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Nach der Wahl ist nach der Wahl
Gestern erlebte Turin einen turbulenten FIDE-Kongress. 70 Tagesordnungspunkte standen auf dem Programm. Nach der Begrüßung und dem Geschäftsbericht sollte die Wahl zum neuen Präsidium als dritter Punkt abgehandelt werden und hatte gute Chancen, schon am Vormittag erledigt gewesen zu sein. Doch dann kam es zu einem Streit von Delegierten aus Peru und Paraguay. Für beide Länder reklamierten je zwei Delegierte, abstimmungsberechtigt zu sein. Die Diskussion, an der sich unzähligen Abgeordnete mit völlig überflüssigen Wortmeldungen beteiligten, geriet außer Kontrolle. Um 14 Uhr war immer noch keine Entscheidung getroffen worden. Schließlich entließ die Versammlung sich in Mittagspause, um danach die Angelegenheit tatsächlich doch noch zu regeln. Um 16.30 kam es dann zur Wahl. Um 19.30 stand fest, dass der Amtsinhaber Kirsan Ilymshinov mit klarer Mehrheit im Amt bestätigt wurde: 96:54 Stimmen.
Vor der Wahl hatten sich die beiden Kandidaten, Bessel Kok und Kirsan
Illyumshinov, in Reden an die Versammlung gewandt und für ihre Kandidatur
geworben. Kok hielt eine 15-minütige Ansprachen mit einigen inhaltlichen
Punkten seines Programms, aber - wie Beobachter meinten - ohne die Delegierten dabei emotional
wirklich ansprechen zu können.
Etwa 10 Anhänger Koks spendeten ihm nach der Rde Standing Ovations. Kirsan
Ilymshinov sprach danach nur zwei Minuten ein paar allgemeine Worte. Offenbar wusste
der amtierende Präsident, dass er keinen Wahlkampf mehr machen musste. Als er
geendet hatte, sprangen etwa 25-30 Delegierte auf und spendeten frenetischen
Beifall. So inzeniert man Zustimmung in anderen Ländern der Welt.
Erstmals in der Geschichte der FIDE war es Schachfreunden in aller Welt
möglich, bei der vorherigen Debatte, den Ansprachen und bei der Wahl dabei zu
sein. Zwar konnte TV ChessBase nicht wie eigentlich geplant eine Live-Videoübetragung
einrichten, weil in dem Versammlungs-Saal in einem Kongresscenter in Turin kein geeigneter
Internetanschluss vorhanden war. Aber mit Hilfe eines Mobiltelefons sendete
Frederic Friedel vom FIDE-Kongress eine Liveübertragung per Radio und übermittelte den Zuhörern auf uthentische Weise die Atmosphäre vor Ort. Er wurde
aus dem Hamburger ChessBase-Studio angerufen und von dort sendete man das
Audiosignal in den Fritzserver.
Während der Abstimmung und Auszählung sprach Friedel mit zahlreichen
Delegierten und Beobachtern. Einige berichteten von seltsamen Vorgängen in
der Mittagspause, wo einige Delegierte doch noch zu einem Meinungsumschwung
bewegten wurden und nun nicht mehr wie ursprünglich geplant für Kok stimmen
wollten. In den bei Wahlen üblichen Gerüchten wurde von Geld gesprochen, mit
dem man sich der richtigen Stimmabgabe versichert hätte. Angeblich wäre der
Tarif 5000 Dollar gewesen. Einige Beobachter berichteten, dass nach der Wahl
bündelweise 100-Dollarscheine den Besitzer gewechselt hätten. David Levy,
selber Jahre lang FIDE-Abgeordneter und mit den Gepflogenheiten vertraut, gab
während der Auszählung eine sehr präzise Einschätzung des Ergebnisses: Er
tippte ein 100: 50 für Ilyumshinov.
Weit weniger zutreffend als seine Prognose ist aus meiner Sicht
Levys Kommentar zum Wahlergebnis und seine Analyse der Fehler, die "The
Right Move" im Wahlkampf gemacht hätten. In Wirklichkeit haben wir eine
Blockwahl erlebt, bei der der westlichen Kandidat Bessel Kok zumeist von den
Delegierten der westlichen Länder gewählt wurde. Der russische Kandidat wurde
von den ehemaligen Ländern der Sowjetunion gewählt, deren früheren
Bruderstaaten und den meisten Delegierten der ehemaligen Entwicklungsstaaten.
