ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024
ChessBase ist die persönliche Schach-Datenbank, die weltweit zum Standard geworden ist. Und zwar für alle, die Spaß am Schach haben und auch in Zukunft erfolgreich mitspielen wollen. Das gilt für den Weltmeister ebenso wie für den Vereinsspieler oder den Schachfreund von nebenan
Es war meines Wissens nach Anfang des neuen Millienniums als Grossmeister Stefan Kindermann mit seinen zwei bei Chessgate erschienenen Videos (!) zum Leningrad-Holländer damals für Furore sorgte! Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie mein Vereinskollege Uwe sich damals besagte Videos gekauft und wiederholt angesehen hatte. Keine zwei Monate später brachte er unseren damaligen mit 2200 Elo angesetzten Vereinsmeister eine seiner extrem seltenen Weiss-Niederlagen bei, indem er ihn die von Kindermann vorgeschlagene Leningrader Hauptvariante mit 7. ...De8 um die Ohren schlug und eine wunderschöne Partie gewann! Erwähnte ich bereits, dass Uwe knapp 300 Elo-Punkte niedriger, nämlich im 1900er Bereich angesiedelt war?
Punkt 1 für Kindermann!
2002 erschient dann von Kindermann das dazu passende Buch "Das Leningrader System - eine Waffe gegen 1. d4", drei Jahre später dann der analoge und aktualisierte englische Titel "Leningrad System - a complete weapons against 1. d4". Mich beeindruckte damals besonders die Klarheit der Erklärungen und die Weitsicht seiner Einschätzungen. Seine "special recommendation for white", die Varianten 1. Sf3 f5, d3!? als auch 8. Te1!? in der Leningrader Hauptvariante mit 7. ...De8 gelten auch heute noch als die Varianten, die dem Nachziehenden die grössten Kopfschmerzen bereiten.
Bemerkenswert war auch die inhaltliche Struktur der Bücher, die die Ideen für Weiss und Schwarz vorbildlich darstellte und den Finger auf typische Manöver oder gar Fallen legte. So gerüstet ging es dann an das Studium der Theorie anhand von anschaulich kommentierten Musterpartien, was ich klasse fand und zuvor noch in keinem Eröffnungsbuch gesehen hatte. Ich glaube, wenig später erschien ebenfalls aus der Feder von Kindermann ein noch beeindruckenderes, inhaltlich ähnlich aufgemachtes Buch zum Winawer-Franzosen mit Dg4 O-O, das ebenfalls das höchste Lob verdient!
Muss ich erwähnen, dass Uwe plötzlich auch Französisch mit gutem Erfolg spielte? Und ich denke, Uwe wird kein Einzelfall gewesen sein - Grossmeister Kindermann verdanken wir eine grosse Anzahl von neuen sowohl Französisch-Fans als auch Leningrad-olländern!
Punkt 2 für Kindermann für das Setzen neuer Trends! ;-)
Nachdem Kindermann bereits sehr gute Chessbase-DVDs zu den Themen Königsangriff, Psychologie und Italienisch herausgegeben hat, widmet er sich nun wieder dem Leningrader System. Ein kämpferisches System, das keine vorschnellen Vereinfachungen zulässt und deutlich auf Sieg orientiert ist und insbesondere von angriffslustigen Spielern wie Hikaru Nakamura und Fabiano Caruana mit Erfolg angewendet wird.
Allerdings - und das finde ich klasse - handelt es sich bei der aktuellen Kindermann-DVD nicht um das Recycling von altem Material, das womöglich neu aufbereitet wurde, sondern um gänzlich neuen Stoff. Denn nachdem Kindermann 7. ...De8 in aller Ausführlichkeit in seinen eigenen Werken behandelt hatte, folgten seinem Vorbild weitere Autoren, von denen ich nur Valeri Beim und Vladimir Malaniuk nennen möchte, so dass der Damenzug in letzter Zeit ganz sicher ausreichend theoretische Aufmerksamkeit erhalten hat.
