Vladislav Artemiev und Marina Guseva gewinnen die "Higher League"
Die "Higher League" ist die 4. Stufe auf dem Weg zu Russischen Landesmeisterschaft. In diesem Jahr wird dabei die 68. Männermeisterschaft und die 65. Frauenmeisterschaft ausgetragen. Austragungsort der Higher League war vom 21. Juni bis 2. Juli die Stadt Kaliningrad, früher Königsberg. Kaliningrad ist Hauptstadt von Ostpreußen, das seit 1945 zur Sowjetunion gehörte und nach dem Zerfall der UdSSR und durch die Unabhängigkeitserklärungen der baltischen Staaten Lettland, Litauen und Estland eine russische Exklave ist.
Die beiden Turniere der Higher League wurden mit 57 Männern respektive 39 Frauen ausgetragen. Am Ende des Männerturniers wiesen mit Vladislav Artemiev (Omsk), Alexander Motylev (Moskau) und Ivan Bukavshin (Samara) drei Spieler 6,5 Punkte auf. Danke der besten Zweitwertung wurde Artemiev zum Sieger erklärt.
Vladislav Artemiev
Im Frauenturnier dominierte Marina Guseva (Stavropol) das Geschehen. Sie kam am Ende auf 7,5 Punkte und gewann vor Alina Kashlinskaya (6,5 P., Moskau) und Anastasiya Savina (6 P., Moskau).
Marina Guseva
Alina Kashlinskaya
Kashlinskaya und Guseva
Die Eröffnungsfeier des Turniers fand im "Fort Nummer Fünf" der Königsberger Befestigungsanlagen statt. Um Königsberg herum waren insgesamt 12 Forts als Verteidigungsanlagen angelegt. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Fort Nummer Fünf lange von seinen Verteidigern gehalten, bevor es nach einem Gefecht über viele Stunden von den sowjetischen Angreifern genommen werden konnte. Zur Zeit wird es als Museum ausgebaut.
Fort Nummer Fünf
In den Katakomben
Veteranen und uniformierte Frauen...
... erinnern an das Ende des Großen Vaterländischen Krieg.
Russische Armeefolklore
Das "Superfinale" der Russischen Meisterschaft wird im August in Chita ausgetragen. Neben den drei Erstplatzierten des Männerturniers wurden auch noch Ildar Khairullin (St. Petersburg) und Daniil Dubov (Moscow), die beide 6 Punkte holten, eingeladen.
Im Rahmenprogramm des Turniers fand am "Kindertag" im "Museum des Weltozeans" an Bord des früheren Forschungsschiffes "Witjas" am Pregelufer ein Simultanturnier statt.
Konstantin Landa
Ernesto Inarkiev
Endstand nach neun Runden
... 57 Spieler
Partien Männer
Endstand Frauenturnier
... 39 Spielerinnen
Partien Frauen
Königsberg - Kaliningrad
Die Turnierteilnehmer wohnten in einem Hotel am Ufer dieses malerischen Sees
Königsberg war seit 1724 Haupt- und Residenzstadt in Preußen. Gegründet wurde Königsberg, zu Ehren des Kreuzzugsführers König Ottokar II. von Böhmen benannt, 1255 an der Mündung des Flusses Pregel als Ordensburg des Deutschritterordens in der Nähe eines Handelplatzes der baltischen Prußen. Die sich darum bildenden Siedlung erhielt 1286 Stadtrecht und wurde 1340 Hansestadt. Später war Königsberg Hauptstadt des Ordensstaates, der im 16. Jahrhundert in einen weltliches Herzogtum unter polnischer Lehnshoheit umgewandelt wurde. 1544 wurde in Königsberg die Albertus-Universität gegründet, nach Marburg die zweite evangelische Universität.
1701 ließ sich Friedrich III., Kurfürst von Brandenburg, zum König, nun Friedrich I. in Preußen, krönen und das Herzogtum Preußen wurde dadurch zum Königreich aufgewertet. Von 1709 bis 1711 verlor das Königreich Preußen ein Drittel seiner Bevölkerung (200.000 bis 250.000 Tote) durch die "Große Pest". Die Landwirtschaft kam dadurch zeitweise völlig zum Erliegen. Der Bevölkerungsverlust wurde später zum Teil durch Schweizer und Salzburger Kolonisten wieder ausgeglichen.
