2. Aseev Memorial
Von Misha Savinov

Einschreiben zum Turnier
Das 2.
Benefiz-Blitzturnier zum Gedenken an Großmeister Konstantin Aseev
(1960 Novokuznetsk – 2004 St. Petersburg) fand am 28. November im
Tschigorin-Schachclub in St. Petersburg statt.
Konstantin Aseev spielte im Schachleben von
Leningrad und St. Petersburg eine höchst bedeutsame Rolle.

Konstantin Aseev
Aseev verfügte über ein wahrhaft enzyklopädisches
Eröffnungswissen, und sein Schachverständnis war von weit höherem Niveau, als
seine recht bescheidene Elozahl suggerieren könnte. Er war ein
leidenschaftlicher Sucher der Schachwahrheit und litt infolgedessen schrecklich
an Zeitnot. Konstantin nahm an 14 Finals der Landesmeisterschaften der UDSSR
bzw. Russland teil – eine überaus respektable Leistung. Seinen größten
sportlichen Erfolg feierte er im Jahr 2000, als er bei der russischen
Meisterschaft in Samara mit 7,5/11 den geteilten 2.- 6.Rang belegte, allerdings
aufgrund eines Wertungskoeffizienten nur Vierter wurde und so keine Medaille
errang.
Aseev gewann außerdem drei Bronzemedaillen bei
den Stadtmeisterschaften von Leningrad/St. Petersburg, und zwar in den Jahren
1986, 1997 and 2000. 1997 teilte er mit Khalifman und Sakaev den 1. bis 3. Rang,
wobei er Svidler, Epishin, S. Ivanov, Loginov und andere starke Großmeister
hinter sich ließ…

Zusammen sechsmal Stadtmeister: GMs Loginov und Ivanov. Loginov nahm nicht am
Turnier teil, leistete aber einen Beitrag.
Einige Erinnerungen von Konstantins Freunden
sowie eine Auswahl von Fotos findet man unter
http://www.e3e5.com/eng/petersburg/creativity/article.html?118.
Im letzten Jahr wurde zum ersten Mal ein
Benefizturnier organisiert, um Aseev zu gedenken und gleichzeitig auch seine
Familie finanziell zu unterstützen. Den ersten Platz teilten sich Alekseev und
Svidler, wobei Alekseev Wertungssieger wurde. Der junge Meisterkandidat Nikita
Vitiugov wurde Dritter (wobei er übrigens in Runde 5 Ihren demütigen Autor
schlug).
In diesem Jahr wurde bekannt gegeben, dass die
Großmeister Sergey Ivanov und Sergey Ionov gemeinsam mit dem Internationalen
Meister und legendären russischen Nationaltrainer Alexander Lukin damit begonnen
hatten, Aseevs Biografie zu schreiben.

Lukin, Ionov, Ivanov

Informationen zum Buch werden verkündet

Die Zuhörer (rechts – Konstantins Frau Marina Aseeva)

Sergey Ionov erinnert sich

Alexander Lukin erzählt von Aseevs Angelleidenschaft

Jeder Spieler bekam eine Sonderplakette (neben die Uhren gelegt)
Das Buch wird ein Teil der berühmten
„Schwarz-Reihe“ – Biografien und ausgewählte Partien herausragender Spieler, die
in der Sowjetunion immens populär waren. In seiner Rede während der
Eröffnungszeremonie sagte Sergey Ivanov, dass Buch solle etwa 250 Seiten
umfassen.
in einer Auflage von 2000-2500 Exemplaren
erscheinen und Aseevs spektakulärsten Partien sowie seine wichtigsten
theoretischen Neuerungen enthalten. Außerdem verkündete er, dass der Leningrader
Meister von 1990 IM Alexei Ivanov (der sich vor ein paar Jahren vom Schach
zurückzog und eine erfolgreiche Geschäftslaufbahn einschlug) einen bedeutenden
Beitrag zur Deckung eines Großteils der Verlegekosten geleistet habe. Die
Autoren erhalten keinerlei Tantiemen, daher ist es ziemlich sicher, dass das
Buch im nächsten Jahr erscheinen wird.
Da die stärken St. Petersburger Spieler nicht in
der Stadt weilten, wurde die Veranstaltung von den jungen dominiert. Vier GMs
waren am Start: Der Topgesetzte Sergey Ivanov (2538), Sergey Ionov, Evgeny
Solozhenkin sowie Ekaterina Korbut.

