ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024
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2. Aseev Memorial
Von Misha Savinov
Einschreiben zum Turnier
Das 2. Benefiz-Blitzturnier zum Gedenken an Großmeister Konstantin Aseev (1960 Novokuznetsk – 2004 St. Petersburg) fand am 28. November im Tschigorin-Schachclub in St. Petersburg statt.
Konstantin Aseev spielte im Schachleben von Leningrad und St. Petersburg eine höchst bedeutsame Rolle.
Konstantin Aseev
Aseev verfügte über ein wahrhaft enzyklopädisches Eröffnungswissen, und sein Schachverständnis war von weit höherem Niveau, als seine recht bescheidene Elozahl suggerieren könnte. Er war ein leidenschaftlicher Sucher der Schachwahrheit und litt infolgedessen schrecklich an Zeitnot. Konstantin nahm an 14 Finals der Landesmeisterschaften der UDSSR bzw. Russland teil – eine überaus respektable Leistung. Seinen größten sportlichen Erfolg feierte er im Jahr 2000, als er bei der russischen Meisterschaft in Samara mit 7,5/11 den geteilten 2.- 6.Rang belegte, allerdings aufgrund eines Wertungskoeffizienten nur Vierter wurde und so keine Medaille errang.
Aseev gewann außerdem drei Bronzemedaillen bei den Stadtmeisterschaften von Leningrad/St. Petersburg, und zwar in den Jahren 1986, 1997 and 2000. 1997 teilte er mit Khalifman und Sakaev den 1. bis 3. Rang, wobei er Svidler, Epishin, S. Ivanov, Loginov und andere starke Großmeister hinter sich ließ…
Zusammen sechsmal Stadtmeister: GMs Loginov und Ivanov. Loginov nahm nicht am
Turnier teil, leistete aber einen Beitrag.
Einige Erinnerungen von Konstantins Freunden sowie eine Auswahl von Fotos findet man unter http://www.e3e5.com/eng/petersburg/creativity/article.html?118.
Im letzten Jahr wurde zum ersten Mal ein Benefizturnier organisiert, um Aseev zu gedenken und gleichzeitig auch seine Familie finanziell zu unterstützen. Den ersten Platz teilten sich Alekseev und Svidler, wobei Alekseev Wertungssieger wurde. Der junge Meisterkandidat Nikita Vitiugov wurde Dritter (wobei er übrigens in Runde 5 Ihren demütigen Autor schlug).
In diesem Jahr wurde bekannt gegeben, dass die Großmeister Sergey Ivanov und Sergey Ionov gemeinsam mit dem Internationalen Meister und legendären russischen Nationaltrainer Alexander Lukin damit begonnen hatten, Aseevs Biografie zu schreiben.
Lukin, Ionov, Ivanov
Informationen zum Buch werden verkündet
Die Zuhörer (rechts – Konstantins Frau Marina Aseeva)
Sergey Ionov erinnert sich
Alexander Lukin erzählt von Aseevs Angelleidenschaft
Jeder Spieler bekam eine Sonderplakette (neben die Uhren gelegt)
Das Buch wird ein Teil der berühmten „Schwarz-Reihe“ – Biografien und ausgewählte Partien herausragender Spieler, die in der Sowjetunion immens populär waren. In seiner Rede während der Eröffnungszeremonie sagte Sergey Ivanov, dass Buch solle etwa 250 Seiten umfassen.
in einer Auflage von 2000-2500 Exemplaren erscheinen und Aseevs spektakulärsten Partien sowie seine wichtigsten theoretischen Neuerungen enthalten. Außerdem verkündete er, dass der Leningrader Meister von 1990 IM Alexei Ivanov (der sich vor ein paar Jahren vom Schach zurückzog und eine erfolgreiche Geschäftslaufbahn einschlug) einen bedeutenden Beitrag zur Deckung eines Großteils der Verlegekosten geleistet habe. Die Autoren erhalten keinerlei Tantiemen, daher ist es ziemlich sicher, dass das Buch im nächsten Jahr erscheinen wird.
