbeitern die Unterstützung aufkündigte, formierten sich die Schachspieler nun als "Schachfreunde Nord-Ost Berlin " neu und nehmen seitdem unter dem neuen Vereinsnamen an den Schach-Wettbewerben teil.
Von den derzeit ca. 90 Mitgliedern sind etwa die Hälfte Jugendliche (unter 20 Jahre), die meisten im Alter zwischen 10 und 15 Jahren. Die Schachfreunde Nord-Ost Berlin sind also in mehrfacher Hinsicht ein sehr junger Verein. Der große Zuspruch im Nachwuchsbereich ist zu einem großen Teil dem Engagement des Jugendtrainers Wilfried Schlief zu verdanken.
Wilfried Schlief, hier beim Skat
... und hier beim Schachunterricht
Schachtraining in Gruppen
Wilfried Schlief war schon in den 1960er Jahren als Jugendtrainer im Verein aktiv. Bis zur Wiedervereinigung sammelten seine Schüler zahlreiche Turniererfolge und Titel in Berliner Schülermannschaftsmeisterschaften, verschiedenen Berliner Einzelmeisterschaften (darunter Jörg Seils, Klaus Welke, André Kriese), DDR-Einzelmeisterschaften in verschiedenen Altersklassen (Meistertitel durch Jörg Seils und André Kriese), zahlreiche Titel bei den Bezirksspartakiaden im Schach im Bezirk Frankfurt/ Oder (mit der Mannschaft und im Einzel) und spielten erfolgreich in der DDR-Jugendliga.
In den 1980er Jahren musste Wilfried Schlief sein Engagement im Schach aus beruflichen Gründen zeitweise etwas zurücknehmen, aber nach seinem Ausscheiden aus dem Berufsleben fand er wieder vermehrt Zeit für neue Aktivitäten in diesem Bereich. 2006 gründete er an einigen Grundschulen in Berlin (Buch und Karow) und Brandenburg (Panketal) auf ehrenamtlicher Basis Schach-AGs. Seit 2008 können Kinder und Jugendliche in jedem Jahr an einem Offenen Nachwuchsturnier teilnehmen, durchgeführt vom Schachklub Nord-Ost Berlin. In den Sommerferien wird zudem ein Schachcamp in Stolzenhagen am Wandlitzer See angeboten, bei dem auch die Eltern und Vereinsmitglieder in das Jugendtraining eingebunden werden.
Hofparty mit Schach
Vor dem Schachturnier
Kinderschachturnier 2015
Siegerehrung beim Kinderschachturnier 2016
Zwischen 2010 und 2016 gewannen die Schüler von Wilfried Schlief so bei Schulschach-Mannschaftsmeisterschaften in diversen Altersklassen mehrfach in Brandenburg den ersten Preis (AK U10 bis U14). Auch in Berlin gab es erste Plätze bei den Nachwuchsmeisterschaften (Isabel Klühs U10w und Gustaf Klühs U7). Als logische Folge wurden mehrere Nachwuchsspieler des Vereins in den Kader des Berliner Schachverbandes aufgenommen. Überregional machte der Nachwuchs von Nord-Ost Berlin ebenfalls von sich reden: 2015 erreichte das Team einen fünften Platz bei der Deutschen Mannschaftsmeisterschaft U10. Im gleichen Jahr gab es einen Sieg bei der Brandenburger Schulschachmeisterschaft.
Wilfried Schlief im Kreis seiner Mannschaft
Die langjährige kontinuierliche ehrenamtliche Arbeit von Wilfried Schlief wurde 2016 von der Gemeinde Panketal offiziell gewürdigt: Die Gemeinde ernannte ihn zum Dank für sein Engagement an der Grundschule Zepernick zum "Ehrenamtler des Jahres.
Die Erfolgsserie der Jugendmannschaften setzten sich fort: 2016 gewann das U10-Team von Nord-Ost die Berliner Mannschaftsmeisterschaft in der U10 und U12. Als größter Erfolg der Vereinsgeschichte folgte schließlich der erste Platz bei der Deutschen Mannschaftsmeisterschaft U10.