Unter den Königen Friedrich Wilhelm I (* 14. August 1688 in Berlin; † 31. Mai 1740 in Potsdam, Preußischer König seit 1713, auch "Soldatenkönig" genannt) und Friederich d. Gr. (* 24. Januar 1712 in Berlin; † 17. August 1786 in Potsdam, "der Alte Fritz"), führte Preußen eine Reihe von Kriegen. Im Zuge dessen war Königsberg von 1758 bis 1763 von russischen Truppen besetzt.
Der Philosoph Immanuel Kant, bekanntester Sohn der Stadt, (* 22. April 1724 in Königsberg, Preußen; † 12. Februar 1804 ebenda) studierte seit 1740 an der Albertus-Universität in Königsberg und arbeitete zwischendurch als Hauslehrer. 1755 begann er mit der Veröffentlichung bedeutender philosophischer Schriften und habilitierte im selben Jahr. Sein bekanntestes Werk, Kritik der reinen Vernunft, erschien 1781.
Königsberg wurde nach der ersten polnischen Teilung 1772 Hauptstadt der preußischen Provinz Ostpreußen und war im Jahr 1800 mit 60.000 Einwohnern eine der größten deutschen Städte (Berlin: 170.000, München 30.000). 1807 besetzten und brandschatzen französische Truppen die Stadt, nachdem sich Teile des preußischen Heeres nach der Schlacht bei Jena und Auerstedt (14.Oktober 1806) hierher zurückgezogen hatten.
1860 wurde Königsberg durch die "Preußische Ostbahn" verkehrstechnisch mit Berlin verbunden. Seit 1834 gehörte ganz Preußen zum Deutschen Zollverein, nachdem Ostpreußen formal nicht zum Römischen reich Deutscher Nation gehört hatte. 1867 folgte die Gründung des Norddeutschen Bundes. Mit der Reichsgründung 1871 wurde der König von Preußen auch Kaiser von Deutschland. Nach der Reichsgründung verzeichnete Königsberg einen großen wirtschaftlichen Aufschwung. Gemäß dem Versailler Vertrag wurde das Deutsche Reichsgebiet nach dem Ersten Weltkrieg erheblich verkleinert und Königsberg wurde mit Ostpreußen vom übrigen Reich abgetrennt. Der deutsch-polnische Streit über den "Korridor" und den Zugang nach Ostpreußen führte zum Krieg mit Polen und löste den Zweiten Weltkrieg aus.
Zum Ende des Zweiten Weltkrieges, im August 1944, flog die britische Luftwaffe schwere Bombenangriffe auf Königsberg. Mit Hilfe von 480 Tonnen phosphorgefüllter Stabbrandbomben und Sprengbomben wurde fast die gesamte Altstadt, alle Kirchen, die alte und die neue Universität, der Dom und das Schloss zerstört. 5000 Menschen kamen ums Leben.
Die Altstadt von Königsberg wurde zerstört
Weitere Zerstörungen brachte die "Schlacht um Königsberg", bei der die Naziführung Königsberg im Kampf gegen die vorrückende Rote Armee zur "Festung" erklärt hatten. Von den ursprünglich 370.000 Einwohnern (1939) lebten im Dezember 1945 noch 20.000 Menschen in der Stadt. Im Oktober 1945 wurde Ostpreußen von der Sowjetunion annektiert. Im Juli 1946 wurde Königsberg in Kaliningrad umbenannt. Die verbliebenen Deutschen wurden zwischen 1947 und 1948 größtenteils in die deutschen Besatzungszonen abtransportiert. Gleichzeitig wurden Bürger aus den Sowjetrepubliken angesiedelt.
Nach dem Krieg ist der Wiederaufbau der Stadt nur unzulänglich gelungen. Auf den Flächen der zerstörten Altstadt wurden Grünflächen und Parks angelegt. Alte Bausubstanz wurde nur in den weniger zerstörten Bezirken bewahrt. Erst nach 1990 bemühte man sich um eine Wiederherstellung alte Gebäude.
Der rekonstruierte Dom
Fotos: Eteri Kublasvili
Verhandlungen über Ostpreußen (Spiegel)...
Kaliningrad (Wikipedia)...
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