Schachgenie Anand auch Opfer des Vulkans
Von Dagobert Kohlmeyer
Island sorgte 1972 durch das "Match des Jahrhunderts" zwischen Fischer und Spasski
weltweit für Schlagzeilen. Auch die diesjährige Schach-WM wird durch die Vulkaninsel
beeinflusst. Weltmeister Anand, der am Freitag nach Sofia zu seinem Match gegen
Topalow fliegen wollte, wurde ein Opfer der Aschewolke. Von Madrid kommend,
erhielt er beim Umstieg in Frankfurt/Main wie Tausende andere Passagiere ein
Stoppzeichen.
Das Wochenende verbrachte der Champion in Bad Soden (Taunus), wo er eine Wohnung
besitzt. Über eine Bitte Anands und des indischen Schachverbandes, den WM-Beginn
auf Grund der Umstände um drei Tage zu verschieben, hat der Weltverband FIDE
bislang nicht entschieden. Topalow-Manager Silvio Danailow, der auch als WM-Veranstalter
involviert ist, erklärte dazu: "Wir wollen pünktlich beginnen. Warum saß Anand
am Wochenende herum und tat nichts?"
Silvio Danailov. Im Hintergrund Veselin Topalov.
Jetzt ist der Inder nach Auskunft seines Betreuers Hans-Walter Schmitt auf dem
Weg nach Sofia, wo er im Laufe des Dienstags erwartet wird. Laut Plan soll die
WM-Eröffnungsfeier am Mittwoch stattfinden. Die erste Partie ist für Freitag
angesetzt. Schmitt: "Wir forden eine Verschiebung des Wettkampfes um 3 Tage, weil Anand sonst durch seine verspätete
Anreise klar benachteiligt wäre."
Hans-Walter Schmitt
Auch die deutsche Schach-Nationalmannschaft sitzt nach ihrem 6:6-Länderkampf
gegen Vietnam in Hanoi fest. Bundestrainer Uwe Bönsch sagte uns heute am Montag
über Skype: "Wir haben inzwischen das Hotel gewechselt. Die deutsche Botschaft
und das vietnamesische Sportministerium kümmern sich um uns. Als Schachspieler
bringen wir die nötige Geduld auf. Also, abwarten und vietnamesischen Tee trinken,
bis sich die Aschewolke über Europa verzogen hat."