WGM Korbut

Sergey Ivanov mag selbst gern schicke Hüte, dieser aber gehört Korbut
Doch nicht sie waren es, sondern zwei junge
Meister, nämlich Nikita Vitiugov (russischer Landesmeister, 2538) und Pavel
Anisimov (IM, 2501), die frühzeitig die Führung übernahmen und den Sieg über
weite Strecken unter sich ausmachten.
Eben noch seines Freundes gedacht, dann die
sportliche Atmosphäre des Blitzturniers - dieser Überfang verlief für GM Ionov
nicht reibungslos.

Sergey Ionov
In der ersten Runde wandelte er seinen Bauern um,
ohne diesen in eine Dame zu verwandeln, und drückte die Uhr. Der Gegner, ein
eloloser Meisterkandidat, reklamierte zu Recht remis (denn er hatte seinen
bloßen König gegen Dame, Turm und ein paar Bauern von Weiß). Ionov wirkte
keinesfalls deprimiert. Er sagte nur – „Na schön, wenn du diesen halben Punkte
so unbedingt willst, dann nimm ihn hin“...

Die erste Runde – in wenigen Minuten wird Ionovs Gegner remis reklamieren
Andere Favoriten gewannen ihre Partien
überzeugend. Sergey Ivanov durchlief die ersten beiden Runden mit zwei relativ
mühelosen Siegen.

Sergey Ivanov
Dann aber musste er sich gegen Andreev in Runde 3
mit einem Remis begnügen. Ivanov hatte seinen Gegner im Grunde überspielt,
unterließ dann jedoch dann konsolidierende c3-c4, wobei er Andreevs befreiendes
vorübergehendes Bauernopfer übersah. So ging die Führung an Vitiugov, Anisimov
und Shimanov über.
Pavel Anisimov galt vor einigen Jahren als einer
der viel versprechensten Jugendspieler von St. Petersburg.

Pavel Anisimov
Er arbeitete mit Svidlers Trainer Lukin und
erzielte bei russischen Juniorenmeisterschaften ansehnliche Platzierungen. Doch
nach Aufnahme seines Universitätsstudiums begann Pavel, dem Schach weniger
Aufmerksamkeit zu schenken; er spielte nur noch gelegentlich zum Spaß. Aber das
Talent ist nicht verflogen, ebenso wenig wie Lukins Ausbildung in der
sizilianischen Verteidigung. Ein klassischer Angriff trug
Anisimov einen schönen Sieg über IM Smirnov und
damit die alleinige Führung ein.
Jungtalent Aleksandr Shimanov (geboren 1992)
belegte kürzlich bei der St. Petersburger U-16-Meisterschaft den dritten Rang,
was nicht allzu großartig klingt; in diesem Turnier aber offenbarte er sein
großartiges Potential.
Es kostete Anisimov erhebliche Anstrengungen, in
ihrer direkten Begegnung einen halben Punkt zu ergattern. In den nächsten zwei
Runden warteten zwei höchst gefährliche Gegner auf Pavel: Nikita Vitiugov und
Sergey Ivanov. Vitiugovs dritter Platz im letzten Jahr hinter Alekseev und
Svidler machte ihn zu einem der Hauptfavoriten im diesjährigen Rennen.

Vitiugov gewann und erklärt seinem Gegner warum

Fast eine Schlüsselpartie: Ivanov-Anisimov
Sergey Ivanov war Trainer des armenischen
Nationalteams bei der Mannschaftsweltmeisterschaft in Beer Sheva, wo er mit
Blitzzauberern wie Asrian und Aronian unzählige Partien austrug. Den
Kampfverlauf von Anisimov-Vitiugov und Ivanov-Anisimov entnehmen Sie bitte der
kleinen Datenbank unten.