Da die stärken St. Petersburger Spieler nicht in der Stadt weilten, wurde die Veranstaltung von den jungen dominiert. Vier GMs waren am Start: Der Topgesetzte Sergey Ivanov (2538), Sergey Ionov, Evgeny Solozhenkin sowie Ekaterina Korbut.
WGM Korbut
Sergey Ivanov mag selbst gern schicke Hüte, dieser aber gehört Korbut
Doch nicht sie waren es, sondern zwei junge Meister, nämlich Nikita Vitiugov (russischer Landesmeister, 2538) und Pavel Anisimov (IM, 2501), die frühzeitig die Führung übernahmen und den Sieg über weite Strecken unter sich ausmachten.
Eben noch seines Freundes gedacht, dann die sportliche Atmosphäre des Blitzturniers - dieser Überfang verlief für GM Ionov nicht reibungslos.
Sergey Ionov
In der ersten Runde wandelte er seinen Bauern um, ohne diesen in eine Dame zu verwandeln, und drückte die Uhr. Der Gegner, ein eloloser Meisterkandidat, reklamierte zu Recht remis (denn er hatte seinen bloßen König gegen Dame, Turm und ein paar Bauern von Weiß). Ionov wirkte keinesfalls deprimiert. Er sagte nur – „Na schön, wenn du diesen halben Punkte so unbedingt willst, dann nimm ihn hin“...
Die erste Runde – in wenigen Minuten wird Ionovs Gegner remis reklamieren
Andere Favoriten gewannen ihre Partien überzeugend. Sergey Ivanov durchlief die ersten beiden Runden mit zwei relativ mühelosen Siegen.
Sergey Ivanov
Dann aber musste er sich gegen Andreev in Runde 3 mit einem Remis begnügen. Ivanov hatte seinen Gegner im Grunde überspielt, unterließ dann jedoch dann konsolidierende c3-c4, wobei er Andreevs befreiendes vorübergehendes Bauernopfer übersah. So ging die Führung an Vitiugov, Anisimov und Shimanov über.
Pavel Anisimov galt vor einigen Jahren als einer der viel versprechensten Jugendspieler von St. Petersburg.
Pavel Anisimov
Er arbeitete mit Svidlers Trainer Lukin und erzielte bei russischen Juniorenmeisterschaften ansehnliche Platzierungen. Doch nach Aufnahme seines Universitätsstudiums begann Pavel, dem Schach weniger Aufmerksamkeit zu schenken; er spielte nur noch gelegentlich zum Spaß. Aber das Talent ist nicht verflogen, ebenso wenig wie Lukins Ausbildung in der sizilianischen Verteidigung. Ein klassischer Angriff trug
Anisimov einen schönen Sieg über IM Smirnov und damit die alleinige Führung ein.
Jungtalent Aleksandr Shimanov (geboren 1992) belegte kürzlich bei der St. Petersburger U-16-Meisterschaft den dritten Rang, was nicht allzu großartig klingt; in diesem Turnier aber offenbarte er sein großartiges Potential.
Es kostete Anisimov erhebliche Anstrengungen, in ihrer direkten Begegnung einen halben Punkt zu ergattern. In den nächsten zwei Runden warteten zwei höchst gefährliche Gegner auf Pavel: Nikita Vitiugov und Sergey Ivanov. Vitiugovs dritter Platz im letzten Jahr hinter Alekseev und Svidler machte ihn zu einem der Hauptfavoriten im diesjährigen Rennen.
Vitiugov gewann und erklärt seinem Gegner warum
Fast eine Schlüsselpartie: Ivanov-Anisimov
Sergey Ivanov war Trainer des armenischen Nationalteams bei der Mannschaftsweltmeisterschaft in Beer Sheva, wo er mit Blitzzauberern wie Asrian und Aronian unzählige Partien austrug. Den Kampfverlauf von Anisimov-Vitiugov und Ivanov-Anisimov entnehmen Sie bitte der kleinen Datenbank unten.
