Am gestrigen Freitag, 16. Juni wurden die Team-Weltmeisterschaften im sibirischen Khanty-Mansisyk feierlich eröffnet. Obwohl dieser Wettbewerb nicht das Prestige der Schacholympiade innehat, senden die qualifizierten Verbände in der Regel das stärkstmögliche Team an den Start. Dieses Jahr fehlen einige Stars aufgrund der terminlichen Überschneidung mit Norway Chess, das gestern erst beendet wurde.
Zum Modus
In zwei getrennten Wettbewerben (Männer und Frauen) spielen je zehn Teams um den Titel des Weltmeisters. Jedes Team besteht aus vier Spieler*innen sowie eine*r Ersatzspieler*in. Qualifiziert sind je das beste Team Afrikas, der Gastgeber Russland, die bestplatzierten Teams der Schacholympiade 2016 sowie ein Land auf Einladung - dies ist bei den Herren Weißrussland, bei den Damen die georgische Nationalteam.
Welche Teams sind favorisiert?
Bei den Herren ist in erster Linie natürlich das russische Team zu nennen. Nachdem beim letzten großen Teamwettbewerb, der Schacholympiade in Baku 2016 es hinter der Ukraine und den USA nur zu Bronze reichte, muss beim Heimspiel ein Erfolg her. Sergey Karjakin und Vladimir Kramnik fehlen aufgrund ihrer Teilnahme in Stavanger, weshalb das russische Team gewissermaßen grunderneuert antritt. Vom Olympiadenteam ist lediglich Peter Svidler und Ian Nepomniachtchi dabei, neu im Team sind der frischgebackene Europameister Maxim Matlakov, Nikita Vitiugov und Vladimir Fedoseev.
Das runderneuerte russische Nationalteam: Vladimir Fedoseev, Maxim Matlakov, Nikita Vitiugov und Ian Nepomniachtchi (von Brett 4 nach 1).
Größter Konkurrent dürfte der Titelverteidger China sein. China hatte nach den grandiosen Erfolg bei der Olympiade in Tromso 2014 und der Team-WM in Armenien 2015 eine schwache Olympiade, wo das Team mit dem 13. Platz weit hinter den Erwartungen zurückblieb. Das chinesische Team startet mit den vier elostärksten Spielern, am Spitzenbrett ist Ding Liren gesetzt, der sich mit seinem Erfolg beim Grand-Prix in Moskau wieder in die Top-10 der Welt gespielt hat.
Li Chao will mit seinem Team wieder angreifen.
Beide favorisierten Teams kamen heute mit ungefährdeten 3.5-0.5 Erfolgen gegen die klaren Underdogs aus Ägypten und Weißrussland gut aus den Startlöchern.
Wie steht es um den Olympiasieger USA?
Das Team der USA kommt sicherlich mit großen Ambitionen nach Russland gereist. Klar ist allerdings, dass die Absage des Gespanns Caruana-So-Nakamura nicht zu kompensieren sein wird. Am ersten Brett spielt nun Sam Shankland, der mit einer Elo von 2676 weit von einem Kaliber wie Nakamura entfernt ist. Dennoch ist den Amerikanern einiges zuzutrauen, zum Auftakt gab es einen Sieg über Norwegen.
Highlights der Auftaktrunde
Als größte Überraschung kann wohl das 2-2 der Türken gegen die Ukrainer gewertet werden. Für ein schachliches Highlight sorgte das indische Spitzenbrett Vidit Gujrathi, der den Weltklassemann Radoslaw Wojtaszek lehrbuchartig überspielte.
Der Sieger beim Interview
Vidit war vor wenigen Monaten in Hamburg und nahm dort zwei DVD zum Thema Caro-Kann auf. Zudem besuchte er GM Karsten Müller in dessen Show Endgame Magic, welche im Videoportal kostenfrei angesehen werden kann.
The Fashionable Caro-Kann Vol.1 and 2
Das dynamische Spiel, basierend auf einem starken strategischen Fundament, hat mich von jeher fasziniert, und ich habe auf diesen DVDs die Varianten vorgeschlagen, die ich auch persönlich in der Praxis bevorzuge.
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Frauen-WM
Im Wettbewerb der Frauen ging es heute gleich gehörig zur Sache. Die beiden großen Favoriten, ebenso wie bei den Herren China und Russland, spielten zum Auftakt gegeneinander. Acht Spielerinnen aus den Top-20 der Welt saßen in diesem Kampf an den Brettern. Am Ende stand es 3-1 für Russland.
Große Anspannung vor dem vielleicht bereits vorentscheidenden Kampf zwischen Russland und China. Am Spitzenbrett gewinnt Alexandra Kosteniuk gegen Ju Wenjun.
Hoch gewannen die Teams aus Vietnam und Polen. Das ukrainische Team, das übrigens ohne ihre Doppelspitze Muzychuk-Muzychuk antritt, kam gegen die USA zu einem knappen Erfolg.
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