Wijk: Aronian, So und Karjakin gewinnen mit Weiß

von Johannes Fischer
25.01.2017 – Runde 10 des Tata Steel Schachturniers in Wijk aan Zee brachte drei Siege für Weiß und vier Remis. Die brillanteste Partie der Runde spielte Levon Aronian, der Richard Rapport mit einem phantastischen Königsangriff überrannte. Wesley So gelang ein souveräner Sieg gegen Radoslaw Wojtaszek und Sergey Karjakin demonstrierte gegen Dmitry Andreikin Endspielstärke und gute Technik. Vor dem spielfreien Donnerstag führt Wesley So drei Runden vor Schluss mit 7,0/10 vor fünf Spielern mit 6,0/10. Mehr...

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Runde 10

Daniel King's Quick review der 10.Runde

 

Levon Aronian hatte gegen Richard Rapport eine Sternstunde. In einem Dameninder geriet Rapport mit Schwarz schon früh auf Abwege, was Aronian dazu nutzte, den schwarzen König anzugreifen. Mit einem intuitiven Figurenopfer im 19. Zug heizte er den Angriff weiter an und schickte danach seine f-Bauern nach vorne, um die schwarze Königsstellung aufzubrechen. Schwarz fand keine Verteidigung und Aronian krönte seine brillante Angriffspartie mit einer hübschen Mattkombination.

Levon Aronian

Daniel King's Partie des Tages

 

Auch Wesley So gelang ein überzeugender Sieg. Er hatte Weiß gegen Radoslaw Wojtaszek und kam in einer scharfen Variante des Katalanen zu einer gefährlichen Bauernmasse am Damenflügel. Diese Bauern waren so gefährlich, dass Wojtaszek nach nur zwei ungenauen Zügen (21...Le6 und 24...Sd7) auf Verlust stand. So verwertete seinen Vorteil taktisch präzise und schnell.

Wesley So bleibt alleiniger Spitzenreiter

Für den dritten Weißsieg der Runde sorgte Sergey Karjakin gegen Dmitry Andreikin. In einem Italiener, der lange Zeit ausgeglichen war, überspielte Karjakin seinen Gegner in einem scharfen und taktisch inhaltsreichen Endspiel. Am Ende der taktischen Phase hatte Karjakin einen Mehrbauern und diesen Vorteil verwandelte er mit guter Technik in einen Sieg.

Sergey Karjakin zeigte, wie gut er im Endspiel ist

Magnus Carlsen spielte mit Schwarz gegen Pentala Harikrishna und verteidigte sich gegen das Vierspringerspiel des Inders mit 4...Ld6. Im weiteren Verlauf der Partie hatte Carlsen keine Probleme, Ausgleich zu bekommen, aber auch nicht mehr als das. Carlsen setzte auf ein starkes Zentrum, Pentala Harikrishna hoffte auf einen Königsangriff. Doch dann initiierte Carlsen eine taktische Abwicklung, die nach genauem Spiel von beiden Seiten in ein Remisendspiel mündete.

Adhiban Baskaran sorgte einmal mehr für eine wilde Partie und unterhaltsames Schach. Er spielte mit Weiß gegen Ian Nepomniachtchi und es kam zur Najdorf-Bauernraubvariante mit 7...h6 und 8.Lh4. Weiß opfert in dieser Variante zwar nicht unbedingt den Bauern auf b2, aber ganz ohne Opfer wollte Adhiban dann auch nicht spielen. Im 15. Zug überließ er seinen Springer auf f5 seinem Schicksal und erhielt für dieses Figurenopfer langfristige Kompensation. Nepomniachtchi wollte den weißen Druck mit einem Qualitätsopfer abschütteln und so spielte Weiß auf einmal mit einem Turm gegen zwei Figuren. Doch Nepomniachtchi legte noch einmal nach: er opfere eine weitere Figur, um den weißen König ins Freie zu treiben und ein paar Bauern zu erobern. Bevor die schwarzen Drohungen zu stark wurden, entschied sich Adhiban dafür, die Partie mit Dauerschach und Remis zu beenden.

Adhiban Baskaran

Deutlich weniger dramatisch verlief das holländische Duell zwischen Loek Van Wely und Anish Giri. In der Botvinnik-Variante des Slawen kam es schnell zu Abtausch, einer Verflachung der Stellung und einem baldigen Remis.

Einen packenden Kampf lieferten sich dafür Pavel Eljanov und Wei Yi. Wei Yi spielte von Beginn an unternehmungslustig und überspielte Eljanov im Mittelspiel allmählich und erhielt klaren Vorteil. Doch kurz vor der Zeitkontrolle gab der junge Chinese seinen Vorteil wieder aus der Hand, aber spielte mit einem zweischneidigen Figurenopfer weiter auf Gewinn. In einer Stellung, in der Weiß mit Dame und Läufer gegen die Dame und einen starken Freibauern auf e2 spielte, sahen die Engines Weiß im Vorteil. Doch mit nur noch wenigen Minuten auf der Uhr willigte Eljanov schließlich in ein Remis durch Zugwiederholung ein.

Runde 10 - Mittwoch, 25. Januar
Aronian, L.
 1-0
Rapport, R.
Van Wely, L.
 ½ - ½
Giri, A.
Harikrishna, P.
 ½ - ½
Carlsen, M.
Adhiban, B.
½ - ½ 
Nepomniachtchi, I.
Eljanov, P.
 ½ - ½
Wei, Y.
Karjakin, S.
1-0 
Andreikin, D.
So, W.
1-0 
Wojtaszek, R.

Partien der Runden 1 bis 10

 

Stand nach zehn Runden

Challengers

Im Challengers liegen drei Spieler mit je 7,0/10 in Führung: Markus Ragger, Ilia Smirin und Jeffery Xiong. Smirin und Ragger kamen in Runde 10 gegen Erwin l'Ami und Benjamin Bok nicht über ein Remis hinaus, Xiong gewann mit Schwarz gegen Sopiko Guramishvili.

Runde 10 - Mittwoch, 25. Januar
Grandelius, N.
1-0 
Dobrov, V.
Lu, S.
 0-1
Hansen, E.
Jones, G.
 ½ - ½
Tingjie, L.
Guramishvili, S.
0-1 
Xiong, J.
Smirin, I
½ - ½ 
l'Ami, E.
Tari, A.
½ - ½ 
van Foreest, J.
Bok, B.
 ½ - ½
Ragger, M.

 

Partien der Runden 1 bis 10

 

Stand nach zehn Runden

Fotos: Alina l'Ami

Turnierseite Tata Steel Chess...


Johannes Fischer, Jahrgang 1963, ist FIDE-Meister und hat in Frankfurt am Main Literaturwissenschaft studiert. Er lebt und arbeitet in Nürnberg als Übersetzer, Redakteur und Autor. Er schreibt regelmäßig für KARL und veröffentlicht auf seinem eigenen Blog Schöner Schein "Notizen über Film, Literatur und Schach".

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