Das ist der weitaus größere Block.
Es ist klar, dass das inhaltliche Konzept der beiden Kandidaten in keiner
Weise eine Rolle für den Wahlausgang gespielt hat. In dem Fall hätte Bessel
Kok, der mit einem klaren Programm angetreten war, die Wahl gewinnen müssen.
Auf welche Weise die Mehrzahl der Delegierten überzeugt wurden, für
Ilyumshinov zu stimmen, soll hier gar nicht diskutiert werden. Klar ist
jedoch, dass die Machtverhältnisse in der FIDE auf Dauer festgeschrieben
scheinen und ein westlicher Kandidat mit einem westlichen
Demokratieverständnis niemals eine Chance haben wird. Bessel Kok betonte in
seiner Rede vor den Delegierten ausdrücklich, dass die Wahl tatsächlich
absolut geheim ist, doch hat es weder genutzt noch die Mehrheit interessiert.
Viele Spieler auf der Schacholympiade sind konsterniert und enttäuscht darüber, wie die Delegierten ihrer Länder, die auf dem Kongress doch ihre Interessen vertreten, abgestimmt haben. Alexander Baburin hat den Ausgang der Wahl entsprechend in Chess Today kommentiert.
Chess Fidelity - Chess: 1-0 by GM Alex Baburin It is now official – at the FIDE Congress in Turin Kirsan Ilyumzhinov and his team got re-elected by a large margin. I think that it was a really sad day for chess. Here are some of my predictions for the future: • Corporate sponsors will stay clear of the sport run by the eccentric millionaire who believes that he was abducted by aliens • Professional chess players will be offered 'contracts' in which they have only obligations and FIDE has all the rights • The World Championship will be in a mess (think what is happening with the Candidate matches now) • We will continue 'enjoying' the current time control
At the ACP general meeting in Turin the ACP Board members were asked
who was responsible in FIDE for the change of the time official
control. The response was that while they could not be sure, it
seemed that Mr Makropoulos was particularly keen on the new time control
and was unwilling to listen to other opinions. |
Malcom Pein: Kirsan Ilyumzhinov was re-elected FIDE President. He scored 96 votes as against 54 - for Bessel Kok. Two abstained, one spoilt ballot. The question posed by this election is, will it ever be possible to unseat him? The power of patronage of the sitting FIDE council seems to mean that making progress is hard. That said this is the first election in a long time that went to a vote. If someone can build on the opposition this time then 20 odd votes are required to change side to unseat him. Perhaps something that may be possible. On the other hand at only 44 years of age its possible we may have another 30 years of his rule. Originally he was only supposed to rule for two terms in Kalmykia, it now seems there is no end in sight there either. My overwhelming feeling is that FIDE has been bought and paid for by a maverick who has no place being in charge of anything. (Malcolm Pein, www.chesscenter.com) |
Statt mit Bessel Kok die FIDE wieder auf einen transparenten Weg der
Demokratie zu führen, werden wir in den nächsten Jahren erleben, wie die FIDE
auf dem eingeschlagenen Weg weiter wurschteln wird. Dazu gehören die im
Handstreich-Verfahren auferlegten Bedenkzeitenregelungen, die der Qualität
des Spiels abträglich sind, wie jeder auf zahlreichen Partien der Olympiade
sehen kann. Dazu gehören unzählige nicht realisierte Vorhaben zum Nachteil
der Schachspieler. Weiterhin werden die großen Sponsoren dem Schach ferm
bleiben, da ihnen diese FIDE-Führung als Verhandlungspartner ungeeignet
scheint. Und weiterhin werden viele der großen Schach-Veranstaltungen in
Orten stattfinden, weit jenseits der digitalisierten Zone und ohne Zuschauer.
Als nächstes der Wm-Kampf in Elista.
In seinem Kommentar zum Wahlergebnis zählt Levy als einen der Fehler der
Kok-Kampagne, zuviel Unterstützung von den Schachprofis bekommen zu haben und
deren Belange zu sehr in den Fokus genommen zu haben.
... The strategy of Bessel's campaign also had glaring weaknesses. By accepting the assistance of Yasser Seirawan and Nigel Short, both very strong grandmasters, the campaign emphasized yet again Bessel's affinity with the elite players. And choosing his eminent grandmaster missionaries from the USA and England, countries that, in the aftermath of the Iraq war, are not exactly world favourites, was perhaps not the smartest move that Bessel's campaign ticket could have made. ... (David Levy, www.chessbase.com) |
Weiter Kommentare zu Levy und zum Ausgang der FIDE-Wahl gibt es auch bei chessninja.com...
