Es war der Wunsch von Vlastimil Hort, in seiner Heimatstadt Prag begraben zu werden. Nach einer Abschiedsfeier mit seinen Freunden und Weggefährten im Mai in Eitorf fand der beliebte Schachgroßmeister nun auf dem Vyšehrader Nationalfriedhof in Prag seine letzte Ruhestätte. Hier befinden sich auch die Gräber vieler berühmter tschechischer Persönlichkeiten, darunter die Komponisten Antonín Dvořák und Bedřich Smetana sowie der Jugendstilkünstler Alfons Mucha. Vlastimil Horts Grab hat die Nummer 98/6.
Die Beisetzung in Prag erfolgte im kleinen Kreis mit seiner Familie und seinen tschechischen Freunden. Auch nach seiner Emigration aus politischen Gründen nach Deutschland hielt Vlastimil Hort stets Kontakt zu seiner Heimat und zur tschechischen Schachgemeinde, die er nach den politischen Umwälzungen in Europa in den 1990er Jahren wieder enger pflegen konnte. Solange es ihm möglich war, reiste Vlastimil Hort regelmäßig nach Prag, spielte dort Turniere, hielt Vorträge oder war einfach ein gern gesehener Ehrengast.
Viele Veranstaltungen fanden im Hotel Giovanni statt, das für Vlastimil Hort bei seinen Reisen nach Prag zu einem zweiten Zuhause wurde. Mit dem Eigentümer Jaroslav Svoboda war Vlastimil Hort eng befreundet. „Vlastimil war nicht nur ein genialer Schachspieler, sondern vor allem ein außergewöhnlich guter Mensch – ein fairer Partner mit großem Sinn für Humor“, erinnert sich Jaroslav Svoboda. So fand im Hotel Giovanni in diesem Jahr bereits das erste Gedenkturnier zu Ehren des deutsch-tschechischen Großmeisters statt.
Vlastimil Hort war mit seinem freundlichen und gewinnenden Wesen ein Botschafter des Schachs im besten Sinne. In den 1970er und 1980er Jahren gehörte er zur absoluten Weltspitze, wurde zu Turnieren in aller Welt eingeladen und spielte um die Weltmeisterschaft mit. Er vertrat zunächst die Tschechoslowakei, später Deutschland bei Schacholympiaden und wurde in Deutschland gemeinsam mit Helmut Pfleger als Kommentator der TV-Reihe „Schach der Großmeister“ mit seinem hintergründigen „Schwejk’schen“ Humor auch außerhalb der Schachgemeinde bekannt. Zuletzt erfreute Vlastimil Hort die Schachgemeinde mit Geschichten, Anekdoten und Erinnerungen aus einer langen Profikarriere. Bis zu seinem Tod arbeitete er an einer weiteren Sammlung seiner Partien, die posthum erscheinen wird.

Dem Wunsch ihres verstorbenen Mannes folgend sorgte Brigitte Hort in Prag für eine angemessene Zeremonie. In den letzten Jahren war sie es, die als Germanistin, Theaterwissenschaftlerin und Verlagsmitarbeiterin die überschäumenden deutsch-tschechischen Gedanken und Erinnerungen von „Vlasti“ für seine Beiträge bei ChessBase und seine Bücher in die streng geordneten Bahnen der deutschen Sprache lenkte und ihm zur Seite stand, als seine Krankheit ihn immer mehr einschränkte.
Bei der Organisation der Abschiedszeremonie achtete Brigitte Hort auch auf kleine Details. So gab es für jeden ein Glas Champagner – in ihren Abschiedsworten erklärte sie, warum das geschah und was Bessel Kok damit zu tun hatte. Da Vlastimil Hort auch sonst ein großer Bewunderer der französischen Sprache und Kultur war, steht auf seinem Grabstein sein Titel auch in französischer Sprache: „Grand maître d’échecs“.

Neben Brigitte Hort, Vlastimil Horts Sohn Daniel mit Familie und den tschechischen Schachfreunden war auch Bessel Kok gekommen, um Abschied zu nehmen. Als Vertreter der deutschen Schachgemeinde hatte sich Matthias Kribben auf den Weg nach Prag gemacht.
Martin Petr, Präsident des Tschechischen Schachverbandes, würdigte Vlastimil Hort mit den Worten: „Er hat das Schach im ganzen Land populär gemacht und es bis zur Weltspitze getragen. Ich verneige mich vor seinem Können. Dank ihm sind viele junge Spieler herangewachsen.“
Brigitte Hort sprach die letzten Abschiedsworte.
Liebe Trauergäste,
es war Vlastimils letzter Wunsch, dass ich ihn in seine Heimat nach Prag bringe. Danke an alle, die uns dabei unterstützt haben und gekommen sind, um Abschied zu nehmen.
Für einen außergewöhnlichen Menschen, Schachspieler und Freund sind auch außergewöhnliche Zeremonien erlaubt.
Vlastimil war immer auf dem Sprung in neue Abenteuer. Eventuelle Hindernisse nahm er nicht auf die leichte Schulter, aber immer mit Humor und einem Augenzwinkern.
Es existiert ein geflügeltes Wort zwischen uns beiden, das wir von Bessel Kok übernommen haben: „Yvette, why don’t you take a glass of champagne?“
Vlastimil würde sich sehr freuen, dass wir alle, obwohl wir traurig sind, auf ihn anstoßen. Denn der brave Soldat Schwejk, eine seiner Lieblingsfiguren, pflegte zu sagen: "Wir sehen uns wieder nach dem Krieg um halb sechs im Kelch!"
Au revoir, Vlastimil!

Vlastimil Hort ist gestorben