ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024
ChessBase ist die persönliche Schach-Datenbank, die weltweit zum Standard geworden ist. Und zwar für alle, die Spaß am Schach haben und auch in Zukunft erfolgreich mitspielen wollen. Das gilt für den Weltmeister ebenso wie für den Vereinsspieler oder den Schachfreund von nebenan
Fernando Arrabal, Schriftsteller
Welche Meinung haben Sie zu den Mensch-Maschine
Schachwettkämpfen?
Arrabal: Dieselbe wie Séneca über die Kämpfe zwischen Stieren und Löwen in Roms
Kolosseum. Dieselbe wie Raphael über den Streit zwischen Aristoteles und Platon.
Dieselbe wie die Professoren von Cambrigde als Zuschuer des Streits zwischen
Popper und Wittgenstein.
Was denken Sie über den
Einfluss von Computern und [Blogs] (von Arrabal ergänzt) im Schachsport. Ist er
gut oder schlecht?
Arrabal: Exzellent in künstlerischer, anarchisch in poetischer Hinsicht und
Pan-isch wegen Ihrer Verwirrung.
Empfinden Sie den Einfluss der Computer und [Blogs] im Schach eher als
hilfreich oder als eine Last?
Arrabal: Eine Hilfe bis zum Verbrechen.
Was glauben Sie, wer das Match gewinnen wird: Kramnik oder Deep Fritz?
Arrabal: Das Schachspiel und Midas
Offener Brief an meinen lieben Kollegen John Updike im [Blog]
F.Arrabal
Lieber ‘squire’:
Leider besitze ich keinen Blog, denn ich bin bloß ein Lehrling des heiligen
Anarchisten, heidnisch, ohne es jemals zu schaffen, den ersehnten Gipfel zu
erreichen. Aber die meisten Redakteure solcher Veröffentlichungen (Blogs) haben
dies, so glaube ich; genau wie die große Mehrheit der Schachspieler. Mit welcher
Hoffnung, Hingabe, Wohltätigkeit und Selbstlosigkeit, schenken sie spontan ihr
Manna und alles was sie wissen. Und wenn ich nicht vom „Glauben“ spreche (der
das Trinom der biblischen Fähigkeiten komplettiert), ist es deshalb, weil alle,
die im Netz spazieren gehen, wissen, dass die Blogger der Wahrheit in jedem
Falle daran glauben, was sie nicht sehen.
Die schwindlerischen Blogger und die Manipulation, sie sind aus meinem
heidnischen und anarchistischen Heiligenverzeichnis verbannt. Die amerikanischen
Buchhändler/Verlegern des “Buzz Forums“ (21.V.06) müssen höchst angetan gewesen
sein, also sie von Ihnen mit göttlichen Worten als “Salz der Erde” bezeichnet
wurden. Aber der große New Yorker Poet Benjamin Ivry, schätzte Ihre Erklärungen
so wenig, dass er es sogar wagte, sich einen Spaß zu erlauben, ein Sakrileg. Er
trennte die beiden Silben Ihres Nachnahmens: „Up dike!“ (In Spanisch: “¡arriba
lesbiana!”), in Deutsch: „(Ein) Hoch (der) Lesbe!“. Einige bekräftigen
kurzsichtig, dass der Blogger ein Tagebuchschreiber ist. Aber viele sind
‘Stundenbuchschreiber” und es mag sein, dass es schon Spezies gibt, die
minütlich schreiben: Eine Dauervorstellung von Momentaufnahmen, die sich an alle
oder niemanden richten.
Was hätten Sokrates, Wittgenstein, Kant oder Spinoza wohl über das Internet
gedacht? Die „Anti-Internet“-Fraktion stützt sich auf ein Zitat Sokrates´: „Ich
widersetze mich der Lektüre… weil sie das Gedächtnis verarmen läßt. Aber ist
diese Version, die uns nach so vielen Winkelzügen erreicht hat, die korrekte?
Schade, dass Platon sie nicht auf der Festplatte gesichert hat. Der Blogger
unterschreibt, weil er nichts zurücknehmen kann, unauslöschlich mit ADN: es gibt
weder Radiergummi noch „Tipp-Ex“, mit dem er nach dem finalen Vorhang und
„Klick“ etwas löschen oder korrigieren könnte. Sokrates kämpfte nackt mit
Alkibiades, trank Schierling, als sie es ihm sagten und komponierte Fabeln: Ist
es möglich, dass sein platonischer Abschreiber (Platon) ihn in einen
Analphabeten verwandelte?
Kann man den Vorrang des Gedächtnisses abstreiten? Die Fähigkeit zur Verwirrung
und Verblendung, kann nur Blühen mit dem, was sie schwängert; im Gegensatz zu
ihrer kleinsten Tochter, der Intelligenz. Ein hochbegabtes Gedächtnis ist, wie
die Liebe, mit der Freiheit verfeindet.
Jene Agora, jenes punktuelle Mittagessen Kants, wiederholt es sich mit den
Chattern? Jetzt ohne Einlasskontrolle, ohne den Anspruch, dass die Tischgenossen
des neuen Banketts mehr als drei (wie die Grazien) und weniger als neun (wie die
Musen) seien.
Es gibt Blogger und Schachspieler, die die Fenster der Heiligen Drei Könige
öffnen oder die das Radar der stillen Herzen bedienen können oder die uns in
Däumlingsschuhen durch die Lachröhre führen. Wenn ich das alles multipliziere,
ausschmücke oder aufstocke, erlaubt mir meine Verwirrung nicht, zu
prognostizieren, ob das Internet mehr Berufungen hervorbringen oder ob es sich
in dieses Medium, das Sie als „scheußlich ungenau und jugendlich“ beschreiben,
verwandeln wird. Ich könnte nicht einmal sagen, ob es, um es mit Ihren Worten
auszudrücken in "formatierter Form" , Lob ausspricht oder ob es Sehnsucht
bekundet.
Kann man glauben, dass der Autor (oder Schachspieler) dem Internet erliegen
wird, wie “die Brief-Literatur dem Fax” oder, dass “das Racine-Theater
verschwinden wird wie die Café Mode (dixit Mrs de Sevigné)? Wird denn weniger
Tagebuch geschrieben oder per Brief verkehrt, seit der Ankunft des Atila/Internet?
Jesus, ein weiterer analphabetischer Anarchist war, wie einige behaupten, dazu
in der Lage, der Elite seines Jahrhunderts entsprechend, in den Sand zu
schreiben.
Wird das Internet definitiv jenes Privileg auslöschen, geschriebenes Zeugnis
ablegen zu dürfen (oder Schach unter “Humanoiden” zu spielen), so wie Sie es
befürchten?
Noch eine Arrabalesque: Das „Blogging“ ist nicht die Droge, für die es gehalten
wird: es schafft „Un//abhängkeit“.
Links:
Washington Post...