Was aber sonst wäre denn die Aufgabe der FIDE und der Delegierten der
Verbände, als sich um die Belange ihrer Spieler zu kümmern, deren besten und
ausgezeichneten Vertreter die Profis sind - und mit großer Vorbildfunktion
und Werbewirkung für das Schach?
Wer so denkt, wie Levy es beschreibt, hat seine Aufgabe in der FIDE und auch
jene der FIDE gründlich - und offenbar wissentlich - missverstanden. Gens una
sumus? Mitnichten!
Die Aufzeichnungen der FIDE-Wahl kann im Fritzserver gegen eine kleine Gebühr
abgerufen werden.
Mit einem 2:2 gegen Frankreich hat sich Armenien die Goldmedaille so gut wie
gesichert. Mit 2,5 Punkten Vorsprung geht man in die morgige letzte Runde.
China kam gegen Tschechien zu einem 3:1. Mit dem gleichen Ergebnis gewann die
USA gegen Kuba. Beide Mannschaften konnten den Abstand zum Tabellenführer
verkürzen, doch falls Armenien morgen 2:2 spielt, ist das Team Gewinner der
Turiner Olympiade. Deutschland verlor heute 2,5 Punkte gegen Norwegen.
Arkadij Naiditsch, der bisher eine große Olympiade gespielt hatte, verlor
heute gegen Magnus Carslen. Die übrigen deutschen Spieler remisierte.
Bei der Frauenolympiade hat sich die Ukraine mit einem klaren 2;5: 0,5 gegen Indien ebenfalls die Goldmedaille praktisch gesichert. Verfolger Russland kam gegen Frankreich nur zu einem 1,5 und liegt nun zwei Brettpunkte hinter der Ukraine zurück. China und die USA nahmen sich beim 1,5:1,5 gegenseitig die Punkte weg. Die deutschen Frauen holten2,5 Punkte und machten in der Tabelle etwas Boden gut.
Bilder der gestrigen 11.Runde
Anand, Short und Nielsen. Sprechen sie über die FIDE-Wahl
Tschechien unterlag Armenien 1:3. Navarra übersah eine wichtigen Zwischenzug
Frankreich gewann gegen China
Russland unterlag den USA. Matchwinner war Nakamura, der Grischuk schlug.
Titelverteidiger Ukraine gegen Aserbeidschan. 3:1
Georgien und Rumänien trennten sich Unentschieden
Dänemark gegen Ungarn: ebenfalls 2:2
Die russischen Frauen versuchen verzweifelt, die Ukraine einzuholen. Gegen
Georgien gab es ein 2:1
Die Ukraine überrollte Bulgarien mit 2,5:0,5
Griechenland gegen China
Auch ohne ihre drei Weltmeisterinnen Xie Jun, Zhu Chen und Yu Yuhua sind die
Chinesinnen stark, aber nicht so dominant wie in früheren Jahren.
Griechenland wurde mit 3:0 vom Tisch geschickt. Wahrscheinlich wird man
Bronze gewinnen.
Armenien gegen Frankreich: 1,5:1,5. Auch in der Tabelle liegt man nahe
beieinander
Angespannt: Almira Skripchenko.
Zur gleichen Zeit schrie Vater Fjodor Skripchenko als Präsident des
Moldawischen Schachverbandes und Delegierter des FIDE-Kongress die
Delegierten der Vollversammlung zusammen und beklagte sich über die Schande,
die sie dem Schach bereiteten, weil sie nach stundenlangem Palaver immer noch
keine Entschiedung über die doppleten Delegierten von Peru und Paraguay
getroffen hatten.
Rumänien gegen Indien
Slowenien unterlag der USA kalr mit 0,5:2,5
Deutschland kam gegen die deutlich schwächern Schwedinnen nur zu einem 2:1
Der Kampf zwischen Surinam und Angola endete 1:2
Angola:
Valquiria Rocha, Sandra Venancio, Luzia Guimaraes
Am Ruhetag nutzen einige Teilnehmer die Zeit für einen Ausflug ins nicht
allzu weit entfernte Venedig.
Bilder aus Venedig:
Die typischen Gondeln
rechts: der Palazzo Salviati
Basilika Santa Maria della Salute
Die Rialtobrücke
Am Canale Grande
Auf dem Markusplatz