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Dieser Beitrag erschien zuerst auf Chess EcoSystem. Nachdruck mit freundlicher Genehmigung
Ding Liren und Gukesh spielen den Weltmeisterschaftstitel in Singapur aus. Die Schachwelt schaut da genauer hin. Gleichzeitig versuchen zwei andere Spieler sich in Position zu bringen: Arjun Erigaisi und Fabiano Caruana wollen einen Platz im Kandidatenturnier 2024 ergattern. Der eine spielt im Dezember in Katar und der andere in Saint Louis. Ein Fernduell.
Im aktuellen FIDE Circuit liegt der Inder Arjun Erigaisi noch einen Schnaps (mit 114.77 zu 114.03) vor dem US-Amerikaner Fabiano Caruana. Der hatte zuletzt in Charlotte das US Masters mit acht Punkten aus neun Partien gewonnen.
Dabei ist wichtig, dass man alleine im Feld vorne liegt. Dafür gibt es mehr Punkte.
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In Charlotte sah es nach einer Niederlage zunächst nicht so aus, als würde Caruana das Turnier mit Vorsprung für sich entscheiden können. In der sechsten Runde kam es zur Begegnung mit dem griechischen Großmeister Nikolas Theodorou. Fabiano Caruana verteidigte sich nicht akkurat und wurde zunächst von seinem Gegner überspielt. Vermutlich in Zeitnot gab es noch eine Chance für den US-Amerikaner, die dieser aber nicht nutze.
Nach dieser sechsten Runde lag der Grieche mit einem Punkt Vorsprung vor dem Feld. Er konnte jedoch keine weitere Partie mehr gewinnen; Caruana zog durch und sicherte sich den alleinigen Turniersieg. Für die Berechnung der Punkte im FIDE Circuit ist das relevant und könnte dafür sorgen, dass sich Caruana noch vor den Inder schiebt.
Das Regelwerk des Weltschachbundes FIDE spielt für die Qualifikation eine Rolle. So müssen die Spieler mindestens zwei von sieben Ergebnissen in Schweizer System Turnieren mit mindestens 50 Teilnehmern geholt haben. Der Inder Arjun Erigaisi hatte in der Dezemberliste 2023 noch eine Elozahl von respektablen 2727 Punkten, war aber gegenüber seinen Landsleuten Gukesh, Praggnanandhaa und Vidit hinten dran. Die Folge war, dass Arjun keine Einladungen für die Toprundenturniere bekam. Der Inder selbst schätzte seinen Chancen, sich 2024 für das Kandidatenturnier 2026 zu qualifizieren, als gering ein, da er nicht an der Grand Chess Tour teilnehmen konnte. Er machte aus der Not eine Tugend, spielte viele Partien in nationalen europäischen Ligen beispielsweise und vor allem spielte er viele offene Turniere. Der Rest ist bekannt. Der Inder ist zwölf Monate später bereits die Nummer Vier der Welt mit einer Elozahl von 2801 Punkten. Bei so viel Zuwachs bei der Elozahl ist es keine Überraschung, dass Arjun im FIDE Circuit viele Punkte sammeln konnte und jetzt doch eine Chance hat sich zu qualifizieren.
Erigaisi kann in 2025 auf Einladungen zu den Topturnieren hoffen. In Wijk aan Zee im Januar und beim Norway Chess im Mai beispielsweise ist er dabei. Noch ist das Jahr 2024 nicht vorbei und der Inder und seine Fans hoffen noch auf die frühzeitige Qualifikation zum Kandidatenturnier 2026.
Foto: John Brezina
Bei Fabiano Caruana waren die Voraussetzungen etwas anders. Umgekehrt sozusagen. Fabiano begann das Jahr mit dem Kandidatenturnier in Toronto, spielte vor allem die Grand Chess Tour mit und sammelte durch gute Resultate ordentlich Punkte. Es folgte die US-Meisterschaft, die er alleine gewann. Danach fehlten dem US-Amerikaner dann noch die Schweizer System Turniere und die nahm er sich im November und Dezember vor. In Charlotte und aktuell vor der eigenen Haustür in Saint Louis. Der US-Amerikaner hatte vor allem Rückstand gegenüber dem Inder, weil er nur fünf gewertete Turniere im Rennen hatte.
FIDE Circuit – etwas läuft schief
Falls Fabiano Caruana in Saint Louis ebenfalls alleine vorne liegt, kann der Inder selbst mit einem alleinigen Sieg in Katar nicht mehr kontern. Arjun kann nur sein schlechtestes Ergebnis als Streichergebnis austauschen und erhält in dem Sinne nicht die volle Punktzahl dieses Turniers auf seinem Konto angerechnet. Die FIDE hatte zuletzt die Regeln zur Qualifikation verändert, aber einen wichtigen Aspekt offenbar nicht berücksichtigt. In den Vereinigten Staaten sind offene Turniere mit neun Runden an fünf Tagen der Standard. Dafür können Spieler so genannte Bye nehmen, also aussetzen und dafür einen halben Punkt kassieren. Das ist eine sinnvolle Regelung, aber für den FIDE Circuit hat das ungewollte, aber gleichwohl erhebliche Konsequenzen. Die Chancen ein Turnier alleine zu gewinnen steigen, wenn die Kollegen sich solche Auszeiten gönnen. Ein Beispiel: In Charlotte hatte sich Awonder Liang, die nominelle Nummer Zwei im Turnier, von vornherein drei Auszeiten genommen. Gleichzeitig zählt die Elozahl des Landsmanns von Caruana für das Berechnen der Wertigkeit des Turniers, ohne dass dieser Spieler ernsthaft um den Turniersieg mitspielt. Das kann nicht richtig sein.
Zum Zeitpunkt zu dem dieser Text entstand spielt Fabiano Caruana die sechste Runde im Saint Louis Masters gegen den punktgleichen peruanischen Großmeister Emilio Cordova. In Katar Open steht erst die vierte Runde an. Der Inder liegt mit 2.5 Punkten im Verfolgerfeld.