Die ChessBase Mega Database 2017 ist die Referenz für jeden ambitionierten Schachspieler: die komplette Schachgeschichte mit 6,8 Mio. Partien von 1500 bis 2016, erstklassig editiert, voller Meisteranalysen und komplett klassifiziert.
Die Mega Database wächst kontinuierlich und wird kontinuierlich erweitert. Natürlich mit aktuellen Partien, aber auch mit Partien aus historischen Turnieren. Den historischen Teil der Mega 2017 hat Gisbert Jacoby bearbeitet und umfangreich ergänzt. Und in dem folgenden Video zeigen Jacoby und Karsten Müller, wie man die Suchmaske nutzen kann, um z.B. die längste Partie oder das kürzeste Patt zu suchen.
Jacoby und Müller beschränken sich bei ihrer Suche allerdings auf historische Partien - das heißt, Partien aus dem Zeitraum 1500 bis 1939. Diese Ergebnisse sind originell und überraschend genug, aber natürlich kann man die Suche auf alle Partien in der Datenbank ausdehnen, zum Beispiel, wenn man herausfinden will, was das kürzeste Patt ist, das je in einer Turnierpartie auf dem Brett stand.
Dazu öffnet man die Mega Database 2017 und ruft dann mit "Liste filtern" die Suchmaske auf. In der Suchmaske setzt man ein Häkchen bei "Patt" und gibt bei "Züge" "0-50" ein. Damit gibt man dem Programm den Auftrag, nach Partien zu suchen, die 50 Züge oder kürzer dauerten und mit Patt endeten.
Sollte diese Suche zu keinem Ergebnis führen, so enthält die Datenbank keine Partien, in denen in weniger als 50 Zügen ein Patt auf dem Brett stand. Dann müsste man die Suche erweitern, indem man die Zahl der Züge erhöht.
Aber in diesem Fall ist das nicht nötig. Nach kurzer Bedenkzeit spuckt das Programm eine Liste mit einer ganzen Reihe von Partien aus.
Diese Liste ordnet man jetzt mit einem Klick auf "Züge" (in der Leiste, die im Bild ganz oben ist) nach der Länge der Partien. Das führt zu folgendem, vielleicht überraschenden, Ergebnis:
Sollte es tatsächlich so viele Partien geben, die schon nach 3, 10 oder 12 Zügen mit Patt geendet haben? Nein, natürlich nicht. Denn wenn man sich die Partien anschaut, so stellt man fest, dass die ersten sechs Beispiele keine vollständigen Partien zeigen, sondern lediglich Partiestellungen. Das erklärt die geringe Anzahl der Züge.
Interessant wird es dann bei der Partie May gegen Loef. Hier waren sich die beiden Gegner offensichtlich bereits vor der Partie darüber einig, dass man nicht jede Partie auskämpfen muss und zeigten anschließend, dass sie wissen, wie das kürzest mögliche Patt aufs Brett gebracht werden kann.
Wie die Liste zeigt, war das allerdings keine besonders originelle Idee. So haben eine ganze Reihe von Spielern unterschiedlicher Spielstärke demonstriert, wie man in 10, 12, 13, 14, 16, 17 oder 19 Zügen Patt setzen kann, wenn der Gegner damit einverstanden ist.
Einen wirklichen Kampf sieht man dafür in einer Partie zwischen Mario Sibilio und Sergio Mariotti, die bei der Italienischen Meisterschaft 1982 in Ravenna gespielt wurde.
Patt nach 27 Zügen - in einer wirklichen Partie. Ist das tatsächlich das kürzeste in einer Turnierpartie gespielte Patt? Wie man es nimmt. Denn das originelle Ende dieser Partie rief Nachahmer auf den Plan. So orientierten sich Daniel Nedostup und Rafael Barhudrian in der sechsten Runde des Halbfinales der Meisterschaft von St. Petersburg 2013 am italienischen Vorbild und reproduzierten die Partie Sibilio gegen Mariotti, um ein abgesprochenes Remis nicht ganz langweilig wirken zu lassen. Aber natürlich haben sie damit jeden Anspruch auf Originalität verloren.
Allerdings gibt es noch eine andere Partie, die mit Patt endete, aber offensichtlich ausgekämpft wurde - und diese Partie war sogar einen Halbzug kürzer als Sibilio gegen Mariotti. Gespielt wurde sie 2006 zwischen Louise Beukema und Juliette Falk in der 5. Runde der Holländischen Mädchenmeisterschaft U11 in Waalwijk.
Streng genommen ist dies die kürzeste, bekannte und ausgekämpfte Turnierpartie, die mit einem Patt endete. Aber wegen der doch insgesamt geringen Qualität der Partie und dem kuriosen Ende gebührt die Ehre, die kürzeste Pattpartie aller Zeiten gespielt zu haben, eigentlich dennoch Mario Sibilio und Sergio Mariotti.