Auf der Suche nach dem Scheinriesen

von Stefan Liebig
24.11.2025 – In Larnaca trafen sich Europas kleine Schachstaaten zum 9. ESNA Team Chess Championship – und lieferten eine Woche lang Spannung, hitzige Partien und echten Gemeinschaftsgeist. Ein Turnier, das zeigt: Größe zeigt sich nicht auf der Landkarte, sondern am Brett. | Fotos: European Small Nations Chess Association (ESNA)

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Am 15. November 2025 war es soweit: In der sonnigen Küstenstadt Larnaca auf Zypern begann die 9. Ausgabe des ESNA-Teamturniers, organisiert von der European Small Nations Chess Association (ESNA) gemeinsam mit dem zypriotischen Schachverband. Der Austragungsort für dieses Schachfestival war das elegante Sun Hall Hotel direkt an der Uferpromenade – Ambiente, das man sonst eher mit Sommerurlaub als mit Schachpartien verbindet.

Die Eröffnungszeremonie war mehr als nur ein formeller Akt. Mit dem symbolischen ersten Zug sorgte Zurab Azmaiparashvili, Präsident der Europäischen Schachunion (ECU), für das richtige Maß an Würde. Schon damit war klar: Dieses Turnier ist nicht nur ein „Netzwerken der Kleinen“, sondern ein ernstzunehmendes sportliches Ereignis mit europäischem Gewicht.

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Das Teilnehmerfeld war typisch ESNA: Die zehn Mannschaften kamen aus Andorra, Zypern, den Färöer-Inseln, Guernsey, Jersey, Liechtenstein, Luxemburg, Malta, Monaco und San Marino. Jede Delegation bestand aus vier Spielern plus einem Ersatzspieler, und das Turnier wurde im klassischen Rundensystem über neun Runden ausgetragen mit 90 Minuten für die ersten 40 Züge, anschließend 30 Minuten für den Rest, dazu ein Inkrement von 30 Sekunden pro Zug.

Teilnehmerfeld und Favoriten

Was das Rating betrifft, waren einige Mannschaften ganz vorne zu erwarten: Die Färöer-Inseln galten als einer der Top-Favoriten, gefolgt von Luxemburg und Andorra. Auf individueller Ebene nahmen bekannte Schachspieler an den Brettern Platz, darunter Großmeister und Internationale Meister, die bewiesen, dass auch kleine Nationen große schachliche Leistungen vollbringen können.

Viele Mannschaften nutzten das Event nicht nur, um zu gewinnen, sondern auch, um Erfahrungen zu sammeln, sich auszutauschen und den Teamgeist zu stärken. Doch schon in den ersten Runden herrschte auf dem Turnierbrett greifbare Spannung und es entwickelte sich ein faires und hartes Kräftemessen. Die zypriotischen Gastgeber zeigten beeindruckende Leistungen, aber der Weg zum Sieg war kein Spaziergang. Andere Teams, etwa Luxemburg und die Färöer-Inseln, boten starken Widerstand.

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Endstand nach 9 Runden:

Rg. Team  Wtg1 
1 Faroe Islands 16
2 Andorra 16
3 Cyprus 15
4 Luxembourg 13
5 Monaco 9
6 Liechtenstein 9
7 Malta 4
8 Jersey 4
9 Guernsey 3
10 San Marino 1

Die Spieler der Färöer sicherten sich den Siegerpokal. | Fotos ESNA

Die Topteams der Setzliste lieferten sich ein enges Rennen, lediglich die Luxemburger mussten etwas abreißen lassen. Die Top 3 hingegen nahmen sich gegenseitig die Punkte ab. Doch während Zypern auch noch auf einen Punkt gegen Luxemburg verzichten und sich dadurch mit der Bronzemedaille zufriedengeben musste, gewannen Andorra und die Färöer alle anderen Kämpfe. Die Insulaner aus dem hohen Norden gewannen in Runde 5 3:1 gegen die Gastgeber und ließen danach keine Zweifel mehr an ihren Ambitionen aufkommen.Am Ende hatten sie 2,5 Brettpunkte mehr auf dem Konto als Andorra und somit die Nase vorn im Rennen um die Goldmedaille.

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Platz 2 für Andorra (oben) und Platz 3 ging an die Heimmannschaft aus Zypern (unten). | Fotos ESNA

Hinter den Topteams bildeten Monaco und Liechtenstein ein kleines Mittelfeld und die Nationalteams von Malta, Jersey, Guernsey und San Marino mussten doch deutlich Federn lassen. Aber immerhin blieb kein Team ganz ohne Punkte. 