Brandenburger Schulschach Mannschaftsmeisterschaft: Team 2016
Volles Haus bei den Jugendmannschaftsmeisterschaften
So sehen Sieger aus
Auch im Einzel ging es für den Verein erfreulich weiter. 2017 gab es zwei Siege bei der Berliner Jugendeinzelmeisterschaft durch Julian Nöldner (U16) und Felix Reichmann (U10).
Was aber ist für die Kinder und Jugendlichen so faszinierend am Vereins- und Turnierschach? Wir fragten die Spieler des U10 Meisters wie sie zum Schach und in den Verein kamen, was ihnen daran Spaß macht, welche Vorbilder sie haben und welche Ziele sie sich gesteckt haben.
"Schach habe ich mit vier Jahren von meiner Oma gelernt. Dann habe ich einmal ein Schnuppertraining bei Nord-Ost Berlin mitgemacht. Das hat mir so gut gefallen, dass ich in den Verein eingetreten bin. Hier macht mir das Spielen in Turnieren besonders viel Spaß. Es ist aufregend, in den Partien nach Kombinationen zu suchen. Wenn ich meinen Freunden von meinen Schachpartien erzähle, dann loben sie mich und spornen mich an: "Gut gemacht", "super" oder "toll". Das motiviert mich. Schach ist aber nicht mein einziges Hobby. Ich spiele auch Tennis, bekomme dort ebenfalls Training, und Tischtennis. Mein großes Ziel im Schach ist es natürlich, Großmeister zu werden. Mein Vorbild ist Magnus Carlsen. Ich schaue mir gerne seine Partien und Turniere im Internet an."
"Ich spiele seit meinem sechsten Lebensjahr regelmäßig Schach. Gelernt habe ich es schon mit vier Jahren von meinem Opa. Ich spiele auch Fußball im Verein, beim FSV Bernau. Als weiteres Hobby spiele ich auch noch gerne Tischtennis, meistens zusammen mit meiner Familie."
"Ich bin über meinen Trainer Wilfried Schlief zum Schachverein Nord-Ost Berlin gekommen. Ich spiele seit meinem sechsten Lebensjahr regelmäßig Schach. Mein Vater, der ein guter Hobbyschachspieler ist, hat es mit beigebracht. Von meinem Trainer Wilfried Schlief habe ich in der Schach AG in der Schule dann sehr viel über Strategie und Taktik gelernt. Das Turnierschach macht mir viel Spaß. Ich möchte mich gerne mit anderen messen, möchte Herausforderungen annehmen und in der Mannschaft zusammen mit meinen Kameraden Wettkämpfe gewinnen. Neben dem Schach spiele ich gerne Fußball und gehe Schwimmen, beides aber nicht im Verein."
Im Schach möchte ich gerne auf eine DWZ-Wertungszahl über 2100 kommen und vielleicht einmal in unserer 1. Mannschaft spielen. Ich habe einige Vorbilder: Magnus Carlsen, Nigel Short, Gary Kasparov, Viswanathan Anand, Bobby Fischer und Hendrik Reichmann, der Vater von meinem Mannschaftskollegen Felix Reichmann.
Mancher Verein klagt über den Mangel an Nachwuchs. Nord-Ost Berlin sicher nicht. Doch um Nachwuchs muss man sich - wie auch dieses Beispiel - zeigt, kümmern. Er kommt nicht von alleine, dafür ist die Konkurrenz im Freizeitangebot in der Tat zu groß. Die Schach-AGs bieten eine schöne Möglichkeit, in Kooperation mit den Schulen, für das Schach und auch für die Schachvereine zu werben.
Im zweiten Schritt muss man den Kindern und Jugendlichen im Verein auch etwas anbieten, damit sie bleiben. Nord-Ost Berlin macht das beispielhaft, organisiert Kinderturniere, Training und Ferienlager. Und am Ende stellt sich auch sportlicher Erfolg im Wettbewerb ein. Und das zieht weiteren Nachwuchs an.
Fotos: Sfr. Nord-Ost Berlin
Webseite der Schachfreunde Berlin Nord-Ost...
Deutsche Jugend-Mannschaftsmeisterschaft 2016 (DSJ)...
Nord-Ost Berlin bei der Jugendmannschaftsmeisterschaft (DSJ)...