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Das Tata Steel Masters in Wijk aan Zee bot 2024 erneut ein schachliches Spektakel. In diesem Jahr lag das Hauptaugenmerk auf der Rückkehr des Weltmeisters, Ding Liren, und den fünf Kandidaten von Toronto. Ding hatte insgesamt kein gutes Turnier und in der zweiten Hälfte war er in diesem Jahr nur noch ein Schatten seiner selbst. Die Kandidaten zeigten ein gemischtes Bild.
Die Ergebnisse der Kandidaten sind vor allem Statements an die anderen Spieler in Toronto: Alireza Firouzja verlor im Turnierverlauf drei Schwarzpartien hintereinander und glich mit seinen Weißpartien aus. Es scheint er habe in den Niederlanden seine Eröffnungsvorbereitung mit Schwarz zurück gehalten. Gegen Gukesh und Praggnanandhaa, Pragg, hatte er bei zwei Remisen letztlich vor allem Glück. Ian Nepomniachtchi, Nepo, kann mit seinem Abschneiden von 50 Prozent nicht zufrieden sein. Vidit verlor erst in der Schlussrunde gegen Wei Yi und hatte in den ersten zwölf Runden in keiner Partie ernsthafte Schwierigkeiten. Pragg kann mit zwölf seiner dreizehn Partien zufrieden sein.
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Die Tabelle der Kandidaten im direkten Vergleich sieht Gukesh und Vidit vorne. Allerdings hatten die beiden Inder in drei Partien die weißen Steine, während Nepo und Pragg dreimal als Nachziehende anfingen.
Tabelle, erstellt via Chessbase
Die beste Frühform scheint Gukesh zu haben. In seinen Partien gegen Alireza Firouzja und gegen Pragg sollte in beiden Partien eigentlich mehr als zwei halbe Punkte herauskommen. Schauen wir uns das Geschehen in den Partien der drei Youngster gegeneinander genauer an. Die Auslosung wollte, dass diese Partien in den drei Schlussrunden stattfanden.
Das Fazit des Turniers in Wijk dürfte sein, dass mit Gukesh in dieser Form zu rechnen sein dürfte.
Praggnanandhaa scheint in seinem Spiel genau wie Vidit auf eine kontrollierte Offensive setzen zu wollen. Außer in der Partie ausgerechnet gegen Gukesh war Praggs Spiel fast fehlerfrei. Nach der Partie gegen den anderen Jungen aus Chennai jedoch zeigte sich Pragg enttäuscht und sprach von einem Spiel bei dem keiner seiner Züge Sinn ergeben habe. Gukesh nahm einen Tag später den Unfall und das Unentschieden gegen Pragg sehr gefasst hin. Am Ende erzielte Gukesh mit einem Plus von vier Punkten ein starkes Ergebnis. Erst im zweiten Tiebreak verlor der Inder gegen Wei Yi. Alireza, Pragg und Vidit gingen gemeinsam mit Plus Zwei aus dem Turnier. Jeder der drei Spieler kann etwas mitnehmen. So dürfte Pragg der erste Spieler sein, der den amtierenden Weltmeister und die Weltmeisterin in einem Turnier besiegen konnte. Vidit dürfte mit seinem Abschneiden insgesamt zufrieden sein. Alireza gelangen bei drei Niederlagen immerhin fünf Siege. Getoppt wird diese hohe Zahl an Siegen von Gukesh, der bei zwei Niederlagen zu Beginn des Turniers auf sechs Siege kam. Genau wie der Usbeke Nodirbek Abdusattorov, der aber nicht im Mittelpunkt dieser Betrachtung steht.
Den größten Elozuwachs in 2024 kann bisher Gukesh mit 22 Punkten in der Live-Rating verzeichnen.
Attack like a Super Grandmaster
In this Fritztrainer: “Attack like a Super GM†with Gukesh we touch upon all aspects of his play, with special emphasis on how you can become a better attacking player.