Junges Talent gegen sehr junges Talent (Jungtalente unter sich):
Vitiugov-Shimanov
Diese beiden Begegnungen zählten zweifellos zu den Schlüsselpartien des Turniers, da in ihnen eine Vorentscheidung bezüglich der Endplatzierung fiel.
Doch es war Konstantin Andreev, der letztlich den Ausschlag zugunsten von Vitiugov gab. In der 8. Runde leistet er gegen Anisimov erbitterten Widerstand, und der Spitzeneiter konnte das Turmendspiel nur durch ein Wunder retten. Und in der 9. Runde spielte Andreev gegen Vitiugov seine schlechteste Partie im ganzen Turnier... Anisimov verlor seine letzte Partie gegen Solozhenkin, doch selbst bei einem Sieg wäre er aufgrund der schwächeren Buchholz-Wertung nur Zweiter geworden.
Andreev-Vitiugov: es wird nicht die beste von Andreevs Partien sein
Die Schlussrunde
Die St. Petersburger Firma "Intellectual Games" stiftete Bücher als Siegpreise: Chess chronicles of St. Petersburg 1900-2005 sowie From Chigorin to Kasparov (http://e3e5.com/eng/books/index.html). Dies führte zu einem amüsanten Vorfall.
Bekanntgabe der Platzierungen
Nach Verkündung des Endergebnisses erhob sich Sergey Ivanov und meinte, sein dritter Platz würde ihn zwar für einen der Buchpreise berechtigen, doch käme es ihm äußerst seltsam vor, ein Buch verliehen zu bekommen, dass er selbst geschrieben hätte. So wurde der Vierplatzierte Julius Sepman auf die Bühne gebeten, mit Vitiugov, Anisimov und den drei Sonderpreisträgern (Junior, Senior sowie bester weiblicher Spieler).
Vierter, Zweiter und Erster: Sepman, Anisimov, Vitiugov mit Preisen von "Intellectual
Games"
Endstand: 2. Aseev-Gedenkblitzturnier
1 | Vitiugov Nikita | 2538 | 8.0 | 50.5 |
2 | Anisimov Pavel | 2501 | 7.0 | 53.0 |
3 | Ivanov Sergey | 2538 | 6.5 | 52.5 |
4 | Sepman Julius | 2312 | 6.0 | 52.0 |
Shimanov Aleksandr | 2279 | 6.0 | 51.0 | |
Andreev Konstantin | 2315 | 6.0 | 49.0 | |
Nikitin Alexey | 2212 | 6.0 | 48.0 | |
Solozhenkin Evgeny | 2495 | 6.0 | 45.0 | |
9 | Malakhov Igor | 2177 | 5.5 | 43.5 |
Rakitin Alexander | 2171 | 5.5 | 38.0 | |
11 | Smirnov Artyom | 2375 | 5.0 | 47.0 |
Ionov Sergey | 2522 | 5.0 | 46.5 | |
Annenkov Kirill | 2265 | 5.0 | 43.5 | |
Shapiro Victor | 2249 | 5.0 | 43.0 | |
Korbut Ekaterina | 2391 | 5.0 | 42.0 | |
Molchanov Fedor | 2172 | 5.0 | 41.5 | |
Kovalevsky Sergey | 2236 | 5.0 | 39.5 |
Nach einer Partie
Blitzfinish: Smirnov-Annenkov
Zwischen den Runden
Ekaterina Korbut zwischen dem charismatischen Viktor Shapiro und dem
enigmatischen Julius Sepman.
Bester weiblicher Spieler (von zweien, den Namen können Sie raten)
Korbut-Shapiro 1-0
Anisimov ging gegen Solozhenkin unter und landete hinter Nikita Vitiugov
Die Gewinner betreten die Bühne
Bester Senior – Ismet Kur-Ogly (elolos).