Antofagasta, Salpeter und die Attacama-Wüste

von André Schulz
14.01.2016 – Zwischen Hamburg und der chilenischen Stadt Antofagasta gibt es eine interessante Beziehung. Hamburger Reeder brachten nämlich das dort in der Attacama-Wüste abgebaute Salpeter in großen Mengen nach Europa und erwarben einigen Reichtum. Nun fand dort ein Schachturnier statt. Hamburger Schachspieler nahmen keine teil, aber Sergey Tiviakov sammelte viele Eindrücke. Mehr...

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Die Spitzentische

Alan Pichot gewann mit 8 Punkten und ließ einige Favoriten hinter sich

Granda Zuniga aus Peru wurde Zweiter

Dritter Platz für Neuris Delgado

Der Turniersaal

 

Mit Ivan Cheparinov und Sergei Tiviakov waren zwei Großmeister aus Europa den langen Weg bis nach Chile gereist. Aber auch die Spieler aus Südamerika hatten mitunter lange Entfernungen zu überbrücken, um hier mitspielen zu können. Nimmt man einige einheimische Spieler aus, hatte vielleicht der Peruaner Julio Granda Zunige die kürzeste Anreise zum einstigen Salpeter- und Kupferzentrum Antofagasta im Norden Chiles nahe der peruanischen Grenze. Er und Cheparionov waren die Elofavoriten, doch am Ende holte sich der argentinische GM Alan Pichot den Turniersieg.

 

Endstand

Rk SNo Name FED Rtg Pts TB1 TB2 TB3
1 8 PICHOT Alan ARG 2517 8.0 0.0 2786 53.5
2 1 GRANDA ZUNIGA Julio E PER 2683 7.5 0.0 2593 51.0
3 4 DELGADO RAMIREZ Neuris PAR 2609 7.0 1.5 2657 54.5
4 2 CHEPARINOV Ivan BUL 2682 7.0 1.0 2658 54.0
5 5 PEREZ PONSA Federico ARG 2577 7.0 0.5 2625 54.5
6 25 VALENZUELA GOMEZ Fernando CHI 2293 6.5 0.0 2516 51.5
7 6 CRUZ Cristhian PER 2553 6.5 0.0 2488 53.0
8 7 OBREGON Andres Carlos ARG 2530 6.5 0.0 2307 45.0
9 3 TIVIAKOV Sergei NED 2611 6.0 0.0 2581 55.5
10 19 GARCIA CARDENAS Pablo CHI 2405 6.0 0.0 2521 53.0
11 17 PEREZ GORMAZ Matias CHI 2422 6.0 0.0 2431 51.0
12 12 MARTINEZ ALCANTARA Jose Eduar PER 2469 6.0 0.0 2431 49.0
13 9 EL DEBS Felipe De Cresce BRA 2514 6.0 0.0 2386 48.0
14 11 RODRIGUEZ VILA Andres URU 2487 6.0 0.0 2385 48.5
15 28 BELMONTE Diego Mariano ARG 2258 6.0 0.0 2379 45.5
16 18 GEMY Jose Daniel BOL 2407 6.0 0.0 2375 49.5
17 33 SANCHEZ SANDOVAL Gonzalo CHI 2247 6.0 0.0 2335 46.0
18 10 VERA SIGUENAS Deivy PER 2498 6.0 0.0 2333 48.0
19 23 DUARTE Leonardo ARG 2338 6.0 0.0 2295 45.5
20 48 DELGADILLO Adonay BOL 2123 6.0 0.0 2215 40.5
21 32 PINEDA POLANCO Adolfo CHI 2248 6.0 0.0 2214 45.0
22 36 OSWALDO VALENTIN Requejo Cotr PER 2240 6.0 0.0 2211 44.0

... 127 Spieler

 

Ivan Cheparinov

Christian Cruz

Blick aus dem Turniersaal auf den Hafen

 

Partien:

 

 

Zum Abschluss gab es einheimische Tänze (Foto: Veranstalter)

 

Chile

Chile liegt im Westen Südamerikas und erstreckt sich zwischen Pazifikküste und dem Gebirgszug der Anden auf einer Breite von zumeist etwas 150-200 km von Norden nach Süden über eine Länge von 4300 km. Im Norden hat Chile eine Grenze von etwa 160 km Länge mit Peru. Im Süden endet das Land mit einer Inselgruppe an die Megallanstraße und bildet an der Südspitze Südamerikas eine gemeinsame Grenze mit Argentinien. Auf der Fläche von ca. 750.000 qkm (Deutschland: ca. 357.000 qkm) leben ca. 18 Mio. Einwohner, davon 6,5 Mio. in der Hauptstadt Santiago. Am dünnsten besiedelt ist die Gegend im Norden um die Atacamawüste. Man vermutet, dass das Wort "Chile" aus der Sprache der Aymara hergeleitet ist und „Land, wo die Welt zu Ende ist" bedeutet.

Antofagasta im Norden des Landes unweit der Attacama-Wüste

Der Norden Chiles gehörte bis zur Eroberung durch die Spanier zeitweise zum Inkareich, ab 1542 war Chile ein Teil des spanischen Vizekönigreichs Peru, wobei die Spanier aber nie alle Völker Chiles völlig unter ihre Kontrolle brachten. Zwischen 1810 und 1818 kämpfte Chile gegen die Spanier um ihre Unabhängigkeit. Am 12. Februar 1818 wurde formal die Unabhängigkeit von Spanien erklärt. Zwischen 1836 bis 1839 führte Chile zusammen mit Argentinien einen Krieg gegen die verbündeten Länder Peru und Bolivien.