Nach dem anstrengenden Turnier in Wijk legte er keine größere Pause ein, sondern spielt in Deutschland einfach weiter. Gukesh ist am Spitzenbrett in der 2. Bundesliga West in Düsseldorf gemeldet. Die Partien der Startruppe vom Düsseldorfer SK 1914/1925 blieben zunächst unbekannt, da man am Rhein zwar eine Weltklassetruppe aufstellen kann, aber noch keine Übertragungstechnik im Einsatz hat. Netterweise stellte mir der 1. Vorsitzende des Vereins, Jan Werner, die Partien zur Verfügung.
Am Wochenende standen gleich drei Runden an und die Düsseldorfer brachten erstmals Leinier Dominguez ans Brett, hinzu kamen Arjun Erigaisi und Jorden Van Foreest. In Düsseldorf waren kurzzeitig Fabiano Caruana und Ding Liren zu Besuch. Beide fahren in Kürze nach Ostholstein zu dem Super-Showturnier im 960er-Schach. Caruana hat bereits unterschrieben. Ding Liren könnte ebenfalls von den Düsseldorfern gemeldet werden und man hört, dass Anish Giri ebenfalls Mitglied in Düsseldorf ist und eventuell nächstes Jahr im Einsatz für die Düsseldorfer sein könnte. Hinzu kommt die Nationalmannschaft aus Indien und in der nächsten Saison könnten der Weltmeister und Herausforderer, also Gewinner in Toronto, beide in einem Bundesligateam sein.
Gukesh spielte am Spitzenbrett und gewann seine drei Partien. Im Kampf gegen Aachen spielte der Inder gegen Christian Seel eine interessante Partie. Der Inder legte selbstbewusst los und opferte schnell etwas Material. Im 19. Zug fand der deutsche Internationale Meister eine teuflische Möglichkeit die Stellung nochmal zu verkomplizieren. Gukesh zeigte seine herausragenden Rechenqualitäten und umschiffte alle Fallstricke.
In den anderen Partien kam es für den Inder ähnlich, aber weniger aufregend. Gukesh rechnete sich zum Sieg nach ungenauem oder in einem Fall übermütigen Spiel seiner Gegner. Das Spiel von Gukesh zeichnet sich nicht nur in dem Mannschaftskampf dadurch aus, dass er mit Schwarz durchaus bereit ist relativ kleine Risiken einzugehen. Das war gegen Alexander Donchenko in Wijk nicht anders.
Die drei Kandidaten aus Indien liegen jetzt „live“ gleichauf mit 2747 Punkten genau einen Punkt hinter Viswanthan Anand. Der Ex-Weltmeister hatte vorsorglich schon im letzten Monat eine neue Hürde für die Spieler in Indien ausgerufen. Seine höchste Elozahl – 2817 und „live“ war er laut „2700Chess“ sogar bei 2820.7. Zunächst dürfte allerdings die Marke 2800 eine Herausforderung bis Jahresende sein. Ende Februar könnten alle drei Kandidaten vor dem Rundenturnier in Prag nochmals für Düsseldorf im Einsatz sein. Dann spielt Gukesh möglicherweise gegen den ehemaligen deutschen Spitzenspieler Christopher Lutz. Die meisten Inder setzen auf Training im Turniermodus, um in Form zu kommen. Bei den Frauen ist bisher nur eine Kandidatin bei Turnieren angekündigt. Vaishali spielt ab Mitte Februar in Djerba (Tunesien) im Masters zusammen mit Hans Niemann. Djerba Chess Festival, 17 February 2024 - DJERBA, TUNISIA Danach geht es ebenfalls für sie nach Prag. Vaishali spielt dort im Challenger Turnier mit.
Leider ist die erste Partie vom Azeri vermutlich durch einen Übertragungsfehler nicht rekonstruierbar. Nijat war für den SC Ötigheim im Einsatz und gewann seine Weißpartie, verlor aber gegen Liviu-Dieter Nisipeanu, der einen kleinen Vorteil aus der Eröffnung mitbrachte und seinen Gegner nach einer Ungenauigkeit glatt überspielte. Abasov ist in Toronto krasser Außenseiter mit einem Rückstand von über 100 Elopunkten.
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