Kindermann widmet sich auf seiner neuen DVD daher dem Leningrader System mit 7. ...c6. Hier ein Auszug aus dem Inhaltsverzeichniss der DVD:
1. Holländisch Leningrader Variante
2. Datenbanken: Theorie; Praxisbeispiele Kindermann; Weißmotive; Schwarzmotive; Testaufgaben; Modellpartien
3. 01: Leningrader Zugfolgen Teil 1: 1.d4 f5 2.e4/Sc3/Lg5 - Notation [06:54]
4. 02: Leningrader Zugfolgen Teil 2: 1.d4 f5 2.g3 Sf6 3.Lg2 g6/e6 - Notation [04:54]
5. 03: Leningrader Zugfolgen Teil 3: 1.d4 f5 2.g3 Sf6 3.Lg2 g6 4.Sf3 Lg7 5.0-0 0-0 6.c4/b3/b4 - Notation [05:14]
6. 04: Zum Umgang mit dieser DVD [03:56]
7. 05: Schwarzmotive 1 - Barczay,L - Videki,S [04:04]
8. 06: Schwarzmotive 2 - Tataev,M - Kramnik,V [03:02]
9. 07: Schwarzmotive 3 - Spok - Stormbringer-Kindermann [02:57]
10. 08: Schwarzmotive 4 - Beliavsky,A - Kindermann,S [06:43]
11. 09: Schwarzmotive 5 - Anastasian,A - Malaniuk,V [02:43]
12. 10: Schwarzmotive 6 - Spassky,B - Santo Roman,M [02:42]
13. 11: Schwarzmotive 7 - Tukmakov - Malaniuk [03:10]
14. 12: Schwarzmotive 8 - Beliavsky,A - Malaniuk,V [02:39]
15. 13: Schwarzmotive 9 - Pelletier,Y - Onischuk,A [02:21]
16. 14: Schwarzmotive 10 - Gurevich,M - Mainka,R [02:11]
17. 15: Schwarzmotive 11 - Lukacs,P - Szabolcsi,J [02:42]
18. 16: Schwarzmotive 12 - Rogozenko,D - McDonald,N [03:31]
19. 17: Schwarzmotive 13 - Ippolito,D - Zhang,Z [02:25]
20. 18: Weißmotive 1 - Smejkal,J - Danner,G [02:56]
21. 19: Weißmotive 2 - Dreev,A - Malaniuk,V [02:26]
22. 20: Weißmotive 3 - Kramnik,V - Illescas Cordoba,M [02:28]
23. 21: Weißmotive 4 - Doering,T - Kindermann,S [02:17]
24. 22: Weißmotive 5 - Dreev,A - Malaniuk 2,V [02:00]
25. 23: Weißmotive 6 - Antunes,A - Vyzmanavin,A [02:03]
26. 24: Weißmotive 7 - Ribli,Z - Henley,R [02:33]
27. 25: Weißmotive 8 - Horvath,C - Kindermann,S [03:04]
28. 26: Weißmotive 9 - Nakamura,H - Barron,M [03:05]
29. Theorieteil
30. 27: 1.d4 f5 2.g3 Sf6 3.Lg2 g6 4.Sf3 Lg7 5.0-0 0-0 6.c4 d6 7.Sc3 c6 8.d5 e5 9.Db3/e4 - Notation [05:42]
31. 28: 1.d4 f5 2.g3 Sf6 3.Lg2 g6 4.Sf3 Lg7 5.0-0 0-0 6.c4 d6 7.Sc3 c6 8.d5 e5 9.dxe6 Lxe6 10.b3 - Notation [08:13]
32. 29: 1.d4 f5 2.g3 Sf6 3.Lg2 g6 4.Sf3 Lg7 5.0-0 0-0 6.c4 d6 7.Sc3 c6 8.d5 e5 9.dxe6 Lxe6 10.Dd3 - Notation [06:10]
33. 30: 1.d4 f5 2.g3 Sf6 3.Lg2 g6 4.Sf3 Lg7 5.0-0 0-0 6.c4 d6 7.Sc3 c6 8.Te1 - Notation [06:55]
34. 31: 1.d4 f5 2.g3 Sf6 3.Lg2 g6 4.Sf3 Lg7 5.0-0 0-0 6.c4 d6 7.Sc3 c6 8.Tb1 - Notation [06:46]
35. 32: 1.d4 f5 2.g3 Sf6 3.Lg2 g6 4.Sf3 Lg7 5.0-0 0-0 6.c4 d6 7.Sc3 c6 8.Dc2/b3 - Notation [04:30]
36. 33: b3 Systeme - 1.d4 f5 2.g3 Sf6 3.Lg2 g6 4.Sf3 Lg7 5.0-0 0-0 6.b3 d6 7.Lb2 - Notation [08:20]
37. 34: b4-Systeme - 1.d4 f5 2.g3 Sf6 3.Lg2 g6 4.Sf3 Lg7 5.0-0 0-0 6.b4 - Notation [08:04]
38. 35: c3-Systeme - 1.d4 f5 2.g3 Sf6 3.Lg2 g6 4.c3 Lg7 5.Db3/Sd2 - Notation [07:04]
...