Ab 1848 kam es besonders im Süden des Landes zu einer von der chilenischen Regierung geförderten Besiedlung durch deutsche Einwanderer. Später folgten auch Einwanderer aus anderen europäischen Ländern.

Nach 1865 führte Chile zudem Krieg gegen Spanien, nachdem die Spanier versucht hatten, in Südamerika wieder größeren militärischen Einfluss geltend zu machen. Der Krieg wurde 1883 beendet. Im Salpeterkrieg von 1879 bis 1884 führte Chile einen neuen militärischen Konflikt gegen Peru und Bolivien. Auch innenpolitisch war die Geschichte des Landes von vielen bewaffneten Konflikten und Bürgerkriegen geprägt.

Ein bedeutender Wirtschaftsfaktor war für Chile über viele Jahre der Export von Salpeter und Kupfer, der aber in den 1930er Jahren wegen sinkender Preise zusammenbrach.

Als 1970 der Sozialist Salvador Allende gewählt wurde, sorgten die USA mit ihren Verbündeten für einen wirtschaftlichen Boykott und versuchten durch geheimdienstliche Aktivitäten, Allende zu stürzen. 1973 kam es zu einem blutigen Militärputsch unter Auguste Pinochet. Allende beging Selbstmord. Bis 1983 wurde das Land als Militärdiktatur mit unzähligen Menschenrechtsverletzungen regiert. 1989 gab es erstmals wieder freie Wahlen.

 

Santiago

Santiago ist die Hauptstadt und größte Stadt Chiles. In der Metropolregion leben ca. 6,5 Mio. Menschen. Die Stadt wurde am 12. Februar 1541 vom spanischen Eroberer Pedro de Valdivia unter dem Namen "Santiago del Nuevo Extremo" an einem Verwaltungszentrum der Inkas gegründet. An dieser Stelle befindet sich heute die Plaza de Armas. Die neue Stadt mit neun Straßen in Ost-West-Richtung und 15 Straßen in Nord-Südrichtung, die senkrecht zueinander angeordnet waren, wurde planmäßig angelegt. Dadurch ergaben sich 126 Blöcke, von denen eine als Hauptplatz eingerichtet wurde und die übrigen unter den Spaniern aufgeteilt wurden.

Die Anlage der Stadt auch in der Karte von 1895 noch gut zu erkennen

Gleich nach der Gründung kam es zu lang anhaltenden Aufständen und Angriffen der indigenen Bevölkerung, die die Stadt nur knapp überstand. Erst nach zwei Jahren kam eine spanische Hilfslieferung in Santiago an. Die spanischen Siedler behaupteten sich, doch die Entwicklung der Stadt wurde in der folgenden Zeit immer wieder durch heftige Erdbeben gestört. Erst nach der Unabhängigkeit von Spanien begann die Stadt durch einsetzende Industrialisierung zu wachsen. 1840 überschritt sie erstmals die Grenze von einer Million Einwohner.

Der Präsidentenpalast "La Moneda"

Weglaufen zwecklos

Der Justizpalast

Das frühere Postgebäude, heute Postmuseum

Kirche

Der Rio Mapocho

Grüße von der Osterinsel

Den Kopf verloren? Statue am Plaza de Armas

Denkmal aus der Geschichte des Landes

Kathedrale

Buntes Haus

Museo Ferroviario de Santiago (Eisenbahnmuseum)
 

China ist gar nicht so weit weg

 

Antofagasta

Im Herzen der Stadt

Die Kathedrale

Das alte Postgebäude

Bunte Häuser aus der Kolonialzeit

Die örtliche FDP-Parteizentrale (nicht wirklich)

Der Pazifik

Strandleben, zur Zeit ist Sommer

Das eigene Haus am Strand

Die Stadt Antofagasta liegt im Norden des Landes und bedeutet in der Sprache der Quechua "Stadt am großen Salzsee". Gegründet wurde der Ort 1868 von Chilenen, damals noch auf bolivianischem Grenzgebiet, nachdem man in der Umgebung große Mengen von Nitrat (Salpeter) - Vorkommen entdeckt hatte.

Ein Denkmal für die Minenarbeiter

Im Zuge des Salpeterkrieges wurde Antifagasta 1879 von Chile besetzt. Bolivien verlor damit seinen Zugang zum Meer und wurde wirtschaftlich abgehängt. Seit 2011 versucht die bolivianische Regierung verstärkt, die damaligen Verträge für ungültig zu erklären.

Eintritt zum Alten Pier

So wurde früher die Ladung eingeschifft

Der Hafen von Antifagasta war der bedeutendste Verladeplatz für die Verschiffung von Salpeter. Hier spielten auch die Handelsbeziehungen nach Hamburg eine besondere Rolle. Die Hamburger Reeder Fölsch, Sloman und Laeisz transportierten und importierten das für die Düngung verwendete Salpeter in großem Maße und errichteten mit den Einnahmen aus diesen Geschäften bedeutende Handelshäuser.

Der Hafen von Antofagasta

Eine moderne Verladestation

Antofagasta hat heute ca. 330.000 Einwohner.

Eine der Sehenswürdigkeiten ist "La Portada", etwas außerhalb der Stadt.

La Portada

 

 

Fotos: Sergei Tiviakov

 

Turnierseite...

 


André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.

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