Heute feiert der ungarische Großmeister Andras Adorjan seinen 70sten Geburtstag. Adorjan, eigentlich Andras Jocha, wurde am 31. März 1950 in Budapest geboren. 1968 nahm er den Mädchennamen seiner Mutter an. 1969 wurde Adorjan Junioren-Vizeweltmeister hinter Anatoly Karpov. 1969/70 gewann er zudem die Junioreneuropameisterschaft.
Im Jahr 1970 erhielt er den Titel eines Internationalen Meisters, 1973 wurde ihm der Großmeistertitel verliehen. In diesem Jahr gewann er erstmals die ungarische Landesmeisterschaft. 1984 konnte er den Erfolg wiederholen.
1979 qualifizierte Adorjan sich nach Stichkampf für die Kandidatenkämpfe, unterlag aber im Viertelfinale Robert Hübner knapp mit 4,5:5,5.
Zu Adorjans Turniererfolgen zählen Siege, zum Teil mit anderen Spielern geteilt, in Warna 1972, Luhacovice 1973, Osijek 1978, Budapest 1982, Banja Luka 1983, Gjovik 1983, Esbjerg 1985 und beim New York Open 1987. Neben anderen Mannschaftsmeisterschaften in verschiedenen Ländern spielte Adorjan von 1988 bis 1990 auch in der Bundesliga, für die SG Heidelberg-Kirchheim.
1978 gewann Adorjan mit der ungarischen Mannschaft sensationell Gold bei der Schacholympiade in Buenos Aires vor der Sowjetunion. Außerdem spielte er für Ungarn sehr erfolgreich bei den Schacholympiaden 1984, 1986, 1988 und 1992, sowie zwischen 1970 und 1992 bei zahlreichen weiteren Mannschaftsturnieren.
Als Trainer betreute Adorjan unter anderem Garry Kasparov (1979-1986), auch als Sekundant bei den ersten WM-Wettkämpfen, und Peter Leko (zwischen 1993 und 1999).
Kasparov, Adorjan, Timman | Foto: Dutch National Archive
Beide Spieler übernahmen von Adorjan die Vorliebe für die Grünfeld Verteidigung. Den damals 16-jährigen Garry Kasparov hatte Adorjan während des Turniers in Banja Luca 1979 erstmals getroffen. Den 10-jährigen Peter Leko traf Adorjan erstmals 1990.
Seit 1994 ist Adorjan zudem als Internationaler Schiedsrichter aktiv.
Nach der ungarischen Mannschaftsmeisterschaft 1999/2000 zog er sich vom Turnierschach zurück.
Foto: Juchapress
Andras Adorjan galt als großer Eröffnungsexperte, besonders in der Grünfeld Verteidigung und dem Igel-System gegen die Englische Eröffnung. Er veröffentlichte eine Reihe von Büchern, zumeist zu Eröffnungsthemen und propagierte die Auffassung, dass Schwarz in der Eröffnung als Nachziehender keinen Nachteil hat. Sein bekanntest Werk dazu ist das Buch "Black is OK!" Es folgen die Bände "Black is still OK!" und "Black is OK forever!" und "Black is Back!"