Shirov: My
best games in the Spanish Vol.2
Rezension von FM Matthias Krallmann
Während seiner Analyse der Partie
Shirov-Aronian (Elista 2007) erklärt Shirov den Tausch eines guten Springers
gegen einen Läufer mit dem Einfluss von Bobby Fischer. Der elfte Weltmeister
der Schachgeschichte ist tot, doch seine Ideen werden noch lange fortwirken und
auch die heutige Elite hat ihn nicht vergessen. Gerade in der spanischen
Eröffnung hat Fischer einige fantastische Partien gespielt, z.B. die letzte von
ihm kommentierte Partie aus „Meine 60 denkwürdigen Partien“ gegen Stein in
Sousse 1967.
Die neuste DVD von Shirov behandelt
13 Spanisch-Partien, die der spanische Weltklassespieler in den letzten zwei
Jahren gespielt hat. Im ersten Teil, der fünf Partien umfasst, wird die
Archangelsk-Variante 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lb5 a6 4.La4 Sf6 5.0-0 b5 6.Lb3 Lc5
ausführlich unter die Lupe genommen. Shirov spielt diese Variante mit Schwarz
und er zeigt seine Partien gegen Ivanchuk (Ciudad Real 2007), Adams (Elista
2007), Dominguez (Foros 2007), Smirin (Odessa 2007) und Navara (Karlovy Vary
2007). Shirov hatte in den letzten zwei Jahren gute Ergebnisse mit dieser
aktiven Variante, die aufgrund seines Stils für ihn wie geschaffen ist. Er
bezeichnet die Variante als riskant, da sie in einer der Hauptabspiele ein
Bauernopfer beinhaltet, aber spielbar. Interessant ist, dass Shirov vor jeder
Partie auf die Widerlegung zu warten scheint, sie jedoch nie gespielt wird.
Vielleicht existiert sie einfach nicht.
Im zweiten Teil präsentiert Shirov
acht Weiß-Partien in der spanischen Eröffnung, die sehr gut illustrieren, wie
komplex Spanisch ist, da die Stellungsbilder, die in den verschiedenen
Varianten entstehen, sehr unterschiedlich sind. Der Zuschauer bekommt eine
Einführung in die verbesserte Steinitz-Variante (Shirov-Adams, Elista 2007), in
die Berliner Variante (Shirov-Naiditsch, Bundesliga 2006/2007), in den
Anti-Marshall (Gegner Aronian, Elista 2007 und Ivanchuk, Odessa 2007), in einen
„echten“ Marshall-Angriff gegen Akopian in Karlovy Vary 2007, in die
Tschigorin-Variante gegen Kasimdzhanov (Fuegen 2006), in die Saizew-Variante
gegen Jakovenko (Spanische Mannschaftsmeisterschaft 2006) und in das
Breyer-System gegen Postny (Bundesliga 2006/2007).
Die härteste Nuss, die die
Weißspieler in der spanischen Eröffnung zu knacken haben, scheint nach wie vor
der Marshall-Angriff zu sein. Shirov konnte den Widerstand seiner Gegner mit
dem ruhigen 8.h3 zweimal nicht brechen, so kehrte er zur Hauptvariante 8.c3
zurück und gewann. Shirov glaubt zwar nicht, dass es eine konkrete Widerlegung
des Marshall-Angriffs gibt, doch ist er der Überzeugung, dass es in konkreten
Situationen trotzdem Sinn machen kann das Bauernopfer zu akzeptieren. Aufgrund
der Fülle der Varianten, kann der Weiße etwas Bestimmtes vorbereiten, mit dem
der Schwarze nicht rechnet. Shirov meint, dass die Mode sich so sehr gewandelt
hat, dass auch die Nachziehenden sich mittlerweile hauptsächlich auf die
verschiedenen Anti-Marshalls vorbereiten. Grundsätzlich denkt Shirov jedoch,
dass der Marshall so solide ist, dass man lediglich etwas für eine Partie
Präparieren kann, dass dann in dieser Partie eine Herausforderung darstellt.
Nach einer ausführlichen Analyse dürften die Eröffnungsprobleme aber wieder
behoben sein.
Fazit: Das Niveau der Analysen
Shirovs ist recht hoch und der Zuschauer sollte DWZ 2000 oder mehr haben, wenn
er alles verstehen will. Aber natürlich kann es auch für weniger erfahrene
Spieler interessant sein, einem Weltklassespieler bei der Partiepräsentation
zuzusehen. Shirov ist ein sehr zurückhaltender, bescheidener Mensch. Mehrmals
behauptet er, dass seine neuen Eröffnungsideen aus dem gemeinsamen Training mit
Sergei Karjakin stammen, der eigentlich für die Neuerung verantwortlich sei.
Ich vermute, dass der Ukrainer von Shirov auch eine Menge profitieren kann,
aber so etwas würde dieser niemals sagen. Sehr sympathisch finde ich auch, dass
Shirov manchmal zugibt, dass ihm in einer bestimmten Variante sein Gedächtnis
im Stich lässt und er sich nicht erinnern kann, warum er diesen oder jenen Zug
gespielt hat oder warum diese oder jene Variante schlecht oder gut ist. Ganz
selten zeigt Shirov Computervarianten, meistens demonstriert er lediglich
Partien eines Menschen, der sehr viel vom Schach versteht.
- Intro
- Ivanchuk – Shirov 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6
3.Lb5 a6 4.La4 Sf6 5.0–0 b5 6.Lb3 Lc5
- Adams - Shirov 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6
3.Lb5 a6 4.La4 Sf6 5.0–0 b5 6.Lb3 Lc5
- Dominguez Perez – Shirov 1.e4 e5 2.Sf3
Sc6
3.Lb5 a6 4.La4 Sf6 5.0–0 b5 6.Lb3 Lc5
- Smirin – Shirov 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lb5 a6
4.La4 Sf6 5.0–0 b5 6.Lb3 Lc5
- Navara – Shirov 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lb5 a6
4.La4 Sf6 5.0–0 b5 6.Lb3 Lc5
- Shirov – Adams 1.e4 e5
2.Sf3 Sc6 3.Lb5 a6 4.La4 Sf6 5.0–0 Le7 6.Te1 d6
- Shirov – Naiditsch 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6
3.Lb5 Sf6 4.0-0 Sxe4 5.d4 Sd6 6.Lxc6 dxc6 7.dxe5 Sf5 8.Dxd8+ Kxd8
- Shirov – Aronian 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lb5
a6 4.La4 Sf6 5.0–0 Le7 6.Te1 b5 7.Lb3 0-0 8.h3
- Shirov – Ivanchuk 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6
3.Lb5 a6 4.La4 Sf6 5.0–0 Le7 6.Te1 b5 7.Lb3 0-0 8.h3
- Shirov – Akopian 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lb5
a6 4.La4 Sf6 5.0–0 Le7 6.Te1 b5 7.Lb3 0-0 8.c3 d5
- Shirov – Kasimdzhanov 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6
3.Lb5 a6 4.La4 Sf6 5.0–0 Le7 6.Te1 b5 7.Lb3 0-0 8.c3 d6 9.h3 Sa5
- Shirov – Jakovenko 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6
3.Lb5 a6 4.La4 Sf6 5.0–0 Le7 6.Te1 b5 7.Lb3 d6 8.c3 0-0 9.h3 Te8
- Shirov – Postny 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lb5
a6 4.La4 Sf6 5.0–0 Le7 6.Te1 b5 7.Lb3 d6 8.c3 0-0 9.h3 Sb8
Gesamtspielzeit: ca. 6 Stunden
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Shirov: My Best Games in the Spanish Vol. 2
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