Junges Talent gegen sehr junges Talent (Jungtalente unter sich):
Vitiugov-Shimanov
Diese beiden Begegnungen zählten zweifellos zu
den Schlüsselpartien des Turniers, da in ihnen eine Vorentscheidung bezüglich
der Endplatzierung fiel.
Doch es war Konstantin Andreev, der letztlich den
Ausschlag zugunsten von Vitiugov gab. In der 8. Runde leistet er gegen Anisimov
erbitterten Widerstand, und der Spitzeneiter konnte das Turmendspiel nur durch
ein Wunder retten. Und in der 9. Runde spielte Andreev gegen
Vitiugov seine schlechteste Partie im ganzen Turnier... Anisimov verlor seine
letzte Partie gegen Solozhenkin, doch selbst bei einem Sieg wäre er aufgrund der
schwächeren Buchholz-Wertung nur Zweiter geworden.

Andreev-Vitiugov: es wird nicht die beste von Andreevs Partien sein

Die Schlussrunde
Die St. Petersburger Firma
"Intellectual Games" stiftete Bücher als Siegpreise: Chess chronicles of St.
Petersburg 1900-2005 sowie From Chigorin to Kasparov (http://e3e5.com/eng/books/index.html).
Dies führte zu einem amüsanten
Vorfall.

Bekanntgabe der Platzierungen
Nach Verkündung des Endergebnisses erhob sich
Sergey Ivanov und meinte, sein dritter Platz würde ihn zwar für einen der
Buchpreise berechtigen, doch käme es ihm äußerst seltsam vor, ein Buch verliehen
zu bekommen, dass er selbst geschrieben hätte. So wurde der Vierplatzierte
Julius Sepman auf die Bühne gebeten, mit Vitiugov, Anisimov und den drei
Sonderpreisträgern (Junior, Senior sowie bester weiblicher Spieler).

Vierter, Zweiter und Erster: Sepman, Anisimov, Vitiugov mit Preisen von "Intellectual
Games"
Endstand: 2. Aseev-Gedenkblitzturnier
1 |
Vitiugov Nikita |
2538 |
8.0 |
50.5 |
2 |
Anisimov Pavel |
2501 |
7.0 |
53.0 |
3 |
Ivanov Sergey |
2538 |
6.5 |
52.5 |
4 |
Sepman Julius |
2312 |
6.0 |
52.0 |
|
Shimanov Aleksandr |
2279 |
6.0 |
51.0 |
|
Andreev Konstantin |
2315 |
6.0 |
49.0 |
|
Nikitin Alexey |
2212 |
6.0 |
48.0 |
|
Solozhenkin Evgeny |
2495 |
6.0 |
45.0 |
9 |
Malakhov Igor |
2177 |
5.5 |
43.5 |
|
Rakitin Alexander |
2171 |
5.5 |
38.0 |
11 |
Smirnov Artyom |
2375 |
5.0 |
47.0 |
|
Ionov Sergey |
2522 |
5.0 |
46.5 |
|
Annenkov Kirill |
2265 |
5.0 |
43.5 |
|
Shapiro Victor |
2249 |
5.0 |
43.0 |
|
Korbut Ekaterina |
2391 |
5.0 |
42.0 |
|
Molchanov Fedor |
2172 |
5.0 |
41.5 |
|
Kovalevsky Sergey |
2236 |
5.0 |
39.5 |
Partienauswahl...

Nach einer Partie

Blitzfinish: Smirnov-Annenkov

Zwischen den Runden

Ekaterina Korbut zwischen dem charismatischen Viktor Shapiro und dem
enigmatischen Julius Sepman.

Bester weiblicher Spieler (von zweien, den Namen können Sie raten)


Korbut-Shapiro 1-0


Anisimov ging gegen Solozhenkin unter und landete hinter Nikita Vitiugov

Die Gewinner betreten die Bühne
Bester Senior – Ismet Kur-Ogly (elolos).