Einzelergebnisse der Top 4:

  1. Faroe Islands (EloDS:2325, Wtg1: 16 / Wtg2: 29,5)
Br. Name Elo 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Pkt. Anz EloDS
1 GM Ziska, Helgi Dam 2543 ½ ½ ½ 1 1 1 1 1 6,5 8 2203
2 IM Nielsen, Hogni Egilstoft 2385 1 1 0 1 ½ 1 1 1 6,5 8 2120
3 FM Apol, Luitjen Akselsson 2288 1 1 1 1 ½ 1 1 1 7,5 8 2045
4 Nielsen, Jon I Horni 2084 1 0 ½ 1 1 1 ½ 5 7 1994
5 Petersen, Elias 2004 0 1 1 1 1 4 5 1920
  2. Andorra (EloDS:2270, Wtg1: 16 / Wtg2: 27)
Br. Name Elo 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Pkt. Anz EloDS
1 GM De La Riva Aguado, Oscar 2439 1 ½ 1 ½ ½ 1 1 5,5 7 2264
2 FM Ribera Veganzones, Serni 2300 1 ½ 1 1 1 ½ 1 1 1 8 9 2108
3 FM Gomez Anadon, Daniel 2199 1 0 0 ½ 0 1 1 3,5 7 2033
4 Mateu Guiu, Esteve 2140 1 1 1 1 ½ 1 ½ 6 7 1974
5 Gonzalez Garcia, Marc 2112 1 0 1 ½ ½ 1 4 6 1929
  3. Cyprus (EloDS:2167, Wtg1: 15 / Wtg2: 25)
Br. Name Elo 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Pkt. Anz EloDS
1 FM Isaakidis, Alexandros 2248 ½ 0 1 ½ 0 1 ½ 1 4,5 8 2227
2 FM Michaelides, Konstantinos 2245 1 ½ 1 1 1 ½ 1 ½ ½ 7 9 2118
3 CM Antoniou, Rafail 2123 0 1 1 1 ½ 1 ½ ½ 5,5 8 2063
4 Konstantinidis, Konstantinos 2052 ½ 1 1 1 0 1 4,5 6 2010
5 Constantinou, Samuel Johannes 1950 1 1 ½ ½ ½ 3,5 5 1853
  4. Luxembourg (EloDS:2268, Wtg1: 13 / Wtg2: 26)
Br. Name Elo 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Pkt. Anz EloDS
1 IM Wiedenkeller, Michael 2387 ½ ½ 1 1 ½ 0 1 1 5,5 8 2178
2 IM Berend, Fred 2227 0 0 1 0 0 1 1 3 7 2090
3 FM Linster, Philippe 2214 1 0 1 1 1 0 1 1 6 8 2061
4 WGM Berend, Elvira 2243 ½ 1 1 1 1 1 1 6,5 7 2011
5 Mertens, Marc 2101 1 1 1 1 ½ ½ 5 6 1923

Blitzmeisterschaft dominiert vom Gastgeber

Zwischen den ernsten Matchrunden gab es auch den traditionellen Blitzabend. 34 Spieler traten im Schnellmodus gegeneinander an. Am Ende standen zwei Zyprioten ganz oben: Raphael Antoniou und Alexandros Isaakidis teilten sich den ersten Platz. Da ihre Punktzahl gleich war, ging es in ein dramatisches Sudden-Death-Duell. Nach einem ausgeglichenen ersten Blitz-Spiel setzte Antoniou (Foto rechts | ESNA) im zweiten nach und sicherte sich den Titel.

Fazit

Was dieses Turnier so besonders macht, ist der besondere Geist dahinter. ESNA steht nicht für finanzstarke Mega-Verbände, sondern für eine europäische Schachgemeinde, in der auch die „Kleinen“ mitspielen dürfen – mit Stolz, Engagement und sportlichem Ehrgeiz. Hier treffen sich Nationen, die im globalen Schachzirkus vielleicht nicht zu den größten gehören, aber in Sachen Herzblut ganz vorne mitspielen.

Die Organisation wirkte durchdacht: Das Hotel bot nicht nur komfortable Spielbedingungen, sondern auch Raum für Gespräche, Networking und eine echte Gemeinschaftsatmosphäre. Zwischen den Partien wurde nicht nur über Schach geredet, sondern Freundschaften vertieft und Ideen ausgetauscht. Für viele Teilnehmer war das Turnier mehr als ein Wettkampf – es war ein Forum, um ihre Schachgemeinschaft zu stärken.

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Der Blick in die Zukunft fällt optimistisch aus: Ein solch erfolgreiches Turnier wie in Larnaca legt den Grundstein für kommende ESNA-Events. Die Struktur ist tragfähig, der Verband wächst, und der Zusammenhalt unter den kleinen Schachnationen scheint stärker denn je. Zudem zeigt dieses Turnier, dass ESNA nicht nur eine Randerscheinung, sondern ein wichtiger Bestandteil der europäischen Schachszene ist. Es zeigte sich einmal mehr: Klein sein heißt nicht, unbedeutend zu sein.

Partien:

Links:

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Stefan Liebig, geboren 1974, ist Journalist und Mitinhaber einer Marketingagentur. Er lebt heute in Barterode bei Göttingen. Im Alter von fünf Jahren machten ihn seltsame Figuren im Regal der Nachbarn neugierig. Seitdem hat ihn das Schachspiel fest in seinen Bann gezogen. Höhenflüge in die NRW-Jugendliga mit seinem Heimatverein SV Bad Laasphe und einige Einsätze in der Zweitligamannschaft von Tempo Göttingen waren Highlights für den ehemaligen Jugendsüdwestfalenmeister.
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