Wie ersichtlich, ist Kindermann seinem Konzept der inhaltlichen Struktur mittels typischer Pläne für Weiss und Schwarz zum Glück treu geblieben. Nachdem Kindermann auf diverse Zugfolgen zur Hauptvariante eingegangen ist, stellt er gleich zu Beginn der DVD satte 22 typische Motive vor, anhand derer man sein Verständnis überprüfen kann. Das gefällt mir sehr gut.
Auf einer Länge von viereinhalb Stunden Spielzeit erläutert Grossmeister Kindermann mit gewohnter Präzison und Klarheit die Besonderheiten der einzelnen Varianten und gibt gute, nachvollziehbare Erklärungen für die Wahl seiner Varianten.
Wie schon in seinen literarischen Werken zuvor versteht er es, mit dem Zuschauer zusammen zu "agieren" und diesen für seine Sache zu begeistern. Kindermann versäumt es auch hier wieder nicht, die kritischen Abspiele herauszukristallisieren, er gibt Updates zu Entwicklungen in eher selten gespielten Varianten wie dem nicht ungefährlichen Staunton-Gambit und dem modernen und vielerorts empfohlenen Zug 2. Lg5. Eine Sonderstellung nimmt hier der Zug 2. Sc3 ein, der es Schwarz unmöglich macht, die typischen Leningrader Strukturen mit dem Fianchetto des Königsläufers zu erreichen. Auch hier ist Kindermanns Variantenwahl gut überlegt getroffen und verschafft dem Nachziehenden gutes Gegenspiel.
Die Hauptvariante mit 7. ...c6 war im Jahre 2013 aufgrund der in der Partie Radjabov-Ivanchuk angewandten Zugfolge 8. Tb1 Se4, 9. Dc2 Sc3:, 10. bc3: (!) etwas in Verruf geraten, auch wenn die Partie keineswegs so geradlinig verlief wie es uns einige Kommentatoren glauben lassen wollten.
Schauen Sie bitte unbedingt in die DVD um zu sehen, welchen Weg Kindermann dem Nachziehenden hier empfiehlt, um aktives Gegenspiel zu erhalten!
Schwarz muss in dem von Kindermann empfohlenen Abspiel mit 7. ...c6, 8. e5 bereit sein, sich undogmatisch von seinem weissfeldrigen Läufer zu trennen. Dass dies keinesfalls ein Nachteil zu sein braucht, zeigt der Nachziehende in der folgenden Partie:
Einen typisch kämpferischen Leningrader mit Blick auf den gegnerischen König zeigt auch die folgende recht aktuelle Partie:
Da es sich bei vorliegender DVD um ein komplettes Repertoire gegen geschlossene Spielweisen handelt, werden auch hier detailliert die Besonderheiten von 1. c4 sowie 1. Sf3 besprochen damit Schwarz nicht in eine passive Stellung gerät. Auch hier ist Kindermann der Mann, den Sie sich an Ihrer Seite wünschen.
Fazit: Stefan Kindermann ist zurück und ich freue mich über diese wirklich sehr gute DVD zum Leningrader System, die ich wärmstens empfehlen möchte! Man kann nur hoffen, dass er bald eine oder zwei neue Chessbase-DVDs zum Franzosen herausbringt und uns auch hier mit neuen Ideen und Updates begeistert!
Stefan Kindermann: Der listige Leningrader - eine universelle Waffe gegen 1.d4, 1.Sf3 und 1.c4
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