Dmitrij Oleinikov „Budapester Gambit“ CD, 2.
Auflage
Rezension von Marcus Wegener
"Das Budapester Gambit entsteht nach 1.d4 Sf6 2.c4 durch den Zug 2...e5!? entsteht,
mit dem der
Nachziehende einen Bauern opfert. Dabei konzentriert sich die vorliegende CD
nach 3.dxe5 auf die schwarze Antwort 3...Sg4, das noch riskantere
Fajarowicz-Gambit mit 3...Se4 steht nur als Partienmaterial, aber nicht
kommentiert zur Debatte. Zwar wurden dem Budapester Gambit gelegentlich auch
allerhöchste Großmeisterweihen zuteil (so spielte es z.B. Short als
Nachziehender in der ersten Runde seines Kandidatenkampfes 1992 gegen Karpow,
Karpow gelang jedoch ein Sieg in einer Musterpartie) und eine direkte
Widerlegung existiert bisher noch nicht, auf höchster Ebene ist es jedoch
praktisch nicht anzutreffen.
Dies sollte unsereinen allerdings keineswegs davon
abbringen, zu einer solchen Spielweise zu greifen, denn wir werden nur
gelegentlich Karpow oder anderen Koryphäen gegenübersitzen. Stattdessen gelten
für uns andere Kriterien, nach denen wir unsere Wahl der Eröffnung richten
sollten. Die wichtigsten wären: „Mag ich so eine Spielweise?“ und „Krieg
ich das auf’s Brett?“ Wie man sich bei einer Gambiteröffnung denken kann,
ist das Budapester Gambit für Spieler geeignet, die gerne aktiv-taktisch
spielen und dabei auch vor einem zeitweiligen materiellen Nachteil nicht zurückscheuen.
Eine gewisse Gedächtnisleistung ist bei solchen Eröffnungen allerdings vonnöten.
Hinsichtlich der Praxisrelevanz braucht man sich beim Budapester Gambit nur
wenig Sorgen zu machen, da 2.c4 immer noch die Hauptantwort der Anziehenden auf
1...Sf6 darstellt.
Um es vorwegzunehmen: Wer damit liebäugelt, das Budapester Gambit in sein
Repertoire aufzunehmen, kommt an dieser CD nicht vorbei. Am meisten hat mich die
Kundenfreundlichkeit Oleinikovs beeindruckt: Er hat immer im Blick, für wen er
diese CD macht, nämlich den durchschnittlichen Vereinsspieler. Deswegen hält
seine CD viele Informationen bereit, die für unsereinen wichtig sind, die man
aber häufig in Eröffnungswerken vermisst.
So verwendet Oleinikov ein ganzes
Kapitel darauf, dem Leser auch die merkwürdigsten Abweichungen vorzustellen,
auf die Weißspieler verfallen können, wenn sie unvorbereitet mit dem Gambit
konfrontiert werden und der Vorbereitung des Gegners ausweichen wollen. In
vielen Publikationen finden solche Nebenvarianten häufig keine Erwähnung, weil
sich die schreibende Schachelite mit ihnen nicht mehr abgibt.
Dem Anwender stehen außerdem zahlreiche Möglichkeiten zur Verfügung, sich dem
Thema anzunähern, worauf Oleinikov in einem einführenden Text auch hinweist.
Das Herzstück der CD bildet die „Instructor“-Datenbank. Hier wird man in 13
Kapiteln Schritt für Schritt durch die Geschichte und die wichtigsten Abspiele
des Budapester Gambits geführt. Getreu der Maxime „Weniger ist mehr“ belässt
es Oleinikov bei den zentralen Partien und Ideen, was das Studium zu einer
kurzweiligen Angelegenheit macht. Selbstverständlich sind dabei zum besseren
Einprägen wichtige Punkte und Figurenpfade in den entscheidenden Momenten der
Partien farbig markiert. Insgesamt enthält der Instructor etwa 200 Partien,
davon ein Großteil sehr sorgfältig und ausführlich kommentiert.
Oleinikovs
Herz schlägt natürlich für den Gambitspieler, trotzdem übertreibt er es mit
seiner Sympathie nicht und macht auch auf Schwächen oder Risiken für Schwarz
aufmerksam. Auch in den Partienkommentare und Texten hat Oleinikov immer den
Anwender im Auge und weist auf Fallen hin, in die seiner Erfahrung nach Weiß
oder Schwarz gerne hineintappen oder macht auf Varianten aufmerksam, die der
Schwarzspieler meiden sollte. Für das weitergehende Studium steht noch eine
Datenbank mit über 13.000 Partien zur Verfügung, drei kleine
Trainingsdatenbanken mit Aufgaben zu typischen Fallen, Kombinationen und
strategischen Entscheidungen runden die Sache ab.
Insgesamt ein sehr angenehmes Produkt von ChessBase, das sein Geld wert ist.
Nach dem Studium dieser CD wird der Anwender gut gerüstet in seine nächste
Schwarzpartie gehen"
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von Marcus Wegener